-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Zusammensetzungen und Verfahren zur
Behandlung von bestimmten Erkrankungen des unteren Harnwegs bei
Säugetieren,
einschließlich
Menschen, unter Verwendung von Verbindungen mit Serotonin 5-HT1A Rezeptor antagonistischer Wirkung, die
ihre inhibitorische Wirkungen sowohl über präsynaptische (somatodendritische)
als auch postsynaptische Antagonismen ausüben.
-
Bei
Säugetieren
ist die Miktion ein komplexer Prozess, welcher die aufeinander abgestimmten
Aktionen der Harnblase, deren interne und externe Schließmuskeln,
der Muskulatur des Beckenbodens, und die neurologische Kontrolle über diese
Muskeln auf drei Ebenen (in der Blasenwand oder dem Schließmuskel selbst,
in den autonomen Zentren des Rückenmarks,
und im zentralen Nervensystem auf Ebene des Miktionszentrum im Hirnstamm
(Pons) unter der Kontrolle des cerebralen Cortex stehend) erfordert.
Die Miktion erfordert dabei aus der Kontraktion des Detrusormuskels,
welcher aus übereinanderliegenden
glatten Muskelfasern besteht, die unter autonomer parasympathischer
Kontrolle des sakralen Rückenmarks
stehen. Ein einfacher Entleerungsreflex wird von sensorischen Nerven
für Schmerz,
Temperatur und Dehnung gebildet, welche von der Harnblase zum Rückgrat verlaufen.
Jedoch erreichen auch sensorische Bahnen von der Harnblase das Miktionszentrum
im Hirnstamm (Pons), wodurch Nervenimpulse generiert werden, die
normalerweise den Reflexbogen des Rückenmarks unterdrücken, welcher
das Entleeren der Harnblase kontrolliert. Daher wird die normale
Miktion eingeleitet durch die willentliche Unterdrückung der
kortikalen Inhibition des Reflexbogens und durch die Entspannung
der Muskeln des Beckenbodens und des externen Schließmuskels.
Schließlich
kontrahiert der Detrusormuskel und das Entleeren tritt auf.
-
Funktionelle
Abnormalitäten
des unteren Harnwegs, z. B. die Dysurie, Harninkontinenz und die
Anurie sind allgemein in der Population verbreitet. Die Dysurie
umfasst die Harnfrequenz, die Nocturie und die Dringlichkeit und
kann durch Zystitis, Prostatitis oder eine benigne Prostatahypertrophie
(welche etwa 70% aller älteren
Männer
betrifft) verursacht sein, oder durch neurologische Erkrankungen.
Inkontinenzsyndrome umfassen die Stress-Inkontinenz, die Drang-Inkontinenz
und die Überlauf-Inkontinenz.
Die Anurie betrifft die unfreiwillige Passage von Harn bei Nacht
oder während
des Schlaf.
-
Bevor
die vorliegende Erfindung gemacht wurde, umfasste die Behandlung
von neuromuskulären
Erkrankungen des unteren Harnwegs die Verabreichung von Verbindungen,
welche direkt auf die Blasenmuskulatur einwirken, wie beispielsweise
Flavoxat, ein spasmolytisches Arzneimittel, welches auch auf das
Miktionszentrum des Pons wirkt, oder anticholinerge Verbindungen
wie Oxybutynin. Die Verwendung von α1-adrenergen Rezeptorantagonisten
zur Behandlung von benignen prostatischer Hypertrophie ist ebenfalls
bekannt. Allerdings können
Behandlungen, die die direkte Inhibition der Beckenmuskulatur (einschließlich des
Detrusormuskels) umfassen, ungewünschte
Nebenwirkungen wie unvollständiges
Entleeren oder Paralyse des Accomodierungsreflexes, Tachykardie
und trockener Mund. Es wäre
daher von Vorteil Verbindungen zu verwenden, welche über das
periphere oder das zentrale Nervensystem wirken, beispielsweise
in dem sie den Rückenmarksreflexbogen
und/oder die Inhibitionswege des Miktionszentrum des Pons auf eine
Art und Weise beeinflussen, die die normale Funktion der Miktionsmechanismen
wiederherstellen.
-
Lecci
et. al. (J. Pharmacol. Exp. Therapeutics, 262, 181, 1992) beschreiben
die Wirkung der 5-HT1A Rezeptorliganden
8-hydroxy-2-di-N-propylamino-tetralin (8-OH-DPAT) und 1-2-methoxyphenyl-4-4-2-phthalimido-butyl-piperazin
(NAN-190) auf Miktionsreflexe bei betäubten Ratten. 8-OH-DPAT (ein
Agonist) symbolierte den supraspinalen Miktionsreflex, der aus dem
Miktionszentrum des Pons stammt, während NAN-190 den supraspinalen
Miktionsreflex inhibierte. Die Autoren schlossen daraus, dass spinale
und supraspinale 5-HT1A Rezeptoren in diesem
System den supraspinalen Miktionsreflex modulieren. In vorliegender
Erfindung wurde jedoch gefunden, dass die Inhibitionseffizienz von
NAN-190 und anderen 5-HT1A Rezeptorliganden
bezüglich des
supraspinalen Miktionsreflexes direkt korreliert ist mit deren relativen
Bindungsaffinitäten
für den α1-adrenergen
Rezeptor, im Gegensatz zu deren falls vorhandenen Affinität für den 5-HT1A Rezeptor, was die Frage nach der Relevanz
der mit der 5-HT1A Rezeptoraktivität korrelierten
Wirkungen bezogen auf den unteren Harnweg Erkrankungen aufwarf.
Schließlich
wird, wie unten diskutiert, NAN-190 als partieller 5-HT1A Rezeptoragonist
und nicht als vollständiger
oder "echter" Antagonist angesehen.
Daher war bevor die vorliegende Erfindung gemacht wurde, die Verwendung
von echten 5-HT1A Rezeptorantagonisten zur
Behandlung von Harnwegserkrankungen unbekannt.
-
Es
wurden mindestens zwei funktionell unterschiedliche Typen des 5-HT1A Rezeptors identifiziert, und diese wurden "präsynaptisch" rund oder somatodendritisch
rund und "postsynaptisch" bezeichnet.
-
Präsynaptische
Rezeptoren liegen auf 5-HT-produzierenden Neuronen vor, und sind
in die Autoregulation der 5-HT-Freisetzung involviert; ihre Aktivierung
bewirkt physiologische Veränderungen
einschließlich der
Hyperphagie, Hypothermie (in der Maus), Bradykardie und niedriger
Blutdruck. Postsynaptische Rezeptoren sind im gesamten Säugetiergehirn
weit verbreitet und an Kaliumkanäle
und die Adenylatcyclase gekoppelt, ihre Aktivierung führt zu dem "5-HT-Verhaltenssyndrom", Hypothermie (in
der Ratte) und die Anhebung von Plasma-Kortikotropin-Leveln. Neben
den Unterschieden in ihrer anatomischen Verteilung und Funktionsweise, können präsynaptische
und postsynaptische Rezeptoren durch unterschiedliche Aktivitätsprofile
von verschiedenen 5-HT1A Rezeptorliganden unterschieden werden.
Beispielsweise besitzen vollständige
Agonisten, wie 8-OH-DPAT und 5-carboxytryptamin agonistische Aktivität sowohl
auf präsynaptische
als auch auf postsynaptische Rezeptoren. Im Gegenteil hierzu besitzen
partielle Agonisten wie Buspiron, Ipsapiron, Spiroxantin, Urapidil,
NAN-190 und BMY 7378 agonistische Aktivität auf präsynaptische Rezeptoren und
antagonistische Aktivität
auf postsynaptische Rezeptoren. Schließlich weisen manche Verbindungen
antagonistisch Aktivität
sowohl auf präsynaptische
als auch postsynaptische Rezeptoren auf. Diese letzt genannten Verbindungen,
echte Antagonisten des serotonergen 5-HT1A Rezeptors
sind erfindungsgemäß verwendbar.
-
Die
vorliegende Erfindung stellt die Verwendung einer Verbindung bereit,
welche
- (a) an einen klonierten humanen 5-HT1A Rezeptor mit einer Affinität von mindestens
10–7 M
bindet,
- (b) an einen Ratten 5-HT1A Rezeptor
mit einer Affinität
bindet, die mindestens 50 × größer als
die Affinität, mit
der die Verbindung an den Ratten α1-adrenergen Rezeptor bindet, und
- (c) sowohl auf Maus präsynaptische
als auch Ratten postsynaptische 5-HT1A Rezeptoren
5-HT1A rezeptorantagonistische Aktivität aufweist,
oder eines Stereoisomers, eines Hydrats, eines Solvats oder eines pharmazeutisch
annehmbaren Salzes einer solchen Verbindung, für die Herstellung eines Medikamentes zur
Behandlung von neuromuskulären
Erkrankungen des unteren Harnwegs bei Säugetieren.
-
Verbindungen,
die zur Durchführung
der Erfindung verwendbar sind, bindend an HT1A Rezeptoren
vorzugsweise mit einer Affinität
(Ki) von mindestens 10–8 M.
Drückt
man ihre 5-HT1A rezeptorantagonistische
Aktivität
(sowohl auf präsynaptische
als auch postsynaptische Stellen) als Funktion der Dosis aus, so
weisen die Verbindungen ID50 Werte von 1–2000 μg/Kg, und vorzugsweise von 1–200 μg/Kg auf.
-
Da
die zur Durchführung
der Erfindung verwendbaren Verbindungen an die 5-HT1A Rezeptoren
mit einer Affinität
binden, die mindestens 50-fach größer, und vorzugsweise 100-fach
größer ist,
als die mit der sie an α1-adrenergen Rezeptoren binden, weisen sie α-adrenerge Rezeptorbindekonstanten
im mikromolaren Bereich oder noch schwächer auf.
-
Erfindungsgemäß hergestellte
Medikamente sind für
die Behandlung von neuromuskulären
Erkrankungen des unteren Harnwegs geeignet, insbesondere solche
Erkrankungen, die Miktion umfassen, wie die Dysurie, die Inkontinenz
und die Enuresis. Ohne von der Theorie gebunden sein zu wollen,
wird angenommen, dass die Verabreichung von 5-HT1A Rezeptorantagonisten
eine unerwünschte
Aktivität
des Rückenmarkreflexbogens
und/oder von kortikalen Mechanismen, die die Miktion kontrollieren,
vorbeugt. Es wird daher angenommen, dass eine große Vielzahl
von Erkrankungen des unteren Harnwegs unter Verwendung der erfindungsgemäßen Verbindungen
behandelt werden können.
-
Die
erfindungsgemäßen Erfindungen
können
in flüssige
Dosierungsformen unter Verwendung eines physiologisch akzeptablen
Träger,
wie phosphatgepufferter Salzlösung
oder dejonisiertem Wasser formuliert werden. Die pharmazeutische
Formulierung kann auch Excipienten einschließlich Konservierungs- und Stabilisierungsmittel
umfassen, welche auf dem Fachgebiet wohl bekannt sind. Die Verbindungen
können
in feste orale und nichtorale Dosierungseinheiten wie Tabletten,
Kapseln, Pulver und Zäpfchen
ausgebildet werden, und können
zusätzlich
Excipienten umfassen, umfassend ohne Begrenzung Lubricantien, Weichmacher,
Färbemittel,
Absorptionsverstärkemittel,
Bakterizide und ähnliches.
Die Verbreitung von Medikamenten, die unter Verwendung von echten
5-HT1A rezeptorantagonistischen Verbindungen,
deren Stereoisomeren oder pharmazeutisch annehmbaren Salzen, Hydraten
oder Solvaten hergestellt wurden, kann über jede effektive Route bewirkt
werden, einschließlich
der oralen, der enteralen, der intravenösen, der intramuskulären, der
subkutanen, der transdermalen, der transmukosalen (einschließlich rektal
und bukal) und durch Inhalationswege. Vorzugsweise wird ein oraler
oder transdermaler Weg verwendet (d. h. über feste oder flüssige orale
Formulierungs- oder Hautpflaster). Eine wirksame Menge des Medikamentes
ist eine Menge, die eine messbare Verbesserung von mindestens einem
Symptom der Erkrankung bewirkt. Diese effektive Menge kann durch
Experimente wie sie im Fachgebiet bekannt sind bestimmt werden,
beispielsweise durch Etablieren einer Matrix von Dosierungen und
Häufigkeiten
und Vergleichen einer Gruppe von experimentären Einheiten oder Subjekten
mit jedem Punkt in der Matrix. Die Symptome von Harnwegserkrankungen
umfassen Harndrang, Harnfrequenz, Durchsickern des Harns, Enuresis,
Dysurie, Zögerlichkeit,
Schwierigkeit beim Entleeren der Blase. Eine messbare Verbesserung
irgendeines Symptoms oder Parameters würde durch den Arzt, der auf
dem Fachgebiet bewandert ist, bestimmt oder vom Patienten dem Arzt
berichtet.
-
Beispielsweise
kann ein einzelner Patient an mehreren Symptomen der Dysurie gleichzeitig
leiden, beispielsweise Harndringlichkeit und Harnfrequenz, wobei
beide oder auch nur eines dieser Symptome durch die Verfahren der
vorliegenden Erfindung verringert werden können. Im Falle der Inkontinenz
wird jede Reduktion in der Frequenz oder dem Volumen des unerwünscht freigesetzten
Urins als günstige
Wirkung der vorliegenden Verfahren zur Behandlung angesehen.
-
Die
Menge des zu verabreichenden Mittels kann im Bereich von etwa 0,01 – bis etwa
25 mg/kg/Tag, vorzugsweise von etwa 0,1–10 mg/kg/Tag und besonders
bevorzugt von etwa 0,2–5
mg/kg/Tag liegen. Es ist verständlich,
dass die Arzneimittelformulierungen der vorliegenden Erfindung nicht
an sich die gesamte Menge des Mittels enthalten müssen, welche
für die
Wandlung der Erkrankung wirksam ist, weil solche wirksamen Mengen
auch durch Verabreichung einer Mehrzahl von Dosierungen erreicht
werden können.
-
In
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
der Erfindung wird N-{2-[4-(2-methoxyphenyl)-1-piperazinyl]-ethyl}-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamid
(im weiteren Verbindung A) in Kapseln oder Tabletten formuliert,
wobei diese von 50–200
mg Verbindung A enthalten und wird einem Patienten in einer täglichen
Dosis von 200 mg zur Erleichterung der Harninkontinenz verabreicht.
-
In
einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel
der Erfindung, wird N-{2-[4-(4-indolyl)-1-piperazinyl]-ethyl}-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamid
(im weiteren Verbindung B) in Kapseln oder Tabletten formuliert,
wobei jede von 20–60
mg Verbindung B enthält
und wird dem Patienten in einer täglichen Dosierung von 60 mg
zur Erleichterung der Harninkontinenz verabreicht.
-
Verbindungen,
die die erforderliche präsynaptische
und postsynaptische 5-HT1A antagonistische
Aktivität
aufweisen, können
unter solchen Verbindungen gefunden werden, die ein protonierbares
Stickstoffatom besitzen, welches auf einer Seite an einem aromatischen
oder heteroaromatischen Ring und auf der anderen Seite an eine Kohlenstoffkette
gebunden ist. Zusätzlich
kann der protonierbare Stickstoff und die Kette einen Ring formen.
Verbindungen, die zu dieser allgemeinen Klasse gehören, können unter
Verwendung der unten diskutierten Verfahren getestet werden, um
zu bestimmen, ob sie auch die anderen Kriterien einhalten, welche für die erfindungsgemäße Verwendung
erforderlich sind.
-
Die
Messung der spezifischen Bindeaktivität einer Verbindung hinsichtlich
unterschiedlicher neuronaler Rezeptoren (wie beispielsweise serotonerge
5-HT1A Rezeptoren, α1- oder α2-adrenerge
Rezeptoren, dopaminerge D2 Rezeptoren und
serotoninerge 5-HT2 Rezeptoren, kann unter
Verwendung einer Vielzahl von Verfahren durchgeführt werden, die alle auf dem
Fachgebiet sehr gut bekannt sind, wie beispielsweise das competitive
Binden an native oder klonierte Rezeptoren. Typischerweise wird
eine biologische Quelle von beispielsweise einem 5-HT1A Rezeptor
verwendet, in der der Rezeptor in einer ausreichend hohen Konzentration vorliegt,
so dass markiertes 5-HT oder ein markierter 5-HT1A Ligand
einfach gemessen werden kann. Diese Quelle kann ein Säugetier,
Gewebe oder Flüssigkeit
(entweder in situ oder nach der Entfernung) oder eine Gewebekulturzelle
umfassen. Der Zielrezeptor kann entweder von einem endogenen oder
von einem transfizierten Rezeptor-kodierenden rekombinanten Gen
exprimiert werden. Beispielsweise ist der Hippocampus der Ratte
eine reiche Quelle für
5-HT1A Rezeptoren.
Alternativ kann die humane 5-HT1A Rezeptor
cDNA in E. coli – Zellen
in Kultur exprimiert werden, wie in Bertin B. et al., J. Biol. Chem
267, 8200, 1992 berichtet. Die Fähigkeit
der Testverbindung mit markiertem 5-HT (oder markiertem 5-HT1A Liganden),
um die Rezeptorbindung zu kompetitieren wird dann gemessen, und
eine Bindekonstante ist unter Verwendung einer Scatchard-Analyse oder äquivalenter
Berechnungsmethoden, die auf dem Fachgebiet gut bekannt sind, kalkuliert.
-
Es
ist klar, dass Messungen der Rezeptorbindungsaffinität einer
bestimmten Verbindung abhängig
von der Quelle des Rezeptors, des radioaktiv markierten Liganden
und anderer Bestandteile wie auch der spezifischen Testbedingungen
variieren kann. Daher wird Verbindung A in allen Tests als Standardisierungskontrolle eingeschlossen.
Dies bedeutet, dass die Werte, die für die Bindungsaffinitäten von
Verbindung A erhalten werden, mit den Werten verglichen werden,
die in Beispiel 3, unten, gezeigt sind, d. h. Ki =
3 × 10–10 M
für 5-HT1A Rezeptoren und 3 × 10–7 M
für α1-adrenerge
Rezeptoren und die Werte, die im selben Test für andere Testverbindungen erhalten
werden, werden entsprechend normalisiert.
-
Die
Messung von präsynaptischen
und postsynaptischen serotoninerger 5-HT1A rezeptorantagonistischer
Aktivität
kann unter Verwendung von neurophysiologischen Testverfahren durchgeführt werden.
Beispielsweise wird das Feuern von Raphezellen elektrophysiologisch
gemessen und als ein Index der präsynaptischen 5-HT1A Rezeptoraktivität verwendet
(Vander Maelen et al., Brain Res. 289, 109, 1983). In diesem Test inhibiert
ein 5-HT1A Rezeptoragonist auf präsynaptischen
somatodendritischen 5-HT1A Rezeptoren das Feuern von Rapheneuronalzellen,
was nachgewiesen wird durch Messen der elektrischen Aktivität von 5-HT
enthaltenden Neuronen. Antagonisten verhinderen die inhibitorische
Wirkung des 5-HT1A Rezeptoragonisten, worauf die
Beibehaltung von hohen Spiegeln an Serotonin in der synaptischen
Spalte resultiert. Ein alternatives System zum Messen der präsynatpischen
Aktivität
ist die Inhibition der von 8-OH-DPAT
in Mäusen
induzierten Hypothermie (Moser, Eur. J. Pharmacol. 193, 165 1991).
-
Die
Inhibition der Adenylatcyclaseaktivität in Schnitten von Ratten-Hippocampus
wird als Indikator der postsynaptischen 5-HT1A Rezeptoraktivität verwendet
(Shenker et al., Eur. J. Pharmacol. 109, 427, 1985). In diesem Test
antagonisieren Verbindungen, die eine antagonistische Wirkung auf
postsynaptische 5-HT1A Rezeptoren aufweisen die inhibitorischen
Effekte eines 5-HT1A Agonisten ausschließlich auf
die Forskolinstimmulierer Adenylatcyclaseaktivität und zeigen keinen intrinsischen
Effekt auf die basale Aktivität
des Enzyms. Alternative Verfahren zur Messung der postsynaptischen
Aktivität
umfassen die Inhibition von 8-OH-DPAT induziertem Verhaltensyndrom,
insbesondere dem Vorderpfotentritt-Syndrom (Tricklebank et al.,
Eur. J. Pharmacol. 117, 15, 1985). Diese und andere Methoden sind
ausführlich
dargestellt in Fletcher et al. 14, 441, 1993.
-
Wie
oben diskutiert, wird Verbindung A bei allen Tests als Positivkontrolle
mitgeführt;
die für
die präsynaptische
und postsynaptische antagonistische Aktivität der Verbindung A erhaltenen
Werte werden entsprechend mit denen, die unten im Beispiel 4 und
5 (ID50 für
präsynaptisch
= 8,5 μg/Kg;
postsynaptisch = 14 μg/Kg) normalisiert
und die Werte, die für
andere Testverbindungen behalten werden, werden verglichen.
-
Sobald
eine Verbindung als 5-HT1A rezeptorantagonistische
Aktivität
aufweisend identifiziert wird, wird dessen pharmakologische Aktivität unter
Verwendung von einem oder mehreren Tiermodellsystemen für Erkrankungen
des unteren Harnwegs bestätigt.
Verwendbare Tiermodellsysteme umfassen isovolumetrische, rhythmische
Blasenentleerungskontraktionen in betäubten Ratten und Zystometrie
bei Ratten im Wachzustand. Im ersten Verfahren wird die Harnblase
katheterisiert, legiert und mit einem Druckaufzeichnungsgerät verbunden.
Die Blase wird dann gefüllt,
bis Reflexentleerenkontraktionen auftreten, wonach die Frequenz
um die Höhe
der Entleerungskontraktionen gemessen werden. Bei dem zweiten Verfahren
wird die Blasenvolumenkapazität
und Miktionsdruck am Tag nach dem Blasenkatheterisieren gemessen.
Bei der ersten Methode werden die Verbindungen vor den Messungen
intravenös
verabreicht. Bei der zweiten Methode können sowohl orale als auch
intravenöse
Verabreichungswege benutzt werden. Die Verfahren sind detaillierter
in Beispiel 6 und 7 unten beschrieben, und wurden ursprünglich verwendet,
die vorhergesagte Qualität
von echten serotoninergen 5-HT1A Rezeptorantagonisten
für die
vorhergehenden Harnwegserkrankungen zu überprüfen.
-
5-HT1A
rezeptorantagonistische Verbindungen, die erfindungsgemäß geeignet
sind, umfassen Piperazinderivate der allgemeinen Formel (I).
-
-
In
diesen Verbindungen steht:
R steht für ein Wasserstoffatom oder
eine niedrige Alkylgruppe;
R
1 steht
für eine
Aryl, stickstoffenthaltende Heteroaryl- oder stickstoffenthaltende
bizyklische Heteroarylgruppe; und
X steht für eine der Gruppen:
wobei
n
1 oder 2 ist
m 1, 2 oder 3 ist;
R
2 für ein Wasserstoffatom
oder eine niedrige Alkylgruppe steht,
R
3 für eine Aryl-
oder eine Aryl-(niedrig)Alkylgruppe steht,
R
4 für ein Wasserstoffatom
oder eine C
1-C
3-Alkylgruppe
steht,
R
5 für ein Wasserstoffatom oder
eine C
1-C
3-Alkyl,
C
3-C
12-cycloalkyl
oder cycloalkyl(niedrig)alkylgruppe steht; oder R
4 und
R
5 zusammen mit dem Stickstoffatom, an das
sie gebunden sind, für
eine 1-azetidinyl, 1-pyrrolidinyl, piperidino, 1-perhydroazepinyl, morpholino, oder 1-piperazinylgruppe
stehen, wobei jeder optional durch eine niedrige Alkyl, Aryl oder
Aryl(niedrig)Alkylgruppe substituiert sein kann;
R
6 für eine monozyklische
oder bizyklische Heteroarylgruppe steht,
R
7 für ein Wasserstoffatom,
eine niedrige Alkyl, eine Cycloalkyl, eine Cycloalkenyl, eine Cycloalkyl(niedrig)Alkyl,
eine Aryl, eine Aryl(niedrig)Alkyl, eine Heteroaryl oder eine Heteroaryl(niedrig)Alkylgruppe
steht, oder eine Gruppe -NR
8R
9 oder
OR
10;
R
8 für ein Wasserstoffatom
oder eine niedrige Alkyl, Aryl oder Aryl(niedrig)Alkylgruppe steht;
R
9 für
ein Wasserstoffatom oder eine niedrige Alkyl, -CO-(niedrig)Alkyl,
eine Aryl, eine -CO-Aryl, eine Aryl(niedrig)Alkyl, eine Cycloalkyl
oder eine Cycloalkyl(niedrig)Alkylgruppe steht; oder R
8 und
R
9 zusammen mit dem Stickstoffatom, an das
sie gebunden sind, eine gesättigte
heterozyklische Gruppe stehen, welche ein zusätzliches Heteroatom tragen
kann;
R
10 für eine Niedrigalkylgruppe,
eine Cycloalkyl, eine Cyclyalkyl(niedrig)alkyl, eine Aryl, eine
Aryl(niedrig)Alkyl, eine Heteroaryl oder eine Heteroaryl und Niedrigarylgruppe
steht.
R
11 für eine Aryl oder stickstoffenthaltende
Heteroarylgruppe steht,
R
12 für ein Wasserstoffatom
oder eine Niedrigalkylgruppe steht,
R
13 für ein Wasserstoffatom
oder eine C
1-C
3-Alkyl,
C
3-C
12-Cycloalkyl
oder Cycloalkyl(niedrig)alkylgruppe steht,
R
14 für eine Arylgruppe
steht,
Ka für
eine C
2-C
4-Alkylgruppe
steht, welche optional durch eine oder mehrere Niedrigalkylgruppen
substituiert sein kann; und
Y für eine Carbonyl, Alkylen, Hydroxyalkylen
oder Hydroxycycloalkylengruppe steht oder für eine Gruppe -S(O)
o; wobei o = 0–2 ist.
-
Wenn
R1 für
eine Arylgruppe steht, steht es vorzugsweise für eine Phenylgruppe mit einem
Substituenten in Orthostellung für
eine 1-naphthylgruppe, welche optional in 2 oder 7 Positionen substituiert
ist.
-
Beispiele
für Arylgruppen
R1 sind o-(niedrig)-alkoxyphenyl, wo-methosyphenyl
oder (niedrig)alkoxy-substituiertes 1-naphthyl.
-
Wenn
R1 für
eine bizyklische Heteroarylgruppe steht, steht es vorzugsweise für eine 4-indolylgruppe.
-
Wenn
R6 für
eine bizyklische Heteroarylgruppe steht, können beide Ringe eines oder
mehrere Heteroringatom(e) enthalten, oder es kann nur ein Ring eines
oder mehrerer Heteroatome) enthalten. Im letzteren Fall ist die
R6-Gruppe mit der Verbindung der Formel
(I) über
den Ring verbunden, der das oder die Heteroatome) enthält.
-
Beispiele
für solche
Heteroarylgruppen R6 beinhalten monozyklische
Gruppen, die ein Heteroatom enthalten, wie Pyridyl (insbesondere
2-pyridyl); Monozyklische Gruppen die zwei Heteroatome enthalten,
wie Thiazolyl (insbesondere 2-thiazolyl); und bizyklische Gruppen,
die ein oder zwei Heteroatome enthalten, wie Quinolinyl oder Isoquinolinyl
und insbesondere 2-quinolinyl.
-
Wenn
R11 und R14 für eine Arylgruppe
stehen, sind die bevorzugten Gruppen Phenylgruppen. Wenn R11 für
eine Heteroarylgruppe steht ist dies bevorzugt die Pyridylgruppe,
ggf. durch eine oder mehrere Alkylgruppen substituiert.
-
Verfahren
zur Herstellung der Piperazinderivate I sind in den folgenden Referenzen
offenbart:
GB 2230780 (
EP
395313 ), GB 2230781 (
EP
395312 ), GB 2248836, (
EP
481744 ); GB 2255337, GB 2262093, WO 94/15919, WO 94/15928,
WO 94/21610, WO 95/33743 und GB 2277517.
-
Bevorzugte
Piperazinderivate I umfassen:
1-{4[-4-(2-methoxyphenyl)-1-piperazinyl]-3-phenylbutanoyl}-perhydroazepin,
1{-4[-4-(2-methoxyphenyl)-1-piperazinyl]-2-phenylbutanoyl}-perhydroazepin,
1-[N-cyclohexylcarbonal-N-(2-Pyridyl)-2-aminoethyl)-4-(2-methoxyphenyl)-piperazin,
Verbindung A,
1-[N-cyclohexylcarbonyl-N-(2-Pyridyl)-2-aminoethyl)-4-(4-indolyl)-piperazin
Verbindung B, und
1-[2-(2-biphenyl)-ethyl]-4-(2-methoxyphenyl)-piperazin,
und
deren pharmazeutisch annehmbare Säureadditionssalze.
-
Erfindungsgemäß steht
Aryl für
eine aromatische Gruppe mit 6–12
Kohlenstoffatomen wie Phenyl bzw. Naphthyl. Diese können durch
einen oder mehrere Substituenten schließen Halogenatome und Niedrigalkyl, Niedrigalkoxy,
Halo(niedrig)alkyl, Nitro, Zyano, Amido, (niedrig)alkoxycarbonyl;
Amino, (niedrig)alkylamino; und di(niedrig)alkylaminogruppen ein.
Zwei benachbarte Substituenten am aromatischen Ring können zusammen,
um einen weiteren fusionierten Ring zu bilden, beispielsweise Benzodioxanyl.
Der Ausdruck Halogenatom steht für
Fluor, Chlor und Brom. Die bevorzugten Halogene sind Chlor und Fluor.
Beispiele für
bevorzugte Aryl(niedrig)alkylgruppen umfassen Benzyl und Phenethyl,
ggf. wie oben beschrieben substituiert.
-
Erfindungsgemäß steht
Heteroaryl für
eine aromatische Gruppe, die eines oder mehrere Heteroatom(e) enthält (z. B.
Sauerstoff, Stickstoff oder Schwefel) und welche monozyklisch oder
bizyklisch sein kann. Die monozyklische Heteroarylgruppe steht für einen
aromatischen Ring, der ein oder mehr Stickstoff oder andere Heteroatome
enthält,
wie Pyridyl, 2-thienyl, 2-furanyl, 1-methyl, 2-pyrrolyl, Pyrimidinyl,
Pyrazinyl, Oxazolyl, Thiazinyl und ähnliche. Bevorzugte Heteroarylgruppen
beinhalten 2-Pyridyl, 3-Pyridyl und 4-Pyridyl-Gruppen. Die Heteroarylgruppen
können
durch Halogenatome oder Niedrigalkyl, Niedrigalkoxy, Halo(niedrig)alkyl, Nitro,
Amino, Zyano, Amido, (niedrig)alkoxycarbonyl, (niedrig)alkylamino
und di(niedrig)-alkylamino-Gruppen substituiert sein. Bizyklisches
Heteroaryl steht für
Phenylringe, die mit einem zweiten Ring verbunden sind, der ein
oder mehrere Heteroatom(e) enthält.
Ein besonders bevorzugtes Heteroatom ist Stickstoff.
-
Beispiele
für diese
bizyklischen Heteroarylgruppen umfassen Indazolyl, Quinolinyl, Isoquinolinyl
und Indolyl. Die bizyklischen Heteroarylgruppen können durch
ein oder mehrere Substituenten substituiert sein. Eine bevorzugte
bizyklische Heteroarylgruppe ist Indolyl, welches mit Alkoxycarbonylgruppen
substituiert ist.
-
Die
folgenden Beispiele illustrieren die Erfindung. In den Beispielen
wird bezug genommen auf die beigefügten Zeichnungen, von denen:
-
1 eine graphische Darstellung
einer typischen Rekorderaufnahme ist, die die Wirkung von Verbindung
A auch durch volumeninduzierte Kontraktionen betäubter Ratten zeigt, wobei der
Pfeil die intravenöse Gabe
von 300 μg/Kg
Verbindung A zeigt und
-
2 eine graphische Darstellung
einer typischen Rekorderaufnahme ist, welche die Wirkung von Verbindung
A auf die zystometrographischen Parameter bei nicht betäubten Ratten
zeigt, wobei der Pfeil die orale Behandlung des Tieres mit 3 mg/kg
Verbindung A anzeigt.
-
Beispiel 1
-
N-{2-[4-(2-methoxyphenyl)-1-piperazinyl]-ethyl}-N-(2-pyridyl)-cyclohexaneacarboxamid·2.66HCl·0.33H2O (Verbindung A)
-
23.5
g als 1-(2-aminoethyl)-4-(2-methoxyphenyl)piperazin [Hexachemie-Reuil
Malmaison-France] und 4.85 ml 2-cholorpyridin wurden bei 160°C in einem
geschlossenen Reaktionsgefäß 10,5 Stunden
gerührt.
Das Reaktionsgemisch wurde auf Raumtemperatur abgekühlt, in
320 ml Chloroform gelöst
und mit 1 N Natriumhydroxid gewaschen (3 × 320 ml), gefolgt von Wasser
(2 × 400
ml). Die organische Schicht wurde über Natriumsulfat getrocknet
und dann zum Trocknen eingedampft unter reduziertem Druck. Das Rohprodukt
wurde durch Säulenflash-Chromatographie
unter Elution mit Ethylacetat : 3 N NH3 in
Methanol 100 : 2-Mischung gereinigt, was nach Eindampfung der gesammelten
Fraktionen, 5 g 1-[N-(2-pyridyl)-2-aminoethyl]-4-(2-methoxyphenyl)-piperazin als Öls ergab.
Eine Probe wurde aus Ethylacetat kristallisiert und ergab einen
Schmelzpunkt aus dem Festen bei 89 bis 94°C.
1H-NMR
(CDCl3, δ)
8.08.
ddd, 1H, CH bei Position 6 im Pyridinring
7.40, ddd, 1H, CH
bei Position 4 im Pyridinring
6.80–7.05, m, 4H, 2-methoxyphenyl
CHs
6.55, ddd, 1H, CH an Position 5 im Pyridinring
6.40,
dd, 1H, CH an Position 3 im Pyridinring
5.10, bs, 1H, NH
3.85,
s, 3H, CH3O
3.38, dt, 2H, CH 2NH
3.00–3.15, in,
4H Piperazin CHs
2.60–2.75,
in, 6H, Piperazin CHs und CH2N
D2O-Addition führt dazu, dass das NH-Signal
oberhalb als HDO erscheint.
-
Zu
einer Lösung
von 4.26 g der so hergestellten Verbindung in 42,5 ml Tetrahydrofuran
wurden tropfenweise bei –22°C 6,52 ml
12,5 N n-butyllithium (in Hexanlösung)
hinzugefügt.
Nach 40 Minuten Rühren
bei –20°C, wurden
2,2 ml Cyclohexancarbonylchlorid tropfenweise hinzugefügt. Das
Reaktionsgemisch wurde bei – 20°C 20 Minuten
gerührt
und dann bei Raumtemperatur für
3,5 Stunden. Wasser wurde vorsichtig hinzugefügt, um die Reaktion zu beenden,
gefolgt von 3 N Natriumhydroxid. Ethylacetatextraktion, gefolgt
von Waschen der organischen Phase mit Wasser, Trocknen auf Natriumsulfat
und Eindampfen des Lösungsmittel
bis zur Trockne, unter reduziertem Druck ergab ein öliges Rohprodukt,
welches durch Säulenflash-Chromatographie
unter Elution mit einem Gemisch von Ethylacetat zu 3 N NH3 in Methanol
100 : 2 Elution gereinigt wurde. Eindampfen der gesammelten Fraktionen
ergab 5 g der gesuchten Verbindung als eine Base, welche in das Hydrochlorid überführt wurde
durch Lösung
in Methanol und Zusatz von überschüssiger 2,8
N HCl in Diethylether. Aus Einnahme von der Lösungsmittel zur Trockne und
die Trocknung des Feststoffes unter Vakuum ergab 5,3 g der gesuchten
Verbindung. Schmelzpunkt 161–164°C.
Elementaranalyse
für C25H34N4O2·2.66
HCl·0.33
H2O:
errechnet (%): C 57.14, H 7.16,
N 10.66, Cl 17.95, H2O 1.13
gefunden
(%): C 57.45, H 7.29, N 10.67, Cl 18.13, H2O
1.20
H-NMR (D6-DMSO, δ):
11.10–11.70,
bs, 1H, NH+
8.58, dd, 1H, CH an Position 6 im Pyridinring
8.05,
ddd, 1H, CH an Position 4 im Pyridinring
7.64, dd, 1H, CH an
Position 3 im Pyridinring
7.45, dd, 1H, CH an Position 5 im
Pyridinring
6.82–7.10,
m, 4H, 2-methoxyphenyl CHs
5.20–5.80, bs, 2, 4H, NH+ (verbleibend)
H2O
4.17, t, 2H, CH2NCO
3.79,
s, 3H, CH3O
3.00–3.75, m, 10H, CH2N
und Piperazin CHs
2.15–2.35,
m, 1H, Cyclohexan CHCO
0.85–1,85, m, 10H, Cyclohexan CHs
D2O Addition führt dazu, dass das NH-Signal
oberhalb als HDO auftritt.
-
Beispiel 2
-
N-{2-[4-(4-Indolyl)-1-Piperazinyl]-ethyl}-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamid
(Verbindung B)
-
Stufe a
-
N-(2,2-Dimethoxyethyl)-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamid
-
13,2
ml einer 2,5 M Lösung
von Butyllithium in n-hexan wurde zu einer Lösung von 6 g 2-(2-pyridylamino)-acetaldehyddimethyl-acetal
(hergestellt wie in Beilstein E III/IV 22, 3871 beschrieben) in
40 ml Tetrahydrofuran zugefügt,
bei 0° C
gerührt
und das resultierende Gewicht wurde bei Raumtemperatur für eine Stunde gerührt. 4,46
ml Cyclohexancarbonylchlorid wurden dann tropfenweise über eine
Dauer von 5 Minuten zugefügt.
Das Rühren
wurde für
5,5 Stunden fortgesetzt, und dann wurde das Reaktionsgemisch in
Vakuum bis zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wurde durch Flashchromatographie
gereinigt, mit Chloroform : Ethylacetat 7 : 3 eluiert, wodurch 13,3
der gesuchten Verbindung erhalten wurden.
H-NMR (CDCl3 δ):
8.48–8.54, m,
1H, CH bei Position 6 im Pyridinring
7.75, ddd, 1H, CH bei
Position 4 im Pyridinring
7.18–7.44, m, 2H, CHs bei Position
3 und 5 im Pyridinring
4.65, t, 1H, CHCH2
3.90,
d, 2H, CH2
3.31, s, 6H, 2 × CH3O
2.32, tt, 1H, CH(CH2)2
0.80–1.85, m;
10H, Cyclohexan CH2δ
-
Stufe b
-
N-Formylmethyl-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamide
-
Ein
Gemisch aus 1.46 g N-(2,2-dimethoxyethyl)-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamid,
0,05 g 1,4-Hydroquinon und 25 ml 2 N HCl wurde bei 80°C 20 Minuten
unter Stickstoffstrom gerührt.
Die Mischung wurde dann auf 0°C
abgekühlt,
mit 50 ml Dichlormethan verdünnt,
und auf pH 10 durch Zufügen
einer 20%igen Lösung
von Natriumcarbonat eingestellt. Die wäßrige Phase wurde zweimal mit
Dichlormethan extrahiert und die kombinierten organischen Phasen
wurden über
nicht wäßrige Natriumsulfat
getrocknet. Die Eindampfung zur Trockne unter Vakuum ergab 0,94
g der gesuchten Verbindung, welche ohne weitere Reinigung in der
nächsten
Reaktionsstufe verwendet wurde.
H-NMR (CDCl3, δ)
9.66,
s, 1H, CHO
8.48–8.54,
m, 1H, CH bei Position 6 im Pyridinring
7.79, ddd, 1H, CH bei
Position 4 im Pyridinring
7.18–7.44, m, 2H, CHs bei Position
3 und 5 im Pyridinring
4.52, s, 2H, CH2
2.48,
tt, 1H, CH(CH2)2
0.80–1.95, m, 10H, Cyclohexan CH2δ
-
Stufe c
-
N-{2-[4-(4-Indolyl)-1-piperazinyl]-ethyl}-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamide
HCl·1.25H2O
-
Ein
Gemisch von 0,94 g N-formylmethyl-N-(2-pyridyl)-cyclohexanecarboxamid,
0,69 g 1-(4-indolyl)-piperazin,
1,21 g Natrium-triacetoxyborohydrid, 0,44 ml Essigsäure und
30 ml 1,2-Dichlorethan wurden bei Raumtemperatur 3 Stunden gerührt. Das
Gemisch wurde dann mit 20 ml Wasser verdünnt und auf pH 10 durch Zufügen einer
20%igen Lösung
von Natriumcarbonat eingestellt. Die wäßrige Phase wurde zweimal mit
1,2-Dichlorethan extrahiert und die gereinigten organischen Phasen
wurden über
nicht wäßrige Natriumsulfat
getrocknet. Die Eindampfung zur Trockne unter Vakuum ergab ein Rohprodukt,
welches durch Flash-Chromatographie gereinigt wurde, unter Elution
mit Dichlormethan : Methanol 98 : 2 bis 95 : 5, wodurch 0,96 g der
Base der gesuchten Verbindung erhalten wurden. Diese wurde in 40
ml Dichlormethan gelöst
und 3,8 N Wasserstoffchlorid in Diethylether wurde hinzugefügt. Die
gesuchte Verbindung wurde präzipitiert
und abgefiltert. Ausbeute 0,66 g, Schmelzpunkt 181–187°C.
-
Beispiel 3
-
Messung der Bindung der
Testverbindungen an 5-HT1A und α1-adrenerge
Rezeptoren
-
[3H]
Prazosinverbindung (α1-Rezeptoren)
-
Cerebrale
Cortices aus Ratten wurden in 50 Volumen von eiskaltem 50 mM Tris-HCl
pH 7.4 umorganisiert. Die Homogenate wurden bei 48.000 × g 10 Minuten
zentrifugiert, und die Pellets wurden im gleichen Volumen eiskaltem
Puffer resuspendiert, zentrifugiert und noch zweimal resuspendiert.
Die erhaltenen Pellets wurden in 100 Volumen 50 mM Tris-HCl pH 7.4, welcher
0,1% Ascorbinsäure
und 10 μM
Pargyline enthielten, resuspendiert. 1-ml Proben wurden 30 Minuten
bei 25°C
mit 0,35 nM [3H]Prazosin inkubiert, in Abwesenheit oder
Gegenwart von unterschiedlichen Konzentraten (10–5 bis
10–10 M)
der Testverbindung. Nicht spezifische Bindungen wurden in Gegenwart
von 10 μM
Phentolamin bestimmt. Die Inkubationen wurden durch schnelles Filtrieren
durch Whatman GF/B Filter unter Verwendung eines Brandel Zell Erntegeräts (Brandel
Cell Harvester) beendet, wonach die Filter 3 × mit 3 ml eiskaltem Puffer
gewaschen wurden. Die auf den Filtern verbliebene Radioaktivität wurde
durch Flüssigszintillationszählung bestimmt.
Die Resultate sind in der Tabelle 1 weiter unten gezeigt.
-
[3H]8-OH-DPAT
Bindungen (5-HT1A Rezeptoren)
-
Hippocampi
aus Ratten wurden in 50 M Volumen eiskaltem 50 mM Tris-HCl pH 7.4
homogenisiert. Die Homogenate wurden bei 48.000 × g 10 Minuten zentrifugiert
und Pellets wurden in einem gleichen Volumen eiskaltem Puffer resuspendiert,
10 Minuten bei 37°C
inkubiert, zentrifugiert und noch zweimal resuspendiert. Die erhaltenen
Pellets wurden in 100 Volumen 50 mM Tris-HCl, pH 7.4 enthaltend
0.1% Ascorbinsäure
und 10 μM
Pargylin resuspendiert. 1 ml Proben wurden 30 Minuten bei 25°C mit 1 nM
[3H]8-OH-DPAT
in Abwesenheit oder Gegenwart von unterschiedlichen Konservationen
(10–5 bis
10–10 M)
der Testverbindung inkubiert. Die unspezifische Bindung wurde in
Gegenwart von 10 μM
5-HAT bestimmt. Die Inkubationen wurden durch schnelles Filtern
durch Whatman FG/B-Filter unter Verwendung eines Brandel-Zell-Erntegerätes (Brandell
cell Harvester) beendet, wonach die Filter dreimal mit 3 ml eiskaltem
Puffer gewaschen wurden. Die auf den Filtern verbliebene Radioaktivität wurde
durch Flüssigszintillationszählung bestimmt.
Die Resultate sind in der Tabelle 1 unten gezeigt.
-
Tabelle
1
Bindungsaffinität
für den
5-HT
1A Rezeptor und den α
1-adrenergen
Rezeptor
Die Daten sind angegeben als Ki(nM)
-
Die
Resultate zeigen, dass Verbindung A und Verbindung B fest und selektiv
an den 5-HT1A Rezeptor binden, im Gegensatz hierzu zeigt
NAN-190 ein nahezu äquivalentes
Binden an beide Rezeptoren.
-
Beispiel 4
-
Messung der resynaptischen
5-HT1A rezeptorantagonistischen Aktivität
-
Antagonismus für Hypothermie,
welche in Mäusen
durch 8-OH-DPAT induziert wird
-
Da
die antagonistische Wirkung von 5-HT1A Rezeptorantagonisten
auf Hypothermie induziert durch 8-OH-DPAT wurde durch die Methode
von Moser (Moser, Eur., J. Pharmacol., 193, 165, 1991) mit geringfügigen Abänderungen
untersucht.
-
Männliche
CD-1-Mäuse
(28–38
g) erhalten von Charles River (Italien) wurden in einem klimakontrollierten
Raum (Temperatur 22 +/–2°C; Feuchtigkeit
55 +/–15%)
gehalten, und einem 12 Stunden Hell-/Dunkelzyklus mit freiem Zugang
zu Nahrung und Wasser unterzogen. Am Tag des Experiments wurden
die Mäuse einzeln
in lösdichtdicke
Plastikboxen überführt, unter
den selben Umgebungsbedingungen. Die Körpertemperatur wurde durch
Insertion eines Temperaturfühlers
(Termist TM-S, LSI) ins Rektum in einer Tiefe von 2 cm gemessen.
Die rektale Temperatur wurde direkt vor der subkutanen Injektion
der Testverbindung und 30 Minuten später gemessen. Danach erhielten
alle Tiere 8-OH-DPAT (0,5 mg/kg s. c.) und ihre Temperatur wurde
30 Minuten später
gemessen. Für
jedes Tier wurden die Temperaturänderungen
unter Berücksichtigung
von Vorbehandlungswerten errechnet, und die durchschnittlichen Werte
wurden für
jede Behandlungsgruppe berechnet.
-
Eine
lineare Regression wurde verwendet, um die ID50-Werte zu berechnen,
welche definiert sind als die Dosis Antagonist, die benötigt wird,
um 50% des hypothermen Effekts, welcher durch 0,5 mg/kg 8-OH-DPAT,
welches subkutan verabreicht wurde, induziert wird.
-
Die
Resultate sind in der Tabelle 2 unten gezeigt.
-
Tabelle
2
Antagonistische Aktivität
bezogen auf den präsynaptischen
5-HT
1A Rezeptor
-
Die
Resultate zeigen, dass sowohl Verbindung A als auch Verbindung B
signifikante präsynaptische 5-HT1A Rezeptorantagonistische Aktivität aufweisen.
-
Beispiel 5
-
Messung der postsynaptischen
5-HT1A-rezeptorantagonistischen Aktivität
-
Inhibition der durch 8-OH-DPAT
in Ratten induzierten Vorderpfotenscharren (Treading)
-
Der
inhibitorische Effekt von 5-HT1A Rezeptorantagonisten
auf das Vorderpfotenscharren, welches durch subkutane Injektion
von 8-OH-DPAT bei Ratten induziert wurde, wurde nach Methode von
Tricklebank (Tricklebank et al., Eur. J. Pharmacol, 117: 15, 1985)
mit geringfügigen
Modifikationen durchgeführt.
-
Männliche
Sprague-Dawley-Ratten (150–175
g) von Charles River (Italien), wurden in einem klimakontrollierten
Raum gehalten und einem 12 h Hell-/Dunkelzyklus mit freiem Zugang
zu Nahrung und Wasser unterzogen. Am Tag des Experimentes wurden
die Ratten einzeln in klare Plastikboxen gehalten. Reserpinisierte
Ratten wurden mit Reserpin, 1 mg/kg s. c. behandelt, 18–24 h vor
dem Test. Zur Untersuchung der antagonistischen Aktivität, wurden
die Verbindungen i. p. oder s. c. 16 Minuten vor 8-OH-DPAT (1 mg/kg
s. c.) verabreicht. Beobachtungssitzungen von 30 s Dauer begannen
drei Minuten nach der Behandlung mit dem Agonisten und wurden für alle drei
Minuten über
einen Zeitraum von 15 Minuten wiederholt.
-
Das
Auftreten des Vorderpfotenscharren-Syndroms, welches durch postsynaptische
Stimulation der 5-HT1A Rezeptoren induziert wurde, wurde notiert
und dessen Intensität
wurde unter Verwendung einer abgestuften Intensitätsskala
bewertet, bei der 0 = nicht vorhanden, 1 = verdächtig, 2 = vorhanden und 3
= intensiv bedeutete. Die Verhaltensbewertungen für jede behandelte
Ratte wurden über
den Zeitverlauf akkumuliert (5 Beobachtungsperioden) und als Durchschnittswerte
von 8–10
Ratten angegeben.
-
Eine
lineare Regression wurde verwendet, um ID50-Werte zu berechnen,
die als die Dosis Antagonist definiert sind, die benötigt wird,
um 50% der Vorderpfotenscharrenintensität induziert durch 1 mg/kg 8-OH-DPAT,
welches subkutan verabreicht wurde, zu blockieren.
-
Die
Resultate sind in Tabelle 3 unten gezeigt.
-
-
Diese
Resultate zeigen, dass die Verbindung A signifikante postsynatpische
5-HT1A Rezeptorantagonistische Aktivität aufweist.
NAN-190 ist im Gegensatz dazu viel weniger aktiv. Insgesamt sind
die Bioassays für
die präsynaptische
und postsynatpische antagonistische Aktivität zur Identifizierung von Verbindungen,
die beide Aktivitäten
aufweisen, in Intensitäten,
die die Verbindungen zur Behandlung von Harnwegserkrankungen verwendbar
machen, effektiv.
-
Beispiel 6
-
Wirkung von 5-HT1A Rezeptorantagonisten auf die volumeninduzierten
rhythmischen Blasenentleerungskontraktionen bei betäubten Ratten
-
Weibliche
Sprague Dawley-Ratten mit einem Gewicht von 225/275 g (Crl: CD° BR, Charles
River, Italien) wurden verwendet. Die Tiere wurden mit freiem Zugang
zu Nahrung und Wasser gehalten und einen erzwungenen 12 Stunden
Lichtdunkelwechselzyklus bei 22–24°C für mindestens
eine Woche gehalten, mit Ausnahme während des Experiments. Die
Aktivität
des rhythmischen Blasenentleerenskontraktionen wurde nach der Methode
von Dray (J. Pharmacol. Methods, 13: 157, 1985) bewertet, mit einigen
Modifikationen wie in Guarneri (Pharmcol. Res., 27: 173, 1993).
Kurz gesagt wurden Ratten durch subkutane Injektion von 1,25 g/kg (5
ml/kg) Urethan, wonach die Harnblase über die Harnröhre katheterisiert
wurde unter Verwendung einer PE 50 Polyethylenröhre gefüllt mit physiologischer Salzlösung. Der
Katheter wurde an Ort und Stelle befestigt mit einer Ligatur um
die externe Harnröhrenöffnung und
wurde mit einem konventionellen Druckfühler (Transducers) (Statham
P23 ID/P23 XL) verbunden. Der intravesikale Druck wurde fortlaufend
mit einem Diagrammaufnahmegerät
(Battaglia Rangoni KV 135 mit DC1/T1 Verstärker) aufgezeichnet. Die Blase
wurde dann mit dem Aufnahmekatheter mit inkremental ansteigendem
Volumen warmer (37°C)
Kochsalzlösung
gefüllt
bis Reflexblasenentleerungskontraktionen auftraten (normalerweise
0,8–1,5
ml). Aus dem Zystometrogramm wurden zwei Parameter ausgewertet:
die Frequenz der Entleerungskontraktionen (errechnet durch Zählen der
Anzahl der Gipfel (peaks/15 Minuten, Beobachtung und die mittlere
Amplitude dieser Kontraktionen (mittlere Höhe der Peaks in mmHg) zum selben
Zeitraum. Für
die intravenöse
(i. v.) Injektion der bioaktiven Verbindungen wurde eine PE 50 Polyethylenröhre gefüllt mit
physiologischer Kochsalzlösung
in die Jugularvene eingeführt.
-
Die
Bioaktivität
wurde für
jedes individuelle Tier (unter Verwendung von 6–10 Ratten pro Dosierung) gemessen,
in dem die Anzahl und Höhe
der Peaks 15 Minuten nach Arzneimittelinjektion aufgenommen wurden,
und diese mit den vorher 15 Minuten nach intravenöser Administration
des Trägers
allein aufgenommenen verglichen wurden. Zur Bewertung der mittleren
Amplitude der Peaksnachbehandlung wurden nur die Resultate von Zystometrogrammen
ausgewertet, die eine Reduktion der Frequenz der Kontraktionen von ≤ 50% zeigten.
Die statistische Signifikanz der Veränderungen in der Frequenz und
in der Amplitude vor und nach Behandlung wurden mit einem Student's-t-Test für gepaarte
Daten bestimmt. Änderungen
kommen, die eine Wahrscheinlichkeit P < 0,01 zeigten, wurden als signifikant
angesehen.
-
Ein
alles oder nichts Kriterium wurde ebenso verwendet, um die Bioaktivität zu vergleichen
ausgedrückt
in ED50-Werten. Ratten, die eine behandlungsabhängige Veränderung von ≥ 30% relativ
zu dem Basalwert zeigten, wurden als positiv angesehen. Quantendosisantwortkurven
und ED50-Werte wurden durch die Methode vom Bliss (J. Pharm. Pharmacol.
11: 192, 1938) ausgewertet. Zusätzlich
wurde die Bioaktivität konventionell
geschätzt,
durch Messen der Dauer der Ruhephasen (d. h. der Dauer der Zeit,
während
der keine Kontraktionen auftraten), da die meisten Verbindungen
einen Effekt hervorriefen, der relativ schnell begann und zu einer
vollständigen
Beendigung der Blasenkontraktionen führte (wie in 1 gezeigt). Um die Potenz der getesteten
Verbindungen bei der Inhibition der Frequenz der Blasenentleerungskontraktionen
zu vergleichen, wurden gleicheffektive Dosierungen, welche 10 Minuten
Ruhezeit (disappearance time) (ED10min)
mit Hilfe der Least-square-linearen Regressionsanalyse berechnet.
-
Die
schnelle Dehnung der Harnblase in Urethan-betäubten Ratten rief eine Serie
von rhythmischen Blasenentleerungskontraktionen hervor, deren Charakteristiken
beschrieben worden sind (Maggie et al., Brain Res., 380, 83, 1986;
Maggi et al., J. Pharmacol., Exp., Ther., 230, 500, 1984). Die Häufigkeit
dieser Kontraktionen ist von dem sensorischen afferenten Arm des
Miktionsreflexes und von der Integrität des Miktionszentrums abhängig, während ihre
Amplitude abhängig
ist vom efferenten Arm des Reflexes (Maggi et al., J. Pharmacol.
Meth., 15, 157, 1986; Maggi et al., Brain Res., 415, 1, 1987; Maggi
et al., Naun. Schmied. Arch. Pharmacol., 332, 276, 1986; Maggi et
al., J. Urol., 136, 696, 1986). In diesem Modellsystem bewirken
Verbindungen, die hauptsächlich
auf das ZNS (beispielsweise Morphium) wirken, eine Reduktion in
der Entleerungsfrequenz, während
Drogen, die auf dem Level des Detrusormuskels wirken, die Amplitude
der Blasenkontraktionen erniedrigen.
-
Die
Resultate sind in den Tabellen 4 und 5 unten zusammengefasst.
-
Tabelle 4
-
Wirkungen auf rhythmische
Blasenentleerungskontraktionen nach intravenöser Verabreichung
-
Die
Daten stehen für
die Durchschnittswerte ± der
Standardabweichungen der Anzahl der Kontraktionen, die vor und nach
der intravenösen
Verabreichung der untersuchten Verbindungen beobachtet wurden, und
die Amplitude der aufgenommenen Peaks, in Tieren, die eine Reduktion
der Frequenz < 50%
aufweisen. Die ED50 (und 95% Zuverlässigkeitsgrenze)-Werte wurden
auf Basis eines Quantenkriteriums wie in den Methoden beschrieben
bestimmt.
- n.c.
- nicht berechnet
- n.a.
- nicht aktiv bezogen
auf diesen Parameter
-
Tabelle 5
-
Wirkungen auf rhythmische
Blasenentleerungskontraktionen nach intravenöser Verabreichung
-
Die
Daten stehen für
die Durchschnittswerte ± der
Standardabweichung der Dauer der Blasenruhezeit (Zeit bis zum Verschwinden
der Kontraktion in min). Die ED10min-Werte
stehen für
die extra-polated Dosis, die 10 Minuten Verschwindenszeit der Kontraktionen
induziert.
-
-
Nach
intravenöser
Verabreichung inhibierter Verbindung B dosisabhängig die Frequenz des rhythmischen
Blasenentleerens und reduzierte ebenso die Amplitude zu einem gewissen
Maß. Verbindung
A inhibierte nach intravenöser
Verabreichung dosisabhängig
die Frequenz des rhythmischen Blasenentleerens ohne Effekt auf dessen
Amplitude. Die größte Veränderung
dieses Parameters war tatsächlich
etwa 13% und keine Dosisabhängigkeit
wurde beobachtet. Von den hier gezeigten Testverbindungen war Verbindung
B die potenteste, mit 46 bis 2650 × höherer Aktivität als NAN-190
bzw. Flavoxat. Verbindung A war 9 bis 530 × aktiver als NAN-190 bzw.
Flavoxat.
-
Im
Gegensatz hierzu war Oxybutynin nur wirksam hinsichtlich des Reduzierens
der Amplitude der Kontraktionen, was bestätigt, dass seine Wirkung auf
der kompletten Inhibition der muscarinergen Rezeptoren in der Blase
beruht.
-
Die
Verbindungen, die die Kontraktionsfrequenz reduzierten, induzierten
eine vollständige
und vorübergehende
Verschwinden der Kontraktionen für
einen Zeitraum, der direkt proportional war zur verabreichten Dosis
(Tabelle 5).
-
Tabelle
4 und 5 zeigen ebenso die Wirkungen von Flavoxat auf die volumeninduzierten
Blasenkontraktionen, einem Arzneimittel, dass weit verbreitet in
der klinischen Therapie von Blasendysfunktionen verwendet wird.
-
Die
Verabreichung dieses Arzneimittels resultierte in einer Unterdrückung der
Blasenkontraktionen. Die mittlere Verschwindenszeit, die nach Verabreichung
der höchsten
getesteten Dosierung (10.000 μg/kg
i. v.) war 8,25 ± 1,9
min. NAN-190 gab bei der höchsten
getesteten Dosierung von 100–300 μg/kg eine
maximale Verschwindenszeit von etwa 5,5–6,3 min. (Höhere Dosierungen
wurden nicht getestet wegen der hohen Toxizität und der geringen Löslichkeit
dieser Verbindung).
-
Diese
Resultate zeigen, dass Verbindung B und Verbindung A sehr potente
Verbindungen für
die Reduktion der Frequenz der Entleerungskontraktionen sind, wenn
man sie Flavoxat und NAN-190 sowohl hinsichtlich der absoluten Potenz
(ED50) und der Verschwindenszeit (ED10min) vergleicht. Ihr Wirkmechanismus scheint
unterschiedlich zu dem von Oxybutynin, einem peripheren antimuscarinen
zu sein. Außerdem
traten ihre Wirkungen bei sehr geringen Dosierungen auf.
-
Beispiel 7
-
Wirkung von 5-HT1A Rezeptorantagonisten auf zystrometrische
Parameter bei bewußten
Ratten
-
A. Methoden
-
Männliche
Sprague Dawley Ratten (Crl: CD°BR)
mit einem Gewicht von 250–350
g wurden verwendet. Die Tiere wurden mit freiem Zugang zu Futter
und Wasser gehaltet und einem erzwungenen 12 Stunden-Licht in Dunkelwechselzyklus
bei 22–24°C für mindestens
1 Woche unterzogen, außer
während
der Durchführung des
Experiments.
-
Um
die urodynamischen Parameter bei bewussten Ratten zu quantifizieren,
wurden zystometrographische Studien unter Verwendung der Verfahren,
wie sie in Pietra et al., IRCS Med. Sci. 14, 992, 1986 beschrieben
sind.
-
Männliche
Ratten wurden mit Nembutal (30 mg/kg) und Chlorhydrat (125 mg/kg/i.
p.) anästhesiert
und in eine Rückenlage überführt. Es
wurde ein etwa 10 mm langer mittiger Einschnitt in das rasierte
und gesäuberte
Abdomen durchgeführt.
Die Harnblase wurde vorsichtig von anhaftendem Gewebe befreit, geleert
und dann über
einen Einschnitt an der Wölbung
mit einer Polyethylenkanüle
(Portex PP30) versehen, welche dauerhaft mit einem Seidenfaden zugenäht war.
Die Kanüle
wurde durch einen subkutanen Kanal in die retroscapulare Fläche ausgeführt, wo
sie mit einem Plastikadapter verbunden wurde, um das Risiko einer
Entfernung durch das Tier zu vermeiden. Zur intravenösen (i.
v.) Injektion von Testverbindungen wurde eine PE 50 Polyethylenröhre gefüllt mit
physiologischer Kochsalzlösung
in die Jugularsehne eingeführt
und in der retroscapularen Fläche
nach außen
geführt.
-
Da
berichtet wurde, dass zystometrographische Parameter durch die Zeit,
die seit der Katheterimplantation vergangen ist, beeinflusst werden,
Yaksh et al. Amer, J. Physiol. 251, R1177, 1986 wurden die Ratten ausschließlich einen
Tag nach Implantation verwendet.
-
Am
Tag des Experiments wurden die Ratten in Bollmann's Käfige überführt; nach
einer Stabilisierungsphase von 20 min. wurde das freie Ende des
Blasenkatheters mit einer t-förmigen Röhre an einen
Druckumwandler (Bentley T800/Marb P 82) und an peristaltische Pumpe
(Gilson Minipuls 2) zur kontinuierlichen Infusion angeschlossen,
bei einer konstanten Geschwindigkeit von 0,1/min. Kochsalzlösung in
die Harnblase. Das intraluminale Drucksignal während der Infusion wurde kontinuierlich
mit einem Polygraph (Battaglia Rangoni KO 380 mit ADC1/T Verstärker aufgenommen.
Zwei urodynamische Parameter wurden gewertet: Blasenvolumenkapazität (BVC)
und Miktionsdruck (MP). BVC (in ml) ist als minimales Volumen definiert,
bei dem die Detrusorkontraktion (gefolgt durch Miktion) auftritt.
MP (in mmHg) ist als der maximale intravesikale Druck definiert,
welcher durch die Kontraktion des Detrusors während der Miktion hervorgerufen
wird. Die basalen BVC und MP Werte wurden als Durchschnitt der ersten
beiden aufgenommenen Zystometrogramme berechnet. An dieser Stelle
wurde die Infusion unterbrochen und die Testverbindungen wurden
gegeben. 15 Minuten nach der intravenösen Gabe, oder eine Stunde
nach der oralen Arzneimittelverabreichung, wurden zwei zusätzliche Zystometrogramme
für jedes
Tier aufgenommen und die durchschnittlichen Werte der zwei zystometrographischen
Parameter wurden berechnet. Eine typische Aufnahme ist in 2 gezeigt, in der die Wirkungen
von 3 mg/kg p. o. von Verbindung A gezeigt sind.
-
Die
statistische Signifikanz der Unterschiede der urodynamischen Parameterwerte
wurde durch einen Student's
t Test für
gepaarte Daten berechnet. Nur Unterschiede mit einer Wahrscheinlichkeit
p < 0.01 wurden als
signifikant angesehen.
-
B. Ergebnis
-
Die
Wirkungen von unterschiedlichen Dosierungen der Verbindung A und
der Vergleichsverbindungen auf die urodynamischen Parameter bei
bewussten Ratten nach i. v.-Gabe sind in den Tabellen 6 und 7 zusammengefasst.
-
Tabelle 6
-
Wirkungen auf Zystometrogramm
in bewussten Ratten
-
Die
Daten stehen für
die durchschnittlichen Werte ± Standardabweichung
(ml) der Blasenvolumenkapazität
(BVC) vor und 15 Minuten nach der Injektion der Verbindungen.
-
-
Tabelle 7
-
Wirkungen auf Zystometrogramm
bei bewussten Ratten
-
Die
Daten stehen für
die durchschnittlichen Werte ± Standardabweichung
(mmHg) des Miktionsdrucks (MP), vor und 15 Minuten nach i. v.-Injektion
der Verbindungen.
-
-
Die
Gabe von Verbindung A induzierter konstanter und signifikanter Anstiege
des BVC. Flavoxat (1000–3000 μg/kg) induzierte
ebenso Anstiege in BVC, und die Unterschiede zwischen Basalwert
und den Werten nach Behandlung waren statistisch signifikant. (Tabelle
6).
-
Oxybutynin
zeigte keine Wirkung auf BVC (Tabelle 6), induzierte jedoch sehr
konsistent, signifikant und dosisabhängig Reduktionen des MP (der
ungefähre
ED50-Wert war 400 μg/kg),
im Gegensatz zu Verbindung A und Flavoxat, die auf diesen Parameter
keine Wirkung zeigten (Tabelle 7). NAN-190 zeigte keine signifikanten
Wirkungen auf beide Parameter bis hin zu der höchsten möglichen Dosis von 300 μ/kg.
-
Die
Wirkungen dieser Verbindungen nach oraler Verabreichung wurden ebenso
untersucht. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 8 und 9 unten gezeigt.
-
Tabelle 8
-
Wirkungen auf Zystometrogramm
bei bewussten Ratten
-
Die
Daten stehen für
die durchschnittlichen Werte ± Standardabweichung
(ml) der Blasenvolumenkapazität
(BVC) vor und 1 Stunde nach der oralen Verabreichung der Verbindungen.
-
-
-
Tabelle 9
-
Wirkungen auf Zystometrogramm
bei bewussten Ratten
-
Die
Daten stehen für
die durchschnittlichen Werte ± Standardabweichung
(ml) der Blasenvolumenkapazität
(MP) vor und 1 Stunde nach der oralen Verabreichung der Verbindungen.
-
-
-
Verbindung
A rief einen signifikanten Anstieg des BVCs nach oraler Gabe von
3 mg/kg hervor und Änderungen
in MP-Werten wurden nicht detektiert. Oxybutynin bewirkte einen
signifikanten Anstieg des BVC nach oraler Gabe bei der geringsten
verwendeten Dosierung (1 mg/kg) und rief eine dosisabhängige Reduktion
der MP-Werte hervor, die konsistent und signifikant mit 3 und 10
mg/kg Dosierungslevels (etwa ED50-Wert war 4 mg/kg). NAN-190 war
nach oraler Gabe inaktiv bei Dosierungen bis zu 30 mg/kg, eine Dosierung
die 10 × höher als
die minimale wirksame Dosis von Verbindung A ist.
-
Diese
Resultate waren in Übereinstimmung
mit denen, die für
betäubte
Ratten erhalten wurden, wie beschrieben in Beispiel 6 oben. Es wurde
gefunden, dass Verbindung A aktiv ist beim Erhöhen des BVC ohne die Blasenkontraktilität (MP) zu
beeinflussen, im Gegensatz zu Oxybutynin. Es wurde ebenso gefunden,
dass Verbindung A sowohl nach i. v. und oraler Gabe Wirkung zeigte,
im Gegensatz zu NAN-190, welches nach i. v. oder oraler Gabe in
Dosierungen bis zu 10-fach höher
als denen von Verbindung A inaktiv war. Die obigen Ergebnisse zeigen,
dass Verbindungen, die über
antagonistische Aktivität
bei prä- und postsynaptischen 5-HT1A
Rezeptoren verfügen,
von keiner signifikanten Affinität
für α-adrenerge
Rezeptoren besitzen, unerwarteter Weise eine große pharmacollogische Aktivität auf den
unteren Harnweg besitzen. Insbesondere sind diese Verbindungen fähig, den
Miktionsreflex zu inhibieren und den Abstand zwischen der Miktion
zu vergrößern, ohne
die Fähigkeit
des Detrusors zu mindern, effektive Entleerungen hervorzurufen,
sobald die Miktionsschwelle erreicht ist. Dies ist deswegen wichtig,
da die zur Zeit verwendeten Arzneimittel für die Behandlung der Harninkontinenz
(hauptsächlich Anticholinerge)
die Effizienz der Miktion verringern, wie es für Oxybutynin in Beispiel 7
gezeigt ist, wo der Miktionsdruck reduziert ist, was einen Anstieg
des verbleibenden Volumens bewirkt wegen der Abnahme der kontraktilen
Kraft der Blase.