-
Die vorliegende Erfindung betrifft
allgemein einen Wachstumsfaktor mit einer das dorsale Wachstum induzierenden
Aktivität,
insbesondere eine modifizierte Form des Spemann-Organisator-Signals Noggin, modifiziertes
Noggin umfassende Zusammensetzungen und DNA- oder RNA-Sequenzen,
die codierende (Sense) oder Antisense-Sequenzen für modifiziertes
Noggin umfassen.
-
Technischer
Hintergrund
-
Wachstumsfaktoren sind Substanzen
wie Polypeptid-Hormone, die das Wachstum definierter Populationen
tierischer Zellen in vivo oder in vitro beeinflussen, die jedoch
keine Nährstoffsubstanzen
sind. Am Wachstum oder an der Differenzierung von Geweben beteiligte
Proteine können
das Wachstum oder die Differenzierung fördern oder inhibieren und daher
umfasst der allgemeine Begriff „Wachstumsfaktor" Cytokine und trophische
Faktoren.
-
Wachstumsfaktoren, deren Rezeptoren,
codierende oder Antisense-DNA- oder RNA-Sequenzen davon sowie Fragmente davon
können
bei einer Reihe von therapeutischen, klinischen, Forschungs-, diagnostischen
und Arzneimittelentwicklungs-Anwendungen geeignet sein (vgl. beispielsweise
das am 15. August 1989 erteilte US-Patent 4,857.637 (Verfahren zur
Immunisierung eines Tieres gegen dessen Wachstumshormon-Rezeptor);
das am 12. Juni 1990 erteilte US-Patent 4,933,294 (den humanen EGF-Rezeptor
umfassende Tests und Therapien); das am 9. Juli 1991 erteilte US-Patent
5,030,576 (Rolle von Rezeptoren und Rezeptor-Hybriden bei der Arzneimittelentwicklung
und beim Arzneimittel-Screening der pharmazeutischen Industrie);
das am 11. Februar 1992 erteilte US-Patent 5,087,616 (Verfahren
zur Zerstörung
von Tumorzellen unter Verwendung einer Zusammensetzung, die ein
Wachstumsfaktor-Konjugat umfasst); das am 24. März 1992 erteilte US-Patent
5,098,833 (Expressions-Systeme, die in therapeutischen oder diagnostischen
Zusammensetzungen eingesetzt werden können); und die am 2. April
1992 veröffentlichte
Internationale Anmeldung WO 92/05254 (verschiedene Aspekte der Isolierung,
Herstellung und Anwendungen eines neuartigen neurotrophen Faktors),
wobei jede Druckschrift durch Bezugnahme in die vorliegende Anmeldung
einbezogen wird.
-
Der Spemann-Organisator induziert
Nervengewebe aus dorsalem Ektoderm und bewirkt die Dorsal-Entwicklung
von lateralem und ventralem Mesoderm in Xenopus. Das erste Molekül, das die
von einem Spemann-Organisator-Signal erwarteten Eigenschaften aufweist,
wurde in einem Screening auf Expression von Aktivitäten identifiziert,
die dorsale Strukturen in Xenopus-Embryonen induzieren und wurde
als Noggin bezeichnet (Smith, W. C. und Harland, R. M., Cell, 70
(1992), 829–840).
Vertreter der Klasse der knochenmorphogenetischen Proteine (BMP)
der Gen-Überfamilie
des transformierenden Wachstumsfaktors Beta (TGF-β) können Antagonisten
von Organisator-Signalen wie Noggin sein. Vor kurzem wurde berichtet,
dass das Noggin-Protein BMP-4 mit hoher Affinität bindet und die BMP-4-Aktivität durch
Blockierung der Bindung an verwandte Zelloberflächen-Rezeptoren aufheben kann
(Zimmerman, L. B. et al., Cell, 86 (1996), 599–606).
-
Neben ihrer Funktionen bei der normalen
Knochenbildung scheinen die BMPs an Krankheiten beteiligt zu sein,
wobei sie anormales Knochenwachstum fördern. Beispielsweise ist berichtet
worden, dass BMPs eine ursächliche
Rolle bei der als Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP) bekannte
Krankheit spielen, bei der Patienten ein anormales „zweites
Skelett" wächst, das
jegliche Bewegung verhindert.
-
Beschreibung
der Figuren
-
1A und 1B – Nucleotidsequenz (SEQ ID
Nr. 1) des humanen Noggin-Gens und abgeleitete Aminosäuresequenz
(SEQ ID Nr. 2). Die Codierung der KKLRRK-Deletion, die wie in Beispiel
9 (hNGΔ138–144) beschrieben
eine Reduktion der Wechselwirkung mit Heparin bewirkt, die mit der
für ionische
Wirkungen erwarteten übereinstimmt,
beginnt bei Nucleotid 415 (AAG...).
-
2A – Experimenteller
Plan: kompetentes Ektoderm der animalen Kappe (AC) wurde wie gezeigt aus
Embryonen definierter Stadien seziiert. Wie gezeigt, wurden auch
dorsale und ventrale AC- und ventral-marginale Zonen (VMZ) von St10.5
seziiert. Explantate wurden einmal in Ringer-Lösung mit geringem Ca/Mg-Gehalt
(LCMR) gewaschen und dann in Behandlungsmedium, enthaltend einen
verdünnten
Faktor in LCMR + 0,5% BSA, gegeben. Bis zu späten Stadien (St20+) kultivierte
Explantate wurden 6–16
Stunden nach Beginn der Behandlung aus dem Behandlungsmedium entfernt
und in LCMR gegeben. Wenn die Explantate das gewünschte Stadium erreichten,
wurden sie entweder zur RNA-Isolierung geerntet oder zur situ-Hybridisierung
als ganzes Präparat
oder zur Antikörperfärbung fixiert.
-
2B – Neurale
Induzierung durch Noggin in Abwesenheit von Muskelgewebe. Die Laufspuren
1–3 zeigen
durch N-CAM-, β-Tubulin-
beziehungsweise XIF-3-Sonden geschützte spezifische Fragmente,
in Gesamt-RNA von St24-Embryonen. Die Laufspuren 4–8 zeigen
den Schutz durch ein Gemisch der drei Sonden, während die Laufspuren 9–13 den
Schutz von tRNA(t), St24-Embryo-RNA (E) und RNA, die aus mit 50
pM Activin (A), 25% eines 20-fach konzentrierten Kontroll-CHO-Zellmediums
(C) oder 25% eines 20-fach konzentrierten Noggin-konditionierten
CHO-Zellmediums (N) behandelten St9-AC gewonnen wurde, durch eine
Actin-Sonde zeigen. Ubiquitär
exprimiertes cytoskeletales Actin wurde als Beladungskontrolle verwendet,
die zeigt, dass die RNA-Mengen bei allen Behandlungen vergleichbar
waren (Laufspuren 11–13).
-
3 – SDS-PAGE
(12%)-Lauf unter reduzierenden Bedingungen. Proteine wurden mittels
Silberfärbung
sichtbar gemacht. Laufspur 1 zeigt Molekulargewicht-Standards. Die
Laufspuren 2–7
zeigen 0,0 μg,
0,1 μg,
0,2 μg,
0,5 μg,
1,0 μg und
2,0 μg gereinigtes
humanes Noggin.
-
4A – Zeitlicher
Verlauf von mit aufgereinigtem Noggin behandelten animalen Kappen
gegenüber mit
Activin behandelten; direkte neurale Induzierung gegenüber indirekter
neuraler Induzierung. Animale Kappen wurden, wie in 2A gezeigt, dissiziiert und mit LCMR
+ 0,5% BSA (U), einer 20-fachen Verdünnung von Activin-konditioniertem
COS-Zellmedium (A) oder 1 μg/ml
aufgereinigtem humanem Noggin (N) behandelt. Zusammen mit St22-Embryo-Gesamt-RNA
(Laufspur 1) und tRNA (Laufspur 14) wurde aus behandelten animalen
Kappen isolierte RNA (Laufspuren 2–13) mit N-CAM, β-Tubulin,
Muskel- und cytoskeletalen Actinen, Kollagen Typ II und EF-1α als Sonden
inkubiert.
-
4B – Expression
früher
mesodermaler Marker in Activin-, nicht jedoch Noggin-induzierten animalen
Kappen. Animale Kappen wurden aus St8-Embryonen dissiziiert, wie
in 4A beschrieben behandelt
und in St11 geerntet. Die Laufspuren 1 beziehungsweise 2 zeigen
den durch die goosecoid- und Xbra-Sonden vermittelten Schutz von
St10.5-Embryo-Gesamt-RNA.
Die Laufspuren 3–6
zeigen den Schutz durch ein Gemisch dieser beiden Sonden. Relative
RNA-Mengen wurden durch einen separaten Schutz durch die EF-1α-Sonde nachgewiesen.
-
4C – Eine Plasmid-gesteuerte
Noggin-Expression im Gastrula-Stadium induziert direkt Nervengewebe.
Embryonen im Einzell-Stadium wurden 20 pg pCSKAlacZ oder pCSKANoggin
in den animalen Pol injiziert. Animale Kappen aus Embryonen, denen
die Injektion verabreicht worden war, wurden aus St8–9 seziiert und
bis St20 kultiviert, wo sie zur Analyse mittels RNase-Schutz geerntet
wurden.
-
5 – Reaktivität dorsaler
und ventraler animaler Kappen auf neurale Induzierung durch Noggin. Ventrale
und dorsale animale Kappen in St105 wurden, wie in 2A–2B gezeigt, seziiert. Dorsale
und ventrale animale Kappen wurden mit Activin-Medium (DA, VA) oder
1 μg/ml
humanem Noggin (DN, VN) behandelt und in St26 für eine RNase-Schutz-Analyse unter Verwendung
von N-CAM, β-Tubulin
und Actin als Sonden geerntet.
-
6 – Reaktion
ventral-marginaler Zonen und animaler Kappen auf Dosen von humanem Noggin-Protein.
VMZs in St10.5 und animale Kappen in St9 wurden, wie in 2A gezeigt, dissiziiert
und mit 0, 1, 10, 50, 200 und 1000 μg/ml humanem Noggin behandelt
(Laufspuren 3–8
beziehungsweise 10–15).
RNA aus behandelten Explantaten und ganzen Embryonen, deren Alter
St26 entsprach, als Kontrolle wurde danach mittels RNase-Schutz
unter Verwendung der Sonden N-CAM, β-Tubulin, Actin und Kollagen
Typ II analysiert. Bei diesem Experiment ist die Muskelinduzierung
bei einer Dosis von 1 ng/ml stärker
als bei 10 ng/ml, und in nicht-induzierten VMZs liegt eine geringe
Expression von Muskel-Actin vor. Dies könnte auf experimentelle Abweichungen
zurückzuführen sein,
da die Erfinder der vorliegenden Erfindung bei wiederholten Experimenten eine
Muskelinduzierung nur bei Dosen von 50 ng/ml und mehr feststellten.
-
7A bis 7L – In situ-Hybridisierung und
Antikörperfärbung. Im
Hinblick auf NCAM gefärbte Schwanzknospen-Embryonen,
wobei seitliche und dorsale Ansichten gezeigt sind (7A, 7B); NCAM-RNA
wird nur Medullarrohr nachgewiesen, jedoch nicht in Rumpfsegmenten.
Im Vergleich dazu werden Rumpfsegmente eines Embryos mit Schwanzknospen
im Hinblick auf Muskel-Actin gefärbt;
dorsale Ansicht (7C). Färbung
mit dem Nerven-spezifischen Antikörper 6F11 in St30 (7D–7F). Einige
Zementdrüsen-Pigmente
verblieben nach Entfärbung
in diesen Embryonen, wie in (7D) zu sehen, wobei sich jedoch dieses
Pigment von der Antikörperfärbung unterscheidet.
Die innen auftretende massenhafte Färbung der mit Noggin behandelten
animalen Kappen ist auf den Nachweis des Antikörpers 6F11 zurückzuführen. In
St23 nachgewiesene Zementdrüsen-spezifische
XAG-1-Transkripte (7G–7i)
und in St35 nachgewiesene Vorderhirn-otxA-Transkripte (7J–7L) bei
ganzen Embryonen (7D, 7G, 7J), mit humanem Noggin (1 μg/ml) behandelten
animalen Kappen (7E, 7H, 7K) und unbehandelten animalen Kappen (7F,
7i, 7L).
-
8 – Umkehrphasen-HPLC-Profil
von zwei rückgefalteten
Isoformen von Noggin. Die rückgefaltetes
Noggin enthaltende Lösung
wurde auf eine Brownlee-Aquapore-AX-300-HPLC-Säule mit Abmessungen von 0.46 × 22 cm
bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 1 ml/min aufgetragen. Die
Säule wurde
mit Lösungsmitel
A, enthaltend 0,1% TFA in Wasser, äquilibriert. Bei Lösungsmittel
B handelte es sich um 0,1% TRA in Acetonitril. Die Säule wurde
nach folgendem Protokoll entwickelt: a) 2 min isokratisch bei 95%
Lösungsmittel A-5
% Lösungsmittel
B; 60-minütiger
linearer Gradient von 65% Lösungsmittel
B und 35% Lösungsmittel
A. Korrekt rückgefaltetes
Noggin eluiert früher
bei 44%–46%
Lösungsmittel
B.
-
9 – Charakterisierung
von rekombinantem Noggin, das aus E. coli. rückgefaltet und aufgereinigt wurde,
mittels Umkehrphasen-HPLC-Chromatographie. Die Bedingungen entsprechen
den in der Legende zu 8 dargelegten.
-
10 – In E.
coli und in Insektenzellen hergestelltes rekombinantes Noggin, das
mittels einer 12,5%-igen SDS-PAG analysiert wurde. Laufspuren H,
L: Marker hohen beziehungsweise geringen Molekulargewichts der angegebenen
Größe. Laufspuren
1, 2: In E. coli beziehungsweise in Insektenzellen hergestelltes
rekombinantes Noggin, das vor Elektrophorese mit 2-Mercaptoethanol
behandelt wurde. Die geringere Wanderungsgeschwindigkeit von Noggin
aus Insektenzellen entspricht dem Größenzuwachs, der aufgrund der
N-verbundenen Glycosylierung an der einzigen Konsensus-Stelle auftritt.
Laufspuren 2, 3: In E. coli beziehungsweise in Insektenzellen hergestelltes
rekombinantes Noggin, das vor Elektrophorese nicht mit 2-Mercaptoethanol
behandelt wurde.
-
11 – Circulardichroismus-Spektren
von rekombinantem Noggin, das in E. coli (--) und in Insektenzellen
(-) hergestellt wurde.
-
12 – Test unter
Verwendung ventral-marginaler Zonen, der die Induzierung von Muskel-Actin-mRNA
nach Behandlung mit in Baculovirus hergestelltem humanen Noggin
(0,01 μg/ml,
0,05 μg/ml,
0,2 μg/ml),
einer scheintransfizierten Kultur von Baculovirus (0,02 μg/ml, 1 μg/ml) oder
in E. coli hergestelltem humanen Noggin (0,1 μg/ml, 0,5 μg/ml, 2 μg/ml oder 10 μg/ml) zeigt.
-
13A und 13B – Nucleotidsequenz (SEQ ID
Nr. 10) des Maus-Noggin-Gens und abgeleitete Aminosäuresequenz
(SEQ ID Nr. 11).
-
14 – Aminosäuresequenz
von hNGΔ133–144Fc.
Die Sequenz des vermutlichen Signalpeptids von humanem Noggin (hNG)
ist in Schrägschrift
gezeigt.
-
(†) markiert die Position von
Cystein-Resten (C) außer
den nachstehend angegebenen Ausnahmen.
-
(¥)
markiert die Position N-verbundener Glycosylierungsstellen.
-
(Δ)
markiert die Position, an der die Deletion Δ133–144 erzeugt wurde. Die Sequenz
der Aminosäuren 133
bis 144 im Wildtyp-hNG ist KKQRLSKKLRRK und kann als „basischer
Bereich" von hNG
bezeichnet werden.
-
Der CYS-Rest, der an der Disulfid-Brückenbildung
zwischen einzelnen Ketten in hNG beteiligt ist, ist in Fettdruck
angegeben (...SECKCSC...).
-
Die Position der Ser-Gly-Brücke, die
die hNGΔ133–144-Sequenz
mit dem konstanten Bereich von humanem IgG1 (Fc) verbindet, ist
in Fettdruck gezeigt (SG). Die Sequenz der Fc-Domäne
ist unterstrichen dargestellt.
-
(♢) markiert die beiden
Cystein-Reste (Aminosäure-Nummern
371 und 374) des Fc vorausgehenden IgG-Hinge-Bereiches, der die
zwischen den Ketten angeordneten Disulfid-Brücken
bildet, die die beiden Fc-Domänen
von humanem IgG1 verbinden.
-
(•)
zeigt die Position des STOP-Codons.
-
15 – hNGΔ133–144Fc bindet
an menschliches BMP4. Die Aktivität von entweder hNG oder hNGΔ133–144Fc wurde
mittels eines Vergleiches ihrer Fähigkeit zur Bindung an humanes
knochenmorphogenetisches Protein 4 (hBMP4) getestet.
-
ELISA-Platten (CORNING) wurden mit
hBMP4 (2 μg/ml)
mittels passiver Bindung beschichtet. Nicht gebundenes hBMP4 wurde
durch viermaliges Waschen mit PBS entfernt und die Platten wurden
mit 1% BSA in PBS blockiert. Eine Standard-Kurve von hNG-Fc wurde
erstellt, um die dosisabhängige
Bindung von hNG-Fc an hBMP4 zu zeigen, und mit identischen Mengen
von hNGΔ133–144Fc verglichen.
Nach einer 1-stündigen
Inkubation wurde nicht gebundenes hNG-Fc oder hNGΔ133–144Fc durch
viermaliges Waschen mit PBS entfernt und in jede Vertiefung wurden
0,5 μg/ml
Konjugat eines gegen humanes IgG gerichteten Antikörpers mit
alkalischer Phosphatase (anti-Fc·AP) gegeben. Nach einer 1-stündigen Inkubation
wurde nicht gebundenes anti-Fc·AP
durch viermaliges Waschen mit TBS + 0,1% Tween entfernt und danach
wurde ein Substrat der alkalischen Phosphatase (para-Nitrophenylphosphat;
Sigma) zugegeben. Alkalische Phosphatase wandelt dieses Substrat
in ein Produkt um, dessen Erzeugung durch Bestimmung der Extinktion
bei 405 nm verfolgt werden kann. Die Fähigkeit von hNG oder hNGΔ133–144Fc zur
Bindung an BMP4 wurde durch den Vergleich der A405-Einheiten sichtbar
gemacht. Man beachte, dass keine Bindung von hNG-Fc oder hNGΔ133–144Fc an
die Platten erfolgt, wenn hBMP4 weggelassen wird.
-
16 – hNGΔ133–144Fc bindet
mit verminderter Affinität
an Heparin.
-
Etwa 1 μg hNG-Fc, hNGΔ138–144Fc oder
hNGΔ133–144Fc wurden
jeweils mit 50 μl
Heparin-Agarose (Pierce) in 1 ml 1% BSA in PBS inkubiert. Nach einer
1-stündigen
Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Heparin-Agarose-Perlen
mittels Zentrifugation präzipitiert,
in PBS resuspendiert und in neue Teströhrchen überführt. Anschließend wurde
jedes Pellet nacheinander mit 100 μl 0,1 M, 0,25 M, 0,5 M, 0,75
M und 1,0 M NaCl gewaschen und der bei jedem dieser Schritte erhaltene Überstand
wurde aufbewahrt und auf 4%-ige bis 12%-ige NuPAGE/MES-Gele (Novex)
unter reduzierenden Bedingungen aufgetragen. Auf die Gele wurde
1/5 jedes Überstandes
und des resuspendierten Heparin-Agarose-Pellets
aufgetragen. Die mit Fc-Markierungen versehenen hNGs wurden mittels
Western-Blotting unter Verwendung eines mit Meerrettich-Peroxidase-konjugierten,
gegen humanes IgG gerichteten Antikörpers (Rockland, Inc.), dem
sich ein Chemilumineszenz-Nachweis
(Pierce) anschloß,
sichtbar gemacht.
-
17A – Pharmakokinetische
Untersuchungen von hNGΔ133–144Fc bei
Mäusen.
-
Sechs Wochen alten männlichen
Balb/c-Mäusen
wurden 0,1 mg hNGΔ133–144Fc intraperitoneal
(ip) injiziert (2 Mäuse,
0,1 mg/Maus). Vor Injektion wurde aus jeder Maus eine Blutprobe
gesammelt („Vorblutung"). Anschließend wurde
den Mäusen
1, 3, 6 und 24 Stunden nach Injektion Blut entnommen. Unter Verwendung der
folgenden serologischen Standard-Verfahren wurde aus diesen Proben
Serum hergestellt und der Titer von biologisch aktivem hNGΔ133-144Fc,
das in den Seren von Balb/c-Mäusen
nach der ip-Injektion verfügbar
war, wurde unter Verwendung eines funktionalen ELISA-Verfahrens
bestimmt.
-
ELISA-Platten (Immulon4 von Dynatech)
wurden mit hBMP4 (2 μg/ml)
mittels passiver Bindung beschichtet. Ungebundenes hBMP4 wurde mittels
viermaligen Waschens mit PBS entfernt und die Platten wurden mit
1% BSA in PBS blockiert. Es wurde eine Standardkurve von hNGΔ133–144Fc erstellt.
Nach einer 1-stündigen
Inkubation wurde ungebundenes hNG-Fc oder hNGΔ133–144Fc durch viermaliges Waschen
mit PBS entfernt und 0,5 μg/ml
Konjugat eines gegen humanes IgG gerichteten Antikörpers mit
alkalischer Phosphatase (anti-Fc·AP) wurde
der Platte zugegeben und wie vorstehend beschrieben (16) weiterverarbeitet. Der
hNGΔ133–144Fc-Titer
in den zu jedem Zeitpunkt gesammelten Seren wurde bestimmt, indem
Reihenverdünnungen
jeder Serumprobe auf den mit hBMP4-beschichteten ELISA-Platten durchgeführt wurden
und die Fc-Immunreaktivität
unter Verwendung des vorstehend beschriebenen Tests nachgewiesen
wurde. Die A405-Einheiten wurden dann in Konzentrationen von hNGΔ133–144Fc umgewandelt
und als Funktion der Zeit aufgetragen.
-
Man beachte, dass die Menge der in
diesen Testsystemen vorhandenen Serumproteine die Bindung und den
Nachweis von hNGΔ133–144Fc nicht
beeinträchtigte.
-
17B – Durchführung von
pharmacokinetischen Untersuchungen mit hNGΔ133–144Fc bei Ratten.
-
Einer 250 Gramm schweren adulten
männlichen
Ratte wurden 1,0 mg hNGΔ133–144Fc intravenös (iv) injiziert.
Vor Injektion wurde eine Blutprobe gesammelt („Vorblutung"). Anschließend wurde
der Ratte 10, 30, 60, 120 und 240 Minuten nach Injektion Blut entnommen.
Aus diesen Proben wurde das Serum mittels der folgenden serologischen
Standard-Verfahren hergestellt und die Titer des in den Serumproben
verfügbaren
biologisch aktiven hNGΔ133–144Fc wurden
unter Verwendung des in 17A beschriebenen
funktionalen Elisa-Testes bestimmt.
-
18A–18C – Pharmakokinetische Profile
von Molekülen
von humanem Noggin (hNG) und modifiziertem humanen Noggin.
-
Zusammenfassung
der Erfindung
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
Polypeptide, die das dorsale Wachstum bei Vertebraten induzieren und
die für
eine Reihe therapeutischer, klinischer und diagnostischer Anwendungen
in löslicher,
physiologisch aktiver Form hergestellt werden können.
-
Ein Aspekt der Erfindung betrifft
die Bereitstellung eines menschlichen Noggin-Polypeptides (SEQ ID Nr.
2) oder eines im wesentlichen ähnlichen
Noggin-Polypeptids, wobei das Polypeptid durch Deletion mindestens
der Aminosäuresequenz
KKLRRK modifiziert ist und bei Vertebraten die dorsale Entwicklung
induziert sowie die Aktivität
des knochenmorphogenetischen Proteins (BMP) blockiert. Insbesondere
stellt die vorliegende Erfindung ein menschliches Noggin bereit,
das mittels Deletion der Aminosäurereste
138–144
oder 133–144 modifiziert
ist. Die vorliegende Erfindung stellt auch ein modifiziertes Noggin
bereit, das mit Polyethylenglykol (PEG) konjugiert ist.
-
Ein anderer Aspekt der vorliegenden
Erfindung betrifft die Bereitstellung einer isolierten Nucleinsäure, die
ein erfindungsgemäßes modifiziertes
Polypeptid codiert. Eine solche Nucleinsäure kann eine cDNA sein, die
gegenüber
SEQ ID Nr. 1 eine weitgehende Ähnlichkeit
aufweist. Dieses Oligonucleotid kann einzel- oder doppelsträngig sein,
kann aus DNA- oder RNA-Basen gebildet sein und kann gegenüber SEQ
ID Nr. 1 in Antisense- Richtung
vorliegen. SEQ ID Nr. 1 codiert das funktionelle Polypeptid, das
die Erfinder der vorliegenden Erfindung als „Noggin" bezeichnet haben und das bei Expression
die dorsale Entwicklung in Vertebraten induzieren kann.
-
Die modifiziertes Noggin codierende
Nucleinsäure
kann eine rekombinante DNA-Sequenz sein, die mit einer Expressions-Kontrollsequenz
verbunden ist.
-
Noggin oder Fragmente oder Muteine
davon (die auch mittels in vitro-Verfahren synthetisiert werden können) können (mittels
rekombinanter Expression oder kovalenter in vitro-Verfahren) mit einem
immunogenen Polypeptid fusioniert werden, wobei dieses seinerseits
zur Immunisierung eines Tieres eingesetzt werden kann, um Antikörper gegen
ein Noggin-Epitop
zu erzeugen. Aus dem Serum immunisierter Tiere kann ein gegen Noggin
gerichteter Antikörper
gewonnen werden. In einer anderen Ausführungsform können in
herkömmlicher
Art und Weise aus Zellen eines immunisierten Tieres monoclonale
Antikörper
hergestellt werden. Mittels Routine-Screening identifizierte Antikörper binden
an Noggin, zeigen jedoch im Wesentlichen keine Kreuzreaktion mit „wnt" oder anderen Wachstumsfaktoren
Immobilisierte, gegen Noggin gerichtete Antikörper sind besonders zur (in
vitro oder in vivo) Diagnose oder zur Aufreinigung von Noggin geeignet.
-
Noggin oder Fragmente oder Muteine
davon können
in vitro auch derivatisiert werden, um immobilisiertes Noggin und
markiertes Noggin herzustellen, insbesondere zur Diagnose von Noggin
oder dessen Antikörpern
oder zur Affinitätsreinigung
von gegen Noggin gerichteten Antikörpern.
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
ferner die Bereitstellung von Wirtszellen, die mit einem rekombinanten
DNA-Molekül
transformiert sind, das ein erfindungsgemäßes modifiziertes Polypeptid
codiert. Solche Zellen können
zur Expression von biologisch aktiven Noggin-Molekülen eingesetzt werden und können prokaryotischen
oder eukaryotischen Ursprungs sein.
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
ferner daher ein Verfahren zur Herstellung eines modifizierten Noggin-Polypeptids,
umfassend: (a) Züchten
einer erfindungsgemäßen rekombinanten
Wirtszelle, so dass das rekombinante DNA-Molekül von der Wirtszelle exprimiert
wird, um das modifizierte Noggin-Polypeptid herzustellen, und (b}
Isolieren des exprimierten modifizierten Noggin-Polypeptids. Ein
solches Verfahren kann zur Herstellung von modifiziertem Noggin
in Mengen, die für
therapeutische und diagnostische Anwendungen ausreichen, eingesetzt
werden. Für
die meisten Zwecke werden bei therapeutischer oder diagnostischer
Anwendung vorzugsweise Noggin-Gene oder Genprodukte der gleichen
Art eingesetzt, obwohl es in spezifischen Ausführungsformen der Erfindung
nützlich
sein kann, Noggin aus fremden Arten einzusetzen.
-
Weitere Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung betreffen sowohl die Bereitstellung von Arzneimitteln,
die erfindungsgemäßes modifiziertes
Noggin, das gegebenenfalls mit Polyethylenglykol konjugiert ist,
und einen pharmazeutisch verträglichen
Träger
umfassen, als auch die Verwendung von erfindungsgemäßem modifiziertem
Noggin zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung einer Knochen
befallenden Erkrankung oder Störung.
Insbesondere kann das erfindungsgemäße modifizierte Noggin zur
Behandlung sowohl von pathologischem Knochenwachstum als Folge von
Hüftersatzoperation,
Trauma, Verbrennungen oder Rückenmarksverletzung
als auch von Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP) verwendet
werden.
-
Genaue Beschreibung
der Erfindung
-
In der vorliegenden Anmeldung wird
durchweg, wenn Polypeptide codierende Nucleinsäuresequenzen angegeben sind,
selbstverständlich
ebenso auch der komplementäre
Strang der codierenden Sequenz gelehrt.
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben einen strukturell einzigartigen Wachstumsfaktor entdeckt,
der ohne weiteres in einer im Wesentlichen reinen löslichen
Form erhältlich
ist. Die Erfinder der vorliegende Erfindung haben das erfindungsgemäße Polpeptid
als „Noggin" bezeichnet. Dieser
Wachstumsfaktor induziert die dorsale Entwicklung und blockiert
die BMP-Aktivität
bei Vertebraten.
-
Die „wnt"-Proteine gehören zu einer früher beschriebenen
Familie von Proteinen, die auch die dorsale Entwicklung induzieren.
Im Gegensatz zu Noggin bleiben diese jedoch fest an Zelloberflächen gebunden.
Die ursprünglichen
Arbeiten der Erfinder der vorliegenden Erfindung mit Noggin sind
bei Xenopus-Embryonen durchgeführt
worden, wobei jedoch Arbeiten der Erfinder mit Maus-Noggin gezeigt
haben, dass Noggin bei Vertebraten hoch konserviert ist. Bekanntlich
ist die im Stand der Technik bekannte Familie von FGF-Wachstumsfaktoren
an der frühen
embryonalen Induzierung beteiligt, wobei sich jedoch sowohl die
FGF-Proteine als auch deren Rezeptoren deutlich von Noggin unterscheiden.
Noggin modifiziert die Wirkungen von FGF (und auch von Activin),
beispielsweise durch Verstärkung
des Wachstums, was nahelegt, es insbesondere in therapeutischen
Zusammensetzungen in Kombination mit anderen Wachstumsfaktoren (als
therapeutische Adjuvantien) zu verwenden, beispielsweise zur Modifizierung
oder Verstärkung
von deren Wirkungen.
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben die Noggin-cDNA cloniert. Die Noggin-cDNA enthält einen einzigen Leserahmen,
der ein 26 kDa-Protein mit einer hydrophoben Amino-terminalen Sequenz
codiert. Noggin wird sezerniert. Die cDNA von Noggin codiert das
Protein als 26 kDa-Protein, wobei die Erfinder der vorliegenden
Erfindung jedoch ermittelt haben, dass Noggin in vivo offensichtlich
als dimeres Glycoprotein mit einem anfänglichen apparenten Molekulargewicht
von etwa 33 kDa (als Wildtyp-Untereinheit) sezerniert wird. Wenn
die monomere Einheit nicht glycosyliert ist, weist sie bei SDS-PAGE
ein apparentes Molekulargewicht von etwa 25–30 kDa auf.
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben das Gen für
humanes Noggin cloniert (1A–1B; SEQ ID Nr. 1). Die Sequenz
codiert ein Protein, das Noggin-Aktivität aufweist (SEQ ID Nr. 2).
Der Carboxy-terminate Bereich von Noggin zeigt Homologie zu einem
Protease-Inhibitor vom Kunitz-Typ, was darauf hinweist, dass das
Noggin-Protein oder Fragmente davon Aktivitäten eines Protease-Inhibitors
zeigen können.
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
konnten biologisch aktives Noggin sowohl in eukaryotischen als auch
prokaryotischen Wirtszellen exprimieren. Bei den beiden Expressionssystemen,
die die Erfinder erfolgreich zur Expression von biologisch aktivem
Noggin eingesetzt haben, handelt es sich um Säuger-Zellinien (COS und Maus-293).
Ein drittes Expressionssystem umfasst die Injektion von synthetischer
mRNA in Xenopus-Oocyten.
Außerdem
haben die Erfinder biologisch aktives humanes Noggin erfolgreich
in einem prokaryotischen System, nämlich E. coli, und in Baculovirus
exprimiert.
-
Die Expression in diesen unterschiedlichen
Systemen veranschaulicht den hohen Grad der Konservierung von Noggin.
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben festgestellt, dass
beispielsweise zwischen Frosch-Noggin und Maus-Noggin eine weitgehende
Sequenz-Ähnlichkeit
mit einer Reihe von vollständig
konservierten Bereichen besteht. Die folgenden Aminosäuresequenzen
stellen daher Bereiche dar, die bei Frosch-Noggin und Maus-Noggin
vollständig
konserviert sind:
-
-
Insgesamt besteht etwa eine 87%-ige
Konservierung zwischen den Maus- und Frosch-Sequenzen, wobei die Erfinder auch eine
einzigartige Cystein-Verteilung bei den beiden Sequenzen beobachtet
haben.
-
Mit „stringenten Bedingungen" sind solche gemeint,
bei denen (1) zum Waschen eine geringe Ionen-Stärke und eine hohe Temperatur
eingesetzt werden, beispielsweise 0,15 M NaCl/0,015 M Natriumcitrat/0,1%
NaDodSo4 bei 50°C, oder (2) bei denen während der
Hybridisierung ein Denaturierungsmittel wie Formamid verwendet wird,
beispielsweise 50% (Vol./Vol.) Formamid mit 0,1% Rinderserumalbumin/0,1%
Ficoll/0,1% Polyvinylpyrrolidon/50 mM Natriumphosphat-Puffer bei
einem pH-Wert von 6,5 mit 750 mM NaCl, 75 mM Natriumcitrat bei 42°C.
-
Bei Bezugnahme auf eine Nucleotidsequenz
bedeutet „weitgehende Ähnlichkeit" eine Kreuzhybridisierung
von Sequenzen unter Bedingungen mäßiger Stringenz und unter Verwendung
einer Sonde mit einer Länge
von mehr als 100 Nucleotiden bei 30°C in einem Standard-Puffer (Wahl
et al., PNAS 76: 3683) und Waschen bei 37°C in 300 mM NaCl, 30 mM Natriumcitrat,
0,2% SDS bei einem pH-Wert von 7. In einer anderen Ausführungsform
lässt sich
ein DNA-Fragment, das Noggin oder einen Vertreter der Noggin-Familie
codiert, mittels einer Polymerase-Kettenreaktion unter Verwendung
von Primern mit degenerierten Sequenzen, die die von SEQ ID Nr.
3–7 codieren,
isolieren.
-
Bei Bezugnahme auf Proteine ist unter „weitgehender Ähnlichkeit" zu verstehen, dass
bei einem Noggin aus unterschiedlichen Spezies oder bei Vertretern
der Noggin-Familie innerhalb einer Art die Positionen von Cystein-Resten
bei mindestens 80% aller Positionen im gesamten Protein erhalten
sind. Wie bei der Neurotrophin-Familie ist die Sequenz der reifen
Form von Noggin und Noggin-verwandter Polypeptide bei mindestens
40% der Positionen identisch. Eine weitgehende Ähnlichkeit auf der Proteinebene
umfasst die Fähigkeit
eines Proteins zur Kompetition mit Noggin um Bindung an Rezeptoren
und einige (jedoch nicht alle) monoclonale Antikörper, die gegen Noggin-Epitope
erzeugt wurden.
-
Die clonierte cDNA voller Sequenz
für Maus-Noggin
ist in den 13A–13B(SEQ ID Nr. 10) gezeigt. Die
humane Sequenz ist in der vorliegenden Anmeldung als SEQ ID Nr.
l bezeichnet. Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben RNA-Transkripte
des Frosch-Noggin-Clons
verwendet, um Embryonen zu retten und diese einer im Wesentlichen
normalen Entwicklung zuzuführen,
wenn ventralisierten Embryonen die Noggin-RNA injiziert wird. Bei
hohen Dosen führt
dies zu einer übermäßigen Entwicklung
des Kopfes und aus diesem Grund bezeichneten die Erfinder das Protein
als „Noggin". Bei der Northern-Blot-Analyse hybridisiert die
Noggin-cDNA mit zwei mRNAs, die sowohl mütterlich als auch zygotisch
exprimiert werden.
-
Bei Verwendung von Nucleotidsequenzen,
die das erfindungsgemäße Noggin
teilweise oder vollständig
codieren, sollte die Sequenz zumindest eine ausreichende Länge aufweisen,
so dass sie mit der endogenen mRNA des Vertebraten-eigenen Noggins
hybridisieren kann. Typischerweise liegt eine ausreichende Sequenz-Größe (beispielsweise
zur Verwendung als diagnostische Sonden) bei etwa 15 aufeinander
folgenden Basen (DNA oder RNA) vor. Bei einigen diagnostischen und
therapeutischen Anwendungen besteht möglicherweise der Wunsch, Noggin
codierende Nucleotidsequenzen (die zur gesamten SEQ ID Nr. 10 oder
SEQ ID Nr. 1 oder 14 (SEQ
ID Nr. 23) oder einem Teil davon analog sind) in Antisense-Richtung, bezogen
auf entweder SEQ ID Nr. 10 oder 1 oder 14 (SEQ ID Nr. 23), zu verwenden.
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
schlagen zur Amplifikation von Noggin aus anderen Arten (z. B. Mensch)
einige bevorzugte Primer vor:
5'-Primer 1 (SEQ ID
Nr. 12)
5'-Primer 2 (SEQ ID
Nr. 13)
5'-Primer 3 (SEQ ID
Nr. 14)
3'-Primer 1 (SEQ ID
Nr. 15)
3'-Primer 2 (SEQ ID
Nr. 16)
3'-Primer 3 (SEQ ID
Nr. 17)
wobei N ein Gemisch aller vier Nucleotide darstellt
und Gemische von zwei Nucleotiden durch Alternativen (beispielsweise
A/G) dargestellt sind.
-
Obwohl das Noggin-Transkript in der
Oocyte und im Embryo im Teilungs-Stadium nicht lokalisiert ist, sind
zygotische Transkripte anfänglich
auf das vermutliche dorsale Mesoderm beschränkt und erreichen ihre höchsten Mengen
im Gastrula-Stadium in der dorsalen Lippe des Blastoporus (Spemann-Organisator).
In der Neurula wird Noggin im Notochord und prächordalen Mesoderm transkripiert.
-
Ohne an eine Theorie gebunden zu
sein, haben die Erfinder der vorliegenden Erfindung Hypothesen über die
embryologischen Wirkungen von Noggin formuliert, basierend darauf,
wo es exprimiert wird, und basierend auf den Wirkungen der RNA-Injektion
in Embryonen. Da Noggin im Spemann-Orginisator exprimiert wird,
glauben die Erfinder, dass Noggin ein Mediator der Wirkungen des
Spemann-Organisators, nämlich
neurale Induzierung und Dorsalentwicklung des Mesoderms, ist. Die
Erfinder haben gezeigt, dass Noggin die Nervengewebe-Bildung direkt
induzieren kann. Da Noggin im Notochord und Kopf-Mesoderm exprimiert wird, ist anzunehmen,
dass Noggin entweder die dorsal-ventralen Muster oder die anterior-posterioren
Muster der Medullarplatte beeinflusst. Da Noggin in der Branchialbogen-Medullarwulst
exprimiert wird, ist anzunehmen, dass es daher Einfluss darauf nehmen
kann, ob die Medullarwulst-Zellen Knorpel einlagern, und auch das
spätere Wachstum
des Branchialbogens und den Umbau beeinflusst. Noggin wird in der Schwanzflossen-Medullarwulst
exprimiert und da die Medullarwulst zum Wachstum der Flosse erforderlich
ist, kann Noggin möglicherweise
als Wachstumsfaktor für
Epidermis oder Mesenchym wirken.
-
Obwohl ein Großteil der experimentellen Arbeit
der Erfinder die Rettung der embryonalen Entwicklung umfasst, ist
anzunehmen, dass Noggin auch als Zellfunktion des adulten Organismus
exprimiert wird, weil in der wachsenden Schwanzknospe die Expression
im Notochord bestehen bleibt und eine nicht kontinuierliche Linie
gefärbter
Zellen (was auf die an neuen Stellen initiierte Noggin-Expression
hinweist) über
die gesamte Länge
der Dachplatte des Medullarrohres verläuft (und auch im Kopf-Mesoderm
sichtbar ist).
-
Aufgrund seiner Eigenschaften wird
für Noggin
eine Reihe von Anwendungen vorgeschlagen. Die Noggin-cDNA sollte
als diagnostisches Mittel geeignet sein (beispielsweise Verwendung
von Oligonucleotiden als Primer in einem PCR-Test, um Sequenzen,
die denen der Oligonucleotid-Primer ähnlich sind, zu amplifizieren
und festzustellen, welche Menge von Noggin vorhanden ist, beispielsweise
Primer wie die 5'-Primer 1–3 und die
3'-Primer 1–3).
-
Da Noggin ein Expressionsmuster aufweist,
das vorschlägt,
dass es zur Regulation der Knorpelproduktion im embryonalen Kopf
verwendet wird, werden klinische Verwendungen von Noggin zur Regulation
des Knorpel- und Knochenwachstums in therapeutischen Zusammensetzungen
vorgeschlagen, insbesondere in Kombination mit anderen Wachstumsfaktoren
aufgrund der Eigenschaft von Noggin, die Wirkung zumindest einiger
Wachstumsfaktoren zu verstärken.
Da Medullarwulst-Zellen erforderlich sind, damit die Froschlarven-Flosse
wächst,
scheint Noggin ein Wachstumsfaktor für die Gewebematrix und Epidermis
zu sein und sollte sich für
beispielsweise Zusammensetzungen zur Wundheilung als geeignet erweisen.
-
Wenn Noggin als Ligand in Komplexen
angesehen wird, dann umfassen erfindungsgemäße Komplexe einen an Noggin
gebundenen Antikörper,
einen Antikörper,
der an von Noggin stammende Peptide gebunden ist, an seinen Rezeptor
gebundenes Noggin oder von Noggin stammende Peptide, die an dessen
Rezeptor gebunden sind. Es ist davon auszugehen, dass mutierte Formen
von Noggin, bei denen es sich entweder um stärkere Agonisten oder Antagonisten
handelt oder die verbesserte Eigenschaften wie erhöhte biologische Verfügbarkeit
aufweisen, klinisch nützlich
sind. Solche Komplexe von Noggin und seinen Bindungsprotein-Partnern
können
in einer Reihe von Anwendungen eingesetzt werden.
-
Ein in einem Säuger-, Bakterien- oder viralen
Expressionsvektor enthaltenes Oligonucleotid-Konstrukt umfasst eine Noggin codierende
Sequenz und eine funktionell mit Noggin verbundende Promotor-Sequenz. Expression-
und Clonierungs-Vektoren enthalten eine Nucleotidsequenz, die es
dem Vektor ermöglicht,
in einer oder mehreren ausgewählten
Wirtszellen zu replizieren. Im allgemeinen handelt es sich bei dieser
Sequenz in Clonierungs-Vektoren
um eine Sequenz, welche es dem Vektor ermöglicht, unabhängig von
den Wirts-Chromosomen
zu replizieren, und welche Replikationsursprünge oder autonom replizierende
Sequenzen enthält.
Das wohlbekannte Plasmid pBR322 ist für die meisten gramnegativen
Bakterien geeignet, der Ursprung des 2μ-Plasmides für Hefe, und verschiedene virale
Ursprünge
(SV40, Polyoma, Adenovirus, VSV oder BPV) lassen sich für Clonierungs-Vektoren in Säugerzellen
einsetzen.
-
Expressions- und Clonierungs-Vektoren
sollten ein Selektionsgen enthalten, das auch als selektierbarer
Marker bezeichnet wird. Typischerweise handelt es sich dabei um
ein Gen, das ein Protein codiert, das für das Überleben oder das Wachstum
einer Wirtszelle, die mit dem Vektor transformiert ist, erforderlich
ist. Die Gegenwart dieses Genes stellt sicher, dass eine beliebige
Wirtszelle, bei der der Vektor entfernt wird, gegenüber transformierten
Wirten keinen Vorteil bezüglich
Wachstum oder Reproduktion erlangt. Typische Selektionsgene codieren
Proteine, die (a) eine Resistenz gegen Antibiotika oder andere Toxine,
beispielsweise Ampicillin, Neomycin, Methotrexat oder Tetracyclin
vermitteln oder (b) einen auxotrophen Mangel komplementieren.
-
Beispiele geeigneter selektierbarer
Marker für
Säugerzellen
sind Dihydrofolat-Reductase (DHFR) oder Thymidinkinase. Solche Marker
ermöglichen
die Identifizierung von Zellen, die kompetent waren und die Noggin-Nucleinsäure aufnehmen
konnten. Die Säugerzell-Transformanten werden
unter Selektionsdruck gegeben, bei dem nur die Transformanten eindeutig
angepasst sind, so dass sie aufgrund der Tatsache, dass sie den
Marker aufgenommen haben, überleben.
Durch Kultivierung der Transformanten unter Bedingungen, bei denen
die Konzentration eines Selektionsmittels im Medium allmählich geändert wird, wird
ein Selektionsdruck erzeugt. Die Amplifikation ist ein Prozess,
durch den Gene, für
die bezüglich
der Herstellung eines für
das Wachstum kritischen Proteins ein größerer Bedarf besteht, innerhalb
der Chromosomen aufeinander folgender Generationen rekombinanter
Zellen in Tandemstellung wiederholt werden. Aus der amplifizierten
DNA können daher
erhöhte
Noggin-Mengen synthetisiert werden.
-
Beispielsweise werden mit dem DHFR-Selektionsgen
transformierte Zellen zuerst durch Kultivierung aller Transformanten
in einem Kulturmedium, das Methotrexat (Mtx), einen kompetitiven
Antagonisten von DHFR, identifiziert. Eine geeignete Wirtszelle
in diesem Fall ist die Ovarial-Zellinie vom chinesischen Hamster (CHO),
die einen Mangel in der DHFR-Aktivität aufweist,
und die hergestellt und vermehrt wird, wie von Urlaub und Chasin,
Proc. Nat. Acad. Sci., 77 (1980), 4216, beschrieben. Die transformierten
Zellen werden dann erhöhten
Mtx-Mengen ausgesetzt. Dies führt
zur Synthese mehrfacher Kopien des DHFR-Gens und gleichzeitig mehrfacher Kopien
anderer DNA umfassend die Expressions-Vektoren, beispielsweise die
Noggin codierende DNA. In einer anderen Ausführungsform können Wirtszellen,
die mit einem Expressions-Vektor transformiert sind, der Noggin
und das Aminoglycosid-3'-Phosphotransferase
(APH)-Protein codierende DNA-Sequenzen umfasst, durch Zellwachstum
in einem Medium, das ein Aminoglycosid-Antibiotikum wie Kanamycin
oder Neomycin oder G418 enthält,
selektiert werden. Da eukaryotische Zellen normalerweise keine endogene APH-Aktivität exprimieren,
können
das APH-Protein, codierende Gene, die üblicherweise als neo-resistente Gene
bezeichnet werden, als dominante selektierbare Marker für ein weites
Spektrum eukaryotischer Wirtszellen verwendet werden, wobei mit
dem Vektor transformierte Zellen leicht identifiziert werden können.
-
Anders als Clonierungs-Vektoren sollten
Expressions-Vektoren einen Promotor enthalten, der vom Wirtsorganismus
erkannt wird und funktionell mit der Noggin-Nucleinsäure verbunden
ist. Promotoren sind untranslatierte Sequenzen, die stromaufwärts vom
Start-Codon eines Strukturgenes (im allgemeinen innerhalb von etwa
100 bis 1000 bp) lokalisiert sind und die die Transkription und
Translation der unter ihrer Kontrolle befindlichen Nucleinsäure kontrollieren.
Sie gehören
typischerweise zu zwei Klassen, nämlich induzierbaren und konstitutiven
Promotoren. Induzierbare Promotoren sind Promotoren, die als Reaktion
auf Veränderungen in
den Kulturbedingungen, zum Beispiel Gegenwart oder Abwesenheit eines
Nährstoffes
oder einer Temperatur-Veränderung,
eine erhöhte
Transkription der unter ihrer Kontrolle befindlichen DNA initiieren.
Gegenwärtig ist
eine große
Anzahl von Promotoren, die von einer Vielzahl potentieller Wirtszellen
erkannt werden, gut bekannt. Diese Promotoren können mit der Noggin-codierenden
DNA funktionell verbunden werden, indem sie über Restrektionsenzym-Spaltung
von ihrem ursprünglichen
Gen entfernt und anschließend
in 5'-Richtung zum
Startcodon für
Noggin insertiert werden.
-
Eine Nucleinsäure ist funktionell verbunden,
wenn sie in eine funktionelle Beziehung mit einer anderen Nucleinsäuresequenz
gesetzt wird. Beispielsweise ist eine DNA für eine Präsequenz oder einen sekretorischen
Leader mit einer DNA für
ein Polypeptid funktionell verbunden, wenn dieses als Präprotein
exprimiert wird, das an der Sekretion des Polypeptides beteiligt
ist; ein Promotor oder Enhancer ist mit einer codierenden Sequenz
funktionell verbunden, wenn er die Transkription der Sequenz beeinflusst;
oder eine Ribosomen-Bindungsstelle
ist mit einer codierenden Sequenz funktionell verbunden, wenn sie
so positioniert ist, dass sie die Translation fördert. Im Allgemeinen bedeutet „funktionell
verbunden", dass
die DNA-Sequenzen, die verbunden werden, benachbart sind und, im
Fall eines sekretorischen Leaders, benachbart und im Leseraster
sind. Die Verbindung wird durch eine Ligierung an geeigneten Restriktionsstellen
erreicht. Wenn solche Stellen nicht existieren, dann werden entsprechend
der herkömmlichen
Praxis synthetische Oligonucleotid-Adaptoren oder Linker verwendet.
-
Die Transkription der Noggin-codierenden
DNA in Säuger-Wirtszellen
wird durch Promotoren kontrolliert, die aus den Genomen von Viren,
wie dem Polyoma-Virus, dem Cytomegalovirus, dem Adenovirus, Retroviren,
dem Hepatitis-B-Virus und am bevorzugtesten dem Affen-Virus 40 (SV40)
oder von heterologen Säuger-Promotoren,
zum Beispiel dem Actin-Promotor, erhalten werden. Für die anmeldungsgemäßen Zwecke lassen
sich natürlich
Promotoren aus der Wirtszelle oder verwandter Spezies einsetzen.
-
Insbesondere kann Noggin in E. coli
exprimiert werden, vorzugsweise unter Verwendung von Vektoren, die
folgende Bestandteile umfassen: einen lac UV5-Promotor, der vom
Repressor des Lactose-Operon kontrolliert wird; eine starke Ribosomen-Bindungsstelle,
beispielsweise die Ribosomen-Bindungsstelle des Bakteriophagen T7;
eine Mutation in dem Replikations-Kontrollbereich des Plasmides, das die
Kopienzahl erhöhen
kann; und eine Mutation, die die Expression des Antibiotikaresistenz-Proteins
beschränkt.
-
Noggin kann in einem Kanamycin-resistenten,
von pBR322 abstammenden Plasmid hoher Kopienzahl unter der Kontrolle
eines lac UV5-Promotors exprimiert werden. Außerdem kann Noggin in Insekten-Wirtszellen
in einem Baculovirus unter der Kontrolle des Polyhedrin-Promotors des multiplen
nucleären
Polyhedrosis-Virus von Autographa californica exprimiert werden.
-
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist die Bereitstellung neuartiger modifizierter Noggin-Moleküle sowohl
zur Behandlung von Krankheiten oder Störungen, zu denen Fibrodysplasia
ossificans progressiva (FOP) gehört,
ohne jedoch darauf beschränkt
zu sein, als auch zur Behandlung anormalen Knochenwachstums als
Folge von Hüftersatzoperationen,
Trauma, Verbrennungen oder Rückenmarksverletzungen.
-
Eine weitere Aufgabe der vorliegenden
Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zu Herstellung
modifizierter Noggin-Moleküle,
bei denen es sich nicht um die in der vorliegenden Erfindung spezifisch beschriebenen
handelt und die verbesserte therapeutische Eigenschaften aufweisen.
-
Diese und andere Aufgaben werden
erfindungsgemäß dadurch
erreicht, dass Aminosäure-Deletionen im menschlichen
Noggin-Protein dessen therapeutische Eigenschaften verbessern.
-
Die vorliegende Erfindung stellt
sowohl ein humanes Noggin, das durch eine Deletion der Aminosäure-Reste
138–144
modifiziert ist, als auch ein humanes Noggin bereit, das durch eine
Deletion der Aminosäure-Reste
133–144
modifiziert ist. Die vorliegende Erfindung stellt auch ein isoliertes
Nucleinsäure-Molekül bereit,
das ein modifiziertes humanes Noggin codiert. Das isolierte Nucleinsäure-Molekül kann ein
rekombinantes DNA-Molekül
sein, das funktionell mit einer Expressions-Kontrollsequenz verbunden
ist. Die vorliegende Erfindung stellt auch eine Wirtszelle bereit,
die mit dem rekombinanten DNA-Molekül transformiert ist.
-
Außerdem stellt die vorliegende
Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines modifizierten Noggin-Moleküls bereit,
umfassend: (a) Züchten
einer rekombinanten Wirtszelle, die das DNA-Molekül enthält, so dass
das DNA-Molekül
von der Wirtszelle exprimiert wird, um das modifizierte Noggin-Molekül zu produzieren,
und (b) Isolieren des exprimierten, modifizierten Noggin-Moleküls. Das
Verfahren kann in einer eukaryotischen Zelle oder einer prokaryotischen
Zelle durchgeführt
werden.
-
Die vorliegende Erfindung stellt
auch eine Zusammensetzung bereit, umfassend ein modifiziertes humanes
Noggin und einen Träger.
Solche Zusammensetzungen können
zur Behandlung von Krankheiten oder Störungen eingesetzt werden, zu
denen, ohne jedoch darauf beschränkt
zu sein, Fibrodysplasia ossificans progressiva (FOP) und anormales
Knochenwachstum, wie das pathologische Knochenwachstum als Folge von
Hüftersatzoperation,
Trauma, Verbrennungen oder Rückenmarksverletzung,
gehören.
Da Noggin und modifiziertes Noggin bekanntlich BMPs binden und antagonisieren,
können
die erfindungsgemäßen Moleküle zur Regulation
der Prozesse verwendet werden, die an der Knochenproduktion und
dem Knochen-Stoffumsatz beteiligt sind.
-
Erfindungsgemäß führen daher bestimmte Aminosäure-Deletionen
im humanen Noggin-Protein
zu einem modifizierten humanen Noggin-Protein, das in tierischen
Seren eine verbesserte biologische Verfügbarkeit zeigt, wobei es die
Fähigkeit
zur Bindung an ein knochenmorphogenetisches Protein beibehält. Von
einem solchen Noggin-Protein ist zu erwarten, dass es verbesserte
therapeutische Eigenschaften aufweist.
-
Außerdem ist gezeigt worden,
dass eine Pegylierung von Proteinen deren in vivo-Wirksamkeit durch Erhöhung der
Stabilität
und der biologischen Verfügbarkeit
erhöht,
während
die Immunogenität
minimiert wird. Es ist bekannt, dass die Eigenschaften bestimmter
Proteine durch Anfügung
von Polyethylenglykol (PEG)-Polymeren, die das hydrodynamische Volumen
des Proteins erhöhen
und dadurch dessen Clearance durch die Nieren-Filtration verlangsamen,
moduliert werden können.
(vgl. zum Beispiel Clark, R. et al., J. Biol. Chem., 271 (1996),
21969–21977).
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben durch kovalente Bindung
von Polyethylenglykol (PEG) an modifiziertes menschliches Noggin
Moleküle
mit verbesserten pharmakokinetischen Eigenschaften erzeugt.
-
Die vorliegende Erfindung stellt
auch Arzneimittel bereit, die ein in der vorliegenden Anmeldung
beschriebenes modifiziertes Noggin-Molekül und einen geeigneten pharmazeutischen
Träger
umfassen.
-
Der Wirkstoff, der modifiziertes
Noggin umfassen kann, sollte in einem geeigneten pharmazeutischen Träger zur
systemischen oder lokalen Verabreichung in vivo mittels eines beliebigen
Verabreichungsweges formuliert werden, wozu eine Injektion (zum
Beispiel eine intravenöse,
intraperitoneale, intramuskuläre,
subkutane, endoneurale, perineurale, intraspinale, intraventrikuläre, intravitreale,
intrathekale Injektion usw.), die Verabreichnung mittels Absorption
durch epitheliale oder Schleimhaut-Auskleidungen (zum Beispiel orale
Mukosa, rektale und intestinale Mukosa, usw.) oder die Verabreichung
mittels eines Implantats mit verzögerter Freisetzung einschließlich eines
zellulären
oder Gewebe-Implantats
gehören,
ohne jedoch darauf beschränkt
zu sein.
-
Je nach Darreichungsform kann der
Wirkstoff in einem flüssigen
Träger
wie Kochsalzlösung
formuliert, in Liposomen-Mikrokapseln auf Polymer- oder Wachs-Basis
und Präparaten
mit kontrollierter Freisetzung eingeschlossen oder in Tabletten-,
Pillen- oder Kapsel-Form formuliert werden.
-
Die Konzentration des in der Formulierung
verwendeten Wirkstoffes hängt
von der erforderlichen effektiven Dosis und der eingesetzten Darreichungsform
ab. Die Dosis sollte ausreichend sein, um wirksame, im Blutkreislauf
zirkulierende Plasma-Konzentrationen des Wirkstoffes zu erreichen.
Effektive Dosen können
anhand der Dosis-Reaktions-Kurven extrapoliert werden, die aus in
vitro- oder tierischen Modell-Testsystemen abgeleitet werden.
-
Noggin-Präparate eignen sich als Standards
in Testsystemen für
Noggin und in Rezeptor-Bindungstests
vom Kompetitions-Typ, wenn sie mit radioaktivem Iod, Enzymen, Fluorophoren,
Spin-Markierungen und dergleichen markiert sind. Zur Aufbewahrung
werden therapeutische Noggin-Formulierungen hergestellt, indem Noggin,
das den gewünschten
Reinheitsgrad aufweist, mit physiologisch verträglichen Trägern, Excipienten oder Stabilisierungsmitteln
der Wahl in Form eines lyophilisierten Kuchens oder wässriger
Lösungen
gemischt werden. Verträgliche
Träger,
Excipienten oder Stabilisierungsmittel sind in den eingesetzten
Dosierungen und Konzentrationen für den Rezipienten nicht toxisch
und umfassen Puffer wie Phosphat, Citrat und andere organische Säuren, Antioxidantien
einschließlich
Ascorbinsäure,
Polypeptide mit geringem Molekulargewicht (weniger als etwa 10 Reste)
wie Serumalbumin, Gelatine oder Immunoglobuline. Andere Bestandteile können Glycin,
Glutamin, Asparagin, Arginin oder Lysin, Monosaccharide, Disaccharide
und andere Kohlenhydrate einschließlich Glucose, Mannose oder
Dextrine, Chelierungsmittel wie EDTA, Zuckeralkohole wie Mannit
oder Sorbit, salzbildende Gegenionen wie Natrium und/oder nicht-ionische
oberflächenaktive
Mittel wie Tween, Pluronics oder PEG umfassen.
-
Erfindungsgemäßes modifiziertes Noggin kann
erfindungsgemäß wie a.
a. O. beschrieben verwendet werden. Die Konzentration des in der
Formulierung verwendeten Wirkstoffes hängt von der erforderlichen
effektiven Dosis und der eingesetzten Darreichungsform ab. Die verwendete
Dosis sollte ausreichend sein, um wirksame, im Blutkreislauf zirkulierende
Plasma-Konzentrationen des Wirkstoffes zu erreichen. Effektive Dosen
können
aus Dosis-Reaktions-Kurven
extrapoliert werden, die aus in vitro oder tierischen Modell-Testsystemen
erhältlich
sind.
-
Noggin kann in einem beliebigen pharmazeutisch
verträglichen
Träger
verabreicht werden. Der Verabreichungsweg kann eine beliebige im
Stand der Technik bekannte Darreichungsform umfassen, wozu, ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein, die intravenöse,
intrathekale oder subcutane Injektion in das betroffene Gewebe,
die intraarterielle, intranasale oder orale Verabreichung oder die
Verabreichung über
eine implantierte Vorrichtung gehören. Die vorliegende Erfindung
stellt Arzneimittel bereit, die Noggin in einem pharmazeutisch verträglichen
Träger
umfassen.
-
Die Verabreichung kann zur Verteilung
von Noggin im ganzen Körper
oder in einem begrenzten Bereich führen. Beispielsweise kann bei
einigen Zuständen,
die entfernte Bereiche des Nervensystems umfassen, eine intravenöse oder
intrathekale Verabreichung von Noggin wünschenswert sein. In einer
anderen Ausführungsform,
die nicht beschränkend
wirken soll, kann eine lokale Verabreichung wünschenswert sein, wenn begrenze
Bereiche des Nervensystems involviert sind. In solchen Fällen kann
ein Noggin enthaltendes Implantat in den von der Läsion betroffenen
Bereich oder in dessen Nähe
eingeführt
werden. Geeignete Implantate umfassen einen Gelschaum, Wachs oder
Implantate auf der Basis von Mikropartikeln, ohne jedoch darauf
beschränkt
zu sein.
-
Gegen Noggin gerichtete polyclonale
Antikörper
werden in Tieren durch mehrfache subkultane (sc) oder intraperitoneale
(ip) Injektionen von Noggin und einem Adjuvans erzeugt. Es kann
nützlich
sein, Noggin oder ein die Ziel-Aminosäuresquenz enthaltendes Fragment
mit einem Protein zu konjugieren, das in der zu immunisierenden
Spezies immunogen wirkt, zum Beispiel Keyhole-Limpet-Hämocyanin
(Hämocyanin
der Schlüssellochnapfschnecke),
Serumalbumin, Rinder-Thyroglobulin oder Sojabohnen-Trypsininhibitor,
wobei ein bifunktionelles oder Derivatisierungsmittel, beispielsweise
Maleimidobenzoylsulfosuccinimidester (Konjugation durch Cystein-Reste),
N-Hydroxysuccinimid
(durch Lysin-Reste), Glutaraldehyd, Bernsteinsäureanhydrid, SOCl2 oder
R1N = C = NR, verwendet wird.
-
Tiere können gegen die immunogenen
Konjugate oder Derivate immunisiert werden, indem 1 mg oder 1 μg Konjugat
(für Kaninchen
beziehungsweise Mäuse)
mit 3 Volumina komplettem Freund-Adjuvans kombiniert wird und die
Lösung
intradermal in mehrere Stellen injiziert wird. Einen Monat später erhalten
die Tiere Auffrischungsinjektionen mit 1/5 bis 1/10 der ursprünglichen
Menge des Konjugats in kompletten Freund-Adjuvans mittels subkutaner
Injektion an mehreren Stellen. 7 bis 14 Tage später wird den Tieren Blut abgenommen
und das Serum wird im Hinblick auf den Titer der gegen Noggin gerichteten
Antikörpers
getestet. Die Tiere erhalten solange Auffrischungsinjektionen, bis
der Titer ein Plateau erreicht. Vorzugsweise erhält das Tier eine Auffrischungsinjektion
mit dem Konjugat des gleichen Noggin-Polypeptides, das jedoch mit
einem anderen Protein und/oder über
ein anderes Vernetzungsmittel konjugiert ist. Konjugate können auch
in Kulturen rekombinanter Zellen als Protein-Fusionen hergestellt
werden. Zur Erhöhung
der Immunreaktion werden auch Aggregationsmittel wie Alaun verwendet.
-
Monoclonale Antikörper werden durch Gewinnung
von Milzzellen aus immunisierten Tieren und Immortalisierung der
Zellen in herkömmlicher
Weise, beispielsweise mittels Fusion mit Myelom-Zellen oder mittels
EB-Virus-Transfomation, und Screening auf Clone, die den gewünschten
Antikörper
exprimieren, hergestellt.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform
reagiert ein monoclonaler Ratten-Antikörper wie RP57-16, der nach
Immunisierung einer Ratte mit rekombinantem humanem Noggin hergestellt
wurde, spezifisch sowohl mit Xenopus- als auch humanem Noggin, nicht
jedoch mit den Neurotrophinen BDNF, NT-3 und NT-4.
-
Gegen Noggin gerichtete Antikörper lassen
sich für
diagnostische Tests für
Noggin oder dessen Antikörper
einsetzen. In einer Ausführungsform
eines Rezeptor-Bindungstestes wird eine Antikörper-Zusammensetzung, die an
alle von mehreren ausgewählten
Vertretern der Noggin-Familie bindet, an einer unlöslichen Matrix
immobilisiert, die Testprobe wird mit der immobilisierten Antikörper-Zusammensetzung
in Kontakt gebracht, so dass alle Vertreter der Noggin-Familie adsorbiert
werden, und danach werden die immobilisierten Vertreter der Familie
mit mehreren Antikörpern
in Kontakt gebracht, die spezifisch für jeden Vertreter sind, wobei
sich die Spezifität
jedes der Antikörper
für einen
vorher bestimmten Familien-Vertreter,
beispielsweise durch nur einmal vorkommende Markierungen wie diskrete
Fluorophore oder dergleichen, individuell identifizieren lässt. Durch
Bestimmung der Gegenwart und/oder der Menge jeder nur einmal vorkommenden
Markierung kann der relative Anteil und die Menge jedes Vertreters
der Familie bestimmt werden.
-
Gegen Noggin gerichtete Antikörper lassen
sich auch zur Affinitätsreinigung
von Noggin aus einer Kultur rekombinanter Zellen oder natürlichen
Quellen verwenden. Gegen Noggin gerichtete Antikörper, die nachweisbar nicht
mit anderen Wachstumsfaktoren kreuzreagieren, können zur Aufreinigung von Noggin,
das frei von diesen anderen Familien-Vertretern ist, eingesetzt
werden.
-
Erfindungsgemäße Ausführungsformen werden durch die
folgenden Beispiele veranschaulicht.
-
BEISPIELE
-
Herstellung von Xenopus-Embrzonen
-
Xenopus-Embryonen wurden mittels
des von Condie und Harland (Development, 101 (1987), 93–105) beschriebenen
Protokolls hergestellt. Die Entwicklungsstadien der Embryonen wurden
anhand der Tabelle von Nieuwkoop und Faber („Normal Table of Xenopus laevis" (Daubin), Amsterdam:
North Holland, 1967) bestimmt. Ventralisierte Embryonen wurden mittels
Bestrahlung mit einer Statalinker-Vorrichtung (Stratagene) erzeugt,
und dorsalisierte Embryonen wurden durch Behandlung mit LiCl erzeugt,
wie von den Erfindern der vorliegenden Erfindung in ihrem Artikel über bestimmte „wnt"-Proteine (bezeichnet
als „Xwnt-8") beschrieben (Smith
und Harland, Cell, Bd. 67 (1991), S. 753–765); durch Bezugnahme in
die vorliegende Anmeldung einbezogen und nachstehend gelegentlich
als „S&H, a. a. O." bezeichnet).
-
BEISPIEL 1
-
Isolierung und Sequenzierung
der Noggin-cDNA
-
Die entsprechend ihrer Größe selektierte
Plasmid-cDNA-Genbank aus LiCl-behandelten Embryonen in Stadium 11
wurde wie folgt konstruiert. Sechzig Mikrogramm Poly(A)-RNA aus
LiCl-behandelten Embryonen in Stadium 11 wurden auf einem 10- bis
30%-igen Saccharose-Gradienten in Gegenwart von Methylquecksilber
(II)-hydroxid entsprechend ihrer Größe fraktioniert. Der erste
cDNA-Strang wurde aus 2 μg
der entsprechend ihrer Größe fraktionierten
Poly(A)-RNAs unter Verwendung eines Oligo(dT)-Oligonucleotids, das
die Erkennungsstelle für
NotI enthielt, als Sonde synthetisiert. Nach Synthese der zweiten
Stranges wurden die cDNAs mit EcoRI-Methylase behandelt, mit EcoRI-Linkern
ligiert, mit EcoRI und NotI gespalten und schließlich mit 125 ng modifiziertem
pGEM-5Zf(-)(Promega) ligiert. Das verwendete Plasmid pGEM-5Zf(-)
wurde durch Einfügen
eines Oligonucleotides in die NsiI-Stelle modifiziert, um eine EcoRI-Stelle
zu erzeugen. Der Vektor wurde nicht mit alkalischer Phosphatase
behandelt, jedoch wurde die ausgeschnittene Polylinker-Sequenz auf einer
Sepharose-4BCL-Säule
entfernt. Die ligierten Produkte wurden zur Transformation von XL-I-Blue-Zellen (Stratagene)
verwendet, wobei nach Plattierung 100.000 Kolonien pro 10 cm-Platte
erhalten wurden. Aus den Platten-Kulturen wurden Plasmid-DNAs mittels
eines alkalische Lyse und Polyethylenglykol-Präzipitation umfassenden Protokolls
isoliert.
-
Die Dorsalentwicklung induzierende
Aktivität
in der Genbank wurde durch Injektion von RNA-Transkripten, die aus
vereinigter Plasmid-DNA hergestellt wrden waren, getestet. Einzelkolonien
wurden mittels eines Verfahrens der Geschwister-Selektion isoliert.
Bei diesem Verfahren wurde die Plasmid-Genbank erneut auf 12 Platten
ausplattiert, wobei pro Platte etwa 10-mal weniger Kolonien vorhanden
waren. Aus den vereinigten Plasmid-DNAs, die von jeder Platte isoliert
worden waren, wurde RNA synthetisiert und mittels Injektion in UV-ventralisierte
Embryonen im Hinblick auf Aktivität getestet. Die vereinigten
Plasmide mit einer Dorsalentwicklung induzierenden Aktivität wurden
erneut ausplattiert und gescreent, wie vorstehend beschrieben. Dieses
Verfahren wurde solange wiederholt, bis Einzelclone isoliert wurden.
-
Die in vitro-RNA-Synthese, der Injektionstest
im Hinblick auf Rettung der dorsalen Achse und die Geschwister-Selektionen
wurden auch durchgeführt,
wie von den Erfindern in S&H,
a. a. O. beschrieben.
-
Die Nucleotidsequenz beider Stränge des
isolierten Noggin-cDNA-Clons wurde mittels des Didesoxy-Kettenabbruchverfahrens
unter Verwendung von modifizierter T7-DNA-Polymerase (US Biochem) bestimmt. Deletionen
wurden in Sequenzierungs-Matrizen durch Spaltung sowohl mit Restrektionsenzymen
als auch mit Exonuclease III erzeugt (Henikoff, Meth. Enzymol, 155
(1987), 156–165).
-
In vitro – Translation
-
Ein halbes μg der in vitro synthetisierten
Noggin-, Xwnt-8- und goosecoid-mRNAs wurden in einem Nuclease-behandelten
Kaninchen-Reticulocytenlysat (Promega) mit zugegebenem 35S-Methionin entsprechen den
Anweisungen des Herstellers translatiert. Die Translationsprodukte
wurden mittels SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese (12%-ige Gele)
und anschließender
Fluorographie sichtbar gemacht. Das Noggin-Protein wies das Molekulargewicht
auf, das aufgrund des offenen Leserahmens vorhergesagt worden war.
-
Isolierung
und Analyse von RNA
-
Aus Embryonen und Oocyten wurde Gesamt-RNA
mittels eines von Condie und Harland, a. a. O., beschriebenen Verfahrens
im kleinen Maßstab
isoliert. Dorsale Lippen wurden aus 30 nicht fixierten Embryonen in
Stadium 10.5 dissiziiert und zur Präparation von Gesamt-RNA vereinigt.
Proben, die Gesamt-RNA enthielten, die entweder 2,5 Embryonen oder
etwa 2 μg
Poly(A)+-RNA entsprach, wurden mittels Northern-Blot-Analyse analysiert.
Nach dem Zufallsprinzip mit Primern versehene DNA-Sonden wurden
aus einem 1323 bp-Fragment der Noggin-cDNA von der EcoRI-Stelle
bei Nucleotid -83 bis zu einer EcoRV-Stelle, die im Vektor unmittelbar
am 3'-Ende der cDNA
liegt, hergestellt.
-
RNAse-Schutz-Tests wurden unter Verwendung
eines von Melton et al. (Nuc. Acids Res., 12 (1984), 7035–7056) genau
ausgeführten
Protokolls mit kleineren Modifikationen (C. Kintner, Salk Institute,
La Jolla, Kalifornien) durchgeführt.
Ein mittels Exonuclease III erzeugter Deletions-Clon der Xenopus-Noggin-cDNA (entspricht 2A von Smith und Harland,
Cell, 70 (1992), 829–840,
der jedoch eine Deletion vom 3'-Ende
bis Nucleotid 383 aufweist) wurde als Matrize zur Synthese von RNA-Sonden
verwendet. Die Matrizen-DNA wurde durch Spaltung mit dem Restriktionsenzym
EcoRI linearisiert und unter Verwendung von T7-RNA-Polymerase wurde eine Antisense-RNA
von 463 Basen mit eingebautem 32P synthetisiert.
Als Kontrolle für
die RNA-Menge pro Probe wurde eine Antisense-EFIα-RNA-Sonde von 387 Basen verwendet. Vor Verwendung wurden
die Sonden auf einem Gel aufgereinigt.
-
In situ-Hybridisierung
-
Nach Fixierung und Aufbewahrung wurden
die Embryonen überprüft, um sicherzustellen,
dass Blastocoel und Archenteron punktiert waren. Es wurde Sorge
dafür getragen,
dass sowohl das restliche Blastocoel von Neurulae und Larven als
auch das Archenteron punktiert wurden. Embryonen wurden bei Raumtemperatur
in 100% Ethanol erneut zwei Stunden gewaschen, um restliches Lipid
zu entfernen. Nach Hybridisierung ließ man die Färbung die Nacht über entwickeln,
und danach wurden die Embryonen in Bouin-Lösung fixiert. Frisch gefärbte Embryonen
weisen einen starken Hintergrund mit einer rosa Färbung auf,
wobei jedoch das meiste davon ausgewaschen wird und eine spezifische
Färbung übrig bleibt.
Nach einer Fixierung über
Nacht wurden die Embryonen gründlich
mit 70%-igem Ethanol, mit PBS gepuffertem 70%-igem Ethanol und Methanol
gewaschen. Die Embryonen wurden in Murray-Gemisch gereinigt und
mit einem Kodak-Ektar 25-Film unter Verwendung eines Zeiss-Axioplan-Mikroskops
(2,5 oder 5 × Objektiv
mit 3 × 12B-Teleskop
zur Unterstützung der
Fokussierung) fotografiert.
-
Nachweis von
Abstammungslinien
-
Der Nachweis der Abstammungslinien
mit mRNA, die nucleär
lokalisierte B-Galactosidase codiert, erfolgte wie von den Erfindern
in S&H, a. a.
O., beschrieben. Ventralisierten Embryonen wurden im 32-Zellstadium
0,5 ng B-Galactosidase und 25 pg NogginΔ5'-mRNAs co-injiziert. Etwa in Stadium
22 wurden die Embryonen fixiert und mit X-gal gefärbt.
-
Ergebnisse
-
Noggin-cDNA codiert ein
neuartiges Polypeptid
-
Die 1833 Nucleotide umfassende Sequenz
des selektierten Clons ist in 2A von
Smith und Harland, Cell, 70 (1992), 829–840, gezeigt und wird gelegentlich
als „Clon
A3" bezeichnet.
Die Sequenz enthält einen
einzigen langen offenen Leserahmen, der ein 222 Aminosäure umfassendes
Polypeptid mit einem vorhergesagten Molekulargewicht von 26 kDa
codiert. Der am Amino-Terminus gelegene hydrophobe Abschnitt von
Aminosäuren
legt nahe, dass das Polypeptid in den sekretorischen Stoffwechselweg
eintritt. Bei Aminosäure
61 (Asn) gibt es eine einzige potentielle Stelle für die N-verbundene
Glycosylierung. Sowohl am 5'-
als auch am 3'-Ende
des Leserahmens befinden sich ausgedehnte untranslatierte Bereiche
(593 bzw. 573 bp). Der am 3'-Ende
befindliche untranslatierte Bereich ist besonders reich an wiederholten
dA- und dT-Nucleotiden und enthält
neben einer Polyadenylierungs-Signalsequenz,
die 24 by stromaufwärts
vom Start des Poly A-Schwanzes gelegen ist, 147 by weiter stromaufwärts eine
zweite potentielle Polyadenylierungs-Sequenz.
-
Sense-RNA, die von Clon A3 mit SP6-RNA-Polymerase
synthetisiert worden war, wurde in einem Kaninchen-Reticulocytenlysat-System
translatiert. Die 3S-markierten Produkte wurden auf einem 12%-igen SDS-Polyacrylamid-Gel
fraktioniert und mittels Fluorographie sichtbar gemacht. Das Haupt-Proteinprodukt wies
das erwartete Molekulargewicht von etwa 26 kDa auf.
-
Bei einem Vergleich der Aminosäuresequenz
des vorhergesagten Polypeptides mit dem BLAST-Netzwerk des National
Center for Biotechnology Information (nicht redundante Datenbasis)
wurde keine ähnliche Sequenz
identifiziert. Dieser Clon codiert daher einen neuen Typ eines Proteins,
das von den Erfindern als „Noggin" bezeichnet wurde,
das sezerniert wird und das in Xenopus eine die Dorsalentwicklung
induzierende Aktivität
aufweist.
-
Noggin-mRNA
kann eine vollständige
dorsal-ventrale Achse retten
-
Die Injektion von Noggin-RNA in ein
einziges Blastomer eines im Vierzell-Stadium befindlichen UV-ventralisierten
Embryos kann das vollständige
Spektrum dorsaler Strukturen wiederherstellen. Das Ausmaß der Achsen-Rettung
war von der injizierten RNA-Menge abhängig, wobei Embryonen, die
geringe Dosen erhalten hatten, nur posterior-dorsale Strukturen
aufwiesen, während
Embryonen, die höhere
Dosen erhalten hatten, im Überschuss
vorliegendes dorsal-anteriores Gewebe aufwiesen. Es wurden RNA-Transkripte
von 2 Noggin-Plasmiden getestet. Das erste enthielt die vollständige cDNA.
Das zweite (pNogginΔ5') wies eine Deletion
auf, wobei die ersten 513 Nucleotide des 5'-untranslatierten Bereiches bis zur
EcoRI-Stelle entfernt wurden. Die nach Injektion von RNA-Transkripten
dieser beiden Plasmide erhaltenen Embryonen wurden ebenso wie die
zum Vergleich dienenden Embryonen, die unter Verwendung von Xwnt-8-RNA
erhalten worden waren, zur Auswertung entsprechend der Dorsoanterior-Index
(DAI)-Skala von Rao und Elinson (Dev. Biol., 127 (1988), 64–77) herangezogen.
In dieser Skala wird ein vollständig
ventralisierter Embryo mit Null eingestuft, ein normaler Embryo
wird mit 5 eingestuft und die Embryonen mit den schwersten Dorsoanterior-Veränderungen,
nämlich
die, die radiale Dorsoanterior-Strukturen
aufweisen, werden mit 10 eingestuft. Von pNogginΔ5' synthetisierte RNA (NogginΔ5'-mRNA) führte wiederholt
zu einem höheren
DAI-Wert als eine äquivalente mRNA-Menge,
die von der vollständigen
cDNA synthetisiert worden war. Die Dosis-Abhängigkeit
der Achsen-Rettung durch NogginΔ5'-mRNA war der von
Xwnt-8-mRNA sehr ähnlich.
-
UV-behandelten Embryonen wurde auch
eine höhere
Dosis (1000 pg) der Noggin-mRNAs injiziert. Die Injektion dieser
Dosis von Noggin-mRNA in ein Blastomer im Vierzell-Stadium führte zu
Embryonen mit einer sehr schweren HyperDorsalentwicklung (DAI > 7). Die meisten dieser
Embryonen starben jedoch im späten Gastrula-/
frühen
Neurula-Stadium. Offensichtlich führten übermäßig starke Gastrulationsbewegungen
dazu, dass das Blastocoel-Dach
dünner
wurde und zerriss. Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben
diese Wirkung auch bei hohen Dosen injizierter Xwnt-8-mRNA beobachtet.
-
Die Rettung der dorsalen Entwicklung
sowohl durch NogginΔ5'-mRNA als auch durch
Xwnt-8-mRNA folgte einem übereinstimmenden
Muster, wobei sich erhöhende
Mengen der mRNAs dazu führten,
dass fortschreitend mehr anteriore Strukturen gerettet wurden. Beispielsweise
wurden bei Embryonen, die 1 pg der RNAs erhalten hatten, hauptsächlich die
posterioren und Rumpf-Dorsalstrukturen gerettet, wobei ihnen zum größten Teil
Kopfstrukturen fehlten. Höhere
Dosen (10 oder 100 pg) der beiden RNAs führten zu Embryonen mit einer
stärker
ausgeprägten
anterioren Entwicklung, wobei viele davon entweder nahezu normale
oder hyperdorsalisierte Phänotypen
aufwiesen.
-
In Blastomeren
injiziertes Noggin wirkt als Nieuwkoop-Zentrum
-
Es wurde untersucht, welche Wirkung
die Veränderung
der Noggin-mRNA-Injektionsstelle hat. UV-behandelten Embryonen im
32-Zellstadium wurden entweder 0,5 ng B-Galactosidase-mRNA allein oder 0,5 ng B-Galactosidase,
gemischt mit 25 pg NogginΔ5'-mRNA, injiziert. Eine Injektion von
Noggin-mRNA in Blastomeren der vegetalen Schicht ergab Embryonen
mit der am stärksten
ausgeprägten
Dorsoanterior-Entwicklung. In beiden Fällen, wo die Injektion in vegetale
Bereiche der Embryonen erfolgte, wurde die nucleäre X-Gal-Färbung fast ausschließlich im
Endoderm gefunden (die mRNA codiert eine B-Galactosidase, die in den Nucleus transloziert,
so dass eine Unterscheidung zu der diffusen Hintergrundfärbung ermöglicht wird).
Einer der gezeigten Embryonen wies infolge der Noggin-mRNA-Injektion
eine starke hyperdorsale Entwicklung auf (DAI etwa 7) und hatte
einen stark verkürzten
Schwanz und vergrößerte Kopfstrukturen.
Embryonen wurden auch mittels Noggin-mRNA-Injektionen in die marginale
Zone gerettet. Bei diesen Embryonen wurde die B-Galactosidase-Färbung hauptsächlich im
axialen und Kopf-Mesoderm beobachtet. Eine Injektion der Noggin-mRNA
in den animalen Pol hatte nur eine sehr geringe Wirkung auf die
Achsenbildung. Ebenso hatte B-Galactosidase-mRNA allein keine Wirkung.
-
Noggin-mRNA
wird sowohl mütterlich
als auch zygotisch exprimiert
-
Bei einer Northern-Blot-Analyso von
RNA aus Xenopus-Embryonen wurden zwei Noggin-mRNA-Arten mit Größen von etwa 1,8 und 1,4 kb
beobachtet. Eine relativ geringe Menge der Noggin-mRNA wurde in
Oocyten nachgewiesen. In Stadium 11 war die Menge der Noggin-mRNA signifikant
höher,
was die zygotische Transkription widerspiegelt (im Vergleich zu
den mütterlich
eingelagerten Transkripten, die in Oocyten zu sehen sind). Die Noggin-mRNA
blieb bis zu dem letzten untersuchten Stadium (Stadium 45) erhöht.
-
Die Erfinder erwarten, dass die primäre dorsalisierende
RNA in ihrer Genbank bei LiCl-behandelten Embryonen
im Vergleich zu normalen oder UV-behandelten Embryonen erhöht ist.
Eine Behandlung mit Lithium-Ionen führte im Vergleich zu unbehandelten
Embryonen zu einer starken Erhöhung
der exprimierten Noggin-mRNA.
-
Eine UV-Behandlung hatte die entgegengesetzte
Wirkung. In Gesamt-RNA-Proben aus diesen Embryonen ließ sich eine
Noggin-mRNA-Expression im Wesentlichen nicht nachweisen. Die mit
großer
Häufigkeit vorkommende
Noggin-mRNA in manipulierten Embryonen entspricht daher der Rettungs-Aktivität.
-
Die Erfinder analysierten die Verteilung
von Noggin in Oocyten und Embryonen im Furchungsstadium. Da die
Menge der mütterlich
eingelagerten Noggin-RNA für
eine in situ-Hybridisierung
zum Nachweis oberhalb des Hintergrund-Niveaus zu gering ist, verwendeten
die Erfinder einen RNAse-Schutztest. Oocyten wurden in die animalen
und vegetalen Hälften
dissiziiert. In keiner der Hemisphären wurde eine Anreicherung
von Noggin-mRNA, bezogen auf die Oocyten-Gesamt-RNA, festgestellt.
Embryonen im Vierzell-Stadium wurden sowohl in die dorsalen und
ventralen Hälften
als auch in die animalen und vegetalen Hälften dissiziiert. Es stellte
sich heraus, dass Noggin-Trankripte in den dorsalen und ventralen
Hälften
gleichmäßig verteilt
waren, ebenso in den animalen und vegetalen Hälften. Das gleiche Ergebnis
wurde bei Embryonen erhalten, die unmittelbar nach Befruchtung in
eine Schräglage
von 90° gebracht
und dann mit einem Vitalfarbstoff an ihrer obersten Seite markiert
wurden, um die zukünftige
dorsale Seite darzustellen. Ältere
Blastula-Embryonen (32 Zellstadium) wurden ebenfalls in die dorsal-ventralen
und animal-vegetalen Hälften
dissiziiert. In keiner der Hemisphären wurde eine Anreicherung
von Noggin-mRNA, bezogen auf den Gesamt-Embryo, festgestellt. Außerdem wurde
durch die Behandlung das reichliche Vorkommen mütterlich eingelagerter Noggin-RNA
nicht geändert, was
darauf hinweist, dass in ventralen Geweben kein bevorzugter Abbau
erfolgt. Bei dem RNAase-Schutztest wurden Proben mit bekannten Mengen
der in vitro synthetisierten Noggin-mRNA einbezogen. Aufgrund dieser und
anderer Daten schätzen
die Erfinder, dass pro Embryo im Blastula-Stadium etwa 0,1 pg Noggin-mRNA vorliegen
und pro Embryo im Gastrula-Stadium 1 pg.
-
Die Lokalisierung von Noggin-Transkripten
wurde bei Embryonen im frühen
Gastrula-Stadium
untersucht. Dorsale Lippen wurden aus Embryonen in Stadium 10.5
dissiziiert. Bei einer Northern-Blot-Analyse wurden gleiche Mengen
von Gesamt-RNA aus intakten Embryonen, dissiziierten dorsalen Lippen
und dem nach Dissektion der dorsalen Lippe verbleibenden Rest des
Embryo mit einer Noggin-Sonde hybridisiert und dann erneut mit einer
EFIα-Sonde
als Kontrolle für
die pro Probe aufgetragene RNA-Menge hybridisiert. Das Autoradiogramm
des Blots zeigte, dass in diesem Stadium Noggin-mRNA in der dorsalen
Lippe angereichert ist.
-
In situ-Hybridisierung:
Zygotische Expression von Noggin im Spemann-Organisator
-
Die Lokalisierung von Noggin-Transkripten
bei sich entwickelnden Embryonen wurde unter Verwendung vollständiger Präparate mittels
in situ-Hybridisierung genauer untersucht. Ganze fixierte Embryonen
wurden mit Digoxigenin enthaltenden RNA-Sonden hybridisiert.
-
Hybridisierte RNA-Sonden wurden danach
mit einem Antikörper
gegen Digoxigenin, der mit alkalischer Phosphatase konjugiert war,
sichtbar gemacht. Die Spezifität
der mit Antisense-Noggin-Sonden
festgestellten Hybridisierung wurde sowohl durch Hybridisierung
von Embryonen mit Sense-Noggin-Sonden als auch unter Verwendung
von zwei nicht überlappenden
Antisense-Sonden getestet. Sowohl aufgrund der geringen Expression
als auch der Hintergrundfärbung
konnte Noggin-mRNA vor dem späten
Blastula-Stadium nicht eindeutig nachgewiesen werden. Die erhöhte Menge
von Noggin-mRNA, die nach Aktivierung der zygotischen Transkription
mittels Northern-Blot-Analyse nachgewiesen worden war, war bei einer
in situ-Hybridisierung in Stadium 9 als Haufen gefärbter Zellen
auf der dorsalen Seite des Embryos sichtbar. Vom vegetalen Pol aus betrachtet,
beschränkte
sich dieser Zellhaufen auf einen Sektor von etwa 600. Eine seitliche
Ansicht des gleichen Embryos zeigt, dass die gefärbten Zellen innerhalb der
marginalen Zone (d. h. zwischen dem animalen und dem vegetalen Pol
und innerhalb des Bereiches, der vermutlich dorsales Mesoderm bildet)
befanden. In diesem Stadium sind die Transkripte größtenteils
auf den Nucleus beschränkt.
-
Eine seitliche Ansicht eines Embryos
im frühen
Gastrula-Stadium 30 (etwa Stadium 10.5) zeigt eine spezifische Hybridisierung
hauptsächlich
in dem sich involutierenden Mesoderm an der dorsalen Lippe. Eine vegetale
Ansicht des gleichen Embryos (Blastoporus-Lippe mit einem Pfeil
versehen) zeigt, dass Noggin-mRNA am häufigsten auf der dorsalen Seite
vorkommt, wobei sich jedoch eine geringere Expression bis zur ventralen
Seite des Embryos erstreckt. Mittels dieses Verfahrens der in situ-Hybridisierung
werden keine Transkripte in dem dotterreichsten endodermalen Bereich
von Embryonen nachgewiesen, so dass die Erfinder eine Expression
in vegetaleren Bereichen als denen, die in der Figur zu sehen sind,
nicht ausschließen können. Behandlungen,
von denen bekannt ist, dass sie die Größe der dorsalen Lippe beeinflussen
(LiCl-Behandlung, UV-Bestrahlung), hatten eine starke Wirkung auf
das Muster der Noggin-in situ-Hybridisierung. Bei LiCl-behandelten
Embryonen ist die Färbung
in der ganzen marginalen Zone intensiv. Durch eine UV-Behandlung
wird das Hybridisierungs-Signal auf geringe Mengen vermindert. Dieses
Ergebnis steht in Übereinstimmung
mit den Mengen von Noggin-mRNA, die mittels Northern-Blot-Analyse
zu festzustellen sind. Der UV-behandelte Embryo dient auch als Negativkontrolle
für die
Spezifität
der Hybridisierung.
-
Mit fortschreitender Gastrulation
folgt die Noggin-mRNA-Färbung
dem involutierenden Mesoderm und ist im vermutlichen Notochord am
höchsten.
Im späten
Neurula-Stadium (etwa 18) sind Noggin-mRNA exprimierende Zellen
am deutlichsten in dem am weitesten dorsal gelegenen Mesoderm zu
sehen, hauptsächlich im
Notochord, wobei sie sich jedoch auch in stärker anterior ausgerichtete
Gewebe bis zum prächordalen
Mesoderm erstrecken. Die vordere Spitze des Notochord ist mit einem
Pfeil versehen. Während
der Schwanzknospen-Stadien geht die Expression von Noggin im dorsalen
Mesoderm zurück,
obwohl die Expression im Notochord in der wachsenden Schwanzknospe
bestehen bleibt. Die Expression von Noggin wird an verschiedenen
neuen Stellen injiziert, was mit zunehmender Reifung der Froschlarve
zunehmend klarer wird. Eine nicht kontinuierliche Linie gefärbter Zellen
verläuft über die
Länge der
Dachplatte des Medullarrohres. Eine Färbung ist auch im Kopf-Mesoderm,
hauptsächlich
in den Kiefern- und Kiemebögen,
sichtbar. Vermutlich entspricht diese Expression den skeletogenen
Medullarwulst-Zellen. Außerdem
exprimieren Untergruppen dieser Zellen Homeobox-Gene, die in Anterior-Posterior-Bereichen
unterschiedliche Mengen der Kopf-Medullarwulst markieren, so ist
beispielsweise En-2 im Kiefernbogen mittels Antikörper-Färbung zu
sehen. In der Schwanzflosse wurden aufgrund der Noggin-mRNA Zellen
mit sternartiger Morphologie gefärbt.
Diese sternförmigen
Zellen stammen wahrscheinlich auch von der Medullarwulst ab. Mit
der Sense-Sonde oder einer Reihe anderer Sonden wurde keines dieser
Muster festgestellt.
-
Beispiel 2
-
In COS-Zellen transfizierte
Noggin-cDNA erzeugt aktives konditioniertes Medium
-
Für
COS-Zellen wurde die Noggin-cDNA in einen COS-Zell-Expressionsvektor
insertiert. COS-Zellen wurden transfiziert und nach Expression der
eingeführten
Noggin-Gene wurde Medium geerntet. Dieses Medium ist in einem Testsystem
unter Verwendung animaler Kappen im Hinblick auf Mesoderm-induzierende oder
Dorsalentwicklung induzierende Aktivität getestet worden. Die Erfinder
haben zwei Transfektions-Protokolle getestet, nämlich ein Standard-Protokoll,
wobei Zellen geerntet und danach in ein serumfreies Medium überführt wurden,
und ein alternatives Protokoll, wobei Zellen in ein definiertes
Medium überführt werden,
dem Serum fehlt, das jedoch Transferrin, Insulin und BSA enthält. In dem
angereicherten Medium bleiben die Zellen gesund und ein co-transfiziertes
(3-Galactosidase-Gen
zeigt eine 100-fach höhere
Aktivität
als im nicht angereicherten Medium. Die bei der Behandlung von Zellen
mit diesen Medien erhaltenen Ergebnisse sind nachstehend in Tabelle
1 gezeigt. Ventralisierien Tieren wurden animale Kappen entnommen,
behandelt und am Ende der Neurulation im Hinblick auf eine Verlängerung
beurteilt, was üblicherweise
ein Zeichen dafür
ist, dass Notochord- oder Nerven-Gewebe induziert wurden. Eine Verlängerung
ist in Tabelle 1 als „+" angegeben und eine
noch größere Verlängerung
als „++", Außerdem wurden
sie mittels Northern-Blot-Analyse bezüglich eines molekularen Markers
beurteilt.
-
Wie die Daten von Tabelle 1 zeigen,
hat die Noggin-cDNA eine große
Wirkung auf das durch COS-Zellen konditionierte Medium. Noggin tritt
jedoch wahrscheinlich mit irgendeiner Substanz im Medium in Wechselwirkung,
da durch COS-Zellen konditioniertes Medium allein eine gewisse Aktivität aufweist.
Möglicherweise bewirkt
Noggin, dass die Zellen eine Substanz sezernieren, die normalerweise
nicht sezernieren würde,
wobei die Experimente jedoch darauf hindeuten, dass Noggin sezerniert
wird und für
einen Teil der Aktivität
verantwortlich ist.
-
Tabelle
1
COS-Zell-konditioniertes Medium: Wirkungen auf animale Kappen
-
In Oocyten injizierte
Noggin-mRNA erzeugt aktives sezerniertes Noggin-Protein
-
Eine zweite Vorgehensweise zur Untersuchung,
ob ein Protein in aktiver Form sezerniert werden kann, besteht darin,
mRNA in Oocyten zu injizieren und das durch die Oocyte sezernierte
Material zu gewinnen. Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens besteht
darin, dass injizierte mRNA effizient translatiert wird, wobei die Translation
der Oocyte zum größten Teil
an der injizierten mRNA erfolgt. Ein neues Protein, dessen Synthese durch
die injizierte Noggin-mRNA kontrolliert wird, wird in das Medium
sezerniert. Noggin und Activin weisen deutliche synergistische Wirkungen
auf, wobei verlängerte
Explantate erzeugt werden, die erhöhte Mengen von Muskel-Actin
exprimieren.
-
Biochemische Eigenschaften
von Noggin
-
Injizierten Oocyten wird mRNA injiziert
und es erfolgt eine Markierung mit 35S-Methionin.
Der größte Teil
des in das Medium sezernierten radioaktiven Proteins stammt von
der injizierten mRNA. Das Noggin-Protein, das fast isotopisch rein
ist, kann dann analysiert werden. Anhand dieser Analyse haben die
Erfinder der vorliegenden Erfindung ermittelt, dass Noggin ein als
Dimer vorliegendes Glycoprotein ist. Bei Auftrennung unter reduzierenden
Bedingungen und Behandlung mit N-Glycanase zur Entfernung von Zuckerresten
wandert Noggin nur ein wenig langsamer als aufgrund seines vorhergesagten
Molekulargewichts von 26 kDa erwartet. Die Entfernung der Zucker-Seitenketten
führt zu
einem Verlust von etwa 4 kDa, bezogen auf ein apparentes Ausgangs-Molekulargewicht
von 33 kDa. Bei Auftrennung unter nicht reduzierenden Bedingungen
wandert es bei dem doppelten Wert.
-
Die Erfinder wissen noch nicht, ob
das Dimer des Proteins die aktive Form ist und ob es eine proteolytisch
prozessierte Form gibt, die aktiv ist. Bei einem Kontroll-Experiment
mit Activin-mRNA erzeugen Oocyten eine Activin-Aktivität, wobei
jedoch der Großteil
des radioaktiv markierten Proteins als Präcursor-Form wandert. Nur eine
kleine Menge des prozessierten Proteins (15 kDa) wurde nachgewiesen.
Es ist möglich, dass
Oocyten, denen Noggin injiziert wurde, überwiegend unprozessiertes
Protein und ein extrem aktives prozessiertes Protein in Spurenmengen
sezernieren, das die Erfinder nicht nachgewiesen haben. Trotz dieser Zweifel
besteht das bei der Analyse der injektionsbehandelten Oocyten und
transfizierten COS-Zellen erhaltenen Hauptergebnis darin, das aktives
Noggin als frei lösliches
sezerniertes Polypeptid erhalten werden kann. Dies ist der Unterschied
zu der anderen Gen-Gruppe mit einer die Dorsalentwicklung induzierenden
Aktivität, nämlich den
wnts-Genen. Wnt-Proteine sind nicht in löslicher Form erhältlich und
dies hat die Analyse ihrer biologischen Aktivitäten und des Rezeptors, der
an sie bindet, stark behindert.
-
Beispiel 3
-
Clonierung des Maus-Noggin-Homologs
-
Es ist derzeit nicht möglich, in
sich entwickelnden Xenopus-Embryonen die zygotische Noggin-Transkription
auszuschalten. Im Gegenteil dazu sollte es möglich sein, in der Maus homozygote
Null-Mutationen zu erzeugen. Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben die Maus-Noggin-cDNA cloniert. Diese eignet sich zur Erzeugung
mutierter Mäuse.
Neben der Erzeugung der Sonden und Mittel zu Herstellung von Maus-Mutanten
sollte ein Vergleich der Noggin-Sequenzen geeignet sein, konservierte
Domänen
und Funktionen vorherzusagen. Die 80 C-terminalen Aminosäuren sind
bei Xenopus- und Maus-Noggin zu 87% identisch.
-
Maus-Noggin wurde aus einer embryonalen
cDNA-Genbank isoliert, indem diese mit einer radioaktiv markierten
Frosch-Noggin-cDNA als Sonde unter Bedingungen mäßiger Stringenz (wie vorstehend
definiert) inkubiert wurde. Anschließend wurde ein genomischer
Clon isoliert, indem eine genomische Genbank mit der Maus-Noggin-cDNA
15 als Sonde unter Bedingungen hoher Stringenz (wie definiert, wobei
jedoch die Hybridisierung bei 42°C
erfolgte und das Waschen bei 50°C
in 15 mM NaCl, 1,5 mM Natriumcitrat) inkubiert wurde. Sowohl die
Nucleotidsequenz der Maus-Noggin-cDNA voller Länge (SEQ ID Nr. 10) als auch
die abgeleitete Aminosäuresequenz
(SEQ ID Nr. 11) sind in den 13A–13B gezeigt. Zwischen Maus-Noggin
und humanem Noggin gibt es nur zwei Aminosäure-Unterschiede.
-
Beispiel 4-Clonierung
des humanen Noggin-Homologs
-
Materialien und Verfahren
-
Sonden-Herstellung
-
Auf der Basis der Maus-Noggin-Sequenz
(a. a. O.) wurden zwei Oligonucleotide synthetisiert. Die Oligonucleotidsequenz
für Noggin-5'ist: 5'-CAG ATG TGG CTG
TGG TCA-3' (SEQ
ID Nr. 18), was den Aminosäuren
QMWLWS (SEQ ID Nr. 19) entspricht, und für Noggin-3': 5'-GCA
GGA ACA CTT ACA CTC-3' (SEQ
ID Nr. 20), was den Aminosäuren
ECKCSC (SEQ ID Nr. 21) des Maus-Noggin-Proteins entspricht.
-
Die Oligonucleotide wurden zur PCR-Amplifikation
eines DNA-Abschnittes von 260 Nucleotiden unter Verwendung eines
Maus-cDNA-Clons, der wie in Beispiel 3 dargelegt hergestellt wurde,
als Matrize eingesetzt. Das amplifizierte Fragment wies eine Nucleotidsequenz
auf, die den Nucleotiden 856 durchgehend bis 1116 der in 13 gezeigten Maus-Sequenz
(SEQ ID Nr. 10) entspricht. Nach Amplifikation wurde die PCR-Reaktion einer Elektrophorese
auf Agarose-Gelen unterworfen, die DNA-Bande von 260 Nucleotiden
wurde mittels „Magic
PCR" (Promega) aufgereinigt
und als Matrize für
die Sonden-Markierungsreaktion verwendet. Die Sonde wurde unter
Verwendung einer Standard-PCR-Reaktion
(Perkin-Elmer) mit 20 ng DNA-Matrize und 0,2 mCurie von alpha-32P-dCTP (Du Pont; 3000 Ci/mmol) anstelle
von dCTP markiert. Die nicht eingebaute Markierung wurde auf einer
G50-NICK-Säule
(Pharmacia) von den Sonden getrennt. Das ausgeschlossene Volumen
der Reaktion enthielt insgesamt 1,8 × 108 cpm.
-
Außerdem wurde ein als Noggin-D
bezeichnetes degeneriertes Oligonucleotid, das den konservierten Maus-
und Xenopus-Noggin-Sequenzen entspricht, wie folgt synthetisiert:
Noggin D: 5'- GAR
GGI ATG GTI TGY AAR CC-3' (SEQ
ID Nr. 22). Noggin D (SEQ ID Nr. 22) wurde mittels Kinase-Reaktion
unter Verwendung von T4-Polynucleotidkinase und gamma-32P-ATP
markiert. Das markierte Oligonucleotid wurde mittels einer NAP5
(Pharmatia)-Säule
aufgereinigt und zur Hybridisierung der Genbank verwendet.
-
Durchmustern
der Genbank
-
Eine humane genomische Plazenta-Genbank
(Clontech Cat#HL1067J, durchschnittliche Insertionsgröße 15 kb)
im Vektor EMBL-3 wurde entsprechend den Anweisungen des Herstellers
in E. coli NM 538 ausplattiert. Etwa 3 Millionen Plaques wurden
in drei Replikaten (bezeichnet als A, B und C) auf Nitrocellulose-Filter
(BA-85; Schleicher und Schuell) überführt und
gemäß Maniatis
et al. (Sambrook et al., Molecular cloning: a laboratory manual,
(1989), CSH Lab Press, New York) durchmustert. Die Replikat-Filter
A und C wurden in einem Puffer, enthaltend 0,5 M Natriumphosphat,
pH-Wert 7,2, 7 Natriumdodecylsulfat, 1% kristallines BSA, 1 mM EDTA,
40 mg/ml denaturierte Lachs-Sperma-DNA
und etwa 1 × 106
cpm/ml PCR-Sonde (a. a. O.), hybridisiert. Nach einer 12-stündigen Hybridisierung
bei 65°C
wurden die Filter zweimal bei Raumtemperatur in 2 × SSC (30
mM Natriumcitrat, 0,3 M NaCl), 0,1% SDS und danach 20 min bei 65°C in 2 × SSC, 0,1
% SDS, gewaschen und auf einen Kodak-X-OMAT-AR-Film aufgelegt. Die
Replikat-Filter B wurden mit dem markierten Oligonucleotid Noggin-D
12 h in 6 × SSC,
0,1% SDS bei 51°C
hybridisiert, anschließend
in 2 × SCC,
0,1% SDS bei Raumtemperatur und in 6 × SSC, 0,1% SDS bei 50°C gewaschen
und auf einen Kodak-X-OMAT-AR-Film aufgelegt. Von allen Replikaten
wurden positive Plaques isoliert und mittels eines vorstehend beschriebenen erneuten
Screenings aufgereinigt. Aufgereinigte positive Plaques wurden in
500 μl SM
(100 mM NaCl, 10 mM MgSO4 × 7H2O, 50 mM Tris-HCl, pH 7,5, 0,01% Gelatine)
suspendiert. 160 μl
Phagen-Suspension wurden mit 0,5 ml gesättigter NM538-Kultur gemischt,
20 min bei 37°C
inkubiert und danach in 250 ml LB, enthaltend 10 mM MgSO4 und 0,2% Maltose, überimpft. Die Kulturen wurden
bei 37°C
bis zur Zell-Lyse (7–8
h) inkubiert. Die Phagen-Lysate
wurden zur Phagen-DNA-Aufreinigung mittels des Qiagen-Verfahrens
nach den Empfehlungen des Herstellers (Qiagen) verwendet.
-
Sequenzierung
-
Die Sequenzierung wurde unter Verwendung
der automatischen Sequenziervorrichtung Modell 373A von Applied
Biosystems und des Sequenzierungs-Kits Taq-DyeDeoxyTM-Terminator-Cycle
von Applied Biosystems durchgeführt.
-
Ergebnisse
-
Filter, die mit den PCR-Maus-Noggin-Sonden
(SEQ ID Nr. 18 und 20) hybridisierten, zeigten zwei starke Signale,
die den als hnogλ-9
und hnog-10 bezeichneten Phagen-Plaques entsprachen. Diese Plaques
hybridisierten auch mit der degenerierten Oligonucleotid-Sonde Noggin-D
(SEQ ID Nr. 22), was zeigte, dass diese Clone dem humanen Noggin-Gen
entsprachen. Außerdem
erzeugten zwei andere, als hnogλ-5
und hnogλ-7
bezeichnete Plaques bei Hybridisierung mit den PCR-Sonden etwas
schwächere
Signale. Diese Clone entsprechen entweder dem humanen Noggin-Gen
oder (einem) verwandten Gen(en). Alle humanen DNA-Insertionen können unter
Verwendung bekannter Restriktionsstellen, die in der für jede spezifische
Genbank betreffenden Literatur beschrieben sind, ausgeschnitten
werden.
-
Ein das humane Noggin-Gen enthaltendes
SacI-Fragment von 1,6 kb des Clons hnogλ-9 wurde subcloniert und die
Nucleotidsequenz wurde wie in den 1A–1B dargelegt bestimmt. Die
aus der Nucleotidsequenz abgeleitete Aminosäuresequenz für humanes
Noggin ist auch in den 1A–1B gezeigt. Da Gen oder die
cDNA kann in verschiedenen eukaryotischen oder prokaryotischen Expressions-Systemen
exprimiert werden, um biologisch aktives humanes Noggin-Protein
herzustellen. Es ist zu erwarten, dass das humane Protein eine neurotrophe
Aktivität
zeigt, die der ähnlich
ist, die vom Xenopus-Noggin-Protein gezeigt wird.
-
Beispiel 5 - Gewebe-Lokalisierung
der Boten-RNA von humanem Noggin
-
Materialien und Verfahren
-
Sonden-Herstellung
-
Die Proben wurden wie in Beispiel
4 dargelegt hergestellt. Die verwendeten Oligonucleotide waren wie folgt:
-
-
(Die unterstrichene Sequenz stellt
die Maus-Noggin-Sequenz dar; bei der restlichen Sequenz handelt es
sich um Schwänze,
die Restriktionsstellen zum Clonieren enthalten.) Ein DNA-Fragment
von etwa 300 by wurde mittels PCR-Amplifikation eines Maus-cDNA-Clons, der wie in
Beispiel 3 beschrieben hergestellt wurde, erhalten.
-
RNA-Herstellung
und Northern-Blots
-
Aus Sprague-Dawley-Ratten wurden
ausgewählte
Gewebe seziiert und sofort in flüssigem
Stickstoff eingefroren. RNAs wurden mittels Homogenisierung der
Gewebe in 3 M LiCl und 6 M Harnstoff isoliert, wie 1990 von Bothwell
et al. (Methods of Cloning and Analysis of Eukaryotic Genes, Boston,
MS, Jones and Bartlett) beschrieben. RNAs (10 μg) wurden mittels Elektrophorese
durch vier 1%-ige Agarose-Formaldehyd-Gele fraktioniert (Bothwell
et al., 1990, Methods of Cloning and Analysis of Eukaryotic Genes,
Boston, MS, Jones and Bartlett), der sich ein kapillarer Transfer
auf Nylon-Membranen (MagnaGraph, Micron Separations Inc.) mit 10 × SSC (pH
7) anschloß.
RNAs mit den Membranen wurden durch Behandlung mit ultraviolettem
Licht (Stratalinker, Stratagen, Inc.) UV-vernetzt und bei 68°C mit radioaktiv
markierten Sonden in Gegenwart von 0,5 M NaPO4 (pH
7), 1% Rinder-Serumalbumin
(Fraktion V, Sigma, Inc.), 7% SDS, 1 mM EDTA (Mahoudi et al., Biotechniques,
7 (1989), 331–333),
100 μg/ml
ultraschallbehandelte denaturierte Lachs-Sperma-DNA hybridisiert. Die Filter
wurden bei 68°C
mit 3 × SSC,
0,1% SDS gewaschen und einer 1-tägigen
bis 2-wöchigen
Autoradiographie mit ein oder zwei Verstärkerfolien (Cronex, DuPont)
und einem Röntgen-Film
(AR-5, Kodak) bei 70°C
unterworfen. Eine Ethidiumbromid-Färbung der Gele zeigte, dass
in den unterschiedlichen Proben äquivalente Mengen
von Gesamt-RNA getestet wurden (wie in Maisonpierre et al., Science,
247 (1990), 1446–1451,
beschrieben). RNA wurde aus den folgenden humanen Zell-Linien präpariert:
-
-
Ergebnisse
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben aus dem Maus-Noggin-Plasmid ein DNA-Fragment amplifiziert, das dem bei Xenopus-
und Maus-Noggin konservierten Bereich entspricht.
-
Das amplifizierte Fragment von etwa
300 by wurde als Sonde zur Hybridisierung mit Northerns-Blots eingesetzt,
wobei die RNAs sowohl aus adulten und embryonalen Geweben als auch
aus verschiedenen Zell-Linien hergestellt worden waren. Ein Noggin-Transkript
mit einer Größe von etwa
2 kb wurde in adultem Ratten-Hirn und in der Zell-Linie SKMES, einem
kleinzelligen Lungencarcinom, nachgewiesen.
-
Die Expression der Noggin-Transkripte
wurde in verschiedenen Geweben von Ratte und Maus in unterschiedlichen
Entwicklungsstadien und in adulten Tieren untersucht. Bei der Maus
können
Noggin-Transkripte sowohl in Embryonen oder im Kopf von E9 bis E12
als auch im Hirn Neugeborener und im adulten Hirn nachgewiesen werden.
Außer
im Skelett-Muskel
gab es in den untersuchten peripheren Geweben kein nachweisbares
Signal. Eine sehr häufige
Expression wurde auch in Hippokampus-Astrozyten, die aus der postnatalen Maus
isoliert worden waren, festgestellt.
-
Bei der Ratte konnten Noggin-Transkripte
sowohl in Embryonen oder im Kopf von E9 bis E18 als auch im Hirn
von P1, P19 und im adultem Hirn nachgewiesen werden. Im Cerebellum
schien die Noggin-Expression in E18 und P1 höher zu sein; im Rückenmark
erreichte die Expression der Noggin-mRNA in P1 einen Peak. Die Untersuchung
der Noggin-Expression
erfolgte in allen Bereichen des ZNS, insbesondere im Bulbus olfactorius,
Mittelhirn, Hinterhirn und Cerebellum. Beim adulten Tier konnte
Noggin-mRNA in allen ZNS-Bereichen, insbesondere im Bulbus olfactorius
und Cerebellum nachgewiesen werden. Auch in der Haut waren geringe Mengen
zu sehen.
-
Beispiel 6
-
Neurale Induzierung durch
Noggin
-
Materialien und Verfahren
-
Herstellung von Medium,
das durch Xenopus-Noggin-CHO-Zellen konditioniert ist
-
Durch Xenopus-Noggin-CHO-konditioniertes
Medium wurde mittels Selektion auf stabil transfizierte CHO-Zellen
hergestellt. Elterliche CHO-Zellen, die keine Dihydrofolatreductase (DHFR)
aufwiesen (J. Papkoff Syntex Research) wurden mit einem Xenopus-Noggin
enthaltenden Expressionsplasmid transfiziert, das Noggin in Tandemstellung
mit dem Dihydrofolatreductase-Gen enthielt. Das Züchten in
Nucleosid-freien Medium wurde zur Selektion erfolgreich transfizierter
Zellen verwendet. Neun Kolonien von Transfektanten wurden abgenommen
und einzeln gezüchtet.
Das in diesen Zellen vorhandene Noggin-Gen wurde durch eine langsame
Erhöhung
der Dosis von Methotrexat, einem DHFR-Inhibitor, amplifiziert. Die
Gegenwart von Noggin-Transkripten wurde zuerst mittels Northern-Analyse
getestet. Anschließend
zeigte sich, dass die beiden Clone B3 und C3 Noggin-Protein sezernieren,
da konditioniertes Medium dieser Linien die Dorsalentwicklung von
ventralmarginalen Zonen induzieren konnte. Durch Markierung zellulärer B3-Proteine
mit 35S-Methionin
konnte außerdem
das Noggin-Protein als Bande von etwa 30 kD auf einer reduzierenden
SDS-PAGE und als Bande von 60 kD auf einer nicht reduzierenden SDS-PAGE identifiziert
werden, was darauf hinwies, dass es das erwartete Dimer bildet.
Diese Eigenschaften stimmten mit denen des Noggin-Proteins überein,
das bereits, wie a. a. O. beschrieben, in Xenopus-Oocyten erzeugt
worden war (Smith et al., Nature, 361 (1993), 547– 549).
B3-konditioniertes Medium wurde in einem Gemisch aus 1 Teil alpha-MEM
und 9 Teilen CHO-S-SFMII (Gibco-BRL) gesammelt. Man ließ die Zellen
drei Tage das Medium konditionieren. Ein Kontroll-Medium von elterlichen
Zellen (CHO dhfr) wurde in identischer Weise gesammelt. Unter Verwendung
von Centriprep 10-Konzentrator-Vorrichtungen wurde ein 20-fach konzentriertes
Medium hergestellt, wobei die 20-fache Veränderung anhand des Volumens
bestimmt wurde.
-
Aufreinigung von humanem
Noggin aus COS-Zellen
-
Humanes Noggin-Protein wurde mittels
einer Kationenaustausch-Säule
aufgereinigt. COS/M5-Zellen wurden kurzzeitig mit dem humanes Noggin
enthaltenden Expressionsplasmid pCAE11 transfiziert. Man ließ die Zellen
zwei bis drei Tage DMEM-Medium
(spezielle Medien) konditionieren, wonach das Medium entfernt wurde.
Aus dem Medium wurden kleine Partikel mittels eines Zentrifugationsschrittes
und einer anschließenden
Passage durch einen 0,2 μm-Celluloseacetat-Filter
entfernt. Dieses geklärte
Medium wurde auf eine MonoS (Pharmacia)-Säule gepumpt, die mit mehreren
Volumina 40 mM Natriumphosphat (pH 7,3), 150 mM NaCl, 1 mM EDTA
gewaschen wurde. Danach wurden Proteine mit einem linearen Gradienten
von 40 mM Natriumphosphat ( pH 8,5) 1,8 M NaCl, 1 mM EDTA eluiert.
Noggin-Protein eluiert bei 0,8 M NaCl und ist bei SDS-PAGE eine
Reinheit von > 90%
-
Xenopus-otx-Isolierung
-
Zur Isolierung von Xenopus-otx-Clonen
wurde eine Froschlarven-Kopf-cDNA-Genbank (Hemmati-Brivanlou et
al., Development, 106 (1989), 611–617) mit einer Maus-otx-cDNA
(S-L Ang und Rossant, Toronto) bei geringer Stringenz durchmustert.
Die abgenommenen Clone gehörten
zwei Klassen an. Eine Klasse, die die Erfinder als otxA bezeichneten,
umfasste pXOT21.2, bei dem es sich um die in der vorliegenden Erfindung verwendete
Sonde handelt. Mittels in situ-Hybridisierung werden Transkripte
zuerst vor der Gastrulation in der Oberflächen-Schicht auf der dorsalen
Seite nachgewiesen. Während
der Neurulation wurde das Gen in einer großen vorderständigen Domäne, die
sowohl neurale als auch nicht-neurale
Gewebe umfasste, exprimiert. Nachdem die Expression in der Schwanzknospen-Froschlarve zurückging,
wurde das Gen erneut spezifisch im Gehirn und in den Augen exprimiert.
-
Test mit ventral-marginalen
Zonen
-
Embryonen-Präparation
-
Xenopus laevis-Embryonen wurden befruchtet
und, wie beschrieben (Condie und Harland, Development, 101 (1987),
93–105)
routinemäßig am Abend
vor Durchführung
der Dissektionen verflüssigt.
Die Embryonen werden die Nacht über
bei 15°C
kultiviert. Am folgenden Morgen wird die Vitellin-Membran, die jeden
sich entwickelnden Embryo im späten
Blastula-Stadium umgibt, manuell entfernt. Bis zur Dissektion werden
die Embryonen in 1/3 × modifizierter
Ringer-Lösung
in Agarose-beschichteten Schalen gehalten.
-
Dissektion
ventral-marginaler Zonen
-
Die Embryonen werden mit ihrer dotterreichen
vegetalen Hemisphäre
nach oben gelegt, so dass die dorsale Seite identifiziert werden
kann. Die dorsale Seite der frühen
Gastrula ist durch die Gegenwart eines kleinen Bogens mit dichtem
Pigment, der als „dorsale
Lippe" bezeichnet
wird und der den Beginn der Involution des dorsalen Mesoderms markiert, gekennzeichnet.
Die ventral-marginale Zone (VMZ) findet sich direkt gegenüber der
dorsalen Lippe und wird dissiziiert. Da die Vitellin-Membran entfernt
worden ist, neigen die Embryonen dazu, flach zu werden. Unter Verwendung
eines speziell konstruierten Messers, das aus einer Augenbraue,
die mit Wachs auf eine Glaspipette aufgebracht ist, hergestellt
wurde, werden zwei Schnitte durch den abgeflachten Embryo vom oberen
Teil, der dem vegetalen Pol gegenüberliegt, hindurch bis zum
animalen Pol durchgeführt.
Die Schnitte erfolgen so, dass dabei etwa 30–60 Grad der ventralen Seite
von den mehr lateral gelegenen Geweben isoliert werden. Mittels
eines dritten Schnittes, der senkrecht zu den ersten zwei Schnitten
verläuft,
wird das Gewebe der ventral-marginalen Zone vollständig aus
dem restlichen Embryo isoliert. Dieser dritte Schnitt erfasst etwa
zwei Drittel des Embryo-Radius beginnend im Zentrum. Vor Behandlung
wird die VMZ 1 × in
Kulturmedium gewaschen.
-
Test
-
Pro Test werden etwa 5 bis 10 VMZs
verwendet. Die gewaschenen VMZs werden sorgfältig abgetropft (wobei versucht
wird, die Übertragung
von Flüssigkeit
zu minimieren) und in Eppendorf-Röhrchen überführt, die das für den Test
gewünschte
Behandlungs-Proteinmedium,
enthalten. Man lässt
die VMZs bis zum späten Neurula-
oder frühen
Schwanzknospen-Stadium entwickeln, wie anhand der Entwicklung eines
als Kontrolle dienenden ganzen Embryos bestimmt. Zu diesem Zeitpunkt
wird RNA aus den VMZs und ganzen Kontroll-Embryonen isoliert, wie
beschrieben (Condie und Harland, ibidem). Die Expression von Muskel-Actin
in VMZs deutet auf ein Ereignis hin, das die Dorsalentwicklung induziert
(Lettice und Slack, Development, l 17 (1933), 263–72). RNA
aus jeder Probe wird auf einem Formaldehyd-Agarose-Gel laufen gelassen
und auf einen Gen-Screen geblottet. Der Blot wird danach mit einer
Xenopus-Muskel-Actin-Sonde (Dworkin-Rastl et al., J. Embryol. Exp.
Morph., 91 (1986), 153–68)
hybridisiert. Die quantitive Bestimmung der Dorsalentwicklung kann mittels
Normalisierung des Muskel-Actin-Signals auf das von ubiquitär exprimiertem
EF-1α durchgeführt werden
(Krieg et al., Devl. Biol. 133 (1989), 93–100). Die quantitative Bestimmung
erfolgt unter Verwendung von Phophor-Bildgebungsverfahren.
-
RNase-Schutz-Test
-
Der RNase-Schutz wurde wie beschrieben
(D. A. Melton et al., Nucleic Acids Res., 12 (1984), 7035–56) durchgeführt, wobei
eine Modifikation dahingehend erfolgte, dass die Spaltung bei Raumtemperatur (22°C) ausschließlich unter
Verwendung von RNAse T1 (Calbiochem 556785) in einer Menge von 10
Einheiten/ml durchgeführt
wurde. Für
jede Laufspur wurden 20–30
animale Kappen geerntet, wobei 80% davon für neurale Marker und 10% für Muskel-Action
und Kollagen Typ II verwendet wurden. Für „goosecoid" und „Kurzschwänzigkeit" wurden 20 Kappen verwendet. Die Behandlung
erfolgte über
einen Bereich von 12 Stunden bis 5 Tagen. In allen Fällen wurden
die Filme vorher mit Blitzlicht behandelt. In den Fällen, wo
ein Marker nicht exprimiert wurde, wurde das Ergebnis unter Verwendung
von Phosphor-Bildgebungsverfahren mit größerer Sensitivität bestätigt.
-
Ergebnisse
-
Die Entwicklung von Vertebraten-Embryonen
erfordert verschiedene induktive Wechselwirkungen. Mesoderm, das
letztendlich Gewebe wie Notochord, Muskel, Herz, Mesenchym und Blut
bildet, wird im Äquator-Bereich
des Embryos induziert (Nieuwkoop, Wilhelm Roux' Arch. EntwMech. Org., 162 (1969), 341–372). Dieses
Induzierungsereignis ist gut untersucht und es gibt mehrere Kandidaten
für den/die
endogenen Induktor(en), zu denen Vertreter der Familie der Fibroblasten-Wachstumsfaktoren
(FGF) und Activin (Jessell und Melton, Cell, 68 (1992), 257–70; Sive,
Genes Dev., 7 (1993) 1–12)
und der TGFb-Familie (Asashima et al., Roux's Arch. Dev. Biol., 198 (1990), 330–335; Asashima
et al., Naturwissenschaften, 77, 8 (1990), 389–91; Green und Smith, Nature
347 (1990), 391–394;
Smith et al., Nature, 345, 6277 (1990), 729–31; Thomsen et al., Cell,
63 (1990), 485–493;
Van et al., Nature, 345, 6277 (1990), 732–4) gehören. Die Verwendung dominanter
negativer Rezeptoren sowohl für
FGF (Amaya et al., Cell, 66 (1991), 257–270) als auch für Activin
(Hemmati-Brivanlou und Melton, Nature, 359 (1992), 609–614) in
Xenopus-Embryonen legt stark nahe, dass die durch diese Moleküle aktivierten
Signal-Pathways für
eine korrekte Mesoderm-Bildung essentiell sind. Moleküle wie wnts
(Christian et al., Development, 111 (1991), 1045–1055; McMahon und Moon, Cell,
58 (1989), 1075–84;
Smith und Harland, Cell 67 (1991), 753–765; Sokol et al., Cell, 67
(1991), 741–752)
und Noggin (Smith et al., Nature, 361 (1993), 547–49) modifizieren
die Mesoderm-Arten, die ohne induzierendes Mesoderm direkt gebildet
werden.
-
Bei einer nachfolgenden Induzierung
signalisiert das dorsale Mesoderm des Spemann-Organisators dem nahe gelegenen lateralen
Mesoderm. eine stärker
dorsal orientierte Entwicklungsrichtung zu nehmen. (Dale und Slack,
Development, 100, 2 (1987), 279–95;
Lettice und Slack, Development, 117 (1993), 263–271; Spemann und Mangold,
Arch. mikrosk. Anat. EntwMech., 100 (1924), 599–638; Stewart und Gerhart,
Development, 109 (1990), 363–372).
Der einzige bekannte Faktor, der im Organisator exprimiert wird
und dessen die Dorsalentwicklung induzierende Aktivität nachahmen
kann, ist Noggin.
-
Das dorsale Mesoderm des Spemann-Organisators
gibt auch dem nahe gelegenen Ektoderm das Signal, Nervengewebe zu
werden. Eine neurale Induzierung durch neurales Mesoderm ist in
Amphibien (Dixon und Kintner, Development, 106 (1989), 749–757; Doniach
et al., Science, 257, 5069 (1992), 542–5; Hamburger, The Heritage
of Experimental Embryology: Hans Spemann and the Organizer, (1988);
Kintner und Melton, Development, 99 (1987), 311– 25; Spemann, Arch. mikrosk.
Anat. EntwMech., 100 (1938), 599–638), Vögeln (Kintner und Dodd, Development,
133 (1991), 1495–1506;
Tsung et al., Acta Biol. exp. Sinica, 10 (1965), 69–80) und
kürzlich
in Mäusen
(Ang und Rossant, Development, 118 (1993), 139–149) gezeigt worden. Trotz Jahrzehnte
langer Anstrengungen ist bezüglich
der molekularen Natur der für
diese Wechselwirkung verantwortlichen Faktoren wenig bekannt. Von
den bekannten Induktoren kann Activin die Bildung von Nervengewebe
fördern,
wobei dies jedoch auf eine sekundäre Induzierung durch das dorsale
Mesoderm, das Activin induziert, zurückzuführen ist (Green et al., Development,
108 (1990), 173–83;
Green und Smith, Nature, 347 (1990), 391– 394; Kintner und Dodd, Development,
113 (1991), 1495–1506).
Bei Zugabe zu Gastrula-Ektoderm
kann Activin daher die Bildung von Nervengewebe nicht fördern; jedoch
bleibt ein solches Ektoderm kompetent und kann durch dorsales Mesoderm
bis zum Ende der Gastrulation zur Bildung von Nervengewebe angeregt
werden (Sharpe und Gurdon, Development, 109 (1990), 765–74).
-
Direkte neurale Induzierung
durch Noggin
-
Von den Kandidaten für den endogenen
Induktor wird erwartet, dass sie Nervengewebe in Abwesenheit von
dorsalem Mesoderm induzieren. Kompetentes Ektoderm aus animalen
Kappen von Embryonen im späten
Blastula-Stadium (St9) wurde verwendet, um die Fähigkeit von Noggin zur neuralen
Induzierung zu testen. Durch Xenopus-Noggin-Protein konditioniertes
Medium wurde aus stabil transfizierten CHO-Zellen gesammelt und
20-fach konzentriertes Medium wurde zur Behandlung animaler Kappen
in St 9 verwendet. Bei den in einem RNase-Schutz-Test verwendeten
Marker handelte es sich um N-CAM (Jacobson und Rutishauser, Developmental
Biology, 116 (1986), 524–31;
Kintner und Melton, Development, 99 (1987), 311–25), ein Nervenzell-Adhäsions-Molekül, eine
nervenspezifische Isoform von b-Tubulin (Good et al., Nucleic Acids
Res., 17 (1989), 8000; Good et al., Dev. Biol., 137 (1990), 414–8; Richter
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 85 (1988), 8086–90), die
im Hinterhirn und im Rückenmark
exprimiert wird, und XIF3, ein neural exprimiertes Gen für ein intermediäres Filament
(Sharpe et al., Development, 107 (1989), 701–14), um im Hinblick auf neurale
Induzierung zu testen. Alle diese Marker sind auf Nervengewebe beschränkt, wobei
jedoch nur NCAM im ganzen Nervensystem exprimiert wird. Die Erfinder
der vorliegenden Erfindung stellten fest, dass durch Xenopus-Noggin konditioniertes
Medium eine hohe N-CAM- und XIF3-Expression (2; Laufspur 8) in behandelten animalen Kappen
induziert, ohne jedoch Muskel-Actin (Laufspur 13) zu induzieren
(Dworkin-Rastl et al., J. Embryol. exp. Morph., 91 (1986), 153–168; Mohun
et al., Nature, 311 (1984), 716–721).
Kontroll-CHO-Zellmedium induziert weder Muskel- noch Nervengewebe
(Laufspuren 7, 12). Mit Activin behandelte animale Kappen in St
9 exprimieren Muskel-Activin (Laufspur 11) und alle drei neuralen
Marker (Laufspur 6), was die Fähigkeit
von Activin zur indirekten Erzeugung von Nervengewebe zeigt. Es
ist interessant festzustellen, dass Noggin, wenn überhaupt,
eine sehr geringe b-Tubulin-Expression induziert, während hohe
Mengen von N-CAM
induziert werden, wobei eine Induzierung durch Activin nahezu die
gegenteiligen Wirkung hat.
-
Zur Bestimmung, ob das Noggin-Protein
zur Induzierung von Nervengewebe ausreicht, wurden COS-Zellen mit
pCAE11, einem humanes Noggin enthaltenden Expressionsplasmid, transfiziert,
und das konditionierte Medium wurde mittels Kationenaustausch-Chromatographie aufgereinigt,
wobei Noggin-Präparate erhalten
wurden, die zu 90% rein waren (3).
Ein solches aufgereinigtes humanes Noggin-Protein kann auch in animalen
Kappen Nervengewebe induzieren (4a,
vgl. nachstehend).
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben gezeigt, dass Noggin in animalen Kappen im späten Blastula-Stadium
keine Muskeln induziert, wobei es jedoch möglich ist, dass Noggin andere
Typen von dorsalem Mesoderm induziert. Um dieses Problem zu lösen, stellten
sich die Erfinder die Frage, ob Noggin die Expression der frühen mesodermalen
Marker goosecoid (Blumberg et al., Science 253 (1991), 194–6; Cho
et al., Cell, 67 (1991), 1111–20),
einem Marker des Organisator-Gewebes und anschließend des
Kopf-Mesoderms, oder X-brachyury (Kurzschwänzigkeit) (Smith et al., Cell,
67 (1991), 79–87),
das offensichtlich früh
in allen mesodormalen Präcursoren
und anschließend
im posterioren Mesoderm und im Notochord exprimiert wird, induzieren
kann. Animale Kappen wurden in Stadium 9 behandelt und in Stadium
11 gesammelt, wenn im normalen Embryo eine hohe Expression von goosecoid
und brachyury vorliegt. Keiner der Marker wird durch aufgereinigtes
menschliches Noggin ( 4b,
Laufspur 5) in einer Dosis mit nachgewiesener neuraler Induzierungsaktivität (6, Laufspur 15) angeschaltet;
wobei im Gegensatz dazu animale Kappen, die in gleicher Weise mit
Activin behandelt wurden, sowohl die goosecoid- als auch die X-brachyury-Expression
(4b, Laufspur 4) zeigen,
wie für
diesen Mesoderm induzierenden Faktor erwartet (Cho et al., Cell,
67 (1991), 1111–20;
Smith et al., Cell, 67 (1991), 79–87). Unbehandelte animale
Kappen zeigen keine Expression dieser mesodermalen Marker (Laufspur
3), wobei sich jedoch bei der EF-1α-Expression zeigt, dass die
RNA-Mengen in den gesammelten animalen Kappen vergleichbar sind
(Krieg et al., Dev. Biol., 133 (1989), 93–100).
-
Da aufgereinigtes humanes Noggin
die neurale Induzierung steuern kann, sind keine weiteren Faktoren
erforderlich, die möglicherweise
im konditionierten Roh-Medium vorhanden sind. Außerdem können sowohl Xenopus- als auch
humanes Noggin bei einer Aminosäure-Identität von 80%
Nervengewebe in Xenopus induzieren, was eine konservierte Funktion
der beiden Proteine nahe legt. Damit Noggin jedoch ein Kandidat für einen
endogenen Nerveninduktor sein kann, muss es Nervengewebe in einem
Stadium induzieren können, in
dem in normalen ganzen Embryonen die neurale Induzierung erfolgt.
Es ist unklar, wann bei Embryonen die ersten entscheidenden Signale
aus dem dorsalen Mesoderm in das Ektoderm gesendet werden. Bekanntlich ist
jedoch in frühen
Gastrula-Stadien dorsales Ektoderm bereits so geprägt, dass
es Nervengewebe wird (Jones und Woodland, Development, 107 (1989),
785–91).
Die Initiierung des neuralen Induzierungs-Signals erfolgt daher
wahrscheinlich vor diesem Stadium. Das späteste Stadium, in dem sich
gezeigt hat, dass animale Kappen kompetent sind und auf neural induzierendes
Mesoderm reagieren, ist die frühe
Neurula (ST13–14) (Sharpe
und Gurdon, Development, 109 (1990), 765–74). Ein Kandidat für einen
endogenen neuralen Induktor muss daher Nervengewebe aus kompetentem
Ektoderm des Gastrula-Stadiums induzieren können.
-
Neurale Induzierung
im Gastrula-Stadium
-
Zur Abschätzung der Kompetenz des Ektoderms,
auf Noggin zu reagieren, behandelten die Erfinder der vorliegenden
Erfindung animate Kappen, die Embroynen im Blastula (St8)-, dem
späten
Blastula (St9) oder dem frühen
Gastrula (St10)-Stadium entnommen worden waren, und ventrale animale
Kappen aus Embryonen im mittleren Gastrula-Stadium (St10,5) mit
aufgereinigtem humanen Noggin (2).
Die Erfinder behandelten auch animale Kappen aus ähnlichen
Stadien mit Activin, um dessen Mesoderm-induzierende und sekundäre neurale
induzierende Aktivitäten
nachzuweisen und die Wirkungen von Activin denen von Noggin gegenüberzustellen
(4a). Mit Activin behandelte
animale Kappen zeigen eine neurale Induzierung nur im Zusammenhang
mit der Induzierung von dorsalem Mesoderm, wie Muskel und Notochord
(Laufspuren 3, 6, 9). Bei einer Reihe von Experimenten bestätigte sich,
dass die Fähigkeit
von Activin zur Induzierung von dorsalem Mesoderm und folglich Nervengewebe
im Gastrula-Stadium schnell abnimmt (Laufspur 12) (Green et al.,
Development, 108 (1990), 173–83;
Kintner und Dodd, Development, 113 (1991), 1495–1506). In dem hier gezeigten
Experiment wurde eine Activin-Dosis verabreicht, die größer als
die übliche
war. Unter diesen Bedingungen wird nur eine kleine Nervengewebe-Menge
erzeugt, wahrscheinlich weil soviel Mesoderm induziert wird, dass im
Explantat nicht ausreichend kompetentes Ektoderm übrig bleibt,
dass Nervengewebe bilden kann. Im Gegensatz dazu kann Noggin Nervengewebe
in animalen Kappen, die allen diesen Stadien entnommen wurden, induzieren,
ohne dass die Notochord- und Rumpfsegment-Marker Kollagen Typ II
(Amaya et al., Development, 118 (1993), 477–87; Bieker und Yazdani-Buicky,
J. Histochem. Cytochem., 40 (1992), 1117–20) oder Muskel-Actin induziert
werden (Laufspuren 4, 7, 10, 13). Dies unterstützt zusätzlich die Vermutung, dass
Noggin ein direkter neuraler Induktor ist, da er seine Wirkung in
Abwesenheit sowohl früher
als auch später
mesodermaler Marker entfalten kann. Darüberhinaus haben die Erfinder
gezeigt, dass Noggin in kompetentem Ektoderm Nervengewebe zu einem
Zeitpunkt induzieren kann, wenn die mesodermalen Induktoren nicht
aktiv sind.
-
Bei einigen Experimenten führte die
Noggin-Zugabe zu animalen Kappen der Gastrula (nicht jedoch der
Blastula) zur Muskel-Induzierung. Dies erfolgte in Stadien, wenn
Activin Muskeln nicht mehr induzieren konnte. Die Erfinder interpretieren
dies als Folge einer die Dorsalentwicklung induzierenden Wirkung
von Noggin auf Gewebe, die ein schwaches Mesoderm-induzierendes
Signal erhalten haben. Das Mesoderm-induzierende Signal, das sich
in die animale Kappe der Gastrula ausbreitet, reicht nicht zur Induzierung
von Mesoderm aus, wobei jedoch in Gegenwart von Xwnt-8 oder Noggin
Muskel gebildet wird. Eine interessante Folge der Muskel-Induzierung
besteht darin, dass die im Explantat nachgewiesenen Nervengewebe-Arten
modifiziert sind. Eine Induzierung in Explantaten, die keinen Muskel
enthalten, führt
zur N-CAM-Expression, wobei jedoch, falls Muskel vorhanden ist,
die Expression sowohl von N-CAM als auch von b-Tubulin festgestellt
wird. Dieses Phänomen
ist in der sekundären
neuralen Induzierung durch Activin in animalen Kappen in St.9 ( 2) und beim Vergleich der
durch Noggin induzierten Nervengewebe, entweder in ventralmarginalen
Zonen oder in animalen Kappen (6),
nachzuweisen. In den ventralmarginalen Zonen und animalen Kappen,
in denen Muskel vorhanden ist, werden sowohl N-CAM als auch b-Tubulin exprimiert, während induzierte
animale Kappen ohne Muskel nur eine N-CAM-Expression zeigen.
-
Neurale Induzierung
nach Injektion einer Noggin-codierenden DNA
-
Um die Schlussfolgerungen der Erfinder
zu bestätigen,
wurde die Noggin-Expression in animalen Kappen des Gastrula-Stadiums
unter Anwendung einer anderen experimentellen Vorgehensweise eingeleitet,
indem das Plasmid pCSKA-Noggin in den animalen Pol eines Embryos
im Einzell-Stadium injiziert wurde. Dieses Plasmid, bei sich Noggin
unter der Kontrolle des cytoskeletalen Actin-Promotors befindet,
schaltet die Expression der Noggin-mRNA zu Beginn der Gastrulation an (Smith
et al., Nature, 361 (1993), 547–49).
Animale Kappen im Blastula-Stadium werden dissiziiert und dann zur
molekularen Analyse bis zu Schwanzknospen-Stadien ausgereift. Animale
Kappen, denen das Noggin-Plasmid injiziert wurde, zeigen eine Expression von
N-CAM in Abwesenheit von Muskel- oder Notochord-Markern (4c,
Laufspur 2). Ein Kontroll-Plasmid, das die Expression von lacZ steuert,
zeigte wie erwartet keine neurale oder mesodermale Induzierung (Laufspur
1). Dieses Experiment zeigt, dass eine ektopische Noggin-Expression
Nervengewebe in Ektoderm im Gastrula-Stadium, einem Stadium, bei
dem in ganzen Embryonen eine neurale Induzierung erfolgt, direkt
induzieren kann.
-
Unterschiedliche
Kompetenz von dorsalen und ventralen animalen Kappen
-
Der dorsalen Seite von Embryonen
im Gastrula-Stadium entnommene animale Kappen zeigen eine größere Kompetenz
zur Bildung von Nervengewebe als ventrale animale Kappen (Otte und
Moon, Cell, 68 (1992), 1021–29;
Sharpe et al., Cell, 50 (1987), 749–58), wenn involutiertes anteriores
Mesoderm als Induktor verwendet wird. Dieser Mesoderm-Typ weist
jedoch eine geringere induzierende Fähigkeit auf als der Rest des involutierten
Mesoderms (Sive et al., Cell, 58 (1989), 171–180). Außerdem kann die ventrale Seite
eines Embryos die Bildung einer vollständigen sekundären Achse
unterstützen,
wenn der Organisator auf dieser Seite platziert wird (Gimlich und
Cooke, Nature, 306 (1983), 471–3;
Smith und Slack, J. Embryol. Exp. Morph., 78 (1983), 299–317; Spemann,
Arch. mikrosk. Anat. EntwMech., 100 (1938), 599–638), was darauf hinweist,
dass es keinen qualitativen Unterschied der Kompetenz gibt. Obwohl
ein schwacher Induktor geringe Unterschiede in der Kompetenz des
Ektoderms enthüllen
kann, ist daher die Vermutung geäußert worden,
dass sich die Wirkungen eines starken neuralen Induktors auf dorsales
und ventrales Ektoderm nur geringfügig unterscheiden (Servetnick
und Grainger, Development, 112 (1991), 177–88). Die Erfinder der vorliegenden
Erfindung haben daher die Wirkungen von Noggin auf dorsales und
ventrales Ektoderm der frühen
Gastrula getestet. Bei der N-CAM-Expression ist kein Unterschied
nachzuweisen (5, Laufspuren
4, 6), während
mit Noggin behandelte ventrale animale Kappen eine größere Muskel-Actin-Expression
zeigen (vermutlich durch die Dorsalentwicklung von Geweben, bei
denen ein geringe Mesoderm-Induzierung erfolgte). Mit Activin behandelte
dorsale Kappen zeigen eine Induzierung, die grob der Muskel-Actin-Expression entspricht
(Laufspur 5), ebenso wie die mit Noggin behandelten ventralen Kappen,
wobei jedoch durch die Activin-Behandlung keine nachweisbaren nervenspezifischen
Transkripte induziert wurden (Laufspuren 3, 5). Dies weist daraufhin,
dass in diesem Stadium induziertes Muskel-Gewebe nicht ausreicht,
um Nervengewebe sekundär
zu induzieren und dass Noggin vorhanden sein muss, um Nervengewebe
zu induzieren.
-
Die Erfinderschließen daraus,
dass bei der Noggin-vermittelten neuralen Induzierung kein dorsal-ventraler
Unterschied auftritt, was nahe legt, dass sich Noggin wie das starke
neural-induzierende
Signal des Spemann-Organisators verhält und nicht wie das schwächere Signal
aus dem frühen
anterioren Mesoderm.
-
Dosis-Abhängigkeit
-
Zur Bestimmung, welche Mengen des
Noggin-Proteins für
die Nerven-induzierende Äktivität erforderlich
sind, wurde ein Dosis-Reaktions-Experiment durchgeführt. Neben
der Bestimmung der Dosen, die in animalen Kappen für die neurale
Induzierung erforderlich sind, wurde auch die Dosis-Reaktion der
Dorsalentwicklung ventral-marginaler Zonen ermittelt, um die für diese
beiden Induzierungstypen erforderlichen Dosen zu vergleichen. Animale
Kappen in Stadium 9 oder VMZ in St. 10.5 wurden mit aufgereinigtem
humanen Noggin behandelt, wobei N-CAM und (3-Tubulin zum Testen
der neuralen Induzierung verwendet wurden, während Muskel-Actin als Marker
für dorsales
Mesoderm verwendet wurde. Dieses Experiment zeigt, dass eine neurale Induzierung
bei einer Dosis von 1 μg/ml
erfolgt, was eine 20-fach höhere
Dosis ist als die, die zur Dorsalentwicklung von VMZ erforderlich
ist ( 5). Es gibt mehrere
Beobachtungen, die die scheinbar hohe erforderliche Dosis begründen können. Um
eine maximale neurale Reaktion im dorsalen Mesoderm zu erhalten,
müssen
erstens die Gewebe während
des größten Teils
der Neurulation in Kontakt gehalten werden (Sharpe und Gurdon, Development,
109 (1990), 765–74),
während
im Gegensatz dazu mit Noggin behandelte animale Kappen schnell eng
aneinanderrücken,
wodurch diesem Faktor den Zugang verwehrt wird und sie dementsprechend
nur kurzzeitig eine effektive Dosis erhalten. Zweitens ist es wahrscheinlich,
dass Noggin nicht der einzige neurale Induktor ist, der im Embryo
aktiv ist; bei einer Vielzahl von Amphibien hat sich gezeigt, dass
die Rumpfsegmente (Hemmati-Brivanlou et al., Science, 250 (1990),
800–802;
Jones und Woodland, Development, 107 (1989), 785–91) und die Medullarplatte
neurale induzierende Aktivität
aufweisen (Hamburger, The Heritage of Experimental Embryology: Hans
Spemann and the Organizer, 1988; Servetnick und Grainger, Dev. Biol.,
147 (1991), 73–82),
wobei Noggin-Transkripte dort nicht nachgewiesen werden. Es ist
daher plausibel, dass Noggin eine von mehreren neural-induzierenden
Aktivitäten
ist. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass die Fähigkeit
von Noggin zur Induzierung von Nervengewebe in ventralmarginalen
Zonen genauso stark ist wie seine Fähigkeit zur Induzierung von
deren Dorsalentwicklung zur Erzeugung von Muskel. Zahlreiche weitere
Experimente (vgl. 5)
zeigen, dass in diesem Stadium die Induzierung einer ähnlichen Muskel-Menge
durch Activin nicht zur neuralen Induzierung führt. Viertens ist es möglich, dass
nur eine kleine Fraktion des aufgereinigten Proteins aktiv ist und
dass bei dem Experiment die zur neuralen Induzierung benötigte Protein-Menge
zu hoch eingeschätzt
wird. Schließlich
ist es möglich,
dass die Zugänglichkeit
von exogen zugegebenem löslichen
Noggin signifikant geringer als die des endogen sezernierten Noggin-Proteins
ist.
-
Muster-Bildung
-
Embryonales Nervengewebe entwickelt
ein anteroposteriores (A-P)-Muster mit verschiedenen Gehirn-Strukturen,
Augen und dem Rückenmark.
Es ist davon auszugehen, dass neurale A-P-Muster die Gegenwart von
dorsalem Mesoderm erfordern, unabhängig davon, ob es in einer
Ebene neben dem reagierenden Ektoderm liegt (Dixon und Kintner,
Development, 106 (1989), 749–757;
Doniach et al., Science, 257 (1992), 542–5; Kintner und Melton, Development,
99 (1987), 311–25;
Ruiz i Altaba, Development, 108 (1990), 595–604), oder ob es direkt darunter
liegt und eine vertikale Wechselwirkung vorliegt (Dixon und Kintner,
Development, 106 (1989), 749–757;
(Hemmati-Brivanlou et al., Science, 250 (1990), 800–802; Sharpe
und Gurdon, Development, 109 (1990), 765–74; Sive et al., Cell, 58
(1989), 171–180).
Beide dieser Wechselwirkungs-Typen treten bei der normalen Entwicklung
auf und beide tragen wahrscheinlich zu den resultierenden Mustern
bei. Zur Bestimmung, ob Noggin Muster von Nervengewebe induziert,
und falls dies zutrifft, welche Nervenbereiche dabei auftreten,
verwendeten die Erfinder der vorliegenden Erfindung Xenopus-otx
als Marker für
das Vorderhirn und das Mittelhirn, En-2 (Hemmati-Brivanlou et al.,
Development, 111 (1991), 715–724)
als Marker für
die Mittelhirn-Hinterhirn-Grenze und Krox-20 (Wilkinson et al.,
Nature, 337 (1989), 461–4)
als Marker für
die dritten und fünften
Rhombomeren des Hinterhirns bei einer in situ-Hybridisierung (Harland,
Methods in Cell Biology, 36 (1991), 675–685). Gegen XIHbox 6 gerichtete
Antikörper
(Wright et al., Development, 109 (1990), 225–34) markieren Strukturen des
posterioren Hinterhirns und des Rückenmarks. Vor Verwendung dieser
Marker beobachteten die Erfinder die Bildung von Zement-Drüsen bei
mit Noggin behandelten animalen Kappen. Da Zement-Drüsen induzierte
Organe ektodermalen Ursprungs sind, die anterior zum Medullarrohr zu
finden sind, legt dieses Ergebnis nahe, dass Noggin anteriore Strukturen
induziert. Eine in situ-Hybridisierung bestätigt dies, wobei die Gegenwart
eines Zement-Drüsen-spezifischen
Transkripts, nämlich
XAG-1 (Sive et al., Cell, 58 (1989), 171–180) in Noggin-behandelten
animalen Kappen, nicht jedoch in kontrollbehandelten animalen Kappen
gezeigt wird (7A–L). Eine in situ-Hybridisierung mit
den für
den Bereich spezifischen neuralen Markern (7A–L) zeigt, dass Noggin Gewebe
vom Vorderhirn-Typ induziert, wie durch Expression von otx in Noggin-behandelten
animalen Kappen nachgewiesen. En-2, Krox20 oder XIHbox sind nicht
nachgewiesen worden, was nahe legt, dass diese mehr posterior gelegenen
Marker nicht durch Noggin induziert werden.
-
Expression
neuraler Antigene
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
haben gezeigt, dass Noggin die Expression nerven-spezifischer Transkripte direkt induziert.
Ein weiterer Nachweis erfolgte unter Verwendung von Antikörpern, die
gegen nervenspezifische Antigene gerichtet sind, um zu zeigen, dass
das Noggin-induzierte Gewebe den Phänotyp von Nervengewebe aufweist.
Zu diesem Zweck haben die Erfinder Gewebe animaler Kappen mit Noggin behandelt
und zum Anfärben
mit Antikörpern
bis zu einem späten
Stadium (St 35) kultiviert. Dabei wurde der gegen N-CAM gerichtete
Antikörper
6F11 verwendet, der das gesamte Medullarrohr eines normalen Embryos anfärbt. Mit
Noggin behandelte animale Kappen exprimieren dieses Antigen ( 7A–L),
nicht jedoch als Kontrolle verwendete unbehandelte animale Kappen.
Dies zeigt, dass Noggin die Produktion nervenspezifischer Proteine
in behandelten animalen Kappen induzieren kann. Die Erfinder konnten
die Expression zahlreicher anderer Antigene, die für verschiedene
Unterklassen differenzierter Nervenzellen charakteristisch sind,
nicht nachweisen. Dazu gehörten
2G9, das den größten Teil
von Nervengewebe einschließlich
peripherer Neuronen färbt,
Tor 24.55, das sensorische Neuronen färbt, und Tor 23, das eine Vielzahl
von Neuronen einschließlich motorischer
Neuronen färbt.
-
Beispiel 7
-
Herstellung von rekombinantem
humanen Noggin in E. coli und Baculovirus
-
Materialien und Verfahren
-
Gentechnische Verfahren
und Zellkultivierung
-
Ein Lactose-induzierbares Expressionsplasmid
wurde konstruiert, indem der SwaI/BsmI-Bereich von pRPN40 (Masiakowski et al.,
J. Neurochem., 57 (1991), 1003–1012)
durch den SwaI/BsmI-Bereich des humanen Noggin-Gens ersetzt wurde,
der mittels PCR erhalten wurde und die gleichen Restriktionsstellen überspannt,
wobei das Plasmid pRG301 erhalten wurde. pRG301 ist ein Kanamycin-resistentes
Plasmid mit hoher Kopiezahl, das von pBR322 abstammt, wobei das
humane Noggin-Gen unter der Kontrolle des lacUV5-Promotors steht.
Ein Plasmid, das das Kanamycin-Resistenz-Gen in hoher Kopiezahl
enthält,
wurde bei Agricultural Research Collection (NRRL), Peoria, Illinois
hinterlegt und trägt
die Hinterlegungsnummer B-18600. Dieses Plasmid wurde in der US-Patentanmeldung
Serien-Nr. 07/478,338
beschrieben, die durch Bezugnahme vollständig in den vorliegenden Text
einbezogen wird. E. coli W3110 laclq-Zellen, die mit pRG301 transformiert worden
waren, wurden bei 37°C
gezüchtet,
mit Lactose induziert, mittels Zentrifugation geerntet, einmal mit 100
mM Tris-HCl, 50 mM EDTA, pH-Wert 8, gewaschen und in gefrorener
Form aufbewahrt, im Wesentlichen wie beschrieben (Masiakowski et
al., ibidem).
-
Gewinnung von Einschluß-Körperchen
Eine E. coli-Zellpaste (32 g) wurde in zehn Volumina (Vol./Gew.)
50 mM Tris-HCl, pH-Wert 8,0, und 5 mM EDTA suspendiert, in einer
French Press-Vorrichtung bei 8000 psi und 8°C lysiert und 30 Minuten bei
8000 x g und bei 4°C
zentrifugiert. Das Noggin enthaltende Pellet wurde im Originalvolumen
2 M Harnstoff-20 mM Tris-HCl, pH-Wert 8,0 suspendiert und 30 min
gerührt.
Die Suspension wurde 30 Minuten bei 8000 × g und bei 4°C zentrifugiert
und das hauptsächlich
aus Einschluß-Körperchen
(IB) bestehende Pellet wurde in 20 Volumina (Vol./Gew.) 6 M Guanidin-HCl,
50 mM Tris-HCl, 1 mM EDTA, 50 mM DTT suspendiert und eine Stunde
bei Raumtemperatur gerührt.
Nach einer 30-minütigen
Zentrifugation bei 8000 × g
wurde der 0,45–0,50
g denaturiertes und reduziertes Noggin enthaltende Überstand einer
Diafiltration gegen 10 Volumina 6 M Harnstoff-50 mM Natriumactetat,
pH-Wert 4,5, 1 mM EDTA, 0,1 mM DTT unter Verwendung von Omega-Membranen
mit einem Molekulargewicht-Rückhaltevermögen von
10000 unterworfen. Das 0,4–0,44
g Noggin enthaltende Diafiltrat wurde mit einer Durchflussgeschwindigkeit
von 30 ml/min auf eine 2,6 × 10
cm-Säule
von S-Sepharose (Pharmacia) geladen, die mit 6 M Harnstoff, 50 mM
Natriumactetat, 1 mM EDTA und 0,1 mM DTT, pH-Wert 4,5, äquilibriert
worden war. Die Säule
wurde zuerst mit dem gleichen Puffer und dann mit einem Ein-Liter-Gradienten
(0–1 M
NaCl) bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 30 ml/min gewaschen.
Noggin enthaltende Fraktionen wurden mittels Gel-Elektrophorese
identifiziert und vereinigt. Die Ausbeute betrug 0,2–0,25 g
Noggin.
-
Rückfaltung
-
Die denaturiertes und reduziertes
Noggin enthaltende Lösung
wurde auf eine Proteinkonzentration von 0,05–0,2 mg/ml eingestellt und
auf 1,5–2,5
M Guanidin-HCl, 0,1 M Tris-HCl, pH-Wert 8,0, 0,1 mM EDTA, 0,2–2 mM reduziertes
Glutathion, 0,02–0,2
mM oxidiertes Glutathion (reduziertes zu oxidiertem Glutathion vorzugsweise
in einem Verhältnis
von 10 : 1) gebracht. Nach 24–72
Stunden wurden mittels Umkehrphasen (RP)-HPLC-Chromatographie zwei rückgefaltete
Noggin-Isoformen identifiziert (8).
Die rückgefaltetes Noggin
enthaltende Lösung
wurde einer Diafiltration gegen 20 Volumina 0,05 M Natriumacetat,
pH-Wert 4,5, unterworfen, auf 50 mM Kaliumphosphat, pH 7,2 gebracht
und mindestens 1 Stunde bei 4°C
langsam gerührt. Nicht
korrekt rückgefaltetes
Noggin präzipitierte
und wurde mittels einer 30-minütigen
Zentrifugation bei 8000 × g
entfernt.
-
Umkehrphasen-HPLC-Chromatographie
-
Rückgefaltetes
Noggin kann mittels Chromatographie auf einer 12 mm-CB-Dynamax 300
A-Säule mit Abmessungen
von 1 × 25
cm, die in Lösungsmittel
A (0,1% TFA in Wasser) äquilibriert
wurde, aufgereinigt werden. Nach Beladung wurde die Säule mit
Lösungsmittel
A gewaschen und dann bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 4 ml/min
entsprechend dem folgenden Protokoll entwickelt: (a) 10 min isokratisch
bei 70% Lösungsmittel
A und 30% Lösungsmittel
B (0,1% TFA in Acetonitril); 30-minütiger linearer Gradient bis
60% Lösungsmittel
B und 40% Lösungsmittel
A. Korrekt rückgefaltetes
Noggin eluiert früher
bei 44%–46%
Lösungsmittel
B. Die Ausbeute betrug 0,07–0,1
g Noggin.
-
Herstellung
von humanem Noggin in einer Baculovirus-Zellkultur
-
Die SF21-Linie von Spodoptera frugiperda
wurde routinemäßig als
Zell-Monolayer in Grace-Insektenzell-Medium
gehalten, das mit Lactalbuminhydrolysat und Yeastolate (Gibco) angereichert
worden war. Dieses mit 10% (Vol./Vol.) Hitze-inaktiviertem fötalen Kälberserum
(Irvine Scientific) komplettierte Medium wird als TMNFH-10 bezeichnet.
Zellen wurden auch nach Anpassung in Serum freiem Medium (SF-900-II;
Gibco) kultiviert. Suspensions-Kulturen in einem dieser Medien wurden
in Microcarrier-Kulturflaschen (Bellco) angelegt, wobei eine Rührgeschwindigkeit
von 80 Upm verwendet wurde. Alle Kulturen wurden bei einer Lebensfähigkeit von > 96% gehalten, wie
mittels des Trypan Blau-Ausschlussverfahren beurteilt.
-
Konstruktion
eines rekombinanten Baculovirus
-
Humanem Noggin entsprechende Sequenzen
wurden als 5'-BamHI-PstI-3'-Fragment aus einem
das humane Noggin-Gen enthaltenden Expressionsplasmid ausgeschnitten.
Dieses Fragment wurde in pVL1393 (Invitrogen), das mit BamHI und
PstI gespalten worden war, insertiert. Das erhaltene Plasmid pTR
1009 weist die humane Noggin-Sequenz unmittelbar stromabwärts des
Polyhedrin-Promotors des multiplen nucleären Polyhedrosis-Virus von
Autographa californica (AcMNPV) auf, wobei diese Fusion des Promotors
mit dem heterologen Gen ihrerseits von Rekombinations-Zielorten
flankiert wird, die aus dem AcMNPV-Polyhedrin-Bereich stammen. Rekombinante
Plasmid-DNA wurde mittels alkalischer Lyse und CsCl-Zentrifugation
aufgereinigt. SF21-Zellen wurden mit Plasmid- und viraler DNA mittels
des folgenden Verfahrens co-transfiziert: Plasmid-DNA (3 mg) wurde
mit 0,5 mg linearisierter, deletierter viraler DNA (Baculo GoldTM, Pharminigen) gemischt und mit Ethanol
präzipitiert.
Getrocknete DNA wurde dann in Wasser (50 ml), das mit 1,5 ml Grace-Medium gemischt
worden war, und 30 ml kationischen LipofectinTM-Liposomen
(BRL) resuspendiert. Das DNA-Liposomen-Gemisch wurde einer Vortex-Behandlung
unterworfen, dann ließ man
es 15 Minuten bei Raumtemperatur stehen und gab es tropfenweise
auf einen SF21-Zell-Monolayer (2 × 106 Zellen/60 mm-Platte).
Nach einer 4-stündigen Inkubation
bei 27°C
wurden 2 ml TMNFH-10 zugegeben und die Kultur wurde erneut einer
5-tägigen
Inkubation zugeführt.
Das Gewebe-Kulturmedium wurde geerntet und als Virus-Quelle zur
Plaque-Isolierung verwendet.
-
Rekombinanter Virus wurde mittels
mehrfacher Plaque-Aufreinigungszyklen auf SF21-Zellen isoliert. Verdünnter Virus
(0,5 ml) wurde bei 27°C über einen
Zeitraum von einer Stunde an Zell-Monolayern (2 × 106 Zellen/60 mm-Platte)
adsorbiert, abgesaugt und nach Überschichtung
mit 0,5%-iger Agarose in TMNFH-10-Medium ließ man dann Virus-Plaques über einen
Zeitraum von 6 Tagen entwickeln. Nach mikroskopischer Untersuchung
wurden Virus-Plaques abgenommen und in 2 ml SF900-II-Medium eluiert.
Virus-Stämme
wurden mittels Infektion bei einer geringen Multiplizität (0,1 pfu
(plaquebildende Einheiten)/Zelle) vermehrt. Noggin exprimierende
Virus-Clone wurden durch metabolische Markierung infizierter Kulturen
mit 35S-Methionin und 35S-Cystein
und Analyse des markierten Gesamt-Proteins mittels Polyacrylamid-Gel-Elektrophorese und
Autoradiographie identifiziert. Mittels dieses Verfahrens wurde
in Kandidaten-Clonen ein markiertes Protein mit dem erwarteten apparenten
MG von 20000–30000
nachgewiesen, nicht jedoch in Kontroll-Kulturen.
-
Expression
und Aufreinigung von aus Baculovirus stammendem Noggin
-
SF21-Zellen wurden in Suspensions-Flaschen
in SF900-II-Medium bis zu einer Dichte von etwa 1,8 × 106/ml
kultiviert. Kulturen (500 ml) wurden mittels einer 10-minütigen Zentrifugation
bei 1000 x g gesammelt und in 20 ml Wachstumsmedium resuspendiert,
das 5– 10
pfu (plaquebildende Einheiten)/Zelle rekombinanten Virus enthielt.
Unter vorsichtigem Mischen ließ man
den Virus 1 Stunde bei Raumtemperatur adsorbieren. Infizierte Zellen
wurden dann mit frischem Wachstumsmedium auf ihr Ausgangsvolumen
verdünnt
und 3 Tage bei 27°C
inkubiert. Das Wachstumsmedium wurde anschließend mittels einer 20-minütigen Zentrifugation
bei 1000 × g
von Zellen und Zelltrümmern
geklärt.
-
Die Zellüberstände wurden auf einen pH-Wert
von 8,0 gebracht, durch einen 0,45 mm-Millipack-60-Filter laufen gelassen
und auf eine Fast S-Säule
aufgetragen, die in 25 mM HEPES, pH-Wert 8,0, äquilibriert worden war. Die
Säule wurde
mit dem gleichen Puffer gewaschen und mit einem linearen NaCl-Gradienten
entwickelt, um andere Bestandteile des Mediums zu entfernen. Noggin
eluierte aus dieser Säule
bei 1 M NaCl.
-
Ergebnisse
-
Charakterisierung von
humanem Noggin, das in E. coli und Baculovirus hergestellt worden
war
-
Eine Umkehrphasen-HPLC-Chromatographie
zeigt, dass aus E. coli rückgefaltetes
und aufgereinigtes rekombinantes Noggin als ein einzelner scharfer
Peak eluiert, was auf das Vorhandensein einer vorherrschenden Isoform
hinweist (9). Eine
Elektrophorese auf reduzierenden 15%-igen Polyacrylamid-SDS-Gelen zeigt,
dass Noggin aus entweder E. coli-oder
Insektenzellen eine Reinheit von mehr als 95% aufweist und als einzelne
Bande wandert, die einem Protein von 20–30 kD entspricht. Noggin aus
Insektenzellen zeigt eine etwas geringere Wanderungsgeschwindigkeit,
was offensichtlich auf die zusätzliche
Masse aufgrund der N-verbundenen Glycosylierung an der einzigen
Konsensus-Stelle zurückzuführen ist
(10). Eine Behandlung
mit Endo F wandelt die Wanderungsgeschwindigkeit des in Insekten
erzeugten Noggins in die des bakteriell erzeugten Proteins um.
-
In Abwesenheit reduzierender Mittel
verhält
sich Noggin, das entweder in E. coli oder in Baculovirus hergestellt
wurde, wie ein Disulfid-verbundenes oligomeres Protein (10). Wie jedoch mittels
Gelfiltrations-Analyse und Massenspektroskopie gezeigt, ist Noggin
hauptsächlich
ein dimeres Protein.
-
Circulardichroismus-Untersuchungen
zeigen, dass sowohl rekombinantes Noggin, das aus E. coli rückgefaltet
und aufgereinigt wurde, als auch Noggin, das aus Insektenzellen
aufgereinigt wurde, sehr ähnliche Konformationen
aufweisen (11). Die
mittels dieses Verfahrens ermittelte Sekundär-Struktur zeigt, dass Noggin
zu 48% aus Alpha-Helix-Strukturen, zu 0% aus Beta-Strukturen und
zu 52% aus Zufallsknäuel-Strukturen
besteht.
-
Biologische Aktivität von humanem
Noggin, das in E. coli und Baculovirus hergestellt wurde Die biologische
Aktivität
von humanem Noggin, da in E. coli oder in Baculovirus hergestellt
wurde, wurde durch Testen der Muskel-Actin-Expression in dem a.
a. O. beschriebenen ventral-marginalen Zonen-Test bestimmt. Die
in 12 gezeigten Ergebnisse
zeigen eine positive Dosis-Reaktion bezüglich der Induzierung der Muskel-Actin-mRNA
in VMZ, die entweder mit bakteriell hergestelltem humanen Noggin
oder mit in Baculovirus hergestelltem humanen Noggin behandelt worden
waren.
-
Beispiel 8
-
Herstellung und Charakterisierung
des monoclonalen Ratten-Antikörpers
RP57-16, der mit humanem Noggign reagiert
-
Materialien und Verfahren
-
Herstellung des Antikörpers
-
Der monoclonale Ratten-Antikörper RP57-16,
der mit rekombinantem humanen und Xenopus-Noggin reagiert, wurde
durch Immunisierung einer weiblichen Lewis-Ratte mit vier 35 μg-Injektionen
von gereinigtem rekombinantem humanen Noggin (hergestellt in E.
coli) über
einen 2-monatigen Zeitraum hergestellt. Zur ersten Immunisierung
wurde das Protein in komplettem Freund-Adjuvans in die Fußballen-Rückseite
injiziert. Nachfolgende Injektionen wurden in den gleichen Fußballen
unter Verwendung von inkomplettem Freund-Adjuvans verabreicht. Die
Ratte wurde 3 Tage nach der vierten Injektion getötet.
-
Lymphknoten-Zellen der immunisierten
Ratte würden
im Verhältnis
von 2 : 1 mit SP2/0-E.O.-Maus-Myelomzellen
gemischt. Nach Zentrifugation wurde das Zellgemisch über einen
Zeitraum von insgesamt 3 Minuten in 0,25 ml 42% (Gew./Vol.) PEG
3350 (Baker) in phosphatgepufferter physiologischer Kochsalzlösung mit 10%
(Vol./Vol.) Dimethylsulfoxid (Sigma) in einem 37°C-Wasserbad resuspendiert. Die
Zellen wurden in einer Dichte von 5 × 104 Lymphocyten
pro Vertiefung in Platten mit 96 Vertiefungen (Falcon 3072) in DMEM/F-12 (Mediatech, Inc.)
enthaltend 10% FBS (angereichert mit Streptomycin, Penicillin, Pyruvat
und Glutamin) und HMGT (1,6 × 10–3 M
Thymidin, 4,0 × 10–4 Methotrexat,
1,3 × 10–3 Natriumhydrogencarbonat
und 1,0 × 10–2 Hypoxanthin)
ausplattiert. Nach einer 10-tägigen
Kultur wurden die Überstände geerntet
und mittels eines indirekten ELISA-Tests im Hinblick auf Antikörper-Aktivität gegen
rekombinantes humanes Noggin getestet. Der Überstand aus COS-MS-Zellen,
die mit dem das humane Noggin-Gen enthaltenden Plasmid transfiziert
wurden, wurden die Nacht über
in Probind-Testplatten mit 96 Vertiefungen (Falcon 3915) luftgetrocknet.
Nicht-spezifische Bindung wurde mittels einer 2-stündigen Inkubation
mit PBS/1% BSA (Sigma) bei Raumtemperatur beseitigt. Die Platten
wurden zweimal mit PBS/0,02% Tween 20 gewaschen. Danach wurden Kulturüberstände zugegeben
und bei Raumtemperatur wurde eine 1-stündige Inkubation durchgeführt. Die
Platten wurden 4-mal mit PBS/0,02% Tween 20 gewaschen. Ein 1 : 2000
in PBS/1% BSA verdünnter
sekundärer
Antikörper,
bei dem es sich um ein Konjugat eines gegen Ratten-IgG gerichteten
Ziegen-Antikörpers (H
+ L) mit alkalischer Phosphatase (Caltag) handelte, wurde in jede
Vertiefung zugegeben und die Platten wurden 1 Stunde bei Raumtemperatur
inkubiert. Die Platten wurden erneut 4-mal mit PBS/0,02% Tween 20
gewaschen. Die Antikörper-Bindung
wurde durch eine 1-stündige
Inkubation bei Raumtemperatur in der Dunkelheit mit 1 mg/ml pNPP (p-Nitrophenylphosphat,
Sigma) in Diethanolamin-Puffer, pH-Wert 9,8, sichtbar gemacht. Die
Reaktion wurde durch Zugabe eines gleichen Volumens 100 mM EDTA
gestoppt. Die Extinktion wurde bei 405 nm auf einer Thermomax-Mikroplatten-Lesevorrichtung
(Molecular Devices) bestimmt. Eine Reaktion wurde dann als positiv
bewertet, wenn die Extinktion das 2-fache der der Negativ-Kontrolle
(nur Lösungsmittel
und anschließend Behandlung
mit sekundärem
Antikörper
und Substrat) betrug. Positive Clone wurden vermehrt, und der Kulturüberstand,
der den monoclonalen Antikörper
enthielt, wurde für
die Analyse der Spezifität
gesammelt.
-
RP57-16-Clone wurden in Weichagar
erhalten. Clonierte Hybrid-Zellen wurden in DMEM/F-12 (Mediatech, Inc.)
enthaltend 10% FBS (angereichert mit Streptomycin, Penicillin, Pyruvat
und Glutamin) vermehrt. Der den Antikörper enthaltende Überstand
wurde in Aliquotes aufgeteilt und bis zur Verwendung bei –70° C aufbewahrt.
-
Analyse der Spezifität
-
ELISA
-
100 ng aufgereinigtes rekombinantes
humanes Noggin-, Xenopus-Noggin-, BDNF-, NT-3- und NT-4-Protein wurden separat einer
passiven Adsorption an Probind-Testplatten mit 96 Vertiefungen unterworfen,
wobei die Nacht über
in 50 mM-Hydrogencarbonat-Puffer, pH-Wert 9,6 bei 4°C inkubiert wurde. BDNF, NT-3
und NT-4 wurden zur Bestimmung der nicht-spezifischen Bindung des
monoclonalen Ratten-Antikörpers RP57-16
verwendet. Überstände von
COS-MS-Zellen, die entweder mit dem das humane Noggin-Gen enthaltenden
Plasmid oder dem Plasmid, das das Xenopus-Noggin-Gen mit der flg-Markierung des C-Terminus
enthielt, transfiziert worden waren, wurden die Nacht über in Probind-Platten
mit 96 Vertiefungen luftgetrocknet. Die nicht-spezifische Bindung
wurde durch eine 2-stündige
Inkubation bei Raumtemperatur mit PBS/1% BSA (Sigma) beseitigt.
Die Platten wurden 2-mal mit PBS/0,02% Tween 20 gewaschen. Unverdünntes RP57-16 wurde
zugegeben und es wurde eine 1-stündige
Inkubation bei Raumtemperatur durchgeführt. Die Platten wurden 4-mal
mit PBS/0,02% Tween 20 gewaschen. Ein 1 : 2000 in PBS/1% BSA verdünnter sekundäre Antikörper, bei
dem es sich um das Konjugat eines gegen Ratten-IgG gerichteten Ziegen-Antikörpers (H+L)
mit alkalischer Phosphatase (Caltag) handelte, wurde in jede Vertiefung
zugegeben und die Platten wurden bei Raumtemperatur 1 Stunde inkubiert.
Die Platten wurden erneut 4-mal mit PBS/0,02% Tween 20 gewaschen. Die
Antikörper-Bindung
wurde mittels einer 1-stündigen
Inkubation mit 1 mg/ml pNPP (p-Nitrophenylphosphat; Sigma)
in Diethanolamin-Puffer, pH-Wert 9,8, bei Raumtemperatur in der
Dunkelheit sichtbar gemacht. Die Reaktion wurde durch Zugabe eines
gleichen Volumens von 100 mM EDTA gestoppt. Die Extinktion wurde
bei 405 nm auf einer Thermomax-Mikroplatten-Lesevorrichtung
(Molecular Devices) bestimmt. Eine Reaktion wurde positiv bewertet,
wenn die Extinktion etwa das 2-fache der der Negativ-Kontrolle (Verdünnungsmittel
allein, anschließend
Behandlung mit sekundärem
Antikörper
und Substrat) betrug.
-
Elektrophorese und Western-Blot-Analyse
-
Der monoclonale Ratten-Antikörper RP57-16
wurde auch mittels Western-Blot-Analyse analysiert. 50 ng rekombinantes
humanes Noggin wurde sowohl einer nicht-reduzierenden als auch einer
reduzierenden Elektrophorese auf 12,5 %-igen SDS-Polyacrylamid-Gelen
unterworfen und mittels Electroblotting auf Nitrocellulose-Membranen übertragen.
Die Membranen wurden mit PBS/1% Casein/0,1% Tween 20 blockiert und
danach 2 Stunden mit einem unverdünnten RP57-16-Kulturüberstand
inkubiert. Nach 4-maligem Waschen in PBS/0,02% Tween 20 wurden die
Membranen mit einer 1 : 5000-Verdünnung eines Konjugates eines
gegen Ratten-IgG-gerichteten Ziegen-Antikörpers (H+L) mit Meerrettich-Peroxidase (Pelfreeze)
in PBS/1% BSA/0,1% Tween 20 inkubiert. Die Membranen wurden 4-mal
mit PBS/0,02% Tween 20 gewaschen. Die Proteine wurden mit ECL-Western
Blot-Reagenzien
(Amersham) entsprechend den Anweisungen des Herstellers sichtbar
gemacht. Danach wurden die Membranen 5 Sekunden auf einen XAR 5-Scientific
Imaging-Film (Kodak) aufgelegt.
-
Ergebnisse
-
Der monoclonale Ratten-Antikörper RP57-16
reagiert mit rekombinantem humanen und Xenopus-Noggin, ebenso mit
rekombinantem humanen Noggin, das in E. coli, in Insektenzellen
und in COS-MS-Zellen hergestellt wurde. Der Antikörper reagiert
nicht mit den Neurotrophinen BDNF, NT-3 und NT-4. Eine Western Blot-Analyse
zeigte, dass mit dem Antikörper
sowohl reduziertes als auch nicht-reduziertes Protein nachgewiesen
wird.
-
Beispiel 9
-
Erzeugung
von Noggin-Deletionsmuteinen
-
Die vorliegende Erfindung betrifft
ferner die Entdeckung, dass natives humanes Noggin modifiziert werden
kann, um neue Verbindungen mit hoch erwünschten Merkmalen zu erzeugen.
-
Der basische Bereich von Xenopus-Noggin
entspricht den Aminosäuren
123–135
(KKHRLSKKLRRKL) des Moleküls
(vgl. Smith, W. C. und Harland, R. M., Cell, 70 (1992), 829–840, hinsichtlich
der Sequenz). Auf der Basis dessen, was über die TGF-β-Molekülfamilie
bekannt ist, scheint der basische Bereich eine mögliche Prozessierungs-Stelle
zu sein. Zum besseren Verständnis
der Funktion des basischen Bereiches wurden Konstrukte von Xenopus-Noggin
erzeugt, bei denen der hoch konservierte basische Bereich (Δ123–135) oder ein
größerer Teil
des Peptides einschließlich
des basischen Bereiches (Δ91–135) deletiert
war. Beide dieser Deletionsmutanten waren aktiv, wobei nach Injektion
als RNA Embryonen mit Hyperdorsalentwicklung erhalten wurden. Außerdem zeigten
vorläufige
Experimente, dass Noggin eine Affinität bezüglich Heparin aufwies, während eine
modifizierte Form, bei der der basische Bereich deletiert war, diese
Bindungs-Aktivität
nicht besaß.
-
Natives humanes Noggin (hNG) zeigt
in tierischen Seren eine geringe biologische Verfügbarkeit,
was wahrscheinlich auf seine Bindung an die extrazelluläre Matrix
zurückzuführen ist.
Es hat sich herausgestellt, dass mit Fc-Markierungen versehenes
humanes Noggin (hNG-Fc) mit sehr hoher Affinität an BMP4 bindet (Zimmerman,
L. B. et al., Cell, 86 (1996), 599–606). Die hNG-Modifikation
hat zur Identifizierung von Verbindungen geführt, die eine verbesserte biologische
Verfügbarkeit
zeigen, wobei die Fähigkeit
zur Bindung und Antagonisierung von knochenmorphogenetischen Proteinen
(BMPs) beibehalten wird. Die zu veränderten biologischen Eigenschaften
führenden
spezifischen Modifikationen umfassen die Deletion von Aminosäuren, die nachgewiesenermaßen dafür verantwortlich
sind, dass dem nativen Noggin-Molekül die Heparin-Bindungsaktivität verliehen
wird. Dem erhaltenen modifizierten Noggin fehlt die Heparin-Bindungsaktivität, wobei
es jedoch unerwartet die Fähigkeit
zur Bindung von BMP4 und zur Wirkung als dessen Antagonist beibehält.
-
Die Anmelder der vorliegenden Erfindung
haben insbesondere zwei Moleküle
erzeugt, die als hNGΔ138–144Fc und
hNGΔ133–144Fc bekannt
sind. Bei diesen Molekülen
handelt es sich um mit Fc-Markierungen versehene Deletions-Muteine
von humanem Noggin, denen entweder die Aminosäuren 138 bis 144 (hNGΔ138–144Fc)
oder 133 bis 144 (hNGΔ133-144Fc) fehlen und
deren C-Termini mit der Fc-Domäne
von humanem IgG 1 markiert sind. Zur Konstruktion der mit Fc-Markierungen
versehenen Noggin-Formen kann ein BspEI-NotI-Fragment von humanem IgG1 (vgl. Davis,
S. et al., Science, 266 (1994), 816–819; Economides, A. N. et
al., Science, 270 (1995), 1351–1353)
mit humanem Noggin fusioniert werden, indem ein eine Peptid-Brücken-Sequenz
codierendes Oligonucleotides verwendet wird, wie von Zimmerman,
L. B. et al., Cell, 86 (1996), 599–606 beschrieben. Wie nachstehend
beschrieben, zeigten die Deletions-Muteine hNGΔ138–144Fc und hNGΔ133-144Fc sowohl eine
gegenüber
hNG-Fc identische Aktivität
zur Bindung an BMP4 als auch eine reduzierte Affinität für Heparin
sowie im Vergleich zu hNG überlegene
pharmacokinetische Eigenschaften in tierischen Seren.
-
Konstruktion von hNGΔ133–144Fc
-
hNGΔ133–144Fc besteht aus der Sequenz
von humanem Noggin (hNG) mit einer Deletion der Aminosäuren 133
bis 144 (die Nummerierung beginnt mit dem ersten Methionin-Rest,
der Aminosäure-Nummer
1 ist), die über
eine Ser-Gly-„Brücke" (codiert von einer
gentechnisch hergestellten Bsp EI-Restrictionsenzym-Stelle) mit
dem konstanten Bereich von humanem Immunglobulin G1 (Fc) fusioniert
ist (14) (SEQ ID Nr.
23). hNGΔ133–144Fc wurde
mittels PCR konstruiert und unter Verwendung von gentechnischen
Standard-Verfahren in den Säuger-Expressionsvektor
pMT21 cloniert (pMT21.hNGΔ133–144Fc).
Mittels Sequenzierung wurde bestätigt,
dass die Sequenz von hNGΔ133–144Fc korrekt
ist. Anschließend
wurde dieses Deletionsmutein auch in den Expressionsvektor pSRa überführt, wobei
sowohl die mit der Fc-Markierung versehene als auch die nicht markierte
Version dieses hNG-Mutiens konstruiert wurden (pSRa.hNGΔ133–144Fc beziehungsweise
pSRa.hNGΔ133–144).
-
Expression von hNGΔ133–144Fc
-
hNGΔ133–144Fc wurde am Anfang in COS7-Zellen
unter Verwendung eines auf Lipofectamin (GIBCO/BRL) basierenden
Transfektions-Protokolls exprimiert. hNGΔ133– 144Fc, das wie hNG sezerniert
wird, wurde aus den konditionierten Medien aufgereinigt, indem man
es durch eine Protein A-Sepharose-Säule (Pharmacia) hindurch laufen
ließ und
mit 100 mM Essigsäure,
die anschließend
mit Tris-Puffer bis zu einem pH-Wert von 7 neutralisiert wurde,
eluierte. Die Reinheit dieses Präparates
wurde mittels SDS-PAGE und anschließendem Färben mit dem Fluoreszenzfarbstoff
SYPRO Orange (Molecular Probes, Inc.) überprüft. Das erhaltene Präparat wies
anhand dieser Kriterien eine Reinheit von mehr als 90% auf, wobei
es hauptsächlich in
einer Disulfid-verbundenen Dimer-Form vorlag, was mit früheren Beobachtungen übereinstimmt,
die sowohl mit unmarkiertem hNG als auch mit hNG-Fc gemacht wurden,
die beide ebenfalls Disulfid-verbundene Dimere bilden.
-
Aktivität von hNGΔ133–144Fc
-
Bindung an BMP4:
-
Zur Bestimmung, ob dieses hNG-Mutein
aktiv war, wurde seine Fähigkeit
zur Bindung an hBMP4 mit der von hNG-Fc verglichen, das humanes
knochenmorphogenetisches Protein 4 (hBMP4) mit einer Affinität bindet,
die im Wesentlichen identisch zu der von nicht markiertem hNG ist.
Zum Vergleich der beiden Proteine wurde ein Test im ELISA-Format
verwendet, wobei hBMP4 an der Oberfläche einer ELISA-Platte eingefangen wurde.
Das hNGΔ133–144Fc-Mutein
zeigte die gleich Bindung an BMP4 wie hNG-Fc (15), was darauf hinweist, dass die beiden
Proteine die gleiche biologische Aktivität aufweisen.
-
Bindung an Heparin:
-
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung
untersuchten das Heparin-Bindungsprofil von hNG-Fc und verglichen es mit dem von hNGΔ133–144Fc und
eines anderen hNG-Deletionsmuteins,
das im basischen Bereich eine kürzere
Deletion trägt,
nämlich
hNGΔ138– 144Fc
(auch als hNGΔKKLRRK-Fc
bezeichnet). Wie in 16 gezeigt,
beginnt hNG-Fc bei etwa 0,75 M NaCl von Heparin zu eluieren, während hNGΔ133-144Fc
und hNGΔ138– 144Fc
bei 0,25 M NaCl zu eluieren beginnen. Die Bindung an Heparin bei
Konzentrationen von mehr als 0,5 M NaCl wird als Affinitäts-Wechselwirkung
mit Heparin angesehen, während
anzunehmen ist, dass die Bindung an Heparin bei Konzentrationen
von weniger als 0,5 M NaCl auf ionische Wechselwirkungen zurückzuführen ist
(Heparin enthält
Sulfat-Gruppen,
die negativ geladen sind, und hNG weist Bereiche auf, die positiv
geladen sind). Daher scheint es, dass die beiden hNG-Deletionsmuteine
hNGΔ133–144Fc und hNGΔ138– 144Fc
mit Heparin durch ionische Wechselwirkungen in Wechselwirkung treten,
während
hNG-Fc Affinität
für Heparin
zeigt. Da die KKLRRK-Deletion (das heißt diejenige, die durch hNGΔ138–144Fc verkörpert wird)
ausreicht, die Wechselwirkung mit Heparin bis auf die für ionische
Wirkungen erwartete zu reduzieren, schlussfolgern die Erfinder,
dass die Sequenz KKLRRK (das heißt, Aminosäuren 138 bis 144 in hNG) die
Heparin-Bindungsdomäne
von hNG darstellt oder diese enthält. Die Fc-Domäne zeigt
keine Bindung an Heparin.
-
Unter Verwendung des vorstehend beschriebenen
Verfahrens haben die Erfinder auch festgestellt, dass hNG und hNG-Fc
eine identische Bindung an Heparin zeigen, während eine chemisch modifizierte hNG-Form
(Citraconyl-hNG) nicht an Heparin bindet. Die Erfinder haben auch
das Heparin-Bindungsprofil eines anderen hNG-Deletionsmuteins untersucht,
das eine längere
Deletion über
den basischen Bereich hinaus aufweist, nämlich hNGΔ133–179Fc. hNGΔ133–179Fc zeigt das gleiche Bindungsprofil
an Heparin wie hNGΔ133–144Fc und
hNGΔ138–144Fc,
was darauf hinweist, dass eine weitere Deletion der stromabwärts vom
basischen Bereich gelegenen Sequenz nicht zu einer weiteren Verminderung
der ionischen Komponente der hNG-Bindung an Heparin fuhrt. Daraus
ziehen die Erfinder die Schlussfolgerung, dass die ionische Komponente
der hNG-Bindung an Heparin innerhalb der Kunitz-artigen hNG-Domäne liegen
muss. Außerdem
sind das chemisch modifizierte Citraconyl-hNG und die beiden Deletionsmuteine
hNGΔ138–144Fc und hNGΔ133–144Fc allesamt
biologisch aktiv (d. h., sie binden BMP4 mit der gleichen apparenten
Affinität
wie hNG-Fc), während
das Deletionsmutein hNGΔ133–179Fc inaktiv
ist. Zusammen gefasst zeigen diese Ergebnisse, dass die hNG-Bindung
an Heparin von der Bindung an BMP4 getrennt werden kann, und dass
die Heparin-Bindungsdomäne
von hNG nicht für
dessen BMP4-Blockierungsaktivität
erforderlich ist.
-
Pharmacokinetisches Profil
von hNGΔ133–144Fc
-
Die pharmacokinetischen Eigenschaften
von hNGΔ133–144Fc wurden
sowohl bei Mäusen
als auch bei Ratten getestet. Es ist bereits bestimmt worden, dass
nicht modifiziertes hNG, das in E. coli exprimiert und rückgefaltet
wurde, nach intravenöser
Verabreichung in Rattenserum eine sehr geringe biologische Verfügbarkeit
zeigt, wobei die apparente Halbwertzeit weniger als 60 Minuten beträgt. Citraconyl-hNG,
das nicht an Heparin bindet, zeigt eine 30-fache Verbesserung der
biologischen Verfügbarkeit,
verschwindet jedoch ebenfalls etwa 2 Stunden nach Injektion aus
dem Blutkreislauf. Die Erfinder schlossen daraus, dass hNGΔ133–144Fc, das
nicht an Heparin bindet und das auch eine Fc-Markierung aufweist,
eine längere
Halbwertzeit in vivo aufweist. Zur Untersuchung dieser Möglichkeit
wurde hNGΔ133–144Fc Mäusen und
Ratten injiziert, und seine biologische Verfügbarkeit in Seren wurde bestimmt.
-
Wenn hNGΔ133–144Fc Mäusen intraperitoneal (ip) injiziert
wurde, war es selbst nach 24 Stunden, dem spätesten Zeitpunkt, wo Proben
entnommen wurden, nachweisbar, wobei Titer von 2 μg/ml erreicht
wurden (17A). Eine
intravenöse
Injektion in Ratten zeigte auch günstige pharmacokinetische Eigenschaften, obwohl
die späteste
Serum-Probe nach 6 Stunden entnommen wurde. Bei diesem Experiment
wurden etwa 18 μg/ml
hNGΔ133–144Fc nachgewiesen
(17B). Ähnliche
Ergebnisse sind mit hNGΔ138–144Fc erhalten worden,
was darauf hinweist, dass die Deletion der Heparin-Bindungsdomäne von hNG
für das
gegenüber hNG
verbesserte pharmacokinetische Profil dieser Moleküle verantwortlich
ist. Da der zum Nachweis von hNGΔ133–144Fc in
tierischen Seren nach ip- oder nach iv-Injektion verwende Test auf
der Fähigkeit
von hNGΔ133–144Fc zur
Bindung an BMP4 beruht, ist auch bekannt, das das nachgewiesene
hNGΔ133–144Fc funktional
ist und mit BMP4 in Wechselwirkung treten kann. Da hNG eine sehr
hohe Affinität
für BMP4
zeigt, ist außerdem
zu erwarten, dass die in diesen Experimenten erreichten hNGΔ133–144Fc-Titer
die BMP4-Aktivität im tierischen
Modell und in der klinischen Praxis blockieren.
-
Beispiel 10
-
Konstruktion des hNGΔB2-Säuger Expressionsplasmides
pSRa.hNGΔB2
-
Ein die cDNA des humanen Noggin Muteins
hNGΔ133–144 (ohne
Fc-Markierung) enthaltender Säuger-Expressionsvektor
wurde wie folgt konstruiert. Nachfolgend wird hNGΔ133–144 auch
als hNGΔB2
bezeichnet. Ähnlich
wird hNGΔ138–144 als
hNGΔB1 bezeichnet.
-
Das als pCAE294 bezeichnete Plasmid,
das die cDNA für
humanes Wildtyp-Noggin (hNG) enthält, die in den Säuger-Expressionsvektor
pSRa subcloniert worden war, wurde mit den Restriktionsenzymen EcoRI und
Mlu I (New England Biolabs, Beverly, Massachusetts) gespalten. Durch
diese Restriktionsspaltung wird ein 4 kb-DNA-Fragment freigesetzt,
das sowohl die vollständige
pSRa-Vektor-Sequenz als auch das C-terminal gelegene Drittel (223
Nucleotide) von humanem Wildtyp-Noggin (hNG) umfasst. Das Fragment
wurde mittels molekularbiologischer Standard-Verfahren Gel-gereinigt
(vgl. beispielsweise Sambrook et al., Molecular Cloning, A Laboratory
Manual, Cold Spring Harbor Laboratory; Current Protocols in Molecular
Biology, Herausgeber: Ausubel et al., Greene Publ. Assoc., Wiley-Interscience,
NY).
-
Das als pCAE302 bezeichnete Plasmid,
das die cDNA für
hNGΔ133–144-Fc
(vgl. Beispiel 9) enthält, die
in den Expressionsvektor pMT21 (Genetics Institute, Inc.) subcloniert
worden war, wurde mit den Restriktionsenzymen EcoRI und Mlu I gespalten,
wobei ein 500 bp-DNA-Fragment
beigesetzt wurde, das die am N-Terminus gelegenen zwei Drittel (439
Nucleotide) von humanem Noggin-Mutein codiert, das eine Deletion der
die Aminosäuren
133 bis 144 codierenden Sequenz aufweist. Dieses DNA-Fragment wurde
ebenfalls Gel-gereinigt. Das 500 bp-DNA-Fragment und das 4 kb-DNA-Fragment
wurden entsprechend Standard-Verfahren
ligiert (vgl. Sambrook et al., Molecular Cloning, A Laboratory Manual,
Cold Spring Harbor Laboratory; Current Protocols in Molecular Biology,
Herausgeber: Ausubel et al., Greene Publ. Assoc., Wiley-Interscience, NY),
wobei der neue Säuger-Expressionsvektor
pSRa.hNGΔB2
erzeugt wurde.
-
Beispiel 11
-
Konstruktion des prokaryotischen
hNGΔB2-Expressionsplasmides
pRG625
-
Ein prokaryotischer Expressionsvektor,
der die cDNA für
das humane Noggin-Mutein hNGΔ133–144 (hNGΔB2) enthält, wurde
wie folgt konstruiert.
-
Ein DNA-Fragment, das die cDNA für humanes
Noggin (hNG) codiert, wurde aus einem als pUC-hNog#7 bezeichneten
Plasmid, das die cDNA für
humanes Noggin enthält,
die in den Vektor pUC subcloniert worden war, PCR amplifiziert.
Die PCR-Reaktion wurde unter Verwendung von Standard-Verfahren durchgeführt (vgl.
Sambrook et al., Molecular Cloning, A Laboratory Manual, Cold Spring
Harbor Laboratory; Current Protocols in Molecular Biology, Herausgeber:
Ausubel et al., Greene Publ. Assoc., Wiley-Interscience, NY), wobei
die Amplifikationsprimer:
-
-
-
Das erhaltene PCR-amplifizierte 1005
bp-DNA-Fragment wurde mit den Restriktionsenzym Sph 1 (New England
Biolabs, Beverly, Massachusetts) gespalten und in pRG09 ligiert,
ein Plasmid mit niedriger Kopienzahl, das das β-Lactamase-Gen und den lacUV5-Promotor
enthält
und das zur Ligierung durch Spaltung mit den Restriktionsenzymen
Sph I und Nru I präpariert
worden war. Nach Ligierung und bakterieller Transformation wurde
ein Clon, der das humane Noggin-Gen unter der Transkriptionskontrolle
des lacUV5-Promotors enthält,
identifiziert und als pRG292 bezeichnet. Das Plasmid pRG292 wurde
mit den Restriktionsenzymen Swa I und Bsm I gespalten, wobei ein
1054 bp-DNA-Fragment freigesetzt wurde. Dieses DNA-Fragment wurde mittels
Standard-Verfahren Gel-gereinigt und in pCP146 ligiert, eine das
kan 1-Gen codierendes Plasmid mit hoher Kopienzahl, das zur Ligierung
mittels Spaltung mit den Restriktionsenzymen SwaI und BsmI präpariert worden
war. Das erhaltene Plasmid wurde als pRG301 bezeichnet. Zur Konstruktion
der ΔB2-Deletion (Deletion
der die Aminosäuren
133–144
codierenden Sequenz) wurde pRG301 mit den Restriktionsenzymen Mlu
I und Msc I gespalten, wobei ein im humanen Noggin-Gen enthaltenes
internes 238 bp-Fragment freigesetzt wurde (Nucleotide 378–615 von
SEQ ID Nr.:1). Dieses Fragment wurde dann durch ein 202 bp-Fragment
ersetzt, das innerhalb des hNGΔB2-Gens
in pVAE302 liegt (vgl. Beispiel 9 – pMT21.hNGΔ133–144 Fc), das durch Spaltung
mit Mlu I und Msc I freigesetzt wurde. Das erhaltene prokaryotische
Expressionsplasmid wurde als pRG625 bezeichnet.
-
Beispiel 12
-
Expression von hNGΔB2 in E.
coli
-
Der E. coli-Wirtsstamm RFJ141, der
das hNGΔB2-Expressionsplasmid
pRG625 enthält,
wurde in 40 1 Medium in einem 60 L-Bioreaktor (ABEC, Inc., Allentown,
PA) gezüchtet.
Das Glukose-Minimalmedium enthielt Dibasisches Kaliumphosphat (5
g/l), monobasisches Kaliumphosphat (1 g/l), Ammoniumsulfat (0,35
g/l), Natriumcitrat (1 g/l), Natriumsulfat (1,3 g/l), das Antischaummittel
Dow P2000 (1 ml/l), Calciumchlorid (0.075 g/l), 30 g/l Glucose und
3 ml/l einer Spurenelemente enthaltenden Lösung (3 ml/l), enthaltend geeignete
Spurenmengen von Eisensulfat, Zinksulfat, Kupfersulfat, Mangansulfat,
Cobaltchlorid und Natriummolybdat.
-
Die Fermentation wurde bei einer
Temperatur von 37°C
durchgeführt.
Der pH-Wert der Fermentation wurde unter Verwendung von gasförmigem Ammoniak
auf 7,0 eingestellt, und gelöster
Sauerstoff bei einer Konzentration von 20% durch einen allmählichen
Druckanstieg, Lüftung
und Sauerstoff-Fluss zur Aufrechterhaltung des vorgegebenen Wertes.
Wenn die optische Dichte einen Wert von 50 erreichte, wurde die
Proteinsynthese-Induzierung durch Zugabe des chemischen Induktors
Isopropyl-β-D-Thiogalactopyranosid
(IPTG) eingeleitet. Man ließ die
Fermentation weitere 3 Stunden fortschreiten, so dass sich eine
ausreichende Menge des hNGΔB2-Proteins
in den Zellen akkumulieren konnte. Die Zellen wurden mittels Tangentialfluß-Filtration unter
Verwendung von Koch-500 NMWCO-Hohlfaserfiltern geerntet und in einen
Lyse-Puffer, enthaltend 20 mM Tris, 20 mM EDTA und 120 mM NaCl diafiltriert
und bei –20°C eingefroren.
-
Beispiel 13
-
Rückfaltung und Aufreinigung
von hNGΔB2
-
Zellen aus der Fermentation wurden
aufgetaut, in 20 mM Tris, 20 mM EDTA, 1% Tween 80-Puffer resuspendiert
und unter Verwendung einer Manton Gaulin-Homogenisiervorrichtung
bei 8000 psig aufgebrochen. Unter Verwendung eines Tangentialfluß-Filtrationssystems
mit Microgon-Hohlfasermembranen (Microgon, CA) mit einer nominellen
Porengröße von 0,2
Micron wurden Einschlusskörperchen
zur Entfernung kontaminierender E. coli-Proteine gewaschen. Der
zum Waschen der Einschlusskörperchen
verwendete Puffer enthielt 20 mM Tris, 20 mM EDTA und 1% Tween 80.
Die gewaschenen Einschlusskörperchen
wurden in 6 M Guanidinhydrochlorid und 10 mM DTT solubilisiert.
Das Protein wurde teilweise aufgereinigt, indem das Protein durch
eine 100 K-Ultrafiltrationsmembran (Millipore, MA) zur Entfernung
von Verunreinigungen hohen Molekulargewichts und von Lipiden hindurch
gelaufen lassen wurde. Das Protein wurde mit einem 10 K-Filter (Millipore,
MA) konzentriert und dann zur Rückfaltung
auf eine Endkonzentration von 0,1 mg/ml in einem Puffer, enthaltend
1,5 M Guanidinhydrochlorid, 20% Glycerin, 20 mM Tris, 2 mM EDTA,
0,5 mM oxydiertes Glutathion und 5 mM reduziertes Glutathion, verdünnt. Man
ließ das
Protein 8 Tage bei 4°C
rückfalten.
Das rückgefaltete Protein
wurde konzentriert und in einen Puffer, enthaltend 4 M Harnstoff,
20 mM Natriumacetat, pH-Wert 4,0, diafiltriert und auf eine Säule mit
einem Durchmesser von 10 cm, die 2,8 1 SP-Sepharose FF-Harz (Pharmacia) geladen,
die mit 20 mM Natriumacetat, 20% Glycerin, 4 M Harnstoff und 0,02%
CHAPS äquilibriert
worden war. Die Säule
wurde mit drei Säulenvolumina
des gleichen Puffers, der 350 mM NaCl enthielt, gewaschen. Das Protein
wurde mit einem ansteigenden Salz-Gradienten (400– 750 mM
NaCl) mit zehn Säulenvolumina
unter Verwendung des gleichen Puffers eluiert. Eine weitere Proteinmenge
wurde bei einem pH-Wert von 8,5 unter Verwendung von 20 mM Bicine,
20 mM Acetat, 20% Glycerin, 4 M Harnstoff und 500 mM NaCl eluiert.
Das eluierte Protein wurde 4-fach verdünnt, um die Löslichkeit
zu erhalten. Das Protein wurde konzentriert und in einen Puffer,
enthaltend 4 M Harnstoff, 20 mM Bicine, pH-Wert 8,5, diafiltriert
und auf eine Säule
mit einem Durchmesser von 10 cm, enthaltend 2,8 1 Q-Sepharose FF-Harz
(Pharmacia) aufgetragen, die mit Puffer A (4 M Harnstoff, 20% Glycerin,
50 mM Bicine, 0,02% CHAPS, pH-Wert 8,5) äuilibriert worden war. Die
Säule wurde mit
Puffer A gewaschen und mit einem linearen Salz-Gradienten von 100
mM bis 300 mM NaCl über
7 Säulenvolumina
bei 100 ml/min. eluiert. Die Fraktionen wurden mittels SDS-PAGE
analysiert und vereinigt, wobei 1,8 Gramm gereinigtes hNGΔB2-Protein
bereitgestellt wurden.
-
Beispiel 14
-
Pegylierung von hNGΔB2
-
Die Deletionsmutante hNGΔB2 wurde
mittels kovalenter Anlagerung von Polyethylenglycol unter Verwendung
des folgenden Verfahrens modifiziert. Methoxy-PEG-propionaldehyd
(MG = 20 000) von Shearwater Polymers (Kat. Nr. M-ALD-20000) wurde
mit 300 mg hNGΔB2
(MG = 21,495) bei einem stöchiometrischen
Verhältnis
von 20 : 1 PEG-Reagenz zu Protein umgesetzt. Das Umsetzungsgemisch
wurde sterilfiltriert und man ließ die Umsetzung 12 Tage bei
Raumtemperatur unter einer Argon-Atmosphäre in einem Puffer, enthaltend 100
mM Bicine, 5 mM Natriumcyanoborhydrid, 20% Glycerin, 4 M aufgereinigten
Harnstoff, pH-Wert 8,1, ablaufen. Die hNGΔB2-Konzentration im Umsetzungsgemisch
betrug 0,75 mg/ml. Vor Verwendung wurde der Harnstoff vorgereinigt,
indem man ihn über
eine Kationenaustauschsäule
zur Entfernung kontaminierender Amine laufen ließ. Die Verwendung des Cyaonoborhydrids
ist erforderlich, um das Schiff-Basen-Zwischenprodukt zu einer sekundären Amin-Bindung
zwischen dem mit einer Methoxy-Cap-Struktur versehene PEG und der
umgesetzten Aminogruppe des Proteins zu reduzieren. Das Umsetzungsprodukt
enthielt ein Gemisch von unPEGylierten, monoPEGylierten und polyPEGylierten
Formen.
-
Beispiel 15
-
Aufreinigung von PRG-hNGΔB2
-
Die Aufreinigung von monoPEGyliertem
hNGΔB2 wurde
unter Verwendung eines zwei Schritte umfassenden Chromatographie-Verfahrens,
zu dem ein Kationenaustausch und anschließend ein Größenausschluß gehörten, durchgeführt. Im
ersten Schritt wurde das Umsetzungsgemisch um den Faktor 5 mit Puffer
A, enthaltend 4 M Harnstoff, 15 mM Natriumcitrat, 20% Glycerin,
pH-Wert 5,5, verdünnt
und auf eine Chromatographiesäule
mit einem Durchmesser von 5 cm und einer Länge von 13 cm (Pharmacia XK50)
aufgetragen, die mit SP-Sepharose HP-Kationenaustausch-Harz (Pharmacia)
gepackt worden war, wobei eine lineare Geschwindigkeit von 45 cm/HR
verwendet wurde. Nach Beladung wurde die Säule mit Puffer A gewaschen
und PEGylierten hNGΔB2
wurde unter Verwendung eines linearen Gradienten von 0 bis 500 mM
NaCl in Puffer A über
6 Säulenvolumina
bei einer linearen Durchflussgeschwindigkeit von 45 cm/h eluiert.
Mit den Säulen-Fraktionen
wurde eine SDS-PAGE-Gelanalyse
durchgeführt
und diejenigen, die monoPEGyliertes hNGΔB2 enthielten, wurden vereinigt.
Das monoPEGylierte Protein (PEG-hNGΔB2) wurde unter Verwendung eines
Amicon-Rühr-Zellkonzentrators
mit einem Durchmesser von 7 cm auf 0,76 mg/ml konzentriert. Das
Protein wurde auf eine 100 cm-XK26-Säule (Pharmacia) geladen, die
95 cm Superdex 200-Größenausschluß-Harz (Pharmacia)
enthielt, die mit 2 M Harnstoff, 150 mM NaCl, 20% Glycerin, 10 mM
Natriumcitrat, pH-Wert 5,5, äquilibriert worden
war. Das Protein wurde bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 3
ml/min. eluiert. Die Fraktionen wurden mittels SDS-PAGE analysiert,
und die geeigneten Fraktionen wurden vereinigt. Das vereinigte monoPEGylierte
hNGΔB2 wurde
in 50 mM Tris, 150 mM NaCl, 10% (Vol./Vol.) Glycerin, pH-Wert 7,5,
dialysiert. Das Protein wurde in Aliquotes aufgeteilt und bei –40°C gefroren
aufbewahrt.
-
Beispiel 16
-
Vergleich der Heparin-Bindungsprofile
von hNG, PEG-hNG, Citraconyl-hNG hNGΔB1 hNGΔB2, PEG-hNGΔB2 und hNGΔB2-Fc
-
Proteine, die geringe Affinität für Heparin
zeigen, können
von Affinitätssäule früher, das
heißt,
bei einer geringen NaCl-Konzentration, als Proteine eluiert werden,
die eine hohe Affinität
zu Heparin zeigen (Lobb, R. R. et al., Anal Biochem. Apr., 154 (1986),
1–14).
Die Bindung an Heparin bei einer Salzkonzentration von 0,1 bis 0,5
M NaCl wird auf ionische Wechselwirkungen mit den Sulfat-Gruppen,
die auf Heparin vorhanden sind, zurückgeführt, währen die Bindung oberhalb von
0,5 M NaCl auf bona fide-Heparin-Bindungsstellen zurückgeführt wird.
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben die Fähigkeit
von sowohl hNG und hNG-Muteinen als auch markierter oder chemisch
modifizierter hNG- und hNG-Protein-Formen
zur Bindung mit Heparin unter Verwendung einer Heparin-Affinitäts-Säule hoher
Auflösung
verglichen, wobei die Idee darin bestand, dass eine geringe Bindung
mit Heparin eine wünschenswerte
Eigenschaft für
ein Protein-Basierendes Pharmazeutikum ist, das zur systemischen
Abgabe bestimmt ist. Eine Affinitätschromatographie hoher Auflösung war
das Verfahren der Wahl, da es genauer und stark reproduzierbare
Ergebnisse liefert und selbst kleine Unterschiede bei der Heparin-Bindung
anzeigt. Die Heparin-Bindungsprofile von hNG, PEG-hNG, Citraconyl-hNG,
hNGΔB1, hNGΔB2, PEG-hNGΔB2 und hNGΔB2-Fc wurden
verglichen, indem sie schrittweise auf eine TSK-SW-Heparin-Säule (Toso
Haas, Montgomeryville, PA) wie folgt injiziert wurden: von hNG,
PEG-hNG, hNGΔB2-Fc
und hNGΔB2
jeweils 40 μg;
9 μg Citraconyl-hNG
und 15 μg
PEG-hNGΔB2,
jeweils in einem Volumen von 50 μl. Nach
Injektion wurde jede Probe einem Salz-Gradienten von 150 mM bis
2 M NaCl in 100 mM Tris, pH-Wert 7,6, unterworfen und das Elutionsprofil
der Proteine wurde mittels des A280-Wertes
kontrolliert.
-
Es stellte sich heraus, dass hNG
bei 1,2 M NaCl eluierte (18A–18C), was mit früheren Experimenten übereinstimmte,
bei denen ein Batch-Elutionsverfahren verwendet worden war. Mit
Polyethylenglycol (PEG) mit einem MG von 20000 chemisch modifiziertes
hNG unter Bildung von PEG-hNG führte
zu einem Molekül,
das eine nur marginal geringere Heparin-Affinität zeigte, und bei etwa 1 M
NaCl eluierte (18A).
Im Gegensatz dazu zeigte Citraconyl-hNG, bei dem es sich um hNG
handelt, das an den zugänglichen
Lysin (LYS)-Positionen
mit Citraconyl-Gruppen chemisch modifiziert worden ist, wobei diese
positiv geladenen Reste (unter physiologischen Bedingungen) zu negativ
geladenen Resten verändert
werden, eine extrem geringe Affinität für Heparin und eluierte bei
0,15 M NaCl (18A).
Das bestätigt,
dass der basische hNG-Bereich (Aminosäuren 133 bis 144, wobei die
Nummerierung des ersten Methionin-Rests mit Nummer 1 beginnt), der 5
LYS-Reste enthält,
die Heparin-Bindungsstelle von hNG für Heparin darstellt.
-
Das Deletionsmutein hNGΔB1 (auch
bekannt als hNGΔKKLRRK
oder hNGΔ139–144 a.
a. O.) zeigte eine verminderte Bindung an Heparin und eluierte bei
etwa 0,75 M NaCl (18B).
Das Deletionsmutein hNGΔB2,
dem zwei weitere LYS-Reste fehlen, eluierte noch früher im Gradienten
bei etwa 0,6 M NaCl (18B).
Eine weitere chemische Modifikation dieses Muteins durch ein einzelnes
Molekül
von PEG 20 000 bei einem stöchiometrischen
von einem PEG-Molekül
pro hNGΔB2-Dimer
(PEG-hNGΔB2)
führte
zu einer weiteren Verminderung der Bindung an Heparin, wobei die
Elution bei 0,45 M NaCl erfolgte ( 18B).
Dies stimmt mit der Hypothese überein,
dass PEG den Proteinen, an das es kovalent gebunden ist, erhöhte Löslichkeit
verleiht und kann auch darauf zurückgeführt werden, dass einige der
ionischen Wechselwirkungen, die zwischen hNGΔB2 und Heparin bestehen, maskiert
werden. Interessanterweise kann eine ähnliche verminderte Bindung
erreicht werden (18C),
indem hNGΔB2
mit dem konstanten Bereich von humanem IgG1 (Fc) markiert wird,
um das chimäre
Protein hNGΔB2-Fc
herzustellen.
-
Hinterlegung
von Mikroorganismen
-
Die folgenden Mikroorganismen wurden
bei der American Type Culture Collection, 12301 Parklawn Drive,
Rockville, Maryland 20852 unter den Bedingungen des Budapester Vertrages
hinterlegt:
-
-
Obwohl die vorliegende Erfindung
in Verbindung mit bevorzugten spezifischen Ausführungsformen beschrieben worden
ist, sollen die Beschreibung und Beispiele den Schutzumfang der
Erfindung nur veranschaulichen und nicht beschränken.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-