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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Medikamente zum Bekämpfen von
aberrantem Spleißen
von prä-mRNA-Molekülen und
Hinaufregulieren der Genexpression sowie antisense-Oligonukleotide,
die zum Ausführen
derselben verwendbar sind.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Das
Potential von Oligonuldeotiden als Modulatoren der Genexpression
ist gegenwärtig
unter intensiver Erforschung. Die meisten der Anstrengungen sind
auf das Hemmen der Expression von als Ziel genommenen Genen wie
beispielsweise Onkogenen oder viralen Genen konzentriert. Die Oligonuldeotide
sind entweder gegen RNA (antisense-Oligonukleotide)(M. Ghosh und
J. Cohen, Prog. Nucleic Acid Res. Mol. Biol. 42, 79 (1992); L. Necken
et al., Crit. Rev. Oncog. 3, 175 (1992)) oder gegen DNA gerichtet,
wo sie dreisträngige Strukturen
erzeugen, die die Transkription durch RNA-Polymerase 11 hemmen (J.
Hanvey et al., Science 258, 1481 (1992); W. McShan et al., J. Biol.
Chem. 267, 5712 (1992); M. Grigoriev et al., J. Biol. Chem. 267,
3389 (1992); G. Duval-Valentin et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
89, 504 (1992)). Um eine gewünschte
Wirkung zu erreichen, müssen
die Oligonuldeotide einen Zerfall des vorher existierenden, nicht
wünschenswerten
Proteins durch wirksames Verhindern seiner Bildung de novo fördern. Derartige
Techniken sind nicht brauchbar, wo es die Aufgabe ist, die Erzeugung
des nativen Proteins hinaufzuregulieren. Doch würde in Fällen, wo die Expression eines
Gens wegen Mutationen darin herabreguliert wird, ein Mittel zum
Hinaufregulieren der Genexpression durch antisense-Technologie extrem
nützlich
sein.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt Mittel zur Verwendung von antisense-Nuldeotiden
zum Hinaufregulieren der Expression einer DNA, enthaltend eine Mutation,
bereit, welche ansonsten zur Herabregulation dieses Gens durch aberrantes
Spleißen
der prä-mRNA,
die es codiert, führen
würden.
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Dementsprechend
wird in einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung ein Medikament
zum Bekämpfen
von aberrantem Spleißen
in einem prä-mRNA-Molekül, enthaltend
eine Mutation, bereitgestellt. Wenn vorhanden in der prä-mRNA, verursacht
die Mutation, daß die
prä-mRNA
inkorrekt spleißt
und eine aberrante mRNA oder ein mRNA-Fragment, verschieden von
der gewöhnlich
aus der prä-mRNA resultierenden
mRNA, erzeugt. Genauer gesagt enthält das prä-mRNA-Molekül: (i) eine erste Gruppe von
Spleißelementen,
definierend ein natives Intron, welches durch Spleißen entfernt
wird, wenn die Mutation abwesend ist, um ein erstes mRNA-Molekül, codierend
ein natives Protein, zu erzeugen, und (ii) eine zweite Gruppe von
Spleißelementen,
induziert durch die Mutation, welche ein aberrantes Intron, verschieden
von dem nativen Intron, definieren, welches aberrante Intron durch
Spleißen
entfernt wird, wenn die Mutation vorhanden ist, um ein aberrantes
zweites mRNA-Molekül,
verschieden von dem ersten mRNA-Molekül, zu erzeugen. Das Medikament
umfaßt
ein antisense-Oligonukleotid, fähig
zum Hybridisieren mit dem prä-mRNA-Molekül, um unter
Bedingungen, welche Spleißen
gestatten, ein doppelsträngiges
Molekül
hervorzubringen. Das antisense-Oligonukleotid ist eines, welches
RNase H nicht aktiviert, und ist ausgewählt, um ein Glied der aberranten
zweiten Gruppe von Spleißelementen
zu blockieren, so daß das
native Intron durch Spleißen
entfernt wird und das erste mRNA-Molekül, codierend ein Protein, erzeugt
wird.
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In
einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Medikament
zum Hinaufregulieren der Expression eines nativen Proteins in einer
Zelle, enthaltend eine DNA, codierend das native Protein, bereitgestellt.
Welche DNA weiterhin eine Mutation enthält, welche Herabregulation
des nativen Proteins durch aberrantes Spleißen davon verursacht. Genauer
gesagt codiert die DNA eine prä-mRNA,
wobei die prä-mRNA
die vorstehend angegebene Gruppe von charakteristischen Eigenschaften
hat. Das Medikament umfaßt
ein antisense-Oligonukleotid mit den vorstehend beschriebenen charakteristischen
Eigenschaften, so daß das
native Intron durch Spleißen
entfernt wird und das native Protein durch die Zelle erzeugt wird.
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Ein
dritter Aspekt der vorliegenden Erfindung ist ein antisense-Oligonuldeotid,
verwendbar zum Bekämpfen
von aberrantem Spleißen
in einem prä-mRNA-Molekül, enthaltend
eine Mutation. Das prä-mRNA-Molekül enthält eine
erste Gruppe und eine zweite Gruppe von Spleißelementen mit der vorstehend
angegebenen Gruppe von charakteristischen Eigenschaften. Das antisense-Oligonukleotid
umfaßt
ein Oligonuldeotid, welches (i) mit der prä-mRNA hybridisiert, um ein
doppelsträngiges
Molekül
zu erzeugen; (ii) RNase H nicht aktiviert; und (iii) ein Glied der
aberranten zweiten Gruppe von Spleißelementen blockiert.
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Die
vorhergehenden und andere Aufgaben und Aspekte der vorliegenden
Erfindung werden in den Zeichnungen hier und in der nachstehend
angegebenen Beschreibung ausführlich
diskutiert.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt
die Struktur von prä-mRNAs.
Kästchen
zeigen Exons; dicke Linien Introns an. Die Positionen der Mutationen
(110 und 705) relativ zu Nukleotid 1 von IVS 1 bzw. IVS 2 sind oberhalb
des HBΔ6-Klons angegeben.
Die Zahlen unten zeigen die Länge,
in Nukleotiden, von Exons und Introns an. Antisense-Oligonukleotide
sind durch die numerierten kurzen Balken unter den β110-
und IVS2705-Konstrukten und Spleißwege durch
die gestrichelten Linien angezeigt.
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2 zeigt
die Umkehr von aberrantem Spleißen
durch Oligonuldeotid 1, gerichtet gegen den normalen Verzweigungspunkt
im Intron 1 von β-Globin-prä-mRNA. Die
Struktur der Produkte und Zwischenverbindungen ist rechts dargestellt;
ihre Größe in Nukleotiden
ist links angegeben. Ein Sternchen bezeichnet aberrante Mobilität von Lariat
enthaltenden Zwischenverbindungen. Die gleichen Bezeichnungen werden
in den nachfolgenden Figuren verwendet. Bahn 1 zeigt das Spleißen von
Kontroll-HBΔ6-prä-mRNA; Bahn
2 zeigt das Spleißen
von β110-prä-mRNA;
die Bahnen 3-8 zeigen das Spleißen
von β110-prä-mRNA
in Anwesenheit von zunehmenden Mengen (angezeigt oben auf der Figur)
von Oligonukleotid 1; Bahn 9 zeigt das Spleißen von β110-prä-mRNA in
Anwesenheit von Oligonuldeotid 3, gezielt auf eine Sequenz im Intron
2 von β-Globin-prä-mRNA.
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3 zeigt
die Auswirkungen von Oligonukleotid 2, gerichtet gegen die aberrante
3 3'-Spleißstelle
im Intron 1 von β110-prä-mRNA.
Bahn 1 zeigt das Spleißen
von β110-prä-mRNA;
die Bahnen 2-7 zeigen das Spleißen
von β110-prä-mRNA
in Anwesenheit zunehmender Mengen (angezeigt oben auf der Figur)
von Oligonukleotid 2.
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4 zeigt
die Umkehr von aberrantem Spleißen
von IVS2705-prä-mRNA durch Oligonuldeotid
3, gerichtet gegen die kryptische 3'-Spleißstelle, und Oligonukleotid
4, gerichtet gegen die aberrante 5'-Spleißstelle im
Intron 2 von der IVS2705-prä-mRNA. Bahn
1 zeigt Input-RNA; die Bahnen 2 und 3 zeigen das Spleißen von Kontrolltranskripten
(angezeigt oben auf der Figur); die Bahnen 4-8 und 9-13 zeigen das
Spleißen
von IVS2705-prä-mRNA in Anwesenheit von Oligonukleotid
3 bzw. Oligonukleotid 4. Die Mengen der Oligonukleotide in der Reaktion
sind oben angezeigt. „?" auf der linken Seite
zeigt zum Vorschein kommendes Abbauprodukt an.
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5 veranschaulicht
die Auswirkungen der Behandlung von IVS2-654-Zellen mit einem 2'-O-Methylribooligonukleotid-(17-mer)antisense-Oligonukleotid,
gerichtet auf eine kryptische 3'-Spleißstelle
in Anwesenheit von LIPOFECTINTM-Transfektionsreagenz.
In den Bahnen 1, 3 und 5 wurde die gesamte Cellulose-RNA reverser
Transkriptase unterworfen – Polymerasekettenreaktion
(RT-PCR) wurde mit Primer A (spezifisch zum Nachweisen von aberrantem
Spleißen
der prä-mRNA)
ausgeführt;
in den Bahnen 2, 4 und 6 wurde RT-PCR mit Primer C (spezifisch zum
Nachweisen des korrekten Spleißen
von prä-mRNA) ausgeführt. Ungespleißte prä-mRNA und
die korrekten und aberranten Spleißprodukte davon sind schematisch
unter der Veranschaulichung der Gelbahnen veranschaulicht. Die Bahnen
1 und 2 zeigen Spleißen
der prä-mRNA
aus Zellen, behandelt mit LIPOFECTINTM-Transfektionsreagenz
und 3 μM
prä-mRNA von 2'-O-Methyloligoribonuldeotid;
die Bahnen 3 und 4 zeigen Spleißen
von Zellen, behandelt mit LIPOFECTINTM-Transfektionsreagenz
allein; die Bahnen 5 und 6 zeigen Spleißen der prä-mRNA von unbehandelten Zellen.
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6 ist
vorstehender 5 ähnlich und zeigt die Auswirkungen
der Behandlung von IVS2-654*-Zellen
mit 5 und 20 μM
antisense-Oligonukleotid, gerichtet auf die kryptische 3'-Spleißstelle
in Anwesenheit von Teilchen von replikationsdefizientem Adenvirus.
Die RT-PCR-Reaktion wurde unter Verwendung von Primern ausgeführt, die
mit den zweiten bzw. dritten Exons des humanen β-Globin-Gens hybridisieren.
Bahn 1 zeigt das Spleißen
der prä-mRNA
von unbehandelten Zellen. Die Bahnen 2 und 3 zeigen das Spleißen der prä-mRNA von
Zellen, behandelt mit 5 bzw. 20 μM
Oligonukleotid in Anwesenheit des Adenvirus.
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7 ist
vorstehender 5 ähnlich und zeigt die Auswirkungen
der Elektroporation von IVS2-654*-Zellen, behandelt mit 5 oder 50 μM von 2'-O-Methylribooligonuldeotid-antisense-Oligonukleotid, gerichtet
auf eine aberrante 5'-Spleißstelle.
Bahn 1 zeigt das Spleißen
der prä-mRNA
von unbehandelten Zellen. Die Bahnen 2 und 3 zeigen das Spleißen von
prä-mRNA-Zellen,
behandelt mit 5 bzw. 50 μM
von dem Oligonukleotid.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Introns
sind Anteile von eukaryotischer DNA, welche zwischen den codierenden
Anteilen, oder „Exons", dieser DNA liegen.
Introns und Exons werden in RNA transkribiert als „primares
Transkript, Vorläufer für mRNA" (oder „prä-mRNA") bezeichnet. Introns
müssen
aus der prä-mRNA
entfernt werden, so daß das
native Protein, codiert durch die Exons, hergestellt werden kann
(der Begriff „natives
Protein" bezeichnet
wie hier verwendet natürlich
vorkommendes, Wildtyp- oder funktionelles Protein). Die Entfernung
von Introns aus prä-mRNA
und nachfolgende Verknüpfung
der Exons wird in dem Spleißvorgang
ausgeführt.
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Der
Spleißvorgang
ist tatsächlich
eine Reihe von Reaktionen, vermittelt durch Spleißfaktoren,
welcher auf RNA nach der Transkription aber vor der Translation
ausgeführt
wird. So ist eine „prä-mRNA" eine RNA, welche
sowohl Exons als auch Intron(s) enthält, und eine „mRNA" ist eine RNA, in
welcher das (die) Intron(s) entfernt worden ist (sind) und die Exons
nachfolgend miteinander verknüpft
worden sind, so daß das
Protein daraus durch die Ribosome translatiert werden kann.
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Introns
sind durch eine Gruppe von „Spleißelementen" definiert, welche
relativ kurze, konservierte RNA-Segmente sind, welche die verschiedenartigen
Spleißfaktoren
binden, welche die Spleißreaktionen
ausführen.
So ist jedes Intron durch eine 5'-Spleißstelle,
eine 3'-Spleißstelle
und einen Verzweigungspunkt, der sich dazwischen befindet, definiert.
Diese Spleißelemente
werden „blockiert", wie hier diskutiert
wird, wenn ein antisense-Oligonukleotid entweder vollständig oder
teilweise das Element überlappt
oder an die prä-mRNA
an einer Position ausreichend nahe dem Element bindet, wobei die
Bindung und Funktion der Spleißfaktoren
unterbrochen wird, welche normalerweise die spezielle Spleißreaktion
vermitteln würden,
welche an dem Element erfolgt (z.B. an die prä-mRNA an einer Position innerhalb
3, 6, 9, 12, 15 oder 18 Nukleotiden des zu blockierenden Elements
bindet).
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Die
Mutation in der nativen DNA und prä-mRNA kann entweder eine Substitutionsmutation
oder eine Deletionsmutation sein, welche ein neues, aberrantes Spleißelement
hervorbringt. Das aberrante Spleißelement ist so ein Glied einer
Gruppe von aberranten Spleißelementen,
welche ein aberrantes Intron definieren. Die verbleibenden Glieder
der aberranten Gruppe von Spleißelementen
können
auch Glieder der Gruppe von Spleißelementen sein, welche das
native Intron definieren. Zum Beispiel können, wenn die Mutation eine
neue aberrante 3'-Spleißstelle
hervorbringt, welche sowohl stromaufwärts von (d.h. 5' zu) der nativen
3'-Spleißstelle als
auch stromabwärts
von (d.h. 3' zu)
dem nativen Verzweigungspunkt ist, dann die native 5'-Spleißstelle
und der native Verzweigungspunkt als Glieder sowohl der nativen
Gruppe von Spleißelementen
als auch der aberranten Gruppe von Spleißelementen dienen. In anderen
Situationen kann die Mutation verursachen, daß native Regionen der RNA,
welche normalerweise schlafend sind oder keine Rolle als Spleißelemente
spielen, aktiviert werden und als Spleißelemente dienen. Derartige
Elemente werden als "kryptische" Elemente bezeichnet.
Zum Beispiel kann, wenn die Mutation eine neue aberrante mutierte
3'-Spleißstelle
hervorbringt, welche sich zwischen der nativen 3'-Spleißstelle und dem nativen Verzweigungspunkt
befindet, sie einen kryptischen Verzweigungspunkt zwischen der aberranten
mutierten 3'-Spleißstelle
und dem nativen Verzweigungspunkt aktivieren. In anderen Situationen
kann eine Mutation eine zusätzliche
aberrante 5'-Spleißstelle
hervorbringen, welche sich zwischen dem nativen Verzweigungspunkt
und der nativen 5'-Spleißstelle
befindet, und kann weiterhin eine kryptische 3'-Spleißstelle
und einen kryptischen Verzweigungspunkt nachfolgend stromaufwärts von
der aberranten mutierten 5'-Spleißstelle
aktivieren. In dieser Situation wird das native Intron in zwei aberrante
Introns geteilt, wobei sich ein neues Exon dazwischen befindet.
Weiterhin kann es in einigen Situationen, wo ein natives Spleißelement
(insbesondere ein Verzweigungspunkt) ebenfalls ein Glied der Gruppe
von aberranten Spleißelementen
ist, möglich
sein, das native Element zu blockieren und ein kryptisches Element
(d.h. einen kryptischen Verzweigungspunkt) zu aktivieren, welches
die verbliebenen Glieder der nativen Gruppe von Spleißelementen
rekrutieren wird, um korrektes Spleißen gegenüber inkorrektem Spleißen zu erzwingen.
Man beachte weiterhin, daß,
wenn ein kryptisches Spleißelement
aktiviert wird, es sich in entweder dem Intron oder einem von den
angrenzenden Exons befinden kann. So kann, abhängig von der Gruppe von aberranten
Spleißelementen,
hervorgerufen durch die spezielle Mutation, das antisense-Oligonuldeotid synthetisiert
werden, um eine Vielfalt von verschiedenen Spleißelementen zu blockieren, um
die vorliegende Erfindung auszuführen:
es kann ein mutiertes Element, ein kryptisches Element oder ein
natives Element blockieren; es kann eine 5'-Spleißstellle, eine 3'-Spleißstelle
oder einen Verzweigungspunkt blockieren. Im allgemeinen wird es
nicht ein Spleißelement
blockieren, welches auch das native Intron definiert, wobei es natürlich die
Situation berücksichtigt,
wo Blockieren eines nativen Spleißelements ein kryptisches Element
aktiviert, welches dann als Ersatzglied der nativen Gruppe von Spleißelementen
dient und am korrekten Spleißen teilnimmt,
wie vorstehend diskutiert ist.
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Die
Länge des
antisense-Oligonukleotids (d.h. der Anzahl von Nukleotiden darin)
ist nicht kritisch, so lange wie es selektiv an den vorgesehenen
Standort bindet, und kann in Übereinstimmung
mit routinemäßigen Verfahrensweisen
bestimmt werden. Im allgemeinen wird das antisense-Oligonukleotid
eine Länge
von 8, 10 oder 12 Nukleotiden bis zu einer Länge von 20, 30 oder 50 Nukleotiden
haben.
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Antisense-Oligonukleotide,
welche RNase H nicht aktivieren, können in Übereinstimmung mit bekannten
Techniken hergestellt werden. Siehe z.B. die
US-Patentschrift 5149797 von Pederson
et al. (Die Offenbarung aller hier zitierten Patentreferenzen, soll
hier durch Bezugnahme eingeschlossen sein). Derartige antisense-Oligonukleotide,
welche Desoxyribonukleotid- oder Ribonukleotid-Sequenzen sein können, enthalten
einfach irgendeine strukturelle Modifizierung, welche die Bindung
von RNase H an ein doppelsträngiges
Molekül, enthaltend
das Oligonukleotid als ein Glied davon, sterisch behindert oder
verhindert, welche strukturelle Modifizierung die Doppelstrangbildung
nicht wesentlich behindert oder unterbricht Weil die Anteile des
Oligonukleotids, beteiligt an der Doppelstrangbildung, wesentlich
verschieden von denjenigen Anteilen, beteiligt an der RNase-H-Bindung
daran, sind, sind zahlreiche antisense-Oligonukleotide, welche RNase
H nicht aktivieren, verfügbar.
Zum Beispiel können
derartige antisense-Oligonukleotide Oligonukleotide sein, bei denen
mindestens eines oder alle von den Internukleotid-Brückenphosphat-Resten
modifizierte Phosphate, wie beispielsweise Methylphosphonate, Methylphosphonothioate,
Phosphoromorpholidate, Phosphoropiperazidate und Phosphoramidate,
sind. Zum Beispiel kann jedes andere von den Internukleotid-Brückenphosphat-Resten
wie beschrieben modifiziert werden. In einem anderen nicht begrenzenden
Beispiel sind derartige antisense-Oligonukleotide Oligonuldeotide,
bei denen mindestens eines, oder alle, von den Nukleotiden eine
2'-Niederalkyleinheit
(z.B. C1-C4, lineares oder verzweigtes, gesättigtes oder ungesättigtes
Alkyl, wie beispielsweise Methyl, Ethyl, Ethenyl, Propyl, 1-Propenyl,
2-Propenyl und Isopropyl) enthält.
Zum Beispiel kann jedes andere von den Nukleotiden wie beschrieben
modifiziert sein. Siehe auch P. Furdon et al., Nucleic Acids Res.
17, 9193-9204 (1989); S. Agrawal et al., Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 87, 1401-1405 (1990); C. Baker et al., Nucleic Acids Res. 18,
3537-3543 (1990); B. Sproat et al., Nucleic Acids Res. 17, 3373-3386
(1989); R. Walder und J. Walder, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85,
5011-5015 (1988).
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Die
Medikamente, Oligonukleotide und Formulierungen der vorliegenden
Erfindung haben eine Vielfalt von Verwendungen. Sie sind in einem
beliebigen Fermentationsverfahren verwendbar, wo gewünscht wird,
ein Mittel zum Herabregulieren der Expression eines Gens zu haben,
das bis zu einer bestimmten Zeit exprimiert werden soll, nach welcher
gewünscht
wird, die Genexpression hinaufzuregulieren (z.B. während der
Wachstumsphase der Fermentation herabregulieren und während der
Produktionsphase der Fermentation hinaufregulieren). Für eine derartige
Verwendung kann das zu exprimierende Gen ein beliebiges Gen, codierend
ein Protein, sein, das durch Fermentation hergestellt werden soll,
so lange wie das Gen ein natives Intron enthält. Das Gen kann dann durch
ein beliebiges geeignetes Mittel, wie beispielsweise Stellen-spezifische
Mutagenese (siebe T. Kunkel,
US-Patentschrift
4873192 ), mutiert werden, um absichtlich eine aberrante
zweite Gruppe von Spleißelementen
hervorzubringen, welche ein aberrantes Intron definieren, welches
die Expression des Gens wesentlich herabreguliert. Das Gen kann
dann in einen geeigneten Expressionsvektor insertiert werden und
der Expressionsvektor durch standardmäßige rekombinante Techniken
in eine Wirtszelle (z.B. eine eukaryotische Zelle wie beispielsweise
eine Hefen-, Insekten- oder Säugerzelle
(z.B. Mensch, Ratte)) insertiert werden. Die Wirtszelle wird dann
durch standardmäßige fermentative
Techniken in Kultur gezüchtet.
Wenn gewünscht
wird, die Expression des mutierten Gens hinaufzuregulieren, wird
dann ein antisense-Oligonukleotid in einer geeigneten Formulierung,
welches an ein Glied der aberranten zweiten Gruppe von Spleißelementen bindet,
zu dem Kulturmedium hinzugegeben, so daß die Expression des Gens hinaufreguliert
wird.
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Die
Medikamente, Oligonukleotide und Formulierungen der vorliegenden
Erfindung sind auch als in-vitro- oder in-vivo-Werkzeuge zur Untersuchung
des Spleißens
in menschlichen oder tierischen Genen verwendbar, welche entwicklungsmäßig und/oder
gewebereguliert sind. Derartige Experimente können durch die hier nachstehend
beschriebenen Verfahrensweisen oder Modifizierungen davon, welche
für den
Fachmann offensichtlich sind, ausgeführt werden.
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Die
Medikamente, Oligonuldeotide und Formulierungen der vorliegenden
Erfindung sind auch als therapeutische Mittel bei der Behandlung
von Krankheit unter Beteiligung von aberrantem Spleißen, wie
beispielsweise β-Thalassämie (wobei
das Oligonukleotid an β-Globin-,
insbesondere humane, -prä-mRNA
binden würde), α-Thalassämie (wobei
das Oligonukleotid an α-Globin-prä-mRNA binden
würde),
Tay-Sachs-Syndrom (wobei
das Oligonuldeotid an β-Hexoseaminidase-α-Untereinheit-prä-mRNA binden
würde),
Phenylketonurie (wobei das Oligonuldeotid an Phenylalaninhydroxylase-prä-mRNA binden
würde)
und bestimmte Formen von zystischer Fibrose (wobei das Oligonukleotid
die prä-mRNA
des Gens der zystischen Fibrose binden würde), verwendbar, bei welchen
Mutationen, die zu aberrantem Spleißen von prä-mRNA führen, identifiziert worden sind
(siehe z.B. S. Akli et al., J. Biol. Chem. 265, 7324 (1990); B.
Dworniczak et al., Genomics 11, 242 (1991); L-C. Tsui, Trends in
Genet. 8, 392 (1992)).
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Zu
Beispielen von β-Thalassämie, welche
durch die vorliegende Erfindung behandelt werden können, gehören, ohne
aber darauf begrenzt zu sein, denjenigen der β110-,
IVS15-, IVS16-,
IVS265-, IVS2705-
und IVS2745-mutanten Klasse (d.h., wobei
die β-Globin-prä-mRNA die
vorstehenden Mutationen tagt).
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Der
Begriff „antisense-Oligonukleotid" schließt die physiologisch
und pharmazeutisch vertraglichen Salze davon ein: d.h. Salze, die
die gewünschte
biologische Aktivität
der Elternverbindung behalten und ihnen nicht ungewünschte toxikologische
Wirkungen verleihen. Beispiele derartiger Salze sind (a) Salze,
erzeugt mit Kationen wie beispielsweise Natrium, Kalium, NH4 +, Magnesium, Calcium,
Polyamine wie beispielsweise Spermin und Spermidin usw.; (b) Säureadditionssalze,
erzeugt mit anorganischen Säuren,
zum Beispiel Chlorwasserstoffsäure,
Bromwasserstoffsäure,
Schwefelsäure,
Phosphorsäure,
Salpetersäure
und dergleichen; (c) Salze, erzeugt mit organischen Säuren, wie
zum Beispiel Essigsäure,
Oxalsäure,
Weinsäure,
Bernsteinsäure,
Maleinsäure,
Fumarsäure,
Gluconsäure,
Citronensäure,
Apfelsäure,
Ascorbinsäure,
Benzoesäure,
Gerbsäure, Palmitinsäure, Alginsäure, Polyglutaminsäure, Naphthalinsulfonsäure, Methansulfonsäure, p-Toluolsulfonsäure, Naphthalindisulfonsäure, Polygalacturonsäure und
dergleichen; und (d) Salze, erzeugt aus Elementanionen wie beispielsweise
Chlor, Brom und Iod.
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Formulierungen
der vorliegenden Erfindung umfassen das antisense-Oligonuldeotid
in einem physiologisch oder pharmazeutisch verträglichen Träger wie beispielsweise einem
wässerigen
Träger.
So gehören zu
Formulierungen zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung, ohne
aber darauf begrenzt zu sein, diejenigen, geeignet für parenterale
Verabreichung, einschließlich
subcutane, intradermale, intramuskuläre, intravenöse und intraarterielle
Verabreichung, ebenso wie topische Verabreichung (d.h. Verabreichung
einer aerosolisierten Formulierung von respirablen Teilchen für die Lungen
eines Patienten, leidend an zystischer Fibrose). Die Formulierungen
können
bequem in Einheitsdosierungsform dargeboten werden und können durch
eines der auf dem Fachgebiet bekannten Verfahren hergestellt werden.
Der geeignetste Weg der Verabreichung kann in einem gegebenen Fall
von dem Patienten, der Natur und der Schwere des Leidens, das behandelt wird,
und der speziellen aktiven Verbindung, die verwendet wird, abhängen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt die Verwendung von antisense-Oligonukleotiden
mit den vorstehend angegebenen charakteristischen Eigenschaften
für die
Herstellung eines Medikaments zum Hinaufregulieren der Genexpression
bei einem Patienten, leidend an einer Erkrankung mit aberrantem
Spleißen,
wie vorstehend diskutiert, bereit. Bei der Herstellung eines Medikaments
gemäß der Erfindung
wird das antisense-Oligonukleotid typischerweise mit, unter anderem,
einem verträglichen
Träger
gemischt. Der Träger
muß natürlich verträglich in
dem Sinne sein, daß er
mit allen anderen Bestandteilen in der Formulierung kompatibel ist,
und darf nicht schädlich
für den
Patienten sein. Der Träger
kann ein Feststoff oder eine Flüssigkeit
sein. Ein oder mehrere antisense-Oligonukleotide können in
die Formulierungen der Erfindung eingebracht werden, welche durch
eine der bekannten Techniken der Pharmazie hergestellt werden können, die
im wesentlichen aus Mischen der Komponenten, gegebenenfalls einschließend einen
oder mehrere zusätzliche
therapeutische Bestandteile, bestehen.
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Formulierungen
der vorliegenden Erfindung können
sterile Wässerige
und nichtwässerige
Injektionslösungen
der aktiven Verbindung umfassen, welche Zubereitungen vorzugsweise
isotonisch mit dem Blut des vorgesehenen Empfängers und im wesentlichen pyrogenfrei
sind. Diese Zubereitungen können
Antioxidantien, Puffer, Bakteriostate und gelöste Stoffe enthalten, welche
die Formulierung isotonisch mit dem Blut des vorgesehenen Empfängers machen.
Wässerige
und nichtwässerige
sterile Suspensionen können
Suspendiermittel und Verdickungsmittel einschließen. Die Formulierungen können in
Behältern
für Einheitsdosis
oder mehrfache Dosis, zum Beispiel verschlossenen Ampullen und Gläschen, dargeboten
werden und können
in einem gefriergetrockneten (lyophilisierten) Zustand aufbewahrt
werden, der nur die Zugabe des sterilen flüssigen Trägers, zum Beispiel Kochsalzlösung oder
Wasser zur Injektion, unmittelbar vor dem Gebrauch erfordert.
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In
der Formulierung kann das antisense-Nukleotid innerhalb eines Lipidteilchens
oder Vesikels, wie beispielsweise eines Liposoms oder Mikrokristalls,
enthalten sein, welche für
parenterale Verabreichung geeignet sein können. Die Teilchen können eine
beliebige geeignete Struktur, wie beispielsweise unilamellar oder plurilamellar,
haben, so lange wie das antisense-Oligonukleotid darin enthalten
ist. Positiv geladene Lipide wie beispielsweise N-[1-(2,3-Dioleoyloxy)propyl]-N,N,N-trimethylammoniummethylsulfat
oder „DOTAP" werden für derartige
Teilchen und Vesikel besonders bevorzugt. Die Herstellung derartiger
Lipidteilchen ist bekannt. Siehe z.B. die
US-Patentschriften 4880635 von Janoff
et al.; 4906477 von Kurono et al.; 4911928 von Wallach; 4917951
von Wallach; 4920016 von Allen et al.; 4921757 von Wheatley et al.
usw.
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Die
Dosierung des verabreichten antisense-Oligonukleotids hängt von
der speziellen Methode, die ausgeführt wird, ab, und wann es an
einen Patienten verabreicht wird, hängt von der Krankheit, dem
Zustand des Patienten, der speziellen Formulierung, dem Weg der
Verabreichung usw. ab. Im allgemeinen werden intrazelluläre Konzentrationen
des Oligonukleotids von 0,05 bis 50 μM, oder genauer gesagt 0,2 bis
5 μM, gewünscht. Zur
Verabreichung an einen Patienten wie beispielsweise einen Menschen
wird eine Dosierung von etwa 0,01, 0,1 oder 1 mg/kg bis zu 50, 100
oder 150 mg/kg angewendet.
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Die
vorliegende Erfindung wird in größerer Ausführlichkeit
in den folgenden nichtbegrenzenden Beispielen erklärt. Nukleotidsequenzen
werden hier nur durch den Einzelstrang, in der 5'- nach 3'-Richtung,
von links nach rechts dargeboten.
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BEISPIEL 1
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Struktur und Konstruktion von prä-mRNAs
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Die
Konstruktion und Struktur von verschiedenen humanen β-Globin-prä-mRNA-Molekülen wird
in 1 veranschaulicht Kästchen zeigen Exons an; dicke
Linien Introns. Die Positionen der Mutationen (110 und 705) relativ
zu Nukleotid 1 von IVS 1 bzw. IVS 2 sind oberhalb des HBΔ6-Klons angegeben.
Die zahlen unten zeigen die Länge,
in Nukleotiden, von Exons und Introns an. Antisense-Oligonukleotide
(nachstehend ausführlich
diskutiert) werden durch die numerierten kurzen Balken unter den β110-
und IVS2705-Konstrukten und Spleißwege durch
die gestrichelten Linien angezeigt. Alle prä-mRNAs wurden durch SP6-RNA-Polymerase
(M. Konarska et al., Cell 38, 731 (1984)) aus geeigneten Fragmenten
von humanem β-Globin-Gen,
subkloniert in den SP64-Vektor, transkribiert. HBΔ6 (A. Krainer
et al., Cell 36, 993 (1984)) enthält das gesamte humane β-Globin-Gen.
Das 110-Konstrukt enthält die Exons 1 und 2 und wurde
von dem ursprünglichen
thalassämischen
Klon subkloniert (R. Spritz et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78,
2455 (1981)). Vor der Transkription wurden Plasmide an der BamHI-Stelle
linearisiert. Um das IVS2705-Plasmid zu
konstruieren, wurde ein Fragment von HBΔ6, enthaltend praktisch das
gesamte zweite Exon, das gesamte zweite Intron und einen Hauptanteil
des dritten Exons, zuerst in SP64 subkloniert und nachfolgend in Übereinstimmung
mit bekannten Techniken Stellen-spezifischer Mutagenese unterworfen
(T. Kunkel et al., Methods Enzymol. 154, 367 (1987)), um eine T-zu-G-Mutation
am Nukleotid 705 des Introns einzuführen. Transkription wurde dann
auf einem Plasmid, linearisiert an der PvuII-Stelle, ausgeführt.
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BEISPIEL 2
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Synthese von antisense 2'-O-Methyloligonbonukleotiden
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2'-O-Methyloligoribonuldeotide
zur Verwendung in den hier beschriebenen Beispielen wurden in Übereinstimmung
mit bekannten Techniken unter Verwendung von Reagenzien von Glen
Research (Sterling, VA) synthetisiert und in Übereinstimmung mit bekannten
Techniken unter Verwendung des von US Biochemicals erhältlichen
SUREPURETM-Reinigungskits gereinigt.
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2'-O-Methyloligonbonuldeotide,
die hergestellt wurden, wurden als Oligo 1 bis Oligo 5 bezeichnet. Oligo
1 (GUCAGUGCCUAUCA)(SEQ ID NO:1), komplementär zu den Nukleotiden 82-95
von Intron 1, wird gegen den normalen Verzweigungspunkt und Oligo
2 (AUAGACUAAUAGGC)(SEQ ID NO:2), komplementär zu den Nukleotiden 103-116
von Intron 1, gegen die aberrante 3'-Spleißstelle, hervorgerufen durch β110-Mutation im
Intron 1 des β-Globin-Gens,
gezielt. Oligo 3 (CAUUAWGCCCUGAAAG)(SEQ ID NO:3), komplementär zu den
Nukleotiden 573-589 von Intron 2, wird gegen die kryptische 3'-Spleißstelle
am Nukleotid 579 des zweiten Introns gezielt und Oligo 4 (CCUCUUACCUCAGUUAC)(SEQ
ID NO:4), komplementär
zu den Nukleotiden 697-713, wird gegen die aberrante 5'-Spleißstelle,
hervorgerufen durch die Mutation am Nukleotid 705 im zweiten Intron
von IVS2705-prä-mRNA gezielt. Oligo 5 (GCUAUUACCUUAACCCAG)(SEQ
ID NO:5) wird gegen die aberrante 5'-Spleißstelle, hervorgerufen durch
die IVS2654-Mutation (Nukleotide 643-660
von Intron 2) gezielt. Oligo 6 (GCCUGACCACCAAC)(SEQ ID NO:6) wird
gegen die kryptische 5'-Spleißstelle
in Exon 1 von Globin-prä-mRNA
gezielt (Nukleotide -23 bis -10 relativ zu Nukleotid 1 von Intron
1).
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BEISPIEL 3
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Umkehr von aberrantem Spleißen durch
ein Antisense-Oligonukleotid, gezielt gegen den normalen Verzweigungspunkt
von humanem β-Globin-Intron
1
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Bei β110-Thalassämie, einer
Form der Krankheit, vorwiegend bei Patienten von griechischem und
zypriotischem Ursprung, bringt eine A-zu-G-Mutation am Nukleotid
110 des ersten Introns von humanem β-Globin-Gen eine zusätzliche,
aberrante 3'-Spleißstelle
hervor (R. Spritz et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78, 2455 (1981)).
Trotz des Vorhandenseins der normalen 3'-Spleißstelle wird von der Spleißmaschinerie
vorzugweise die aberrante Stelle verwendet, was in einer inkorrekt
gespleißten
mRNA resultiert, die 19 Nukleotide von der Intron-Sequenz enthält (1).
In Zellen, transfiziert mit β110-Globin-Allel (M. Busslinger et al., Cell
27, 289 (1981); Y. Fukumaki et al., Cell 28, 585 (1982)) oder während des
Spleißen
seines Transkripts in nuklearen Extrakten (R. Reed und T. Maniatis,
Cell 41, 95 (1985))(siehe auch 2, Bahn
2), macht korrekt gespleißte mRNA
nur etwa 10% des gespleißten
Produkts aus, im Einklang stehend mit den deutlich verringerten
Niveaus von normalem Hämoglobin,
die bei Patienten mit dieser Form von Thalassämie beobachtet werden. Es wurde gefunden,
daß in β110-prä-mRNA die
aberrante 3'-Spleißstelle
den normalen Verzweigungspunkt am Nukleotid 93 des Introns, konkurrierend
mit der korrekten 3'-Spleißstelle,
rekrutiert und dadurch korrektes Spleißen verhindert (R. Reed und
T. Maniatis, Cell 41, 95 (1985)). Bedeutsam für diese Arbeit ist, daß Mutationen,
die den normalen Verzweigungspunkt inaktivieren, einen kryptischen
Verzweigungspunkt am Nukleotid 107 aktivieren und in Spleißen an der
korrekten 3'-Spleißstelle
resultieren (Y. Zhuang und A. Weiner, Genes and Dev. 3, 1545 (1989)).
Aberrantes Spleißen
kann, zurückzuführen auf
die Nähe
des kryptischen Verzweigungspunkts zu der mutierten 3'-Spleißstelle,
an Position 110 nicht ablaufen.
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Um
zu testen, ob antisense-Oligonukleotide, gezielt gegen die Sequenz
des normalen Verzweigungspunkts, die Spleißmaschinerie zwingen würden, den
kryptischen Verzweigungspunkt auszuwählen und eine korrekt gespleißte mRNA
zu erzeugen, wurde ein 14 Nukleotide langes 2'-O-Methyloligonukleotid
(Oligonukleotid 1, (SEQ ID NO:1)) gegen die Sequenz des Verzweigungspunkts
im Intron 1 von β-Globin-prä-mRNA gezielt.
Die 2'-O-Methyloligonukleotide
wurden für
dieses und nachfolgende Experimente ausgewählt, da sie gegen Nukleasen
resistent sind und stabile Hybride mit RNA bilden, die nicht durch
RNase H abgebaut werden (H. Inoue et al., Nucleic Acids Res. 15,
6131 (1987); H. Inoue et al., FEBS Lett. 215, 327 (1987); B. Sproat
et al., Nucleic Acids Res. 17, 3373 (1989)). Abbau durch RNase H,
gesehen zum Beispiel, wenn antisense-Oligodesoxynukleotide oder
ihre Phosphorothioat-Derivate
verwendet werden, würden
die Substrat-prä-mRNA zerstören und
jedes Spleißen
verhindern.
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2 zeigt
die Umkehr von aberrantem Spleißen
durch Oligonuldeotid 1, gerichtet gegen den normalen Verzweigungspunkt
im Intron 1 von β-Globin-prä-mRNA. Spleißen von
P32-markierter β110-prä-mRNA (ungefähr 105 cpm pro Reaktion, 25 fmol) wurde in vitro
in HeLa-Zellkernextrakt für
2 Stunden im wesentlichen wie beschrieben ausgeführt (A. Krainer et al., Cell
36, 993 (1984); Z. Dominski und R. Kole, Mol. Cell. Biol. 12, 2108
(1992)), außer
daß das
Volumen der Reaktion auf 50 μl
verdoppelt wurde. Reaktionsprodukte wurden auf einem 8%-Polyacrylamid-Sequenzierungsgel
analysiert und durch Autoradiographie visualisiert. Die Struktur
der Produkte und Zwischenverbindungen ist rechts dargestellt, ihre
Größe in Nukleotiden
ist links angegeben. Ein Sternchen bezeichnet aberrante Beweglichkeit
von Lariat enthaltenden Zwischenverbindungen. Bahn 1, Spleißen von
Kontroll-HBΔ6-prä-mRNA. Bahn
2, Spleißen
von β110-prä-mRNA.
Bahnen 3-8, Spleißen
von β110-prä-mRNA
in Anwesenheit zunehmender Mengen (angegeben oben auf der Figur)
von Oligonuldeotid 1. Bahn 9, Spleißen von β110-prä-mRNA in
Anwesenheit von Oligonukleotid 3, gezielt auf eine Sequenz im Intron 2
von β-Globin-prä-mRNA.
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Analyse
dieser Daten zeigt, daß in
der Kontrollreaktion ohne das Oligonuldeotid (2,
Bahn 2), das Verhältnis
der inkorrekt zu den korrekt gespleißten Produkten ungefähr 9:1 ist.
Zugabe von Oligonuldeotid 1 mit den Konzentrationen 0,01 bis 1,0 μg pro Reaktion
(0,05-5 μM)
bewirkt dosisabhängige
Hemmung von aberrantem Spleißen
und Induktion des korrekten Spleißen des Substrats (2,
Bahnen 3-6). Mit 1,0 μg
des Oligonukleotids wird das Verhältnis von gespleißten Produkten
zu 1:5 umgekehrt. Die Wirkung des Oligonukleotids ist sequenzspezifisch,
da Zugabe von 1 μg
eines Oligonukleotids, gezielt gegen die kryptische 3'-Spleißstelle
in dem zweiten Intron des β-Globin-Gens
(Oligonukleotid 3, (SEQ ID) NO:3); siehe auch nachstehend) nicht
das ursprüngliche
Verhältnis
der gespleißten
Produkte beeinflußt
(2, Bahn 9). Bei 2,0 und 4,0 μg von Oligonuldeotid 1 wird
das Spleißen
an beiden Spleißstellen
gehemmt, und ein 243-mer-RNA-Fragment wird erzeugt (2,
Bahnen 7-8). Dieses Fragment sammelt sich nur unter Spleißbedingungen,
d.h. in Anwesenheit von ATP und anderen Komponenten des Spleißgemischs,
und stellt höchstwahrscheinlich
ein Produkt von Spaltung an der Stelle der Bindung des Oligonukleotids
durch eine ATP-abhängige
Nuklease dar.
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Die
aberrante 3'-Spleißstelle,
erzeugt durch die β110-Mutation, scheint auch ein Ziel für Umkehr
von aberrantem Spleißen
durch ein antisense-Oligonukleotid zu sein. Blockieren dieser Sequenz
sollte der einfachste Weg sein, um die Spleißmaschinerie zu zwingen, die
ursprüngliche
3'-Spleißstelle
am Ende des Intron zu verwenden. Jedoch war ein 14-mer (Oligo 2,
(SEQ ID NO:2)), gerichtet gegen die aberrante Spleißstelle, nicht
wirksam; bei zunehmenden Konzentrationen des Oligonukleotids wurde
die Ansammlung von beiden gespleißten Produkten gehemmt, wobei
das korrekte etwas wirksamer gehemmt wird (3, Bahnen
2-5). Spleißen
wurde unter den gleichen Bedingungen wie in Verbindung mit 2 beschrieben
ausgeführt.
Interessanterweise scheint der erste Schritt der Spleißreaktion,
die Spaltung an der 5'-Spleißstelle
und Bildung der Lariat-Exon-Zwischenverbindung, weniger durch Oligo
2 beeinflußt
zu werden als die Bildung des endgültigen gespleißten Produkts.
Dies wird durch das Vorhandensein dieser Zwischenverbindungen gezeigt,
sogar wenn 1 oder 2 μg
des Oligonukleotids zu der Spleißreaktion hinzugegeben wurden
(3, Bahnen 5-6). Bei 4 μg pro Reaktion wird die Spaltung
an der 5'-Spleißstelle
gehemmt (3, Bahn 7).
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Die
unterschiedlichen Auswirkungen von Oligo 1 und Oligo 2 reflektieren
komplexe Wechselwirkungen unter den Oligonukleotiden, wobei sich
die zahlreichen Spleißfaktoren
und Sequenzelemente in dem Abschnitt von 37 Nukleotiden zwischen
dem normalen Verzweigungspunkt und der korrekten 3'-Spleißstelle
befinden. Es ist klar, daß Oligonukleotid
1, hybridisiert mit dem normalen Verzweigungspunkt an dem 5'-Ende dieser Region,
Bindung der Spleißfaktoren
an diese Sequenz verhindert, indem sie gezwungen werden, den kryptischen Verzweigungspunkt
stromabwärts
auszuwählen.
Dies führt
zur Hemmung von aberrantem und Induktion von korrektem Spleißen von β110-prä-mRNA. Im
Gegensatz dazu kann Hybridisierung von Oligo 2 mit seiner zentral gelegenen
Zielsequenz die Bindung einer großen Anzahl von Spleißfaktoren,
die sich in dieser Region zusammenfügen, behindern und jegliches
Spleißen
verhindern. Man beachte auch, daß dieses Oligonukleotid einen wesentlichen
Anteil von dem Polypyrimidintrakt blockiert, der zum Spleißen für sowohl
die aberrante als auch die korrekte 3'-Spleißstelle
wesentlich ist. Dieses ist eine alternative Erklärung, warum es diesem Oligonukleotid
nicht gelang, den korrekten Spleißweg wiederherzustellen.
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BEISPIEL 4
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Umkehr von aberrantem Spleißen durch
antisense-Oligonukleotide gegen die 5'- und 3'-Spleißstellen von humanem β-Globin-Intron
2
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Ob
eine aberrante 3'-Spleißstelle
nichtsdestotrotz als Ziel für
Umkehr von inkorrektem Spleißen
verwendet werden kann, wurde weiterhin auf prä-mRNA, tragend eine T-zu-G-Mutation
an Position 705 des zweiten Introns von humanem β-Globin-Gen, getestet. Diese
Mutation (IVS2705), gefunden bei mediterranen
Thalassämie-Patienten,
bringt eine zusätzliche,
aberrante 5'-Spleißstelle
145 Nukleotide stromaufwärts
von der normalen 3'-Spleißstelle
hervor (C. Dobkin und A. Bank, J. Biol. Chem. 260, 16332 (1985)).
Während
des Spleißen
wird eine kryptische 3'-Spleißstelle
an Position 579 des Introns aktiviert, resultierend in der Entfernung
der Nukleotide 1-578 und 706-850 als separate Introns und Einbringung
des verbliebenen Anteils des Introns in das gespleißte Produkt
(1). In dieser RNA übertreffen die Entfernungen
zwischen jedem der am Spleißen
beteiligten Sequenzelemente 100 Nukleotide und es sollten keine
Auswirkungen sterischer Hinderung durch das Oligonukleotid erwartet
werden.
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Die
Umkehr von aberrantem Spleißen
von IVS2705-prä-mRNA durch Oligonukleotid
3 (SEQ ID) NO:3), gerichtet gegen die kryptische 3'-Spleißstelle,
und Oligonukleotid 4 (SEQ ID NO:4), gerichtet gegen die aberrante
5'-Spleißstelle
im Intron 2 der IVS2705-prä-mRNA, wird
in 4 gezeigt. Die Bedingungen der Spleißreaktion
waren die gleichen wie vorstehend in Verbindung mit 2 beschrieben,
außer
daß das
RNA-Transkript vor der Verwendung durch Elektrophorese auf einem
6%-Sequenzierungsgel
gereinigt wurde. Bahn 1, Input-RNA. Bahnen 2 und 3, Spleißen von
Kontrolltranskripten (angezeigt oben auf der Figur). Bahnen 4-8
und 9-13, Spleißen
von IVS2705-prä-mRNA in Anwesenheit von Oligonukleotid
3 bzw. Oligonuldeotid 4. Die Mengen der Oligonukleotide in der Reaktion
sind oben angegeben. "?" auf der linken Seite
zeigt zum Vorschein kommendes Abbauprodukt an.
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Das
Kontroll-Transkript, enthaltend das zweite Intron von normaler β-Globin-prä-mRNA, wird
wirksam gespleißt
(4, Bahn 2), wobei die erwarteten Zwischenverbindungen
(das 5'-Exon und
die großen
Lariate) und das korrekt gespleißte Produkt, mit einer Länge von
451 Nukleotiden, erzeugt werden. Spleißen von IVS2705-prä-mRNA ist
ebenfalls wirksam und ergibt ein zusätliches gespleißtes Produkt,
577 Nukleotide lang, und eine erwartete 348-mer-Zwischenverbindung,
resultierend aus dem von der Mutation verursachten aberranten Spleißweg (4,
Bahn 3). Das 1:2-Verhältnis
von korrekt zu inkorrekt gespleißten RNAs ist ähnlich dem,
das früher
in vivo beobachtet wurde. Oligonuldeotid 3 (1), gezielt
an der aktivierten kryptischen 3'-Spleißstelle
am Nukleotid 579, ist sehr aktiv, wobei es dosisabhängige Umkehr
des Spleißens
zu dem korrekten Spleißweg
induziert (4, Bahnen 4-8). Bei 0,1 und
0,4 μg des
Oligonukleotids pro Reaktion ist die Umkehr praktisch vollständig. Korrektes
Spleißen
wird auch bei ähnlichen
Konzentrationen von Oligonuldeotid 4 (1), gezielt
gegen die aberrante 5'-Spleißstelle,
hervorgerufen durch die Mutation am Nukleotid 705 des zweiten Introns,
erhalten (4, Bahnen 9-13). Bei 1 und 2 μg pro Reaktion
hatte kein Oligonuldeotid zusätzliche
Auswirkungen; bei 4 μg
pro Reaktion (20 μM)
wird alles Spleißen
gehemmt (nicht gezeigt). Zusätzliche Banden,
einschließlich
einer starken Bande, markiert durch "?",
in einer Figur sind höchstwahrscheinlich
auf den Nuklease-Abbau der langen (1301 Nukleotide) prä-mRNA zurückzuführen.
-
Diese
Ergebnisse zeigen, daß die
kryptische 3'-Spleißstelle
ebenso wie die mutierte 5'-Spleißstelle
geeignete Ziele für
spezifische Umkehr von aberrantem Spleißen bereitstellen. Ähnliche
Auswirkungen der Oligonuldeotide 3 und 4 lassen vermuten, daß es keine
größeren Unterschiede
in ihren Zugangsmöglichkeiten zu
den Ziel-Spleißstellen
gibt. Beide Oligonuldeotide sind ungefähr 10 Mal wirksamer als Oligonuldeotid
1, das in den in 2 angegebenen Experimenten verwendet
wird. Diese höhere
Wirksamkeit kann auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein. Die Oligonukleotide
3 und 4 sind drei Nukleotide länger
als Oligonukleotid 1 und können
stabilere Hybride mit RNA bilden. Sie blockieren aberrante Spleißstellen,
wobei der Spleißmaschinerie erlaubt
wird, die korrekten Spleißstellen
und, mutmaßlich,
den korrekten Verzweigungspunkt zu verwenden. Im Gegensatz dazu
zwingt in β110-prä-mRNA Oligonukleotid
1 die Spleißmaschinerie,
eine Sequenz des suboptimalen kryptischen Verzweigungspunkts zu
verwenden, was in relativ ineffizienter Erzeugung von korrekt gespleißter mRNA
resultieren kann. In Experimenten, gezeigt in 4,
ist die lange Input-prä-mRNA
nach 2 Stunden der Reaktion kaum nachweisbar, was auf ihre Instabilität hinweist.
So können
sie, obwohl die molaren Konzentrationen der Oligonuldeotide im wesentlichen
die gleichen wie in früheren
Experimenten waren, in größerem Überschuß gegenüber der
Substrat-prä-mRNA
gewesen sein.
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In
den vorstehend dargestellten Experimenten wurden die Oligonukleotide
gleichzeitig mit den anderen Komponenten der Spleißreaktion
hinzugegeben. Prähybridisierung
der Oligonukleotide mit der prä-mRNA vergrößerte ihre
Wirksamkeit nicht und Oligonuldeotide, hinzugegeben 15 Minuten nach
dem Start der Reaktion, d.h., nachdem die Spleißkomplexe eine Chance hatten,
sich zu bilden (B. Ruskin und M. Green, Cell 43, 131 (1985)), waren
fast so wirksam (Daten nicht angegeben). Diese Ergebnisse zeigen
an, daß Oligonukleotide,
enthaltend die 2'-O-Methyl-Modifizierung,
imstande sind, mit den Spleißfaktoren
wirksam um ihre Zielsequenzen zu konkurrieren. Die hohe Aktivität dieser
Verbindungen ist höchstwahrscheinlich
auf ihre starke Hybridisierung mit RNA zurückzuführen.
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BEISPIEL 5
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Umkehr von aberrantem Spleißen mit
einem antisense-Oligonukleotid, welches die kryptische 3'-Spleißstelle von IVS1-5 und IVS1-6
blockiert
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Dieses
Experiment wird im wesentlichen wie vorstehend beschrieben ausgeführt, außer daß die thalassämischen
Mutationen die IVS1-5- und IVS1-6-Mutationen sind, in welchen die
authentische 5'-Spleißstelle von
IVS1 mutiert ist. Aberrantes Spleißen, resultierend in Thalassämie, ist
anscheinend auf die Tatsache zurückzuführen, das
die Mutationen IVS1-5 und IVS1-6 die 5'-Spleißstelle schwächen und
der kryptischen Spleißstelle,
16 Nukleotide stromaufwärts
gelegen, erlauben, erfolgreich um die Spleißfaktoren zu konkurrieren.
In diesem Experiment testen wir, ob ein Oligonukleotid antisense
zu der kryptischen Spleißstelle
aberrantes Spleißen
zurück
zu der mutierten 5'-Spleißstelle
umkehren und trotz der Mutationen korrektes Spleißen wiederherstellen
kann, da Spleißstellen ähnlich den
mutierten in anderen prä-mRNAs
funktionell zu sein scheinen. Das angewendete Oligonukleotid ist
Oligo 6 (SEQ ID NO:6), ein 2-O-Methylribooligonukleotid,
hergestellt wie vorstehend in Beispiel 2 beschrieben.
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BEISPIEL 6
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Umkehr von aberrantem Spleißen mit
einem antisense-Oligonukleotid, welches die aberrante 5'-Spleißstelle der
IVS2654-Mutation blockiert
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Diese
Experimente werden im wesentlichen wie vorstehend beschrieben ausgeführt, außer daß die humane β-Globin-prä-mRNA, enthaltend
die WS2654-Mutation, angewendet wird und
Oligo 5 (SEQ ID NO:5) angewendet wird.
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Die
IVS2654-Mutation, häufig bei thalassämischen
Individuen chinesischen Ursprungs identifiziert, beeinflußt das Spleißen durch
Hervorbringen einer zusätzlichen
5'-Spleißstelle
am Nukleotid 653 und Aktivieren der gewöhnlichen kryptischen 3'-Spleißstelle
am Nukleotid 579 von Intron 2. Die Wirksamkeit des aberranten Spleißen von
IVS2654-prä-mRNA ist höher als die für IVS2705-prä-mRNA,
und nur kleine Mengen von korrekt gespleißtem Produkt, relativ zu der
von aberrantem, sind während
des Spleißen
in vitro nachweisbar. Trotz der hohen Wirksamkeit von aberrantem
Spleißen
stellten Oligo 3, gezielt gegen die kryptische 3'-Spleißstelle, ebenso wie Oligo 5,
gezielt gegen die aberrante 5'-Spleißstelle,
korrektes Spleißen
mit Konzentrationen ähnlich
den vorstehend beschriebenen wirksam wieder her. Bei 2 μM Konzentration
von jedem Oligonukleotid sammelt sich das korrekt gespleißte Produkt
und das aberrante Produkt ist praktisch nicht nachweisbar (Daten nicht
angegeben).
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BEISPIEL 7
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Umkehr von aberrantem Spleißen durch
antisense-Oligonukleotid, welches den Verzweigungspunkt von humanem β-Globin-Intron-1
blockiert
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Dieses
Experiment wird im wesentlichen wie vorstehend beschrieben ausgeführt, um
korrektes Spleißen
in β110-mutanter prä-mRNA wiederherzustellen, außer daß das Oligonukleotid
an eine Sequenz bindet, die sich gerade stromaufwärts von
der Sequenz des nativen Verzweigungspunkts von Intron 1 des β-Globin-Gens (Nukleotide
75-88) befindet. Die Sequenz des Oligonukleotid ist: CCCAAAGACUAUCC
(SEQ ID NO:7). Korrektes Spleißen
wird wiederhergestellt.
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BEISPIEL 8
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Konstruktion von Zell-Linien, die thalassämische humane β-Globin-prä-mRNA exprimieren
-
Eine
Serie von stabilen Zell-Linien wird durch Transfizieren von HeLa-Zellen
und CHO-Zellen mit thalassämischen
Globin-Genen, kloniert unter dem unmittelbaren frohen Promoter des
Cytomegalovirus (CMV), konstruiert. Die Gene schließen eine
IVS1-110-, IVS2-654- und IVS1-5-Mutation ein.
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Stabile
Zell-Linien werden in Übereinstimmung
mit Standardtechniken erhalten. Siehe z.B. Current Protocolls in
Molecular Biology (Gegenwärtige
Protokolle in der Molekularbiologie)(P. Ausubel. et al. Hrsg. 1987).
Kurz gesagt werden Zellen mit Plasmiden, tragend thalassämische Globin-Gene
unter dem CMV-Promoter, und Plasmiden, tragend das Neomycin-Resistenzgen
als auswählbaren
Marker (pSV2neo), cotransfiziert. Die Transfektion geschieht entweder
durch Elektroporation (Z. Dominnski und R. Kole, Mol. Cel. Biol.
11: 6075-6083 (1991); Z. Dominski und R. Kole, Mol. Cell. Biol.
12: 2108-2114 (1992)) oder durch des Calciumphosphat-Verfahren.
Die Zellen werden plattiert und nach 24-48 Stunden mit G418 enthaltendem
selektiven Medium herausgefordert Überlebende Kolonien werden
expandiert und für
Expression der thalassämischen Globin-mRNA
wie folgt einem Assay unterzogen.
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Die
gesamte RNA wird aus ungefähr
105 Zellen unter Verwendung eines kommerziellen
Tri-Reagenzes (Molecular
Research Center, Cincinnati, Ohio) folgend dem Protokoll des Herstellers
isoliert Diese Methode erlaubt leichte Verarbeitung einer großen Anzahl
von kleinen Proben und ergibt hohe Ausbeuten von RNA mit guter Qualität. Die Spleißmuster
werden durch RT-PCR unter Verwendung von rTth-Polymerase und folgend
dem Protokoll der Hersteller (Perkin Elmer) analysiert. Nicht mehr
als 1-5% von isolierter RNA sind für den Nachweis von gespleißter RNA
in transient transfizierten Zellen erforderlich, so ist die Methode
für den leichten
Nachweis in stabilen Zell-Linien ausreichend empfindlich. Der Schnitt
mit reverser Transkriptase wird mit einem 3'-Primer ausgeführt, der mit den aberranten
Sequenzen in thalassämischer
mRNA hybridisiert und die Spleißverbindung überbrückt. Dies
sichert, daß die
kontaminierende DNA und normale Globin-RNA nicht nachgewiesen werden
und den Assay nicht beeinträchtigen.
Die klonierten Zell-Linien, die thalassämische prä-mRNA exprimieren, werden zur
Behandlung mit antisense-2'-O-Methyloligonukleotiden
wie nachstehend beschrieben verwendet.
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BEISPIEL 9
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Verabreichung von antisense-Oligonukleotiden
in Zellkultur
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Zellen,
hergestellt vorstehend in Beispiel 8, werden in Kulturschalen mit
24 Vertiefungen gezüchtet,
die 200 μl
Medien pro Vertiefung enthalten. 2 × 104 Zellen
werden pro Vertiefung eingeimpft und sie werden, wenn gebunden,
mit 200 μl
Medien, enthaltend eine Konzentration von antisense-Oligonuldeotiden
bis zu 50 μM,
behandelt. Zellen werden bis zu 4 Tage in Anwesenheit des Oligonukleotids
kultiviert, bevor sie Konfluenz (2 – 3 × 105 Zellen)
erreichen. Da 2'-O-Methyloligonukleotide
in Serum enthaltenden Medien sehr stabil sind, wird das Medium nicht öfter als
alle zwei Tage geändert.
Die Konzentration von 50 μM
(40 μg pro
Vertiefung) des Oligonukleotids stellt 100-fachen Überschuß gegenüber dem
dar, der erforderlich ist, um in vitro wirksame Wiederherstellung
von Spleißen
auszulösen.
Sogar bei dieser Konzentration stellt eine einzelne Oligonukleotidsynthese
im 1-μmol-Maßstab, die
1-1,6 mg des Oligonukleotids ergibt, ausreichend Material für 25 bis
40 Proben bereit.
-
In
einer alternativen Herangehensweise werden Zellen vor der Zugabe
von Oligonukleotiden mit LipofectinTM-Reagenz
(DOTMA, von BRL) mit einer Konzentration von 10 μg/ml in Übereinstimmung mit bekannten Techniken
vorbehandelt (C. Bennett et al., Mol. Pharm. 41: 1023-1033 (1992)).
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Nach
der Behandlung wird die gesamte RNA wie vorstehend isoliert und
durch RT-PCR für
das Vorhandensein von korrekt gespleißter mRNA einem Assay unterzogen.
Amplifikation von Primer wird in Anwesenheit von alpha-P32-markiertem
ATP ausgeführt,
um die Empfindlichkeit des Nachweises zu vergrößern und die Anzahl der Zyklen
auf 15 zu verringern.
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Die
vorhergehenden Beispiele sind für
die vorliegende Erfindung veranschaulichend und sind nicht als begrenzend
für diese
aufzufassen. Die Erfindung ist durch die folgenden Ansprüche definiert,
wobei Äquivalente
der Ansprüche
darin eingeschlossen sein sollen.
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BEISPIEL 10
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Liposom-Transfektion
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Eine
auf HeLa basierende Zell-Linie, stabil transfiziert mit dem humanen β-Globin-Klon,
tragend eine thallasämische
IVS2-654-Mutation, wurde verwendet, um die folgenden Experimente
auszuführen.
Ein Subklon der ISV2-654-Zell-Linie exprimiert vorwiegend aberrant
gespleißte β-Globin-mRNA
und kleine Mengen der korrekt gespleißten Spezies. Ein zweites Subklon,
genannt ISV2-654*, exprimiert aberrant und korrekt gespleißte β-Globin-mRNAs
in ungefähr
einem 1:1-Verhältnis.
Ungefähr
105 von IVS2-654-Zellen, gezüchtet in Monoschicht,
wurden mit 3 μM
des 2'-O-Methylribooligonukleotids
(17-mer) antisense zu der kryptischen 3'-Spleißstelle [Oligo 3; CAUUAUUGCCCUGAAAG;
(SEQ ID) NO:3)] in Anwesenheit von 20 μg/ml von LIPOFECTINTM-Liposom-Transfektionsreagenz
(BRL) in Übereinstimmung
mit den Beschreibungen des Herstellers für 5 Stunden in OPTI-MEM-Medium
ohne Serum behandelt. Nach der Inkubation wurde das Medium entfernt und
die Zellen in das normale Wachstumsmedium zurückgeführt (MEM + 10% fetales Kalbsserum).
Unbehandelte Zellen und Zellen, behandelt mit Lipofektion allein,
wurden als Kontrollen verwendet. Nach dem Wachstum über Nacht
wurde die gesamte RNA der Zellen unter Verwendung von Tri-Reagenz
(Molecular Research Center, Cincinnati, OH) folgend dem Protokoll
des Herstellers isoliert Die RNA wurde durch Extinktion bei 260 nm
quantifiziert.
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Die
Analyse des Spleißen
wurde durch Reverse Transkriptase-PCR (RT-PCR) ausgeführt. Eine
gleiche Menge von RNA von jeder Probe wurde unter Verwendung eines
rTth-RT-PCR-Kits (Cetus-Perkin Elmer) einem Assay unterzogen. Dem
Protokoll des Herstellers wurde mit der Ausnahme gefolgt, daß 1 μCi von α-P32 markiertem dATP zu der RT-PCR-Reaktion
hinzugegeben wurde. PCR-Produkte wurden auf 8 %igem nicht denaturierendem
Polyacrylamidgel analysiert. Ein Oligonukleotid, hybridisierend
mit dem zweiten Exon von humanem β-Globin-Gen,
wurde als gewöhnlicher
Primer verwendet. Primer, spezifisch für aberrantes Spleißen (Primer
A), überbrückten die
aberrante Spleißverbindung,
wohingegen Primer für
korrektes Spleißen
(Primer C) die korrekte Spleißverbindung überbrückten (5).
RT-PCR wurde mit Primer A in den Bahnen 1, 3 und 5 und mit Primer
C in den Bahnen 2, 4 und 6 ausgeführt. Die Menge von PCR Produkt,
aufgegeben in den Bahnen 1, 3 und 5, war 1/5 von der in den Bahnen
2, 4 und 6. Die Bahnen 1 und 2 zeigen Spleißen der prä-mRNA von Zellen, behandelt
mit LIPOFECTINTM-Reagenz und 3 μM 2'-O-Methyloligoribonukleotid; die Bahnen
3 und 4 zeigen Spleißen
der prä-mRNA
von Zellen, behandelt mit LIPOFECTINTM-Reagenz
allein; und die Bahnen 5 und 6 zeigen Spleißen der prä-mRNA von unbehandelten Zellen.
Man beachte die visuell nachweisbare Zunahme im korrekten Spleißen für Zellen,
behandelt mit dem Oligonukleotid in Anwesenheit des LIPOFECTINTM-Reagenzes, in Bahn 2.
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BEISPIEL 11
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Adenvirus-vermittelter Transfer
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Ungefähr 105 von ISV2-654*-Zellen, gezüchtet in
Monoschicht über
Nacht, wurden mit 5 und 20 μM 2'-O-Methylribooligonukleotid
(17-mer) antisense zu der kryptischen 3'-Spleißstelle (SEQ ID NO:3) in Anwesenheit
von 106 Teilchen von replikationsdefizientem
Adenvirus (Stamm dl-312, ein Geschenk von Dr. Hu von der University
of North Carolina in Chapel Hill) behandelt Der Virus und das Oligonukleotid
wurden für
30 Minuten in OPTI-MEM präinkubiert,
dann zu der Zellkultur hinzugegeben, und die Inkubation wurde für 2 Stunden fortgesetzt.
Das Medium wurde abgesaugt und mit einem normalen Wachstumsmedium
ersetzt Nach dem Wachstum über
Nacht wurde die gesamte RNA wie vorstehend beschrieben isoliert.
Die RT-PCR-Reaktion wurde wie vorstehend ausgeführt, mit der Ausnahme, daß die Primer
mit den zweiten bzw. dritten Exons des humanen β-Globin-Gens hybridisierten.
Die Analyse der Produkte war wie vorstehend in Beispiel 10 angegeben,
mit der Ausnahme, daß gleiche
Mengen von PCR-Produkten
auf das Gel aufgegeben wurden. Die Ergebnisse sind in 6 veranschaulicht
Bahn 1 zeigte Spleißen
von unbehandelten Zellen; und die Bahnen 2 bzw. 3 zeigten Spleißen von
Zellen, behandelt mit 5 bzw. 20 μM
Oligonuldeotid in Anwesenheit von Adenvirus. Man beachte die visuell
nachweisbare Zunahme in korrektem Spleißen zusammen mit einer entsprechenden
Abnahme in aberrantem Spleißen
und in einer dosisabhängigen
Weise für
die mit 5 und 20 μM
Oligo behandelten Zellen.
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BEISPIEL 12
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Elektroporation
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Ungefähr 105 IVS2-654*-Zellen, gezüchtet über Nacht in Monoschicht, wurden
trypsiniert und in 0,5 ml von OPTI-MEM in eine 10-mm-Elektroporationsküvette überführt. 5 oder
50 μM 2'-O-Methylribooligonukleotid antisense
zu der aberranten 5'-Spleißstelle
[Oligo 4; (CCUCUUACCUCAGUUAC)(SEQ ID NO:4)] wurden pro Probe hinzugegeben
und das Gemisch wurde mit einem 1500 V-Impuls unter Verwendung eines
Elektroporators von dem Electronics Laboratory der University of
Wisconsin, eingestellt auf 0,75 μF,
elektroporiert. Nach der Elektroporation wurden die Zellen in dem
normalen Wachstumsmedium resuspendiert und in Monoschicht über Nacht
gezüchtet
Die gesamte RNA wurde wie vorstehend beschrieben isoliert und durch
RT-PCR analysiert, wie vorstehend in Beispiel 11 beschrieben ist.
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Die
Ergebnisse sind in 7 veranschaulicht. Man beachte
eine visuell nachweisbare Abnahme in aberrantem Spleißen zusammen
mit einer entsprechenden Zunahme in korrektem Spleißen, besonders
wo 50 μM
Oligo zugeführt
werden.
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