-
Bei
der multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um eine demyelinisierende
Krankheit des Zentralnervensystems (ZNS), deren vollständige Ursache
noch immer unbekannt ist.
-
In
zahlreichen Arbeiten wurde die Hypothese einer viralen Ätiologie
der Krankheit vorgebracht, es hat sich aber keines der bekannten
Viren, die geprüft
wurden, als das gesuchte verursachende Agens erwiesen: Eine Übersicht über die
Viren, die im Lauf der Jahre bei MS untersucht wurden, wurde von
E. Norrby (1) und R. T. Johnson (2) erstellt.
-
In
jüngster
Zeit wurde bei MS-Patienten ein Retrovirus, das sich von den bekannten
menschlichen Retroviren unterscheidet, isoliert (3, 4 und 5). Die
Autoren konnten auch zeigen, daß dieses
Retrovirus in-vitro übertragen
werden konnte, daß MS-Patienten
Antikörper
produzierten, die Proteine, die mit der Infektion von leptomeningealen
Zellen mit diesem Retrovirus assoziiert sind, erkennen können, und
daß die
Expression dieses Retrovirus massiv durch die unmittelbar-frühen Gene
von gewissen Herpesviren stimuliert werden kann (6).
-
Alle
diese Ergebnisse sprechen dafür,
daß mindestens
ein unbekanntes Retrovirus oder ein Virus mit einer nach dem von
H. Perron (3) publizierten Verfahren nachweisbaren reverse Transkriptase-Aktivität, die mit
der Bezeichnung "Typ
LM7-RT-Aktivität" bezeichnet wird,
bei MS ein Rolle spielen. Der Inhalt der mit (3) bezeichneten Veröffentlichung
wird durch Bezugnahme in die vorliegende Beschreibung aufgenommen.
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Die
Arbeiten der Anmelderin haben es in jüngster Zeit ermöglicht,
mit einem Kulturverfahren wie in dem Dokument
WO-A-93 20188 , deren Inhalt
durch Bezugnahme in die vorliegende Beschreibung aufgenommen wird,
beschrieben zwei kontinuierliche Zelllinien, die mit na türlichen
Isolaten von zwei verschiedenen MS-Patienten infiziert waren, zu
erhalten. Diese zwei Linien, die von menschlichen Plexus-choroideus-Zellen stammten
und LM7PC und PLI-2 genannt wurden, wurden am 22. Juli 1992 bzw.
am 8. Januar 1993 unter den Nummern 92 072201 und 93 010817 in Übereinstimmung
mit den Bestimmungen des Budapester Vertrags bei der E.C.A.C.C.
hinterlegt. Weiterhin wurden auch die Virusisolate mit LM7-Typ-RT-Aktivität bei der
E.C.A.C.C. unter der allgemeinen Bezeichnung "Stämme" hinterlegt. Der "Stamm" bzw. das Isolat,
das von der Linie PLI-2 geborgen wird und die Bezeichnung POL-2
trägt,
wurde bei der E.C.A.C.C. am 22. Juli 1992 unter der Nr. V92072202
hinterlegt. Der "Stamm" bzw. das Isolat,
das von der Linie LM7PC geborgen wird und die Bezeichnung MS7PG
trägt,
wurde bei der E.C.A.C.C. am 8. Januar 1993 unter der Nr. V93010816
hinterlegt.
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Ausgehend
von den oben genannten Kulturen und Isolaten, die aufgrund von biologischen
und morphologischen Kriterien charakterisiert wurden, hat man sich
anschließend
bemüht,
das mit den in diesen Kulturen produzierten Viruspartikeln assoziierte
Nukleinsäurematerial
zu charakterisieren.
-
Die
bereits charakterisierten Teile des Genoms wurden für die Durchführung von
molekularen Nachweistests des Virusgenoms und von immunserologischen
Tests verwendet, wobei die von den Nukleotidsequenzen des Virusgenoms
codierten Aminosäuresequenzen
dazu verwendet wurden, um die gegen die mit der Infektion einhergehenden
Epitope und/oder die Virusexpression gerichtete Immunreaktion nachzuweisen.
-
Mit
diesen Mitteln konnte bereits ein Zusammenhang zwischen MS und der
Expression von in den anderswo zitierten Patenten identifizierten
Sequenzen bestätigt
werden. Das von der Anmelderin entdeckte Virussystem weist jedoch Ähnlichkeit
mit einem komplexen Retrovirussystem auf. Die gefundenen Sequenzen, die
in den von den verschiedenen Zellkulturen von MS-Patienten produzierten
extrazellulären
Viruspartikeln verkapselt sind, zeigen deutlich, daß eine gemeinsame
Verkapselung von Retrovirusgenomen, die verwandt sind, sich jedoch
von dem "wilden" Retrovirusgenom,
das die infizierenden Viruspartikel produziert, unterscheiden, stattfindet.
Dieses Phänomen
wurde bei replizierenden Retroviren und bei endogenen Retroviren,
die zu der gleichen Familie gehören,
ja so sogar heterolog sind, beobachtet. Der Begriff des endogenen
Retrovirus ist im Zusammenhang mit unserer Entdeckung sehr wichtig,
da man bei MSRV-1 beobachtet hat, daß endogene Retrovirussequenzen,
die Sequenzen umfassen, welche zu dem MSRV-1-Genom homolog sind,
in normaler menschlicher DNA existieren. Die Existenz von endogenen
Retroviruselementen (ERV), die in bezug auf die Gesamtheit oder
einen Teil ihres Genoms eine Ähnlichkeit
mit MSRV-1 aufweisen, erklärt
die Tatsache, daß die
Expression des Retrovirus MSRV-1 in den menschlichen Zellen mit
nahe verwandten endogenen Sequenzen eine Wechselwirkung eingehen
könnten.
Diese Wechselwirkungen findet man auch bei pathogenen und/oder infektiösen endogenen
Retroviren (z. B. bei gewissen ökotropen
Stämmen
des Maus-Leukämievirus),
bei exogenen Retroviren, deren Nukleotidsequenz teilweise oder ganz
in Form von ERVs im Genom des Wirtstiers wiedergefunden werden kann
(z. B. exogenes Virus des Mamma-Karzinoms
der Maus, das durch die Milch übertragen
wird) wieder. Diese Wechselwirkungen bestehen hauptsächlich aus
(i) einer Transaktivierung oder Coaktivierung der ERVs durch das
replizierende Retrovirus, (ii) einer "illegitimen" Verkapselung von RNA mit Ähnlichkeit
zu ERVs, oder ERVs – nämlich Zell-RNA – die einfach
kompatible Verkapselungsequenzen aufweisen, in Retroviruspartikeln,
die durch die Expression des replizierenden Stamms erzeugt wurden, die
manchmal übertragbar
sind und manchmal eine wirkliche Pathogenität aufweisen, sowie (iii) mehr
oder weniger stark ausgeprägte
Rekombinationen zwischen den gemeinsam verkap selten Genomen, insbesondere während den
Phasen der reversen Transkription, die zur Bildung von Hybridgenomen
führen
und die manchmal übertragbar
sind und manchmal eine wirkliche Pathogenität aufweisen.
-
So
(i) wurden unterschiedliche Sequenzen mit Ähnlichkeit zu MSRV-1 in den
gereinigten Viruspartikeln wiedergefunden; (ii) muß die molekulare
Analyse der unterschiedlichen Regionen des Genoms des Retrovirus MSRV-1
unter systematischer Analyse der mitverkapselten, störenden und/oder
rekombinierten Sequenzen, die durch die Infektion und/oder Expression
von MSRV-1 erzeugt wurden, durchgeführt werden; weiterhin können gewisse
Klone defiziente Sequenzabschnitte aufweisen, die durch die Replikation
des Retrovirus sowie die Matrizen- und/oder Transkriptionsfehler der reversen
Transkriptase erzeugt wurden; (iii) sind die Sequenzfamilien mit Ähnlichkeit
zu einer gleichen Genomregion des Retrovirus die Grundlagen eines
diagnostischen Pauschalnachweises, der dadurch optimiert werden
kann, daß man
gleichbleibende Regionen zwischen den exprimierten Klonen identifiziert
und Leseraster, die für
die Produktion von Antigen-Polypeptiden und/oder Pathogenen, die
nur von einem Teil, ja sogar einem einzigen, der exprimierten Klone
unter diesen Bedingungen produziert werden können, verantwortlich sind,
identifiziert, mit Hilfe der systematischen Analyse von Klonen, die
in einer Region eines gegebenen Gens exprimiert werden, kann man
die Variationshäufigkeit
und/oder die Rekombinationshäufigkeit
des MSRV-1-Genoms in dieser Region auswerten und die optimalen Sequenzen
für die
Anwendungen, insbesondere diagnostische Anwendungen, definieren;
(iv) kann die von einem Retrovirus wie MSRV-1 hervorgerufene Pathologie
eine direkte Auswirkung von seiner Expression und der Proteine oder Peptide,
die dadurch produziert wurden, jedoch auch eine Auswirkung der Aktivierung,
der Verkapselung, der Rekombination von ähnlichen oder heterologen Genomen
und von Proteinen oder Peptiden, die dadurch produziert wurden,
sein; so stel len diese mit der Expression von bzw. Infektion mit
MSRV-1 assoziierten Genome einen integrierenden Teil der möglichen
Pathogenität
dieses Virus dar und sind daher Grundlagen für den diagnostischen Nachweis
und bestimmte therapeutische Angriffspunkte. Ebenso kann jegliches
Agens, das diese Wechselwirkungen, die für die entsprechende Pathogenie
verantwortlich sind, assoziiert oder ein Cofaktor dafür ist, wie
MSRV-2 oder der unter der Nr.
FR-2
716 198 veröffentlichten
Patentanmeldung beschriebene gliotoxische Faktor, an der Ausarbeitung
einer hochwirksamen diagnostischen Pauschalstrategie, einer prognostischen
Pauschalstrategie, einer der Behandlung folgenden und/oder in einer
Therapie integrierten Pauschalstrategie, insbesondere von MS, jedoch
auch von jeder anderen Krankheit, die mit den gleichen Agentien einhergeht,
teilnehmen.
-
In
diesem Zusammenhang hat man eine parallele Entdeckung bei einer
anderen Autoimmunkrankheit, nämlich
der rheumatoiden Polyarthritis (RP), gemacht, die in der unter der
Nr. 95 02960 eingereichten französischen
Patentanmeldung beschrieben ist. Diese Entdeckung zeigt, daß man dadurch,
daß man ähnliche
methodologische Ansätze
wie diejenigen, die bei den Arbeiten der Anmelderin an MS verwendet
wurden, angewandt hat, ein bei RP exprimiertes Retrovirus, das ebenfalls
die bei MS für
MSRV-1 beschriebenen Sequenzen aufweist, sowie das gleichzeitige
Vorliegen einer assoziierten MSRV-2-Sequenz, die ebenso bei MS beschrieben
wird, identifizieren kann. In bezug auf MSRV-1 betreffen die gemeinsam
bei MS und bei RP nachgewiesenen Sequenzen die Gene pol und gag.
Mit dem gegenwärtigen
Wissensstand kann man die beschriebenen Sequenzen gag und pol mit
den MSRV-1-Stämmen,
die bei diesen beiden Krankheiten exprimiert werden, in Zusammenhang
bringen.
-
Die
vorliegende Patentanmeldung betrifft unterschiedliche Ergebnisse,
die diejenigen, die bereits in den untenstehenden französischen
Patentanmeldungen be schrieben sind, ergänzen:
| - | Nr. | 92 | vom 03.04.1992, | Veröffent | Nr. | 2 689 519; |
| | | 04322 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 92 | vom 03.11.1992, | Veröffent | Nr. | 2 689 521; |
| | | 13447 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 92 | vom 03.11.1992, | Veröffent | Nr. | 2 689 520; |
| | | 13443 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 94 | vom 04.02.1994, | Veröffent | Nr. | 2 715 936; |
| | | 01529 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 94 | vom 04.02.1994, | Veröffent | Nr. | 2 715 939; |
| | | 01531 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 94 | vom 04.02.1994, | Veröffent | Nr. | 2 715 936; |
| | | 01530 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 94 | vom 04.02.1994, | Veröffent | Nr. | 2 715 937; |
| | | 01532 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| - | Nr. | 94 | vom 24.11.1994, | Veröffent | Nr. | 2 727 428; |
| | | 14322 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
| sowie | | | | | | | | | |
| - | Nr. | 94 | vom 23.12.1994, | Veröffent | Nr. | 2 728 585; |
| | | 15810 | | | lichungs | | | | |
| | | | | | nummer | | | | |
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Die
vorliegende Erfindung betrifft in erster Linie verschiedene Nukleotidfragmente,
umfassend, oder bestehend aus, einer Nukleotidsequenz ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus
- (a) den Sequenzen
der Klone FBd3 (SEQ ID Nr. 46), t pol (SEQ ID Nr. 51), JLBc1 (SEQ
ID Nr. 52), JLBc2 (SEQ ID Nr. 53), GM3 (SEQ ID Nr. 56),
- (b) die zu diesen genomischen Sequenzen komplementären Sequenzen.
-
Zu
den genomischen Sequenzen zählt
man alle durch Coenkapsidation oder durch Coexpression assoziierten
Sequenzen, oder rekombinierte Sequenzen.
-
Die
Erfindung betrifft auch jegliche Nukleinsäuresonde für den Nachweis eines pathogenen
und/oder infektiösen
Agens, das mit MS assoziiert ist, wobei diese Sonde spezifisch an
jegliches Fragment wie zuvor definiert, das zu dem Genom dieses
pathogenen Agens gehört
oder darin vorliegt, hybridisieren kann.
-
Insbesondere
stammt die Nukleotidsequenz einer erfindungsgemäßen Nukleinsäuresonde
aus der Reihe der Sequenzen von 100 aufeinanderfolgenden Monomeren
eines Fragments aus der Reihe der Fragmente, deren Nukleotidsequenzen
in SEQ ID Nr. 46, SEQ ID Nr. 51, SEQ ID Nr. 52, SEQ ID Nr. 53, aus
der Reihe der Sequenzen von 30 oder 100 aufeinanderfolgenden Monomeren
des Fragments, dessen Nukleotidsequenz in SEQ ID Nr. 56 angegeben
ist; sowie den zu diesen Sequenzen komplementären Nukleotidsequenzen.
-
Außerdem betrifft
die Erfindung einen Primer für
die Amplifikation mittels Polymerisation einer RNA oder einer DNA
eines Virusmaterials, umfassend eine Nukleotidsequenz, die mit mindestens
einem Teil der Nukleotidsequenz eines beliebigen Fragments wie oben
definiert identisch ist, insbesondere eine Nukleotidsequenz aus
einer Sequenz von 30 aufeinanderfolgenden Monomeren der SEQ ID Nr.
56 und der zu dieser Sequenz komplementären Sequenz. Vorzugsweise ist
die Primer-Sequenz mit der SEQ ID Nr. 49 identisch.
-
Allgemein
ausgedrückt
umfaßt
die Erfindung jede beliebige RNA oder DNA, insbesondere jeglichen Replikationsvektor,
umfassend ein wie oben definiertes Nukleotidfragment.
-
Die
Erfindung bezieht sich auch auf verschiedene Peptide, die von jeglichem
offenen Leseraster codiert werden, das zu einem Nukleotidfragment
wie oben definiert gehört,
insbesondere auf jegliches Polypeptid, zum Beispiel jegliches Oligopeptid,
das eine antigene Determinante, die von Seren von mit MSRV-1-Virus infizierten
Patienten und/oder von Patienten, bei denen das MSRV-1-Virus reaktiviert
worden ist, erkannt wird, bildet oder enthält. Vorzugsweise ist dieses
Polypeptid antigen, und wird von dem offenen Leseraster, das in 5'-3'-Richtung beim Nukleotid 181 beginnt
und beim Nukleotid 330 von SEQ ID Nr. 1 aufhört, codiert.
-
Insbesondere
weist ein antigenes Polypeptid, das von Seren von mit MSRV-1-Virus
infizierten Patienten und/oder von Patienten, bei denen das MSRV-1-Virus
reaktiviert worden ist, erkannt wird, eine Peptidsequenz auf, die
mit der Sequenz, die von SEQ ID Nr. 39, SEQ ID Nr. 63 und SEQ ID
Nr. 87 teilweise oder vollständig
identisch ist oder dieser Sequenz äquivalent ist; solch eine Sequenz
ist zum Beispiel mit der gesamten Sequenz ausgewählt aus der Gruppe, die die
Sequenzen SEQ ID Nr. 41 bis SEQ ID Nr. 44, SEQ ID Nr. 63 und SEQ
ID Nr. 87 beinhaltet, identisch.
-
So
werden in der vorliegenden Erfindung auch mono- oder polyklonale
Antikörper
gegen das MSRV-1-Virus vorgestellt, die durch immunologische Reaktion
eines menschlichen oder tierischen Organismus auf ein immunogenes
Agens erhalten werden, das aus einem antigenen Polypeptid wie zuvor
definiert besteht.
-
Anschließend befaßt sich
die Erfindung mit:
-
- – Nachweisreagentien
für das
MSRV-1-Virus oder für
Kontakt mit diesem Virus, enthaltend als Reagenswirkstoff ein Polypeptid,
insbesondere ein antigenes Polypeptid, wie oben definiert, oder
einen Antikörper gegen
dieses Peptid;
- – alle
diagnostischen, prophylaktischen oder therapeutischen Zusammensetzungen,
enthaltend ein oder mehrere Peptide, insbesondere antigene Peptide,
wie oben definiert, oder einen oder mehrere Antikörper gegen
Peptide, die zuvor betrachtet wurden; solch eine Zusammensetzung
ist vorzugsweise und beispielsweise eine Impfstoffzusammensetzung.
-
Die
Erfindung befaßt
sich weiterhin mit jeglicher diagnostischen, prophylaktischen oder
therapeutischen Zusammensetzung, insbesondere zum Hemmen der Expression
mindestens eines pathogenen und/oder infektiösen Agens, das mit MS assoziiert
ist, die ein Nukleotidfragment wie oben definiert enthält.
-
Erfindungsgemäß können die
genannten Fragmente oder Polynukleotide, insbesondere Oligonukleotide,
Bestandteil von allen entsprechenden Zusammensetzungen für den Nachweis
mittels jeglichen geeigneten Verfahrens bzw. jeder geeigneter Methode
eines pathologischen und/oder infektiösen Agens, das mit MS bzw.
RP assoziiert ist, in einer biologischen Probe sein. Bei solch einem
Verfahren bringt man eine RNA und/oder eine DNA, von der angenommen
wird, daß sie
zu diesem pathologischen und/oder infektiösen Agens gehört oder
von diesem stammt und/oder ihre komplementäre RNA und/oder DNA mit dieser
Zusammensetzung in Kontakt.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ebenfalls ein Verfahren zum Nachweisen
des Vorhandenseins von oder des Kontakts mit einem pathologischen
und/oder infektiösen
Agens in einer biologischen Probe, indem man diese Probe mit einem
Peptid, insbesondere einem antigenen Peptid wie oben definiert in
Kontakt bringt, insbesondere einen Antikörper eines Peptids, wie oben
definiert.
-
In
der Praxis umfaßt
beispielsweise ein Nachweismittel des MSRV-1-Virus ein Reaktionsmittel
wie oben definiert, getragen auf einem festen Träger, der immunolo gisch mit
dem Reagens kompatibel ist, und ein Mittel zum in-Kontakt-bringen
der biologischen Probe, zum Beispiel einer Blut- oder Gehirnliquorprobe,
bei der die Möglichkeit
besteht, daß sie
anti-MSRV-1-Antikörper
enthält,
unter Bedingungen, die eine gegebenenfalls stattfindende immunologische
Reaktion ermöglichen,
mit dem Reagens in Kontakt, was alles mit Nachweismitteln des mit
dem Reagens gebildeten Immunkomplexes erfolgt.
-
Abschließend betrifft
die Erfindung auch den Nachweis von anti-MSRV-1-Antikörpern in
einer biologischen Probe, zum Beispiel in einer Blut- oder Hirnliquorprobe,
wobei man diese Probe mit einem Reagens wie oben definiert, bestehend
aus einem Antikörper,
in Kontakt bringt, und zwar unter Bedingungen, die eine mögliche Immunreaktion
ermöglichen,
und man anschließend
das Vorliegen eines mit dem Reagens gebildeten Immunkomplexes nachweist.
-
Die
Erfindung betrifft auch die folgenden Verwendungen:
Verwendung
einer Nukleinsäuresonde
zum in-vitro-Nachweisen
eines pathogenen und/oder infektiösen Agens, das mit Multipler
Sklerose assoziiert ist, wobei die Sonde 10 bis 100 aufeinanderfolgende
Monomere eines Fragments wie oben definiert enthält.
-
Verwendung
eines Primers für
die Amplifikation durch Polymerisation einer RNA oder einer DNA
eines Virusmaterials, das mit Multipler Sklerose assoziiert ist,
wobei der Primer eine Nukleotidsequenz von 10 bis 30 aufeinanderfolgenden
Monomeren, die mit der Nukleotidsequenz eines Fragments wie oben
definiert identisch ist, enthält.
-
Bevor
die Erfindung genauer dargelegt wird, werden nun verschiedene Begriffe,
die in der Beschreibung und in den Ansprüchen verwendet werden, definiert:
-
- – Unter "Stamm" oder "Isolat" versteht man jegliche infizierende
und/oder pathogene biologische Fraktion, die zum Beispiel Viren
und/oder Bakterien und/oder Parasiten enthält und die ein pathogenes und/oder
antigenes Potential erzeugt, das von einer Kultur oder einem lebenden
Wirt geborgen wird; so kann zum Beispiel ein wie oben definierter
Virusstamm ein mitinfizierendes Agens, zum Beispiel einen pathogenen
Protisten, enthalten;
- – der
in der vorliegenden Beschreibung verwendete Begriff "MSRV" bezeichnet jegliches
pathogene und/oder infizierende Agens, das mit MS assoziiert ist,
insbesondere eine Virusart, die attenuierten Stämme dieser Virusart, oder die
defizienten Partikel, die interferieren oder miteingekapselte Genome
oder auch Genome, die mit einem Teil des MSRV-1-Genoms rekombiniert
haben, die sich von dieser Art ableiten, umfassen. Es ist bekannt,
daß Viren,
insbesondere Viren, die RNA enthalten, im Anschluß insbesondere
an relativ hohe spontane Mutationsraten (7), eine Variabilität aufweisen,
was im folgenden für
die Definition des Begriffs der Äquivalenz
in Betracht gezogen werden wird;
- – unter
menschlichem Virus versteht man ein Virus, das den Menschen infizieren
bzw. vom Menschen geborgen werden kann;
- – man
muß sich über all
die natürlichen
oder induzierten Variationen und/oder Rekombinationen, die bei der Durchführung der
vorliegenden Erfindung gefunden werden können, im Klaren sein.
- – Die
Variante eines erfindungsgemäßen Virus
oder pathogenen und/oder infektiösen
Agens umfaßt
mindestens ein Antigen, das von mindestens einem Antikörper erkannt
wird, der gegen mindestens ein Antigen, das diesem Virus und/oder
diesem pathogenen und/oder infektiösen Agens entspricht, und/oder
gegen ein Genom gerichtet ist, wobei jeglicher Teil davon von mindestens
einer Mybridisierungssonde nachgewiesen wird, und/oder mindestens
einen Nukleotid-Amplifikationsprimer, der für die ses Virus und/oder pathogene
und/oder infektiöse
Agens spezifisch ist und die zum Beispiel bei dem Virus mit der
Bezeichnung MSRV-1 eine Nukleotidsequenz aus der Reihe SEQ ID Nr.
20 bis SEQ ID Nr. 24, SEQ ID Nr. 26, SEQ ID Nr. 16 bis SEQ ID Nr.
19, SEQ ID Nr. 31 bis SEQ ID Nr. 33, SEQ ID Nr. 45, SEQ ID Nr. 47,
SEQ ID Nr. 48, SEQ ID Nr. 49, SEQ ID Nr. 50, SEQ ID Nr. 45 und ihren
komplementären
Sequenzen aufweisen, unter bestimmten Hybridisierungsbedingungen,
die dem Fachmann gut bekannt sind;
- – erfindungsgemäß ist ein
Nukleotidfragment oder ein Oligonukleotid oder ein Polynukleotid
eine Aneinanderreihung von Monomeren, oder ein Biopolymer, die bzw.
das durch die informationstragende Sequenz der natürlichen
Nukleinsäuren
charakterisiert ist und fähig
ist, mit einem beliebigen anderen Nukleotidfragment unter vorbestimmten
Bedingungen zu hybridisieren, wobei die Aneinanderreihung Monomere
mit unterschiedlichen chemischen Strukturen enthalten kann und ausgehend
von einem natürlichen
Nukleinsäuremolekül und/oder
durch genetische Rekombination und/oder durch chemische Synthese
erhalten werden kann; ein Nukleotidfragment kann mit einem Genomfragment
des MSRV-1-Virus,
mit dem sich die vorliegende Erfindung befaßt, insbesondere einem Gen
des letztgenannten, bei diesem Virus zum Beispiel pol oder env,
identisch sein;
- – so
kann ein Monomer ein natürliches
Nukleinsäurenukleotid
sein, dessen Bausteine ein Zucker, eine Phosphatgruppe und eine
Stickstoffbase sind; bei der RNA handelt es sich bei dem Zucker
um Ribose, bei der DNA handelt es sich bei dem Zucker um Desoxy-2-ribose;
je nachdem, ob es sich um DNA oder RNA handelt, stammt die Stickstoffbase
aus der Gruppe Adenin, Guanin, Uracil, Cytosin, Thymin; das Nukleotid kann
jedoch auch in mindestens einem der drei Bausteine modifiziert sein;
so kann die Modifikation zum Beispiel bei den Basenansätzen erfolgen,
wodurch modifizierte Basen wie Inosin, Methyl-5-desoxycytidin, Desoxyuridin,
Dimethylamino-5-desoxyuridin, Diamino-2,6-purin, Brom-5-desoxyuridin und
jegliche sonstige modifizierte Basen, die die Hybridisierung begünstigen,
geschaffen werden; beim Zucker kann die Modifikation darin bestehen,
daß man
mindestens eine Desoxyribose durch ein Polyamid (8) ersetzt, und
bei der Phosphatgruppe kann die Modifikation darin bestehen, daß man sie
durch Ester, insbesondere Ester aus der Gruppe Diphosphatester,
Alkyl- und Arylphosphonat sowie Phosphorthioat, ersetzt;
- – unter "informationstragende
Sequenz" versteht
man jegliche geordnete Anreihung von Monomeren, deren chemische
Natur und Ordnung in einer Bezugsrichtung gegebenenfalls eine funktionsfähige Information
von der gleichen Qualität
wie die der natürlichen
Nukleinsäuren
darstellt;
- – unter
Hybridisierung versteht man den Vorgang, bei dem unter entsprechenden
Arbeitsbedingungen zwei Nukleotidfragmente mit ausreichend komplementären Sequenzen
zu einer komplexen Struktur, insbesondere einer Doppel- oder Dreifachstruktur,
vorzugsweise in Form einer Helix, paaren;
- – eine
Sonde umfaßt
ein chemisch synthetisiertes oder mittels Verdauung oder enzymatischer
Restriktion eines längeren
Nukleotidfragments erhaltenes Nukleotidfragment, das mindestens
sechs Monomere, vorteilhafterweise 10 bis 100 Monomere, vorzugsweise
10 bis 30 Monomere umfaßt
und eine Hybridisierungsspezifität
unter bestimmten Bedingungen aufweist; vorzugsweise wird eine Sonde,
die weniger als 10 Monomere besitzt, nicht allein verwendet, sondern
in Gegenwart von anderen Sonden, die genauso kurz sind oder nicht;
unter gewissen spezifischen Bedingungen kann es nützlich sein,
Sonden mit einer Größe von über 100
Monomeren zu verwenden; eine Sonde kann insbesondere für diagnos tische
Zwecke verwendet werden, wobei es sich zum Beispiel um Fang- und/oder
Nachweissonden handeln wird;
- – die
Fangsonde kann auf jede beliebige Art und Weise, also direkt oder
indirekt, zum Beispiel kovalent oder durch passive Adsorption, auf
einem festen Träger
immobilisiert sein;
- – die
Nachweissonde kann mit einem Marker, insbesondere aus der Gruppe
der radioaktiven Isotope, mit Enzymen, insbesondere aus der Gruppe
Peroxydase und alkalische Phosphatase und denjenigen, die ein chromogenes,
fluorigenes oder lumineszierendes Substrat zu hydrolysieren vermögen, mit
chemischen chromophoren Verbindungen, mit chromogenen, fluorigenen
oder lumineszierenden Verbindungen, mit Nukleotidbasenanalogen und
mit Biotin markiert sein;
- – die
Sonden, die erfindungsgemäß für diagnostische
Zwecke verwendet werden können,
können
bei allen bekannten Hybridisierungstechniken verwendet werden, insbesondere
bei den Techniken, die unter den Bezeichnungen "DOT-BLOT" (9), "SOUTHERN-BLOT" (10), "NORTHERN-BLOT", wobei es sich um
eine Technik handelt, die mit der "SOUTHERN-BLOT"-Technik
identisch ist, bei der jedoch RNA als Angriffspunkt verwendet wird,
die SANDWICH-Technik
(11) bekannt sind; vorteilhafterweise verwendet man bei der vorliegenden
Erfindung die SANDWICH-Technik, die eine spezifische Fangsonde und/oder
spezifische Nachweissonde umfaßt,
wobei gilt, daß die
Fangsonde und die Nachweissonde eine zumindest teilweise unterschiedliche
Nukleotidsequenz aufweisen müssen,
- – jede
erfindungsgemäße Sonde
kann in vivo oder in vitro mit RNA und/oder DNA hybridisieren, um
Replikationserscheinungen, insbesondere Translation und/oder Transkription,
zu blockieren und/oder um diese DNA und/oder RNA abzubauen,
- – ein
Primer ist eine Sonde, die mindestens sechs Monomere, vorteilhafterweise
10 bis 30 Monomere, umfaßt,
die eine Hybridisierungsspezifität
unter bestimmten Bedingungen aufweisen, mit dem Zweck, eine enzymatische
Polymerisation zu initiieren, zum Beispiel bei einer Amplifikationstechnik
wie der PCR (Polymerase Chain Reaction), bei einem Elongationsvorgang
wie der Sequenzierung, bei einer reversen Transkriptionsmethode
oder ähnlichem,
- – zwei
Nukleotid- oder Peptidsequenzen werden als äquivalent oder voneinander
abstammend oder von einer Referenzsequenz abstammend bezeichnet,
wenn die entsprechenden Biopolymere ohne identisch zu sein bei der
jeweiligen Anwendung oder Verwendung oder bei der Technik, an der
sie beteiligt sind, im wesentlichen die gleiche Rolle spielen können; Sequenzen,
die insbesondere äquivalent
sind, sind zwei Sequenzen, die aufgrund der natürlichen Variabilität erhalten
wurden, insbesondere aufgrund der spontanen Mutation der Art, aus
der sie identifiziert worden sind, oder aufgrund induzierter Mutation,
sowie zwei homologe Sequenzen, wobei Homologie im folgenden definiert
wird,
- – unter "Variabilität" versteht man jegliche
spontane oder induzierte Modifikation einer Sequenz, insbesondere
durch Substitution und/oder Insertion und/oder Deletion von Nukleotiden
und/oder Nukleotidfragmenten, und/oder Verlängerung und/oder Verkürzung der
Sequenz an mindestens einem Ende; eine unnatürliche Variabilität kann das
Ergebnis der verwendeten Gentechnikmethoden sein, zum Beispiel das
Ergebnis der Auswahl von degenerierten oder nicht degenerierten
synthetischen Primern, die für
die Amplifikation einer Nukleinsäure
gewählt
wurden; diese Variabilität
kann sich in Modifikationen in einer beliebigen Ausgangssequenz,
die als Referenz aufgefaßt
wird, äußern und
kann durch einen Homologiegrad in bezug auf diese Referenzsequenz
ausgedrückt
werden,
- – die
Homologie charakterisiert den Grad der Identi tät von zwei Nukleotid- oder
Peptidfragmenten, die verglichen werden; sie wird mit dem Prozentsatz
der Identität,
die insbesondere durch direkten Vergleich von Nukleotid- oder Peptidsequenzen
in bezug auf Referenznukleotid- oder -peptidsequenzen bestimmt wird, gemessen,
- – dieser
Prozentsatz der Identität
wurde spezifisch für
die Nukleotidfragmente bestimmt, insbesondere für Klone, die für die vorliegende
Erfindung von Bedeutung sind, für
Homologe zu den für
das MSRV-1-Virus durch
die SEQ ID Nr. 1 bis NR. 9, SEQ ID Nr. 46, SEQ ID Nr. 51 bis SEQ
ID Nr. 53, SEQ ID Nr. 40, SEQ ID Nr. 56 und SEQ ID Nr. 57 identifizierten
Fragmente sowie für
die Sonden, die zu den Sonden homologen Primer und die Primer, die
durch SEQ ID Nr. 20 bis SEQ ID Nr. 24, SEQ ID Nr. 26, SEQ ID Nr.
16 bis SEQ ID Nr. 19, SEQ ID Nr. 31 bis SEQ ID Nr. 33, SEQ ID Nr.
45, SEQ ID Nr. 47, SEQ ID Nr. 48, SEQ ID Nr. 49, SEQ ID Nr. 50,
SEQ ID Nr. 55, SEQ ID Nr. 40, SEQ ID Nr. 56 und SEQ ID Nr. 57 homologen
Primer; beispielsweise beträgt
der niedrigste Prozentsatz der Identität, der zwischen den unterschiedlichen
allgemeinen Konsensus-Nukleinsäuren, die
gemäß einem
weiter unten ausgeführten
Protokoll ausgehend von MSRV-1-Virus-RNA-Fragmenten der Linien LM7PC und PLI-2
erhalten wurden, beobachtet wurde, 67% in der in Abbildung 1 beschriebenen
Region,
- – ein
Nukleotidfragment wird als einem Referenzfragment äquivalent
bzw. von einem Referenzfragment abgeleitet bezeichnet, wenn es eine
Nukleotidsequenz aufweist, die zu der Referenzfragmentsequenz äquivalent
ist; gemäß der obigen
Definition sind die folgenden insbesondere äquivalent zu einem Referenznukleotidfragment:
(a)
ein Fragment, das zumindest teilweise mit der Komplementärsequenz
des Referenzfragments hybridisieren kann,
(b) ein Fragment,
dessen Alignment mit dem Refe renzfragment zum Nachweis von mehr
identischen aufeinanderfolgenden Basen führt als mit einem beliebigen
anderen Fragment, das von einer anderen taxonomischen Gruppe stammt,
(c)
ein Fragment, das das Ergebnis der natürlichen Variabilität der Art,
von der es stammt, ist oder sein kann,
(d) ein Fragment, das
das Ergebnis von auf das Referenzfragment angewandte Gentechnikmethoden
sein kann,
(e) ein Fragment, das mindestens acht aufeinanderfolgende
Nukleotide enthält
und das für
ein Peptid codiert, das mit dem von dem Referenzfragment codierten
Peptid homolog oder dazu identisch ist,
(f) ein Fragment, das
sich von dem Referenzfragment durch Insertion, Deletion, Substitution
von mindestens einem Monomer, Verlängerung oder Verkürzung an
mindestens einem seiner Enden unterscheidet; zum Beispiel ein Fragment,
das dem Referenzfragment, das an mindestens einem seiner Enden von
einer Nukleotidsequenz, die nicht für ein Polypeptid codiert, flankiert
ist, entspricht,
- – unter
Polypeptid versteht man insbesondere ein beliebiges Peptid aus mindestens
zwei Aminosäuren, insbesondere
ein Oligopeptid oder Protein, das durch menschliche Manipulation
extrahiert, abgetrennt oder im wesentlichen isoliert oder synthetisiert
wird, insbesondere diejenigen, die durch chemische Synthese oder
durch Expression in einem rekombinanten Organismus erhalten werden,
- – unter "Polypeptid, das teilweise
von einem Nukleotidfragment codiert wird" versteht man ein Polypeptid, das mindestens
drei Aminosäuren
aufweist, die von mindestens neun aufeinanderfolgenden Monomeren, die
in diesem Nukleotidfragment enthalten sind, codiert werden,
- – eine
Aminosäure
wird als analog zu einer anderen Aminosäure bezeichnet, wenn ihre jeweiligen
chemisch-physikalischen Eigenschaften wie Polarität, Hydrophobität und/oder
Alkalität
und/oder Azidität und/oder
Neutralität
im wesentlichen gleich sind; so ist ein Leucin zu einem Isoleucin
analog,
- – ein
Polypeptid wird als äquivalent
zu einem Referenzpolypeptid bzw. davon abgeleitet bezeichnet, wenn die
Polypeptide, die verglichen werden, im wesentlichen die gleichen
Eigenschaften, insbesondere die gleichen antigenen Eigenschaften,
immunologischen Eigenschaften, enzymologischen Eigenschaften und/oder
Eigenschaften der molekularen Erkennung, aufweisen; die folgenden
sind insbesondere zu einem Referenzpolypeptid äquivalent:
(a) ein Polypeptid,
das eine Sequenz aufweist, bei der mindestens eine Aminosäure durch
eine analoge Aminosäure
substituiert worden ist,
(b) ein Polypeptid mit einer äquivalenten
Peptidsequenz, das durch natürliche
oder induzierte Variation dieses Referenzpolypeptids und/oder des
Nukleotidfragments, das für
dieses Polypeptid codiert, erhalten wird,
(c) ein Mimotop dieses
Referenzpolypeptids,
(d) ein Polypeptid, in dessen Sequenz
eine oder mehrere Aminosäuren
der Reihe L durch eine Aminosäure der
Reihe D ersetzt sind und umgekehrt,
(e) ein Polypeptid, in
dessen Sequenz eine Modifikation der Seitenketten der Aminosäuren eingeführt worden
ist, wie zum Beispiel eine Acetylierung der Aminofunktion, eine
Carboxylierung der Thiolfunktionen, eine Veresterung der Carbonsäurefunktionen,
(f)
ein Polypeptid, in dessen Sequenz eine oder mehrere Peptidbindungen
modifiziert worden sind, wie zum Beispiel Carba-Bindungen, Retro-Bindungen, Reverso-Bindungen,
Retro-Reverso-Bindungen,
reduzierte Bindungen sowie Methylenoxy-Bindungen,
(g) ein Polypeptid,
bei dem mindestens ein Antigen von Antikörpern, die gegen ein Referenzpolypeptid
gerichtet sind, erkannt wird, der Prozentsatz der Identität, der die
Homologie von zwei Peptidfragmenten, die verglichen werden, charakterisiert,
beträgt
erfindungsgemäß mindestens
50%, vorzugsweise mindestens 70%.
-
In
Anbetracht dessen, daß ein
Virus mit der enzymatischen Aktivität einer reversen Transkriptase
genetisch sowohl in RNA-Form als auch in DNA-Form charakterisiert
werden kann, wird sowohl auf virale DNA als auch auf virale RNA
für die
Charakterisierung der Sequenzen, die sich auf ein Virus beziehen,
das eine solche reverse Transkriptase-Aktivität aufweist, erfindungsgemäß MSRV-1 genannt, Bezug
genommen werden.
-
Die
in der vorliegenden Beschreibung und in den Ansprüchen verwendeten
Ordnungsbezeichnungen wie "erste
Nukleotidsequenz" werden
nicht gewählt,
um eine bestimmte Ordnung zu bezeichnen, sondern um die Erfindung
deutlicher zu definieren.
-
Unter
Nachweis einer Substanz oder eines Agens versteht man im folgenden
Text nicht nur eine Identifikation, sondern auch eine quantitative
Bestimmung oder eine Abtrennung oder Isolation von dieser Substanz
oder diesem Agens.
-
Die
Erfindung wird beim Durchlesen der folgenden detaillierten Beschreibung,
die auf die beigelegten Abbildungen Bezug nimmt, besser verstanden
werden, wobei die Abbildungen folgendes darstellen:
-
1 zeigt
allgemeine Nukleinsäurekonsensussequenzen
von MSRV-1B-Klonen, die mittels PCR-Technik in der von Shih (12) definierten „pol"-Region ausgehend von Virus-DNA der Linien
LM7PC und PLI-2 amplifiziert wurden und die mit den Be zeichnungen
SEQ ID Nr. 3, SEQ ID Nr. 4, SEQ ID Nr. 5 und SEQ ID Nr. 6 identifiziert
sind sowie die gemeinsame Konsensussequenz mit Amplifikations-Primern
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 7,
-
2 zeigt
die Definition eines funktionellen Leserasters für jede Familie des MSRV-1B/"PCR pol"-Typs, wobei diese
Familien A bis D durch die Nukleotidsequenzen SEQ ID Nr. 3, SEQ
ID Nr. 4, SEQ ID Nr. 5 bzw. SEQ ID Nr. 6, die in 1 beschrieben
sind, definiert sind,
-
3 zeigt
ein Beispiel für
Konsensus-Sequenzen
von MSRV-2B, das die Bezeichnung SEQ ID Nr. 11 trägt,
-
4 ist
eine Darstellung der reversen Transkriptase-Aktivität (RT-Aktivität) in dpm
(Desintegrationen pro Minute) in Saccharosefraktionen von einem
Aufreinigungsgradienten von Virionen, die von in Kultur gezüchteten
B-Lymphozyten eines MS-Patienten produziert wurden,
-
5 zeigt
die quantitative Bestimmung der reversen Transkriptase-Aktivität in der
Kultur einer von einer MS-freien Kontrolle stammenden B-Lymphozyten-Linie
unter den selben Versuchsbedingungen wie für 4,
-
6 zeigt
die Nukleotidsequenz des Klons PSJ17 (SEQ ID Nr. 9),
-
7 zeigt
die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 8 des Klons mit der Bezeichnung
M003-P004,
-
8 zeigt
die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 2 des Klons F11-1; der Teil zwischen
den zwei Pfeilen in der Primer-Region entspricht einer Variabilität, die durch
die Auswahl des Primers für
die Klonierung von F11-1 bedingt ist; in der selben Abbildung ist
die Translation in Aminosäuren
dargestellt;
-
9 zeigt
die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 1 sowie ein funktionelles Leseraster
in den Aminosäuren
von SEQ ID Nr. 1; in dieser Sequenz sind die Konsensus-Sequenzen
des pol-Gens unter strichen,
-
die 10 und 11 zeigen
die Ergebnisse einer PCR von mit Primern mit den Bezeichnungen SEQ
ID Nr. 16, SEQ ID Nr. 17, SEQ ID Nr. 18 und SEQ ID Nr. 19 erhaltenen
Identifikationsprodukten in Form einer Photographie eines mit Ethidiumbromid
imprägnierten
Agarosegels unter UV-Licht;
-
12 zeigt eine Matrixdarstellung der Homologie
zwischen SEQ ID Nr. 1 des MSRV-1 und derjenigen eines endogenen
Retrovirus mit der Bezeichnung HSERV9; diese Homologie von mindestens
65% wird durch einen einfachen Strich dargestellt, das Fehlen eines
Strichs bedeutet eine Homologie von weniger als 65%;
-
13 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 46 des
Klons FBd3,
-
14 zeigt die Sequenzhomologie zwischen dem Klon
FBd3 und dem Retrovirus HSERV-9;
-
15 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 51 des
Klons t pol;
-
16 und 17 zeigen
die Nukleotidsequenzen SEQ ID Nr. 52 bzw. SEQ ID Nr. 53 der Klone JLBc1
bzw. JLBc2;
-
18 zeigt die Sequenzhomologie zwischen dem Klon
JLBc1 und dem Klon FBd3,
-
und 19 die Sequenzhomologie zwischen Klon JLBc2 und
FBd3;
-
20 zeigt die Sequenzhomologie zwischen den Klonen
JLBc1 und JLBc2;
-
21 und 22 zeigen
die Sequenzhomologie zwischen dem Retrovirus HSERV-9 und den Klonen
JLBc1 bzw. JLBc2;
-
23 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 56 des
Klons GM3;
-
24 zeigt die Sequenzhomologie zwischen dem Retrovirus
HSERV-9 und dem Klon GM3;
-
25 zeigt die Lage der verschiedenen untersuchten
Klone im Bezug auf das Genom des bekannten Retrovirus ERV9;
-
26 zeigt die Position der Klone F11-1, M003-P004
und PSJ17 in der im folgenden MSRV-1 pol * genannten Region;
-
27, die in die aufeinanderfolgenden drei 27a, 27b und 27c geteilt ist, zeigt ein mögliches Leseraster, das die
Gesamtheit des pol-Gens abdeckt;
-
28 zeigt gemäß SEQ ID
Nr. 40 die Nukleotidsequenz, die für das Peptidfragment pol2B
codiert, das die in SEQ ID Nr. 39 gezeigte Aminosäuresequenz
aufweist;
-
29 zeigt die OD-Wörter (ELISA-Tests) bei 492
nm, die mit 29 Seren von MS-Patienten und 32 Seren von gesunden
Kontrollen bei Prüfung
mit einem anti-IgG-Antikörper
erhalten wurden;
-
30 zeigt die OD-Wörter (ELISA-Tests) bei 492
nm, die mit 36 Seren von MS-Patienten und 42 Seren von gesunden
Kontrollen bei Prüfung
mit einem anti-IgM-Antikörper
erhalten wurden;
-
31 bis 33 zeigen
die Ergebnisse (relative Intensität der Spots) die mit der Spotscan-Technik mit 43 überlappenden
Octapeptiden, die die Aminosäuresequenz
61–110
abdecken, erhalten wurden, und zwar mit einem Pool von MS-Seren,
einem Pool von Kontrollseren bzw. dem Pool der MS-Seren nach Abziehen
des entsprechenden Rauschens, das mit dem Kontrollserum an mindestens
einem Octapeptid nachgewiesenen Maximalsignal entspricht (Intensität = 1),
wobei diese Seren auf 1/50 verdünnt
worden waren. Der Balken ganz rechts zeigt einen Standard für den graphischen
Maßstab
ohne Bezug auf den serologischen Test;
-
34 zeigt SEQ ID Nr. 41 und SEQ ID Nr. 42 von zwei
Polypeptiden, die Immundominanten umfassen, während SEQ ID Nr. 43 und 44
für MS
spezifische immunreaktive Polypeptide zeigen;
-
35 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 59 des
Klons LB19 sowie drei mögliche
Leseraster in Aminosäuren
von SEQ ID Nr. 59;
-
36 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr. 88 (GAG*)
und ein mögliches
Leseraster in Aminosäuren
von SEQ ID Nr. 88;
-
37 zeigt die Sequenzhomologie zwischen dem Klon
FBd13 und dem Retrovirus HSERV-9; gemäß dieser Darstellung bedeutet
der durchgezogene Strich einen Homologieprozentsatz von gleich 70%
oder darüber
und das Fehlen des Strichs bedeutet einen geringeren Homologieprozentsatz;
-
38 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr.
61 des Klons FP6 und drei mögliche
Leseraster in Aminosäuren
von SEQ ID Nr. 61;
-
39 zeigt die Nukleotidsequenz SEQ ID Nr.
89 des Klons G + E + A und drei mögliche Leseraster in Aminosäuren von
SEQ ID Nr. 89;
-
40 zeigt ein Leseraster in der Region E, das für eine MSRV-1-Retrovirus-Protease
gemäß SEQ ID
Nr. 90 codiert;
-
41 zeigt die Reaktion von jedem Serum von MS-Patienten,
das mit dem Symbol (+) bezeichnet ist, und von gesunden Probanten,
das mit (–)
bezeichnet ist, im Test mit einem anti-IgG-Antikörper, ausgedrückt als
reine optische Dichte bei 492 nm;
-
42 zeigt die Reaktion von jedem Serum von MS-Patienten,
das mit den Symbolen (+) und (QS) bezeichnet ist, und von gesunden
Probanten, das mit (–)
bezeichnet ist, im Test mit einem anti-IgM-Antikörper, ausgedrückt als
reine optische Dichte bei 492 nm;
-
BEISPIEL 1: GEWINNUNG VON KLONEN MIT DER
BEZEICHNUNG MSRV-1B UND MSRV-2B, DIE EIN RETROVIRUS MSRV-1 BZW.
EIN COINFEKTIÖSES
AGENS MSRV-2 DEFINIEREN, DURCH AMPLIFIKATION VON KONSERVIERTEN POL-REGIONEN
VON RETROVIREN AN VIRIONENPRÄPARATEN
DER LINIEN LM7PC UND PLI-2 DURCH AMPLIFIKATION MITTELS „NESTED"-PCR
-
Man
verwendete eine PCR-Technik, die sich von der von Shih (12) veröffentlichten
Technik ableitet. Mit dieser Technik kann man durch Behandeln aller
Komponenten des Reaktionsmediums mittels DNase alle Spuren von kontaminierender
DNA eliminieren. Parallel dazu kann man damit dadurch, daß man unterschiedliche,
jedoch überlappende,
Primer in zwei aufeinanderfolgenden Serien von PCR-Amplifikationszyklen
einsetzt, die Chancen verbessern, daß eine cDNA amplifiziert wird,
die ausgehend von einer zu Beginn niedrigen RNA-Menge, die in der
Probe noch mehr durch die parasitierende Wirkung der DNase auf die
RNA herabgesetzt ist, synthetisiert worden ist. Die DNase wird nämlich unter
Bedingungen überschüssiger Aktivität eingesetzt,
die es ermöglichen,
alle Spuren von kontaminierender DNA zu eliminieren, bevor dieses
Enzym, das noch in der Probe verbleibt, durch 10minütiges Erhitzen
auf 85°C
inaktiviert wird. Diese Variante der PCR-Technik, die von Shih (12)
beschrieben wurde, wurde bei einer cDNA eingesetzt, die ausgehend
von Nukleinsäuren
von Fraktionen von auf Saccharosegradient nach der von H. Perron
(13) beschriebenen Technik aufgereinigten infektiösen Partikeln
synthetisiert wurde, und zwar erstens ausgehend von dem Isolat „POL-2" (ECACC Nr. V92072202),
das von der Linie PLI-2 (ECACC Nr. 92072201) produziert wurde, und
zweitens von dem Isolat MS7PG (ECACC Nr. V93010816), das von der
Linie LM7PC (ECACC Nr. 93010817) produziert wurde. Diese Kulturen
wurden nach Methoden erhalten, die den Gegenstand der unter den
Nummern
WO 93/20188 und
WO 93/20189 veröffentlichten
Patentanmeldungen bilden.
-
Nach
Klonieren mit dem TA Cloning Kit® der
nach dieser Technik amplifizierten Produkte und Sequenzanalyse mit
Hilfe eines Sequenzierautomaten „Automatic Sequencer, Modell
373A" von Applied
Biosystems wurden die Sequenzen mit der Software Geneworks® an
der letzten von der Datei Genebank® verfügbaren Version
analysiert.
-
Die
ausgehend von diesen Proben klonierten und sequenzierten Sequenzen
entsprechen insbesondere zwei Arten von Sequenzen: einer ersten
Art von Sequenz, die sich auch bei den meisten Klonen findet (55%
der Klone aus den Isolaten POL-2 der Kultur PLI-2 und 67% der Klone
aus den Isolaten MS7PG der Kulturen LM7PC), die einer Sequenzfamilie „pol" entspricht, die
dem endogenen menschlichen Retrovirus mit der Bezeichnung ERV-9
oder HSERV-9 ähnlich
ist, sich davon jedoch unterscheidet, und einer zweiten Art von
Sequenz, die Sequenzen entspricht, die eine sehr starke Homologie
mit einer Sequenz aufweisen, die einem anderen infektiösen Agens
und/oder Pathogen mit der Bezeichnung MSERV-2 zugeordnet wird.
-
Die
erste Art von Sequenz, die die Mehrheit der Klone darstellt, besteht
aus Sequenzen, aufgrund deren Variabilität man vier Unterfamilien von
Sequenzen definieren kann. Diese Unterfamilien sind zueinander so
nahe, daß man
sie beinahe als Quasi-Arten, die von ein- und demselben Retrovirus
stammen, was bereits gut für
das Retrovirus HIV-1 (14) bekannt ist, oder als Ergebnis von Interferenz
mit verschiedenen endogenen Proviren, die in den Zellen, in denen
sie produziert werden, gemeinsam reguliert werden, ansehen kann.
Diese mehr oder weniger defizienten endogenen Elemente sind gegenüber denselben
Regulationssignalen empfindlich, die gegebenenfalls von einem replizierenden
Provirus erzeugt werden, da sie zur selben Familie von endogenen
Retroviren gehören
(15). Diese neue Familie von endogenen Retroviren bzw. diese neue
Retrovirus-Art, von der man in Kultur zur Entstehung von Quasi-Arten
gelangt ist, und die eine Konsensussequenz wie unten beschrieben
enthält,
wird MSRV-1B genannt.
-
1 zeigt
die allgemeinen Konsensus-Sequenzen der unterschiedlichen MSRV-1B-Klone,
die bei diesem Versuch sequenziert wurden, wobei diese Sequenzen
SEQ ID Nr. 3, SEQ ID Nr. 4, SEQ ID Nr. 5 bzw. SEQ ID Nr. 6 genannt
werden. Diese Sequenzen weisen eine Nukleinsäurehomologie zu der in der
Datei Genebank® X57147
und M37638 genannten HSERV9-Sequenz von 70% bis 88% auf. Vier „Konsensus"-Nukleinsäuresequenzen,
die für
die unterschiedlichen Quasi-Arten eines gegebenenfalls exogenen
Retrovirus MSRV-1B oder für
unterschiedliche Unterfamilien eines endogenen MSERV-1B-Retrovirus
repräsentativ
sind, wurden definiert. Diese repräsentativen Konsensussequenzen
sind in 2 mit der Translation in Aminosäuren dargestellt.
Es existiert ein funktionelles Leseraster für jede Unterfamilie dieser
MSRV-1B-Sequenzen,
und man kann sehen, daß das
funktionelle offene Leseraster jedesmal der Aminosäuresequenz,
die in der zweiten Zeile unter der Nukleinsäuresequenz steht, entspricht.
Die allgemeine Konsensussequenz der Sequenz MSRV-1B mit der Bezeichnung
SEQ ID Nr. 7, die mit dieser PCR-Technik in der „pol"-Region erhalten wurde, ist in 1 dargestellt.
-
Die
zweite Art von Sequenz, die die meisten sequenzierten Klone repräsentiert,
wird durch die Sequenz MSRV-2B dargestellt,, die in 3 gezeigt
wird, und SEQ ID Nr. 11 genannt wird. Die bei den Sequenzen, die
den PCR-Primern entsprechen, beobachteten Unterschiede lassen sich
dadurch erklären,
daß man unter
unterschiedlichen Versuchsbedingungen eine Mischung von degenerierten
Primern eingesetzt hat.
-
Die
Sequenz MSRV-2B (SEQ ID Nr. 11) weicht von den in den Dateien beschriebenen
Retrovirussequenzen so stark ab, daß man vorbringen kann, daß es sich
dabei um eine Sequenzregion handelt, die zu einem neuen infektiösen Agens
mit der Bezeichnung MSRV-2 gehört.
Dieses infektiöse
Agens wäre
a priori nach Analyse der ersten erhaltenen Sequenzen mit einem
Retrovirus verwandt, es könnte
sich in Anbetracht der für die
Gewinnung dieser Sequenz verwendeten Technik jedoch auch um ein
DNA-Virus handeln,
dessen Genom für
ein Enzym codiert, welches zusätzlich über eine
reverse Transkriptase-Aktivität verfügt, wie
dies zum Beispiel beim Hepatitis-B-Virus, HBV, der Fall ist (12).
Weiterhin kann es, aufgrund von unerwarteten Sequenzhomologien oder
von in dem Gen eines verwandten Enzyms konservierten Stellen, der
zufallsmäßige Charakter der
für diese
PCR-Amplifikationstechnik
eingesetzten degenerierten Primer durchaus auch ermöglicht haben, daß eine Nukleinsäure amplifiziert
wurde, die von einem pathogenen und/oder coinfizierenden Agens prokaryontischer
oder eukaryontischer Natur (Protist) stammt.
-
BEISPIEL 2: GEWINNUNG VON KLONEN MIT DER
BEZEICHNUNG MSRV-1B UND MSRV-2B, DIE EINE FAMILIE MSRV-1 BZW. MSRV-2 DEFINIEREN, DURCH
AMPLIFIKATION MITTELS „NESTED"-PCR VON KONSERVIERTEN
POL-REGIONEN VON RETROVIREN AUS LYMPHOZYT-B-PRÄPARATEN EINES NEUEN FALLS VON
MULTIPLER SKLEROSE
-
Dieselbe
nach der Technik von Shih (12) modifizierte PCR-Technik wurde auch
für die
Amplifikation und Sequenzierung des RNA-Nukleinsäurematerials eingesetzt, welches
in einer Virionenfraktion vorkommt, und die nach den in Beispiel
1 erwähnten
Protokollen auf Saccharosegradient nach der von H. Perron beschriebenen
Technik (13) beim Peak der reversen Transkriptase-Aktivität „des LM7-Typs" aufgereinigt wurde, und
zwar aus einer spontan entstandenen Lymphoblastoidlinie, die durch
Autoimmortalisierung von in Kultur gezogenen B-Lymphozyten eines für das Epstein-Barr-Virus (EBV)
seropositiven MS-Patienten erhalten wurde, und zwar nach Kultivierung
von Blutlymphoidzellen in einem entsprechenden Kulturmedium, das
eine entsprechende Cyclosporin-A-Konzentration enthält. Eine
Darstellung der reversen Transkriptase-Aktivität in den Saccharosfraktionen,
die auf einen Reinigungsgradienten von Virionen, die von dieser
Linie produziert wurden, entnommen wurden, ist in 4 dargestellt.
Ebenso wurden Kulturüberstände einer
Linie B, die unter denselben Bedingungen ausgehend von einer MS-freien
Kontrolle gewonnen wurden, unter denselben Bedingungen behandelt,
und die quantitative Bestimmung der reversen Transkriptase- Aktivität in den
Fraktionen des Saccharosegradienten erwies sich überall als negativ (Rauschen);
dies ist in 5 dargestellt. Fraktion 3 des Gradienten,
der der Linie B mit MS entspricht, und dieselbe Fraktion ohne reverse
Transkriptase-Aktivität
des nicht-MS-Kontrollgradienten
wurden mit der gleichen RT-PCR-Technik
wie zuvor gemäß Shih (12)
analysiert, worauf dieselben Klonierungs- und Sequenzierungsschritte
wie in Beispiel 1 beschrieben folgten.
-
Es
ist äußerst bemerkenswert,
daß die
Sequenzen des MSRV-1-Typs und des MSRV-2-Typs auch in dem einzigen
Material auftreten, das mit einem Peak der reversen Transkriptase-Aktivität „des LM7-Typs" aus der MS-Lymphoblastoid-B-Linie
assoziiert ist. Diese Sequenzen traten bei Material der Kontroll-Lymphoblastoid-B-Linie
(nicht-MS) in 26 zufällig
gewählten
rekombinanten Klonen nicht auf. Nur diejenigen kontaminierenden
Sequenzen des Mo-MuLV-Typs, die von der für den cDNA-Synthese-Schritt eingesetzten im Handel
erwerblichen reversen Transkriptase stammten, und Sequenzen ohne
bestimmte Analogie zu Retroviren traten bei dieser Kontrolle auf,
und zwar aufgrund der „Konsensus"-Amplifikation von homologen Polymerasesequenzen,
die bei dieser PCR-Technik durchgeführt wird. Außerdem ermöglicht das
Fehlen eines konzentrierten Angriffspunkts, der mit der Amplifikationsreaktion
im Wettbewerb steht, in der Kontrollprobe die Amplifikation von
verdünnten
Kontaminanten. Der Unterschied zwischen den Ergebnissen ist nachweislich
hochsignifikant (Chi-2, p < 0,001).
-
BEISPIEL 3: GEWINNUNG EINES KLONS PSJ17,
DER EINEN RETROVIRUS MSRV-1 DEFINIERT, DURCH EINWIRKUNG VON ENDOGENER
REVERSER TRANSKRIPTASE AUF EIN VIRIONENPRAPARAT DER LINIE PLI-2.
-
Mit
diesem Ansatz möchte
man DNA-Sequenzen gewinnen, die von mutmaßlich retroviraler RNA in dem
Isolat re vers transkribiert worden sind, und zwar unter Verwendung
der in diesem Isolat vorliegenden reversen Transkriptase-Aktivität. Diese
reverse Transkriptase-Aktivität kann theoretisch
nur in Gegenwart einer Retrovirus-RNA, die an eine tRNA gebunden
oder mit kurzen, bereits in den Retroviruspartikeln revers transkribierten
DNA-Strängen
hybridisiert ist, funktionieren (16). So wurde die Gewinnung von
spezifischen Retrovirussequenzen in einem mit Zell-Nukleinsäuren kontaminierten
Material gemäß diesen
Autoren optimiert, und zwar durch spezifische enzymatische Amplifikation
von Virus-RNA-Abschnitten
mittels einer viralen reversen Transkriptase-Aktivität. Die Autoren
haben dafür
die jeweiligen chemisch-physikalischen Bedingungen bestimmt, unter
denen diese Enzymaktivität
der reversen Transkription, die auf in den Virionen enthaltene RNA einwirkt,
in vitro wirksam sein könnte.
Diese Bedingungen entsprechen der Vollbeschreibung der Protokolltechniken,
die unten dargestellt sind (Reaktion der endogenen RT, Aufreinigung,
Klonierung und Sequenzierung).
-
Der
molekulare Ansatz bestand darin, daß man ein ausgehend von Kulturüberständen der
Linie PLI-2, die gemäß den unten
beschriebenen Verfahren hergestellt wurden, gewonnenes konzentriertes,
jedoch nicht aufgereinigtes, Virionenpräparat verwendete; die Kulturüberstände werden
zweimal pro Woche geerntet, 30 Minuten bei 10000 U/min vorzentrifugiert,
um Zelltrümmer
zu entfernen und anschließend
bei –80°C tiefgefroren
oder als solche für
die folgenden Schritte verwendet. Die frischen oder aufgetauten Überstände werden bei
100000 g (bzw. 30000 U/min in einem LKB-HITACHI-Rotor Typ 45 T)
2 Stunden lang über
ein 30%iges PBS-Glycerin-Kissen bei 4°C zentrifugiert. Nach Entfernen
des Überstands
wird das sedimentierte Pellet in einem kleinen Volumen PBS aufgenommen;
es bildet die konzentrierte, jedoch nicht aufgereinigte, Virionenfraktion.
Diese konzentrierte, jedoch nicht aufgereinigte, Virusprobe wird
für eine
sogenannte endogene reverse Transkriptionsreaktion ein gesetzt, und
zwar wie im folgenden beschrieben.
-
Ein
Volumen von 200 μl
gemäß dem oben
beschriebenen Protokoll aufgereinigter Virionen mit einer reversen
Transkriptase-Aktivität
von ungefähr
1–5 Millionen
dpm wird bei 37°C
so lange aufgetaut, bis eine flüssige
Phase erscheint und anschließend
auf Eis gegeben. Mit den folgenden Bestandteilen wird ein 5fach konzentrierter
Puffer hergestellt: 500 mM Tris-HCl pH 8,2, 75 mM NaCl, 25 mM MgCl2,
75 mM DTT und 0,10% NP 40; 100 μl
5X Puffer + 25 μl
100 mM dATP-Lösung
+ 25 μl
einer 100 mM dTTP-Lösung
+ 25 μl
einer 100 mM dGTP-Lösung
+ 25 μl
einer 100 mM dCTP-Lösung
+ 100 μl
steriles destilliertes Wasser + 200 μl Virionensuspension (RT-Aktivität 5 Millionen
DPM) in PBS wurden vermischt und 3 Stunden bei 42°C inkubiert.
Nach dieser Inkubation wird der Ansatz direkt einer mit Phenol/Chloroform/Isoamylalkohol
(Sigma Nr. P 3803) gepufferten Mischung gegeben; die wäßrige Phase
wird gewonnen und die organische Phase wird mit einem volumensterilen
destillierten Wasser versetzt, um das verbleibende Nukleinsäurematerial
zu extrahieren. Die gewonnenen wäßrigen Phasen
werden vereinigt und die enthaltenen Nukleinsäuren werden durch Versetzen
mit 1/10 Volumen 3 M Natriumacetat pH 5,2 + 2 Volumina Ethanol +
1 μl Glykogen
(Boehringer-Mannheim Nr. 901 393) und 4stündiges Aufbewahren der Probe
bei –20°C oder über Nacht
bei +4°C
gefällt.
Der nach Zentrifugation erhaltene Niederstand wird anschließend mit
70%igem Ethanol gewaschen und in 60 ml destilliertem Wasser resuspendiert.
Die Produkte dieser Reaktion wurden anschließend aufgereinigt, kloniert
und nach dem im folgenden beschriebenen Protokoll sequenziert: Es
entstanden DNAs mit kohäsiven
Enden mit ungepaarten Adeninresten an den Enden: Zunächst wurde
eine "Auffüll"-reaktion durchgeführt: 25 μl der zuvor aufgereinigten DNA-Lösung wurden
mit 2 μl
einer 2,5 mM Lösung,
die in äquimolaren
Mengen dATP + dGTP + dTTP + dCTP/1 μl T4-Polymerase-DNA (Boehringer-Mannheim
Nr. 1004 786)/5 μl
10X "incubation
buffer for restriction enzyme" (Boehringer-Mannheim
Nr. 1417 975)/1 μl
einer 1%igen Rinderserumalbumin-Lösung/16 μl steriles destilliertes Wasser
enthielt, vermischt. Diese Mischung wurde 20 Minuten lang bei 11°C inkubiert.
Man versetzt mit 50 μl
TE-Puffer und 1 μl
Glykogen (Boehringer-Mannheim Nr. 901 393) und extrahiert anschließend die
Nukleinsäuren
mit Phenol/Chloroform/Isoamylalkohol (Sigma Nr. P 3803) und fällt mit
Natriumacetat wie zuvor beschrieben. Die nach Zentrifugation niedergeschlagene
DNA wird in 10 μl
10 mM Tris-Puffer pH 7,5 suspendiert. Anschließend werden 5 μl dieser
Suspension mit 20 μl
5X Taq-Puffer, 20 μl
5 mM dATP, 1 μl
(5U) Taq-DNA-Polymerase (AmplitaqTM) und
54 μl sterilem
destilliertem Wasser vermischt. Diese Mischung wurde 2 Stunden lang
bei 75°C
mit einem Ölfilm
auf der Oberfläche
der Lösung
inkubiert. Die DNA, die in der wäßrigen Lösung, die
nach der Inkubation unter dem Ölfilm
entnommen wurde, suspendiert ist, wird wie zuvor beschrieben gefällt und
in 2 μl
sterilem destilliertem Wasser suspendiert. Die erhaltene DNA wurde
mit dem TA CloningTM Kit in ein Plasmid
insertiert. Die 2 μl
DNA-Lösung
wurden mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl eines
10fach konzentrierten Ligationspuffers "10X LIGATION BUFFER", 2 μl "pCRTM VECTOR" (25 ng/ml) und 1 μl "TA DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde eine Nacht lang bei 12°C inkubiert. Die folgenden Schritte
wurden gemäß den Anweisungen
des TA Cloning® Kits
(British Biotechnology) durchgeführt.
Am Ende dieses Arbeitsschritts wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschließend kultiviert und damit eine
Extraktion der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "Miniprep"-Verfahren durchgeführt (17). Das Plasmidpräparat von
jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter UV-Licht
nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem komplementären Primer
des auf dem Klonierungsplasmid des TA-Cloning-Kits® vorhandenen
Sp6-Promoters für die
Sequenzierung des Inserts selektiert. Die Reaktion vor der Sequenzierung
wurde dann nach dem empfohlenen Verfahren für die Verwendung des Sequenzierkits "Prism ready reaction
kit dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Nr. 401384) durchgeführt, und
die automatische Sequenzierung wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
mit dem Gerät "Automatic Sequencer,
Modell 373 A" Applied
Biosystems durchgeführt.
-
Die
diskriminierende Analyse an Computer-Dateien der Sequenzen, die
ausgehend von den in der Reaktionsmischung vorliegenden DNA-Fragmenten
kloniert wurden, gestattete den Nachweis einer Sequenz des Retrovirus-Typs. Der PSJ17 entsprechende
Klon wurde vollständig
sequenziert, und die erhaltene Sequenz, die in 6 dargestellt
ist und die Bezeichnung SEQ ID Nr. 9 trägt, wurde mit Hilfe der Software "Geneworks®" an den aktualisierten "Genebank®"-Dateien analysiert.
Mit der Datei-Analyse konnte man keine bereits beschriebene identische
Sequenz auffinden. Es konnte nur eine partielle Homologie mit gewissen
bekannten Retroviruselementen gefunden werden. Die interessanteste
relative Homologie betrifft ein endogenes Retrovirus mit der Bezeichnung
ERV-9, bzw. HSERV-9, gemäß den Literaturangaben
(18).
-
BEISPIEL 4: PCR-AMPLIFIKATION DER NUKLEINSÄURESEQUENZ,
DIE ZWISCHEN DER 5'-REGION, DIE
VON DEM KLON "POL
MSRV-1B" DEFINIERT WIRD,
UND DER 3'-REGION,
DIE VON DEM KLON PSJ17 DEFINIERT WIRD, ENTHALTEN IST
-
Fünf Oligonukleotide,
nämlich
M001, M002-A, M003-BCD, P004 und P005, wurden für die Amplifikation der RNA
von aufgereinigten POL-2-Virionen definiert. Es wurden Kontrollreaktionen
durchgeführt,
um das Vorhandensein von Kontaminanten (Reaktion mit Wasser) festzustellen.
Die Amplifikation besteht aus einem RT-PCR-Schritt gemäß dem in
Beispiel 2 beschriebenen Protokoll und einer anschließenden "nested"-PCR gemäß den in
der Schrift
EP-A-0 569
272 beschriebenen PCR-Protokoll. Im ersten RT-PCR-Zyklus werden
die Primer M001 und P004 oder P005 verwendet. Im zweiten PCR-Zyklus
werden die Primer M002-A oder M003-BCD und der Primer P004 verwendet.
Die
-
Primer
weisen die folgende Lage auf:
-
Ihre
Zusammensetzung lautet:
-
Das
erhaltene Produkt der "nested"-Amplifikation erhält die Bezeichnung
M003-P004 und ist in 7 dargestellt; es weist die
Sequenz SEQ ID Nr. 8 auf.
-
BEISPIEL 5: AMPLIFIKATION UND KLONIERUNG
EINES ÄBSCHNITTS
DES MSRV-1-RETROVIRUS-GENOMS MIT HILFE EINER BEREITS IDENTIFIZIERTEN
SEQUENZ IN EINER PROBE VON AUFGEREINIGTEM VIRUS MIT PEAK DER REVERSEN
TRANSKRIPTASE-AKTIVITAT
-
Es
wurde eine PCR-Technik, die sich von der von Frohman (19) veröffentlichten
Technik ableitet, eingesetzt. Mit dieser abgeleiteten Technik kann
man mit einem Primer, der für
das 3'-terminale
Ende des zu amplifizierenden Genoms spezifisch ist, die Sequenz
in Richtung der 5'- Region des zu analysierenden
Genoms elongieren. Diese abgewandelte Technik ist in der Schrift
der Firma "Clontech
Laboratories Inc.",
(Palo-Alto Kalifornien, USA), die gemeinsam mit ihrem Produkt "5'-AmoliFINDERTM RACE
Kit" geliefert wird,
beschrieben; dieses Kit wurde wie beschrieben bei einer Fraktion
von wie oben beschrieben aufgereinigten Virionen angewandt.
-
Die
bei dem Protokoll des Kits für
die Synthese der cDNA und die PCR-Amplifikation eingesetzten 3'-spezifischen Primer sind jeweils zu
den folgenden MSRV-1-Sequenzen
komplementär.
-
-
Die
bei der PCR erhaltenen Produkte wurden nach Aufreinigung auf Agarosegel
nach traditionellen Methoden (17) aufgereinigt und anschließend in
10 ml destilliertem Wasser suspendiert. Eine der Eigenschaften der
Taq-Polymerase besteht
darin, daß sie
am 3'-Ende von jedem
der zwei DNA-Stränge
ein Adenin anfügt; die
erhaltene DNA wurde mit Hilfe des TA CloningTM-Kits
(British Bio technology) direkt in ein Plasmid insertiert. Die 2 μl DNA-Lösung wurden
mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl
eines 10fach konzentrierten Ligationspuffers "10X LIGATION BUFFER", 2 μl "pCRTM VECTOR" (25 ng/ml) und 1 μl "TA DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde eine Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden gemäß den Anweisungen des TA Cloning®-Kits (British Biotechnology)
durchgeführt.
Am Ende des Vorgangs wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschließend kultiviert und damit eine
Extraktion der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "Miniprep"-Verfahren (17) durchgeführt. Das
Plasmidpräparat
von jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter UV-Licht
nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem komplementären Primer
des auf dem TA Cloning®-Kits vorhandenen Sp6-Promoters für die Sequenzierung
des Inserts selektiert. Die Reaktion vor der Sequenzierung wurde
dann nach dem im folgenden Verfahren für die Verwendung des Sequenzierkits "Prism ready reaction
kit dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Nr. 401384) durchgeführt und
die automatische Sequenzierung wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
mit dem Gerät "Automatic Sequencer,
Modell 373 A" Applied
Biosystems durchgeführt.
-
Diese
Technik wurde zuerst bei zwei wie oben beschrieben aufgereinigten
Virionenfraktionen angewandt, und zwar auf Saccharose ausgehend
erstens von dem von der Linie PLI-2 produzierten Isolat "POL-2" und zweitens dem
von der Linie LM7PC produzierten Isolat MS7PG. Die Kulturüberstände werden
zweimal pro Woche geerntet, 30 Minuten bei 10000 U/min vorzentrifugiert,
um Zelltrümmer
zu entfernen und anschließend bei –80°C tiefgefroren
oder als solche für
die folgenden Schritte verwendet. Die frischen oder aufgetauten Überstände werden
bei 100000 g (bzw. 30000 U/min in einem LKB-HITACHI-Rotor Typ 45 T) 2
Stunden lang über
ein 30%iges PBS-Glycerin-Kissen
bei 4°C
zentrifugiert. Nach Entfernen des Überstands wird das sedimentierte
Pellet in einem kleinen Volumen PBS aufgenommen; es bildet die konzentrierten,
jedoch nicht aufgereinigten, Virionenfraktion. Das konzentrierte
Virus wird anschließend
in einem sterilen PBS-Puffer (15 bis 50% w/w) auf einen Saccharosegradienten
aufgetragen und bei 35000 U/min (100000 g) 12 Stunden lang bei +4°C in einem
Ausschwingrotor ultrazentrifugiert. Man erhält 10 Fraktionen, und von jeder
Fraktion werden nach Homogenisierung 20 μl entnommen, um nach der von
H. Perron (3) beschriebenen Methode die reverse Transkriptase-Aktivität zu bestimmen.
Die Fraktionen, die den Peak der RT-Aktivität "des LM7-Typs" enthalten, werden
anschließend
mit sterilem PBS- Puffer
verdünnt
und eine Stunde lang bei 35000 U/min (100000 g) ultrazentrifugiert,
um die Viruspartikel abzusedimentieren. Das so erhaltene aufgereinigte
Virionenpellet wird nun in einem kleinen Volumen Puffer, der sich
für die
RNA-Extraktion eignet, aufgenommen. Die oben erwähnte cDNA-Synthesereaktion
wird mit dieser RNA, die von aufgereinigten extrazellulären Virionen
extrahiert wurde, durchgeführt.
Mit der weiter oben beschriebenen PCR-Amplifikationstechnik konnte
der Klon F1-11 erhalten werden, dessen Sequenz mit SEQ ID Nr. 2
bezeichnet ist und in 8 dargestellt ist.
-
Mit
diesem Klon kann man mit den verschiedenen zuvor sequenzierten Klonen
eine Region mit großer Länge (1,2
kB) definieren, die dem "pol"-Gen des MSRV-1-Retrovirus
entspricht, wie dies in 9 dargestellt ist.
-
Diese
Sequenz mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 1 wird ausgehend von unterschiedlichen
Klonen, die sich an ihren Enden überlappen,
wiederhergestellt, wobei die durch die Primer und die Amplifikations-
oder Klonierungstechniken bedingten Artefakte, die künstlich
das Leseraster des ganzen unterbrechen würden, korrigiert wurden. Diese
Sequenz trägt
im folgenden die Bezeichnung "MSRV-1-pol*-Region". Das Ausmaß ihrer Homologie
mit der Sequenz HSERV-9 ist in 12 dargestellt.
-
In 9 ist
das mögliche
Leseraster mit seiner Translation in Aminosäuren unter der Nukleinsäuresequenz
dargestellt.
-
BEISPIEL 6: NACHWEIS VON FÜR MSRV-1
UND MSRV-2 SPEZIFISCHEN SEQUENZEN IN VERSCHIEDENEN PROBEN VON PLASMA
VON MS-PATIENTEN BZW. KONTROLLEN.
-
Zum
Nachweis der MSRV-1 und MSRV-2-Genome in Plasmen, die nach Entnahme
von Blut von MS-Patienten und Nicht-MS-Kontrollen auf EDTA erhalten wurden,
wurde eine PCR- Technik
eingesetzt.
-
Die
Extraktion von RNAs aus dem Plasma erfolgte nach der von P. Chomzynski
(20) beschriebenen Technik nach Versetzen mit einem Volumen Puffer,
der Guanidiniumthiocyanat enthielt, zu 1 ml Plasma, das nach der
Gewinnung bei –80°C tiefgefroren
aufbewahrt wurde.
-
Bei
MSRV-2 erfolgte die PCR unter denselben Bedingungen, und zwar mit
den folgenden Primern:
- – 5'-Primer, mit der Bezeichnung SEQ ID
Nr. 14 5' GTAGTTCGATGTAGAAAGCG
3':
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 15 5' GCATCCGGCAACTGCACG
3'.
-
Es
wurden jedoch auch ähnliche
Ergebnisse mit den folgenden PCR-Primern in zwei aufeinanderfolgenden "nested"-PCR-Amplifikationen
mit Nukleinsäureproben,
die nicht mit DNase behandelt worden waren, erhalten.
-
Bei
den Primern, die in diesem ersten Schritt von 40 Zyklen bei einer
Hybridisierungstemperatur von 48°C
eingesetzt wurden, handelt es sich um die folgenden:
- – 5'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 27 5' GCCGATATCACCCGCCATGG
3', entsprechend
einem 5'-MSRV-2-PCR-Primer,
für eine
PCR an Patientenproben,
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 28 5' GCATCCGGCAACTGCACG
3', entsprechend
einem 3'-MSRV-2-PCR-Primer,
für eine
PCR an Patientenproben.
-
Nach
diesem Schritt entnimmt man 10 μl
des Amplifikationsprodukts und verwendet diese für eine zweite sogenannte "nested"-PCR-Amplifikationen,
bei der die Primer innerhalb der bereits amplifizierten Region liegen.
Diese zweite Schritt erfolgt über
35 Zyklen bei einer Primer-Hybridisierungstemperatur ("Annealing") von 50°C. Das Reaktionsvolumen
beträgt
100 μl.
-
Bei
den für
diesen zweiten Schritt eingesetzten Primern handelt es sich um die
folgenden:
- – 5'-Primer, mit der Bezeichnung SEQ ID
Nr. 29 5' CGCGATGCTGGTTGGAGAGC
3', entsprechend
einem 5'-MSRV-2-PCR-Primer,
für eine "nested"-PCR an Patientenproben,
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 30 5' TCTCCACTCCGAATATTCCG
3', entsprechend
einem 3'-MSRV-2-PCR-Primer,
für eine "nested"-PCR an Patientenproben.
-
Für MSRV-1
erfolgte die Amplifikation in zwei Schritten. Außerdem wird die Nukleinsäureprobe
zuvor mit DNase behandelt, und es wird ein Kontroll-PCR ohne RT
(AMV reverse Transkriptase) an den zwei Amplifikationsschritten
durchgeführt,
um sicherzustellen, daß die
RT-PCR-Amplifikation ausschließlich
von der MSRV-1-RNA stammt. Ist die Kontrolle ohne RT positiv, so
wird die anteilige RNA-Probe erneut mit DNase behandelt und erneut
amplifiziert.
-
Das
Protokoll der Behandlung mit DNase ohne RNase-Aktivität lautet folgendermaßen. Die
extrahierte RNA wird in Gegenwart von "RNase Inhibitor" (Boehringer-Mannheim) in DEPC-Wasser in einer Endkonzentration
von 1 μg
pro 10 μl
in Portionen geteilt; zu diesen 10 μl gibt man 1 μl "RNase-free DNase" (Boehringer-Mannheim)
und 1,2 μl
Puffer mit pH 5, der 0,1 M/l Natriumacetat und 5 mM/l MgSO4 enthält;
die Mischung wird 15 Minuten lang bei 20°C inkubiert und innerhalb von
1,5 Minuten in einem "Thermocycler" auf 95°C gebracht.
-
Der
erste Schritt der RT-PCR mit MSRV-1 erfolgt nach einer Abwandlung
des RNA-Amplifikationsverfahrens gemäß der Patentanmeldung Nr.
EP-A-0 569 272 .
Insbesondere erfolgt der Schritt der cDNA-Synthese über eine
Stunde bei 42°C;
die PCR-Amplifikation erstreckt sich über 40 Zyklen, wobei die Hybridisierungstemperatur
der Primer ("Annealing") 53°C beträgt. Das
Reaktionsvolumen beträgt
100 μl.
-
Bei
den für
diesen ersten Schritt eingesetzten Primern handelt es sich um die
folgenden:
- – 5'-Primer, mit der Bezeichnung SEQ ID
Nr. 16 5' AGGAGTAAGGAAACCCAACGGAC
3';
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 17 5' TAAGAGTTGCACAAGTGCG
3'.
-
Nach
diesem Schritt entnimmt man 10 μl
des Amplifikationsprodukts und verwendet diese für eine zweite sogenannte "nested"-PCR-Amplifikationen,
bei der die Primer innerhalb der bereits amplifizierten Region liegen.
Diese zweite Schritt erfolgt über
35 Zyklen bei einer Primer-Hybridisierungstemperatur ("Annealing") von 50°C. Das Reaktionsvolumen
beträgt
100 μl.
-
Bei
den für
diesen zweiten Schritt eingesetzten Primern handelt es sich um die
folgenden:
- – 5'-Primer, mit der Bezeichnung SEQ ID
Nr. 18 5' TCAGGGATAGCCCCCATCTAT
3';
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 19 5' AACCCTTTGCCACTACATCAATTT
3'.
-
In
den 10 und 11 sieht
man die Ergebnisse der PCR in Form von Photographien von mit Ethidiumbromid
versetzten Agarosegelen unter Ultraviolettlicht; in. diesen Gelen
war eine Elektrophorese der PCR-Amplifikationsprodukte,
die getrennt in die einzelnen Vertiefungen aufgetragen worden waren,
durchgeführt
worden.
-
Die
Photographie oben (10) zeigt das Ergebnis der
MSRV-2-spezifischen Amplifikation.
-
Vertiefung
Nummer 8 enthält
eine Mischung von DNA-Molekulargewichtsmarkern,
während
die Vertiefungen 1 bis 7 der Reihe nach die Produkte enthalten,
die ausgehend von Gesamt-RNAs von Plasmen von 4 MS-freien gesunden
Kontrollen (Vertiefungen 1 bis 4) und von 3 MS-Patienten in verschiedenen Krankheitsstadien
(Vertiefungen 5 bis 7) amplifiziert wurden.
-
In
dieser Reihe wird MSRV-2-Nukleinsäurematerial im Plasma eines
MS-Falls von den 3 geprüften Fällen, jedoch
in keinem der 4 Kontrollplasmen, nachgewiesen. Weitere Ergebnisse,
die in größeren Versuchsreihen
erhalten wurden, bestätigen
diese Ergebnisse.
-
Die
Photographie unten (11) zeigt das Ergebnis der
MSRV-1-spezifischen Amplifikation mittels "nested"-RT-PCR:
die Vertiefung Nummer
1 enthält
das mit nur Wasser erhaltene PCR-Produkt ohne Zusatz von AMV reverser Transkriptase;
die Vertiefung Nummer 2 enthält
das mit nur Wasser erhaltene PCR-Produkt mit Zusatz von AMV reverser
Transkriptase; die Vertiefung Nummer 3 enthält eine Mischung von DNA-Mokekulargewichtsmarkern;
die Vertiefungen 4 bis 13 enthalten der Reihe nach die Amplifikationsprodukte
der Gesamt-RNAs, die von Saccharosegradientfraktionen extrahiert
wurden (Entnahme von oben nach unten), wobei auf diesem Gradienten
ein Virionenpellet von einem Überstand
einer mit MSRV-1 und MSRV-2 infizierten Kultur gemäß dem von
H. Perron (13) beschriebenen Protokoll zentrifugiert worden war,
bis sich ein Gleichgewicht eingestellt hatte; in die Vertiefungen
15 bis 17 wurden Amplifikationsprodukte von RNA aufgetragen, die
von Plasmen von 3 verschiedenen MS-Patienten in verschiedenen Krankheitsstadien
stammten.
-
Das
MSRV-1-Retrovirusgenom findet sich in derjenigen Fraktion des Saccharosegradienten,
die den gemäß von H.
Perron (3) beschriebenen Peak der reversen Transkriptase-Aktivität enthielt,
und zwar in hoher Intensität
(Fraktion 5 des Gradienten, aufgetragen in die Vertiefung Nr. 8).
In der ersten Fraktion (Vertiefung Nr. 4) fand eine schwache Amplifikation
statt, die vermutlich RNA entspricht, die durch lysierte Teilchen,
die an der Oberfläche
des Gradienten schwammen, freigesetzt wurde; ebenso zogen aggregierte
Zelltrümmer,
die in der letzten Fraktion sedimentierten, (Boden des Röhrchens)
einige Kopien des MSRV-1-Genoms mit sich, die zu einer Amplifikation
mit schwacher Intensität
geführt
haben.
-
An
den 3 in der Versuchsreihe geprüften
MS-Plasmen trat die MSRV-1-RNA in einem Fall auf, was zu einer sehr
intensiven Amplifikation führte
(Vertiefung Nr. 17).
-
In
dieser Versuchsreihe wurde bei einem MS-Fall von den 3 geprüften Fällen das
RNA-Genom des MSRV-1-Retrovirus, das vermutlich extrazellulären Viruspartikeln,
die in dem Plasma in äußerst niedriger
Anzahl vorlagen, entsprach, mittels "nested"-RT-PCR nachgewiesen. Weitere Ergebnisse,
die in ausführlicheren Versuchsreihen
erhalten wurden, bestätigen
diese Ergebnisse.
-
Außerdem kann
die Spezifität
der mit diesen PCR-Techniken
amplifizierten Sequenzen mittels der "ELOSA"-Technik,
wie sie von F. Mallet (21) sowie in der Schrift
FR-A-2 663 040 beschrieben
wurde, bestätigt und
ausgewertet werden.
-
Bei
MSRV-1 können
die Produkte der oben beschriebenen nested-PCR in zwei ELOSA-Systemen
geprüft
werden, mit denen getrennt eine Konsensussequenz A und eine Konsensussequenz
B + C + D des MSRV-1, die den in dem Beispiel und in den 1 und 2 beschriebenen
Unterfamilien entsprechen, nachgewiesen werden konnten. Die Sequenzen,
die in der Nähe
der Konsensussequenz B + C + D liegen, treten nämlich im wesentlichen in den
RNA- Proben auf,
die von MSRV-1-Virionen stammen, welche aus Kulturen aufgereinigt
wurden oder in extrazellulären
biologischen Flüssigkeiten
von MS-Patienten amplifiziert wurden, während die Sequenzen, die in
der Nähe
der Konsensussequenz A liegen, im wesentlichen in normaler menschlicher
Zell-DNA auftreten.
-
Das
ELOSA/MSRV-1-System für
das Einfangen und die spezifische Hybridisierung von PCR-Produkten
der Unterfamilie A wird ein Fang-Oligonukleotid cpV1A eingesetzt,
das eine Aminobindung am 5'-Ende
und ein biotinyliertes Nachweis-Oligonukleotid dpV1A enthält, die
jeweils die folgende Sequenz aufweisen:
- – cpV1A,
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 31
5' GATCTAGGCCACTTCTCAGGTCCAGS 3', entsprechend dem
ELOSA-Fang-Oligonukleotid der Produkte der nested-PCR an MSRV-1,
die mit den Primern mit der Bezeichung SEQ ID Nr. 16 und SEQ ID
Nr. 17, und der gegebenenfalls eine Amplifikation mit den Primern
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 18 und SEQ ID Nr. 19 folgte, an Patientenproben
durchgeführt
wurde;
- – dpV1A,
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 32
5' CATCTITTTGGICAGGCAITAGC 3', entsprechend dem
ELOSA-Fang-Oligonukleotid der Unterfamilie A von Produkten der "nested"-PCR an MSRV-1, die
mit den Primern mit der Bezeichung SEQ ID Nr. 16 und SEQ ID Nr.
17, und der gegebenenfalls eine Amplifikation mit den Primern mit
der Bezeichnung SEQ ID Nr. 18 und SEQ ID Nr. 19 folgte, an Patientenproben
durchgeführt
wurde.
-
Bei
dem ELOSA/MSRV-1-System für
das Einfangen und die spezifische Hybridisierung von PCR-Produkten
der Unterfamilie B + C + D verwendet man dasselbe biotinylierte
Nachweis-Oligonukleotid dpV1A sowie ein Fang-Oligonukleotid cpV1B mit einer Aminbindung
am 5'-Ende und der
folgenden Sequenz:
- – dpV1B, mit der Bezeichnung
SEQ ID Nr. 33
5' CTTGAGCCAGTTCTCATACCTGGA
3', entsprechend dem
ELOSA-Fang-Oligonukleotid der Unterfamilie B + C + D von Produkten
der "nested"-PCR an MSRV-1, die
mit den Primern mit der Bezeichung SEQ ID Nr. 16 und SEQ ID Nr.
17, und der gegebenenfalls eine Amplifikation mit den Primern mit
der Bezeichnung SEQ ID Nr. 18 und SEQ ID Nr. 19 folgte, an Patientenproben
durchgeführt
wurde.
-
Mit
diesem ELOSA-Nachweissystem konnte man überprüfen, daß keines der PCR-Produkte,
die so von Plasmen von MS-Patienten,
die mit DNase behandelt worden waren, amplifiziert worden waren,
eine Sequenz der Unterfamilie A erzielt und daß alle mit der Konsenssequenz
der Unterfamilien B, C und D positiv waren.
-
Bei
MSRV-2 wurde eine ähnliche
ELOSA-Technik an Isolaten ausgewertet, die von Kulturen von infizierten
Zellen stammten, und zwar unter Verwendung der folgenden PCR-Amplifikations-Primer:
- – 5'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 34
5' AGTGYTRCCMCARGGCGCTGAA
3', entsprechend
einem 5'-PCR-Primer
für MSRV-2,
für die
PCR von Kulturproben,
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 35
5' GMGGCCAGCAGSAKGTCATCCA
3', entsprechend
einem 3'-PCR-Primer
für MSRV-2,
für die
PCR von Kulturproben,
sowie das Fang-Oligonukleotid cpV2 mit
Aminbindung am 5'-Ende
und das biotinylierte Nachweis-Oligonukleotid dpV2, deren jeweilige
Sequenzen folgendermaßen
lauten:
- – cpV2,
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 36
5' GGATGCCGCCTATAGCCTCTAC 3', entsprechend einem
ELOSA-Fang-Oligonukleotid für
Produkte der MSRV-2-PCR,
die mit den Primern SEQ ID Nr. 34 und SEQ ID Nr. 35, oder gegebenenfalls
mit den von Shih (12) definierten Primern durchgeführt wurde,
- – dpV2,
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 37
5' AAGCCTATCGCGTGCAGTTGCC 3', entsprechend einem
ELOSA-Fang-Oligonukleotid für
Produkte der MSRV-2-PCR,
die mit den Primern SEQ ID Nr. 34 und SEQ ID Nr. 35, oder gegebenenfalls
mit den von Shih (12) definierten Primern durchgeführt wurde.
-
Mit
diesem PCR-Amplifikationssystem mit einem Primer-Paar, das sich von den zuvor für die Amplifikation
an Patientenproben beschriebenen Primern unterscheidet, konnte die
Infektion von in-vitro-Kulturen und von für molekularbiologische Arbeiten
verwendeten Nukleinsäureproben
mit MSRV-2 bestätigt
werden.
-
Schlußendlich
zeigen die ersten Ergebnisse des PCR-Nachweises des Genoms von pathogenen und/oder
infektiösen
Agentien, daß es
wahrscheinlich ist, daß freies "Virus" außerhalb
des Nervernsystems im Blutkreislauf von Patienten mit akutem Ausbruchstadium
zirkulieren kann. Dies ist mit quasi systematisch vorliegenden "Frontlücken" in der Blut-Hirn-Schranke
von Patienten, die sich in einer aktiven MS-Phase befinden, vereinbar.
-
BEISPIEL 7: GEWINNUNG VON SEQUENZEN DES "ENV"-GENS DES MSRV-1-RETROVIRUS-GENOMS
-
Wie
bereits im Beispiel 5 beschrieben, wurde eine von der von Frohman
(19) veröffentlichten
Technik abgeleitete PCR-Technik eingesetzt. Mit dieser abgeleiteten
Technik kann man mit Hilfe eines 3'-spezifischen Primers des zu amplifizierenden
Genoms die Sequenz in Richtung der 5'-Region des zu analysierenden Genoms
verlängern.
Diese methodologische Variante ist in der Schrift der Firma "Clontech Laboratories
Inc.", (Palo-Alto, Kalifornien,
USA) beschrieben, die mit dem Produkt "5'-AmpliFINDERTM RACE Kit" dieser Firma, das an einer Fraktion
von aufgereinigten Virionen wie oben beschrieben eingesetzt wurde,
mitgeliefert wird.
-
Um
eine Amplifikation der 3'-Region
des MSRV-1-Retrovirus-Genoms
durchzuführen,
wobei die Region des "env"-Gens mit umfaßt ist,
wurde eine Untersuchung durchgeführt,
um eine Konsensus-Sequenz in den LTR- Regionen desselben Typs wie denjenigen
des defizienten endogenen Retrovirus HSERV-9 (18, 24) zu bestimmen,
zu dem das vorliegenden Retrovirus MSRV-1 partielle Homologien aufweist.
-
Derselbe
3'-spezifische Primer
wurde auch in dem Protokoll des Kits für cDNA-Synthese und die PCR-Amplifikation eingesetzt;
seine Sequenz lautet:
-
Die
Synthese der komplementären
DNA (cDNA) und die PCR-Amplifikation
in eine Richtung mit dem obengenannten Primer erfolgten in einem
Schritt, und zwar nach dem in dem Patent
EP-A-0 569 272 beschriebenen
Verfahren.
-
Die
bei der PCR erhaltenen Produkte wurden nach Aufreinigung auf Agarosegel
nach traditionellen Methoden (17) extrahiert und anschließend in
10 ml destilliertem Wasser suspendiert. Eine der Eigenschaften der
Taq-Polymerase besteht
darin, daß sie
am 3'-Ende von jedem
der zwei DNA-Stränge
ein Adenin anfügt; die
erhaltene DNA wurde mit Hilfe des TA CloningTM-Kits
(British Biotechnology) direkt in ein Plasmid insertiert. Die 2 μl DNA-Lösung wurden
mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl
eines 10fach konzentrierten Ligationspuffers "10X LIGATION BUFFER", 2 μl "pCRTM VECTOR" (25 ng/ml) und 1 μl "TA DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde eine Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden gemäß den Anweisungen des TA Cloning®-Kits (British Biotechnology)
durchgeführt.
Am Ende des Vorgangs wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschließend kultiviert und damit eine
Extraktion der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "Miniprep"-Verfahren (17) durchgeführt. Das
Plasmidpräparat
von jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach der Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter
UV-Licht nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem
komplementären
Primer des auf dem TA Cloning-Kit® vorhandenen
Sp6-Promoters für
die Sequenzierung des Inserts selektiert. Die Reaktion vor der Sequenzierung
wurde dann nach dem empfohlenen Verfahren für die Verwendung des Sequenzierkits "Prism ready reaction
kit dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Nr. 401384) durchgeführt und
die automatische Sequenzierung wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
mit dem Gerät "Automatic Sequencer,
Modell 373 A" Applied
Biosystems durchgeführt.
-
Dieser
methodologische Ansatz wurde auf eine konzentrierte Virionenprobe
wie im folgenden beschrieben angewandt, und zwar ausgehend von einer
Mischung von Kulturüberständen, die
von B-Lymphoblastoid-Linien wie in Beispiel 2 beschrieben produziert
wurden, wobei diese Linien ausgehend von Lymphozyten mit MS erstellt
wurden und eine nach der von Perron und Mitarbeitern (3) beschriebenen
Technik nachweisbaren reversen Transkriptase-Aktivität aufweisen:
Die Kulturüberstände werden
zweimal pro Woche geerntet, 30 Minuten bei 10000 U/min vorzentrifugiert,
um Zelltrümmer
zu entfernen und anschließend
bei –80°C tiefgefroren
oder als solche für
die folgenden Schritte verwendet. Die frischen oder aufgetauten Überstände werden
bei 100000 g 2 Stunden lang über
ein 30%iges PBS-Glycerin-Kissen bei 4°C zentrifugiert. Nach Entfernen
des Überstands
wird das sedimentierte Pellet in einem kleinen Volumen PBS aufgenommen;
es bildet die konzentrierte, jedoch nicht aufgereinigte, Virionenfraktion.
Das so erhaltene aufgereinigte Virionenpellet wird nun in einem
kleinen Volumen Puffer, der sich für die RNA-Extraktion eignet,
aufgenommen. Die oben erwähnte
cDNA-Synthesereaktion wird mit dieser RNA, die von konzentrierten
extrazellulären
Virionen extrahiert wurde, durchgeführt.
-
Mit
der RT-PCR-Amplifikation nach der oben beschriebe nen Technik konnte
der Klon FBd3 erhalten werden, dessen Sequenz die Bezeichnung SEQ
ID Nr. 46 trägt
und in 13 dargestellt ist.
-
In 14 ist die Sequenzhomologie zwischen dem Klon
FBd3 und dem Retrovirus HSERV-9 in der Graphik durch einen durchgezogenen
Strich dargestellt, der für
eine partielle Homologie von gleich oder größer 65% gilt. Man stellt fest,
daß Homologien
in den flankierenden Regionen des Klons existieren (wobei das pol-Gen
in 5'-Richtung und
das env-Gen und anschließend
LTR in 3'-Richtung
liegen) existieren, daß jedoch die
Region innerhalb völlig
unterschiedlich ist und keinerlei Homologie, nicht einmal eine schwache
Homologie, mit dem "env"-Gen von HSERV9 aufweist.
Außerdem
scheint es, daß der
Klon FBd3 eine längere "env"-Region enthält, als
diejenige, die für
das defiziente endogene HSERV-9 beschrieben ist; auf diese Weise
kann man feststellen, daß die
innere, unterschiedliche Region ein "insert" zwischen den Regionen mit partieller
Homologie zu den definzienten HSERV-9-Genen bildet.
-
BEISPIEL 8: AMPLIFIKATION, KLONIERUNG
UND SEQUENZIERUNG DER REGION DES MSRV-1-RETROVIRUS-GENOMS, DIE ZWISCHEN
DEN KLONEN PSJ17 UND FBd3 LIEGT
-
Vier
Oligonukleotide, nämlich
F1, B4, F6 und B1, wurden definiert, um die RNA, die von konzentrierten Virionen
der Stämme
POL2 und MS7PG stammt, zu amplifizieren. Es wurden Kontrollreaktionen
durchgeführt, um
das Vorhandensein von Kontaminanten (Reaktion mit Wasser) festzustellen.
Die Amplifikation besteht aus einem RT-PCR-Schritt gemäß dem in der Patentanmeldung
EP-A-0 569 272 beschriebenen
Protokoll gefolgt von einem zweiten PCR-Schritt, die mit 10 μl Produkt des ersten Schritts
durchgeführt
werden, und zwar mit den Primern, die innerhalb der ersten amplifizierten
Region liegen ("nested"-PCR). Im ersten
RT-PCR-Zyklus werden die Primer F1 und B4 verwendet. Im zweiten
PCR-Zyklus werden die Primer F6 und B1 verwendet. Die Primer weisen
die folgende Lage auf:
-
Ihre
Zusammensetzung lautet:
-
Das
erhaltene Produkt der "nested"-Amplifikation erhält die Bezeichnung "t pol" und ist in 15 dargestellt; es weist die Sequenz SEQ ID Nr.
51 auf.
-
BEISPIEL 9: GEWINNUNG VON NEUEN SEQUENZEN,
DIE ALS RNA IN KULTIVIERTEN ZELLEN, DIE MSRV-1 PRODUZIEREN, EXPRIMIERT
WERDEN UND DIE EINE "ENV"-REGION DES MSRV-1-RETROVIRUS-GENOMS
ENTHALTEN
-
Mit
der vom Hersteller des Kits "cDNA
synthesis module, cDNA rapid adaptor ligation module, cDNA rapid
cloning module, lambda gt10 in vitro packaging module" (Amersham, Nr. RPN1256Y/Z,
RPN1712, RPN1713, RPN1717, N334Z) beschriebenen Vorgehensweise wurde
eine cDNA-Bibliothek erstellt, und zwar ausgehend von Messenger-RNA,
die von Zellen einer B-Lymphoblastoid-Linie wie in Beispiel 2 beschrieben extrahiert
wurde, wobei diese Linie ausge hend von Lymphozyten eines MS-Patienten
erstellt wurde und eine nach der von Perron und Mitarbeitern (3)
beschriebenen Technik nachweisbare reverse Transkriptase-Aktivität aufweist.
-
Es
wurden Oligonukleotide für
die Amplifikation der cDNA, die in die Nukleinsäurebibliothek zwischen die
3'-Region des Klons
PSJ17 (pol) und der 5'-Region
(LTR) des Klons FBd3 kloniert worden ist, zu amplifizieren. Es wurden
Kontrollreaktionen durchgeführt,
um das Vorhandensein von Kontaminanten (Reaktion mit Wasser) festzustellen.
Mit PCR-Reaktionen, die an den Nukleinsäuren, die in die Bibliothek
mit verschiedenen Primer-Paaren
kloniert worden waren, durchgeführt
wurden, konnte eine Reihe von Klonen amplifiziert werden, in denen
die pol-Sequenzen mit env-Sequenzen oder LTR-Sequenzen des MSRV-1-Typs verbunden
waren.
-
Zwei
Klone sind für
die in der Zell-cDNA-Bibliothek erhaltenen Sequenzen repräsentativ:
- – Klon
JLBc1, dessen Sequenz SEQ ID Nr. 52 in Abbildung 16 dargestellt
ist;
- – Klon
JLBc2, dessen Sequenz SEQ ID Nr. 53 in Abbildung 17 dargestellt
ist.
-
Die
Sequenzen der Klone JLBc1 und JLBc2 sind zu denen des Klons FBd3
homolog, wie auch dies aus den 18 und 19 hervorgeht.
Die Homologie zwischen dem Klon JLBc1 und JLBc2 ist in 20 dargestellt.
-
Die
Homologien zwischen einerseits den Klonen JLBc1 und JLBc2 und andererseits
der HSERV9-Sequenz sind jeweils in den 21 und 22 dargestellt.
-
Es
ist festzustellen, daß die
Region der Homologie zwischen JLBc1 und JLBc2 und FBd3 mit gewissen Sequenz- und Größenvariationen
des "Inserts" die zusätzliche
("insertierte") Sequenz, die in
der Sequenz env HSERV-9 fehlt, wie in Beispiel 8 dargestellt, umfaßt.
-
Ebenfalls
festzustellen ist, daß die
klonierte "pol"-Region eine starke Homologie mit HSERV-9
aufweist, kein Leseraster besitzt (unter Berücksichtigung der durch die
verwendeten Techniken bis inklusive dem Sequenzierautomaten induzierten
Sequenzfehler) und von MSRV-1-Sequenzen,
die ausgehend von Virionen gewonnen werden, abweicht. Angesichts
der Tatsache, daß diese
Sequenzen ausgehend von RNA von Zellen, die MSRV-1-Partikel exprimieren,
kloniert wurden, ist wahrscheinlich, daß sie von endogenen Retrovirus-Elementen,
die mit der ERV9-Familie verwandt sind, stammen; dies trifft umso
mehr zu, als die Gene pol und env auf derselben RNA vorliegen, bei
der es sich offensichtlich nicht um die genomische RNA von MSRV-1
handelt. Gewisse dieser ERV9-Elemente
weisen funktionsfähige
LTRs auf, die von replizierenden Viren aktiviert werden können, welche
für homologe
oder heterologe Transaktivatoren codieren. Unter diesen Bedingungen macht
es die Verwandtschaft zwischen MSRV-1 und HSERV-9 wahrscheinlich,
daß defiziente
(bzw. nichtdefinziente) endogene ERV9-Elemente durch homologe, ja
sogar identische, MSRV-1-Transaktivatorproteine transaktiviert werden.
-
Solch
ein Phänomen
kann eine virale Interferenz zwischen der Expression von MSRV-1
und verwandten endogenen Elementen induzieren. Solch eine Interferenz
führt im
allgemeinen zu einer Expression, die als "defizientinterferierend" bezeichnet wird
und von der gewisse Charakteristiken in mit MSRV-1 infizierten untersuchten
Kulturen auftraten. Außerdem
tritt bei solch einem Phänomen
auch eine Expression von Polypeptiden auf, nämlich endogenen Retrovirusproteinen,
die nicht unbedingt vom Immunsystem toleriert werden. Solch ein
Schema der aberranten Expression von mit MSRV-1 verwandten endogenen
Elementen, die von letzterem induziert wird, neigt dazu, die aberranten
Antigene zu vermehren und daher zur Induktion von Autoimmunvorgängen, wie
sie bei der MS beobachtet werden, beizutragen.
-
Es
muß jedoch
unbedingt festgestellt werden, daß sich die Klone JLBc1 und
JLBc2 von der beschriebenen Sequenz ERV9 oder HSERV9 insofern unterscheiden,
als sie eine längere
env-Region aufweisen, die eine zusätzliche Region umfaßt, welche
von ERV9 völlig
verschieden ist. Man kann daher ihre Verwandtschaft mit der endogenen
ERV9-Familie definieren, sie bilden jedoch offenbar neuartige Elemente,
die bis dato noch nicht beschrieben worden sind. Durch Abfrage in
Version Nr. 15 (1995) der Software "Entrez" (NCBI, NIH, Bethesda, USA) verfügbaren Dateien
von Nukleinsäuresequenzen
war es nämlich
nicht möglich,
eine bekannte homologe Sequenz in der env-Region dieser Klone zu
identifizieren.
-
BEISPIEL 10: GEWINNUNG VON SEQUENZEN,
DIE IN DER 5'-pol- UND 3'-gag-REGION DES MSRV-1-RETROVIRUSGENOMS
LIEGEN
-
Wie
dies bereits in Beispiel 5 gezeigt wurde, wurde eine PCR-Technik
eingesetzt, die sich von der von Frohman (19) veröffentlichten
Technik ableitet. Mit dieser abgeleiteten Technik kann man mit einem
Primer, der für
das 3'-terminale
Ende des zu amplifizierenden Genoms spezifisch ist, die Sequenz
in Richtung der 5'-Region
des zu analysierenden Genoms elongieren. Diese abgewandelte Technik
ist in der Schrift der Firma "Clontech
Laboratories Inc.",
(Palo-Alto Kalifornien, USA), die gemeinsam mit ihrem Produkt "5'-AmpliFINDERTM RACE
Kit" geliefert wird,
beschrieben; dieses Kit wurde wie beschrieben bei einer Fraktion
von wie oben beschrieben aufgereinigten Virionen angewandt.
-
Um
eine Amplifikation der 5'-Region
des MSRV-1-Retrovirusgenoms
durchzuführen,
die von der bereits sequenzierten pol-Sequenz (Klon F11-1) bis zu
dem gag-Gen reicht, wurden spezifische MSRV-1-Primer definiert.
-
Die
bei dem Protokoll des Kits für
die Synthese der cDNA und die PCR-Amplifikation eingesetzten 3'-spezifischen Primer sind jeweils zu
den folgenden MSRV-1-Sequenzen
komplementär.
-
-
Die
bei der PCR erhaltenen Produkte wurden nach Aufreinigung auf Agarosegel
nach traditionellen Methoden (17) extrahiert und anschließend in
10 ml destilliertem Wasser suspendiert. Eine der Eigenschaften der
Taq-Polymerase besteht
darin, daß sie
am 3'-Ende von jedem
der zwei DNA-Stränge
ein Adenin anfügt; die
erhaltene DNA wurde mit Hilfe des TA CloningTM-Kits
(British Biotechnology) direkt in ein Plasmid insertiert. Die 2 μl DNA-Lösung wurden
mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl
eines 10fach konzentrierten Ligationspuffers "10X LIGATION BUFFER", 2 μl "pCRTM VECTOR" (25 ng/ml) und 1 μl "TA DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde eine Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden gemäß den Anweisungen des TA Cloning®-Kits (British Biotechnology)
durchgeführt.
Am Ende des Vorgangs wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschließend kultiviert und damit eine
Extraktion der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "Miniprep"-Verfahren (17) durchgeführt. Das
Plasmidpräparat
von jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach der Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter
UV-Licht nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem
komplementären
Primer des auf dem TA Cloning-Kit® vorhandenen
Sp6-Promoters für
die Sequenzierung des Inserts selektiert. Die Reaktion vor der Sequenzierung
wurde dann nach dem empfohlenen Verfahren für die Verwendung des Sequenzierkits "Prism ready reaction
kit dye deoxyter minator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Nr. 401384) durchgeführt und
die automatische Sequenzierung wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
mit dem Gerät "Automatic Sequencer,
Modell 373 A" Applied
Biosystems durchgeführt.
-
Dieser
methodologische Ansatz wurde auf eine wie unten beschriebene konzentrierte
Virionenprobe angewandt, und zwar ausgehend von einer Mischung von
Kulturüberständen, die
von Lymphoblastoid-B-Linien wie in Beispiel 2 beschrieben produziert
worden waren, wobei diese Linien ausgehend von Lymphozyten von MS-Patienten
erstellt wurden und eine mittels der von Perron und Mitarbeitern
(3) beschriebenen Technik nachweisbare reverse Transkriptase-Aktivität aufwiesen:
Die Kulturüberstände werden
zweimal pro Woche geerntet, 30 Minuten bei 10000 U/min vorzentrifugiert,
um Zelltrümmer
zu entfernen und anschließend
bei –80°C tiefgefroren
oder als solche für
die folgenden Schritte verwendet. Die frischen oder aufgetauten Überstände werden
bei 100000 g 2 Stunden lang über
ein 30%iges PBS-Glycerin-Kissen bei 4°C zentrifugiert. Nach Entfernen
des Überstands
wird das sedimentierte Pellet in einem kleinen Volumen PBS aufgenommen;
es bildet die konzentrierte, jedoch nicht aufgereinigte, Virionenfraktion.
Das so erhaltene aufgereinigte Virionenpellet wird nun in einem
kleinen Volumen Puffer, der sich für die RNA-Extraktion eignet,
aufgenommen. Die oben erwähnte
cDNA-Synthesereaktion wird mit dieser RNA, die von konzentrierten
extrazellulären
Virionen extrahiert wurde, durchgeführt.
-
Mit
der RT-PCR-Amplifikation nach der oben beschriebenen Technik konnte
der Klon GM3 erhalten werden, dessen Sequenz die Bezeichnung SEQ
ID Nr. 56 trägt
und in 23 dargestellt ist.
-
In 24 ist die Sequenzhomologie zwischen dem Klon
GMP3 und dem Retrovirus HSERV-9 in der Graphik durch einen durchgezogenen
Strich dargestellt, der für eine
partielle Homologie von gleich oder größer 65% gilt.
-
Zusammenfassend
wird in 25 die Lage der verschiedenen
zuvor untersuchten Klone im Vergleich zu dem bekannten ERV9-Genom
dargestellt. In 25 ist die MSRV-1-env-Region
länger
als das ERV9-env-Bezugsgen,
und die zusätzliche
Region ist oberhalb des Insertionspunkts mit einem "V" dargestellt, wobei gilt, daß das insertierte
Material eine Sequenz- und Größenvariabilität zwischen
den dargestellten Klonen (JLBc1, JLBc2, FBd3) aufweist. In 26 ist die Position von unterschiedlichen Klonen
dargestellt, die in der MSRV-1-pol*-Region untersucht wurden.
-
Aufgrund
des zuvor beschriebenen Klons GM3 war es möglich, ein mögliches
Leseraster zu definieren, das die Gesamtheit des pol-Gens gemäß SEQ ID
Nr. 57 abdeckt, was in den aufeinanderfolgenden 27a bis 27c dargestellt
ist.
-
BEISPIEL 11: NACHWEIS VON SPEZIFISCHEN
ANTI-MSRV-1-ANTIKÖRPERN IN
HUMAN-SERUM
-
Durch
Identifikation der Sequenz des pol-Gens des Retrovirus MSRV-1 und
eines offenen Leserasters dieses Gens konnte man die Sequenz SEQ
ID Nr. 39 in Aminosäuren
einer Region dieses Gens mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 40 bestimmen
(vgl. 28).
-
Unterschiedliche
synthetische Peptide, die Fragmenten der Proteinsequenz der von
dem pol-Gen codierten reversen Transkriptase von MSRV-1 entsprechen,
wurden auf ihre spezifische Antigenität gegenüber Seren von MS-Patienten und gesunden
Kontrollen getestet.
-
Die
Peptide wurden chemisch durch Festphasen-Synthese nach der Merrifield-Technik
(Barany G und Merrifieldd R. B, 1980, In the Peptides, 2, 1–284, Gross
E und Mei enhofer J, Hersg. Academic Press, New York) synthetisiert.
Die praktischen Vorgehensweisen sind wie unten beschrieben.
-
a) Peptidsynthese:
-
Die
Peptide wurden mit einem Syntheseautomaten "Applied Biosystems 430A" an einem Phenylacetamidomethylharz
(PAM)/Polystyrol/Divinylbenzol (Applied Biosystems, Inc. Foster
City, CA) synthetisiert. Die Aminosäuren werden in Form von Hydroxybenzotriazol
(HOBT)-Estern gekoppelt. Die verwendeten Aminosäuren stammen von Novabiochem
(Laüflerfingen,
Schweiz) oder Bachem (Bubendorf, Schweiz).
-
Die
chemische Synthese erfolgte nach einem Doppelkopplungsprotokoll
mit N-Methylpyrrolidon (NMP) als Lösungsmittel. Die Peptide wurden
vom Harz und von dem seitlichen Schutz gleichzeitig mit Hilfe von
Fluorwasserstoffsäure
(HF) in einem geeigneten Gerät
(Typ I-Spaltapparat,
Peptide Institute, Osaka, Japan) abgespalten.
-
Pro
1 g Peptidylharz werden 10 ml HF, 1 ml Anisol und 1 ml Dimethylsulfid
5DMS eingesetzt. Die Mischung wird 45 Minuten lang bei –2°C gerührt. Anschließend wird
der HF im Vakuum abgedampft. Nach intensivem Waschen mit Ether wird
das Peptid vom Harz mit l0%iger Essigsäure eluiert und anschließend lyophilisiert.
-
Die
Peptide werden mittels präparativer
Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie
an einer VYDAC-Säule
des Typs C18 (250 × 21
mm) (The Separation Group, Hesperia, CA, USA) aufgereinigt. Die
Elution erfolgt mittels eines Acetonitrilgradienten mit einer Durchflußrate von
22 ml/min. Die aufgefangenen Fraktionen werden durch Elution unter
isokratischen Bedingungen an einer analytischen VYDAC®-C18-Säule (250 × 4,6 mm)
mit einer Durchflußrate
von 1 ml/min überprüft. Die
Fraktionen, die dieselbe Retentionszeit aufweisen, werden vereinigt
und lyophilisiert. Die Hauptfraktion wird anschließend durch
analytische Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie
mit dem oben beschriebenen System analysiert. Das Peptid, dessen
Reinheit als akzeptabel gilt, äußert sich
in einem einzelnen Peak, der mindestens 95% des Chromatogramms darstellt.
-
Die
gereinigten Peptide werden anschließend mit einem automatischen
Aminosäureanalysator "Applied Biosystems
420H" analysiert,
um ihre Aminosäurezusammensetzung
zu überprüfen. Die
Messung des (mittleren) chemischen Molekulargewichts der Peptide
erfolgt mittels LSIMS-Massenspektrometrie
im positiven Ionenmodus, und zwar mit einem Gerät mit doppelter Fokussierung
VG. ZAB. ZSEQ in Verbindung mit einem "DEC-VAX 2000" Datenerfassungssystem (VG analytical
Ltd. Manchester, Großbritannien).
-
Die
Reaktivität
der unterschiedlichen Peptide wurde mit Seren von MS-Patienten und
Seren von gesunden Kontrollen geprüft. Auf diese Weise konnte
man ein Peptid mit der Bezeichnung POL2B auswählen, dessen Sequenz in 28 in der Identifikation SEQ ID Nr. 39 unten dargestellt
ist und das vom pol-Gen von MSRV-1 (Nukleotide 181 bis 330) codiert
wird.
-
b) Antigene Eigenschaften:
-
Die
antigenen Eigenschaften des Peptids POL2B wurden mit dem unten beschriebenen
ELISA-Protokoll nachgewiesen.
-
Das
lyophilisierte Peptid POL2B wurde in sterilem destilliertem Wasser
in einer Konzentration von 1 mg/ml gelöst. Diese Stammlösung wurde
in aliquote Portionen geteilt und bei +4°C für die Verwendung innerhalb
von 14 Tagen aufbewahrt oder bei –20°C für die Verwendung innerhalb
von 2 Monaten tiefgefroren. Ein aliquoter Teil wird in einer PBS
(phosphate buffer saline)-Lösung
verdünnt,
um zu einer Peptidendkonzentration von 1 Mikrogramm/ml zu gelangen.
100 Mikroliter dieser Verdün nung
wurden in jedes Näpfchen
von Mikrotiterplatten ("high-binding"-Plastik, COSTAR
Nr. 3590) gegeben. Die Platten werden mit einem "plate-sealer"-Klebeband verschlossen und für die Absorptionsphase
des Peptids auf das Plastik über
Nacht bei +4°C
aufbewahrt. Das Klebeband wird entfernt und die Platten werden dreimal
mit einem Volumen von 300 Mikrolitern einer Lösung A (1× PBS, 0,05% Tween 20®),
und anschließend
auf Saugmaterial umgekehrt und 45 Minuten bis 1 Stunde bei 37°C inkubiert.
Anschließend
werden die Platten wie oben beschrieben dreimal mit Lösung A gewaschen.
-
Die
zu prüfenden
Serumproben werden zuvor mit Lösung
B auf 1/50 verdünnt,
und 100 Mikroliter von jedem verdünnten zu prüfenden Serum werden in die
Näpfchen
jeder Mikrotiterplatte gegeben. In ein Näpfchen von jeder Platte wird
eine Negativkontrolle gegeben, und zwar in Form von 100 Mikrolitern
Puffer B. Die mit Klebeband bedeckten Platten werden nun 1 bis 3
Stunden bei 37°C
inkubiert. Anschließend
werden die Platten dreimal wie oben beschrieben mit Lösung A gewaschen.
Parallel dazu wird ein peroxydasemarkierter Ziegen-Antikörper gegen
menschliche IgG (Sigma Immunochemicals Nr. A6029) oder IgM (Cappel
Nr.: 55228) mit Lösung
B verdünnt
(Verdünnung
1/5000 für
Anti-IgG und 1/1000 für
Anti-IgM). 100 Mikroliter der jeweiligen Verdünnung des markierten Antikörpers werden
nun in jedes Näpfchen
von Mikrotiterplatten gegeben, und die mit Klebeband verschlossenen
Platten werden 1 bis 2 Stunden bei 37°C inkubiert. Anschließend werden
die Platten wieder wie zuvor beschrieben gewaschen. Parallel dazu
wird das Substrat der Peroxydase gemäß den Anweisungen des Kits "Sigma fast OPD kit" (Sigma Immunochemichals,
Nr. P9187) hergestellt. 100 Mikroliter Substratlösung werden in jedes Näpfchen gegeben,
und die Platten werden lichtgeschützt 20 bis 30 Minuten bei Raumtemperatur
aufbewahrt.
-
Sofort
nachdem sich die Farbreaktion stabilisiert hat werden die Platten
in ein spektrophotometrisches ELISA- Platten-Lesegerät eingegeben, und die optische
Dichte (OD) von jedem Näpfchen
wird bei einer Wellenlänge
von 492 nm abgelesen. Alternativ dazu werden 30 Mikroliter 1 N HCl
in jedes Näpfchen
gegeben, um die Reaktion zu stoppen, und die Platten werden innerhalb
von 24 Stunden im Spektralphotometer abgelesen.
-
Die
serologischen Proben werden in zweifacher oder dreifacher Wiederholung
aufgegeben, und die optische Dichte (OD), die dem geprüften Serum
entspricht, wird dadurch berechnet, daß man den Mittelwert der für ein- und dieselbe Probe
bei ein- und derselben Verdünnung
erhaltenen OD-Werte berechnet.
-
Der
Netto-OD-Wert von jedem Serum entspricht dem mittleren OD-Wert des
Serums, von dem der mittlere OD-Wert der Negativkontrolle (Lösung B:
PBS, 0,05% Tween 20®, 10% Ziegenserum) abgezogen
wird.
-
c) Nachweis von IgG-Antikörpern gegen
MSRV-1 mittels ELISA:
-
Für die Untersuchung
auf das Vorhandensein von spezifischen IgG-Antikörpern gegen MSRV-1 im Serum
von 29 Patienten, für
die gemäß den Kriterien
von Poser (23) eine MS-Diagnose von "sicher" oder "wahrscheinlich" erstellt wurde, sowie von 32 gesunden
Kontrollen (Blutspendern) wurde die oben beschriebene Technik mit
dem Peptid POL2B eingesetzt.
-
In 29 sind die Ergebnisse von jedem Serum, das mit
einem Anti-IgG-Antikörper
geprüft
wurde, dargestellt. Jeder senkrechte Balken bedeutet die optische
Netto-Dichte (OD bei 492 nm) eines geprüften Serums. Die Ordinatenachse
gibt die Netto-OD am oberen Ende der vertikalen Balken an. Die 29
ersten vertikalen Balken, die links von der gestrichelten vertikalen
Linie liegen, stellen die Seren von 29 geprüften MS-Fällen dar, und die 32 vertikalen
Balken, die rechts von der vertikalen gestrichelten Linie liegen,
stellen die Seren von 32 gesunden Kontrollen (Blutspendern) dar.
-
Der
Mittelwert der Netto-OD-Werte der geprüften MS-Patienten beträgt 0,62. Aus der Graphik sind
5 Kontrollen ersichtlich, deren Netto-OD oberhalb der Gruppenwerte
der Kontrollpopulation liegen. Diese Werte können das Vorliegen von spezifischen
IgGs bei nichtkranken seropositiven Patienten darstellen. Es wurden daher
zwei Methoden ausgewertet, um den statistischen Schwellenwert für das Positivsein
des Tests zu bestimmen.
-
Der
Mittelwert der Netto-OD-Werte der Kontrollen, darunter auch der
Kontrollen mit erhöhten
Netto-OD-Werten, beträgt
0,36. Ohne die 5 Kontrollen, deren Netto-OD-Werte gleich oder größer 0,5 sind, beträgt der Mittelwert
der "Negativkontrollen" 0,33. Die Standardabweichung
der Negativkontrollen beträgt
0,10. eine theoretische Positivitätsschwelle kann gemäß der folgenden
Formel errechnet werden:
Schwellenwert (Mittelwert der Netto-OD-Werte
der seronegativen Kontrollen) + (2 oder 3 × Standardabweichung der Netto-OD-Werte
der seronegativen Kontrollen).
-
Im
ersten Fall wird angenommen, daß nichtkranke
Seropositive vorliegen und daß der
Schwellenwert gleich 0,33 + (2 × 0,10)
= 0,53 beträgt.
Die negativen Ergebnisse stellen einen unspezifischen "Hintergrund" des Vorhandenseins
von Antikörpern,
die spezifisch gegen ein Epitop des Peptids gerichtet sind, dar.
-
Im
zweiten Fall beträgt,
wenn die Gesamtheit der Kontrollen, die aus Blutspendern in offenbar
guter Gesundheit besteht, als Bezugsbasis angenommen wird und ohne
daß die
Seren von a-priori Seropositiven ausgeschlossen werden, die Standardabweichung
der "Nicht-MS-Kontrollen" 0,116. Der Schwellenwert
beträgt
nun 0,36 + (2 × 0,116)
= 0, 59.
-
Gemäß dieser
Analyse ist der Test für
MS spezifisch. Diesbezüglich
stellt man fest, daß der
Test für MS
spezifisch ist, da wie in Tabelle 1 dargestellt keine Kontrolle
einen Netto-OD-Wert oberhalb dieses Schwellenwerts aufweist. Dieses
Ergebnis spiegelt also die Tatsache wider, daß die Antikörpertiter bei MS-Patienten hauptsächliche
stärker
erhöht
sind als diejenigen von gesunden Kontrollen, die mit MSRV-1 in Kontakt
gekommen sind. TABELLE NR. 1
| | MS | KONTROLLEN |
| | 0,681 | | 0,3515 |
| | 1,0425 | | 0,56 |
| | 0,5675 | | 0,3565 |
| | 0,63 | | 0,449 |
| | 0,588 | | 0,2825 |
| | 0,645 | 0,55 | |
| | 0,6635 | 0,52 | |
| | 0,576 | | 0,2535 |
| | 0,7765 | 0,55 | |
| | 0,5745 | 0,51 | |
| | 0,513 | | 0,426 |
| | 0,4325 | | 0,451 |
| | 0,7255 | | 0,227 |
| | 0,859 | | 0,3905 |
| | 0,6435 | | 0,265 |
| | 0,5795 | | 0,4295 |
| | 0,8655 | | 0,291 |
| | 0,671 | | 0,347 |
| | 0,596 | | 0,4495 |
| | 0,662 | | 0,3725 |
| | 0,602 | | 0,181 |
| | 0,525 | | 0,2725 |
| | 0,53 | | 0,426 |
| | 0,565 | | 0,1915 |
| | 0,517 | | 0,222 |
| | 0,607 | | 0,395 |
| | 0,3705 | | 0,34 |
| | 0,397 | | 0,307 |
| | 0,4395 | | 0,219 |
| | | 0,491 | |
| | | | 0,2265 |
| | | | 0,2605 |
| | | | |
| MITTELWERT | 0,62 | | 0,33 |
| STANDARDABWEICHUNG | 0,14 | | 0,10 |
| SCHWELLENWERT | | | 0,53 |
-
In
Abhängigkeit
der ersten Berechnungsweise und wie in 29 und
in der zugehörigen
Tabelle 1 dargestellt, führen
26 von 29 MS-Seren zu einem positiven Ergebnis (Netto-OD gleich
oder größer 0,50),
was das Vorliegen von IgGs, die spezifisch gegen das Peptid POL2B,
also gegen einen Teil des Enzyms reverser Transkriptase des Retrovirus
MSRV-1, das von dessen pol-Gen codiert wird, und daher gegen das
Retrovirus MSRV-1 gerichtet sind, anzeigt. So haben ungefähr 90% der
geprüften
MS-Patienten gegen einen Epitop, der auf dem Peptid POL2B liegt,
reagiert und weisen zirkulierende IgGs, die gegen dieses Peptid
gerichtet sind, auf.
-
Fünf offenbar
gesunde Blutspender von 32 Blutspendern ergeben ein positives Resultat.
So scheint es, daß ungefähr 15% der
nichtkranken Bevölkerung
in Kontakt mit einem Epitop auf dem Peptid POL2B gestanden sein
können,
und zwar unter Bedingungen, die zu einer aktiven Immunisierung geführt haben
und die sich durch das Verbleiben von spezifischen Seren-IgGs ausdrücken. Diese
Bedingungen sind mit einer Immunisierung gegen die reverse Transkriptase
des Retrovirus MSRV-1 bei Infektion mit (und/oder Reaktivierung des)
Retrovirus MSRV-1 kompatibel. Das Fehlen einer offensichtlichen
neurologischen Pathologie, die bei diesen seropositiven Kontrollen
MS auslöst,
kann anzeigen, daß es
sich um gesunde Träger
handelt, die nach Immunisierung ein infektiöses Virus eliminiert haben
oder daß sie
eine Population von risikobehafteten chronischen Trägern darstellen.
Die Tatsache, daß die
epidemiologischen Daten zeigen, daß ein in der Umwelt von Regionen
mit starkem MS-Vorkommen
vorhandenes pathogenes Agens der Grund für diese Krankheit sein kann,
impliziert, daß ein
Teil der MS-freien Population zwingenderweise in Kontakt mit so
einem pathogenen Agens gewesen sein muß. Es wurde gezeigt, daß das Retrovirus
MSRV-1 ganz oder teilweise diese "pathogene Agens" darstellt, das MS bedingt, und daß es daher
normal ist, daß Kontrollen,
die einer ge sunden Population entnommen wurden, Antikörper des
IgG-Typs gegen Komponenten
des Retrovirus MSRV-1 aufweisen. Der Unterschied der Seroprävalenz zwischen
MS-Fällen
und der Kontrollpopulation ist höchst
signifikant: "Chi-2"-Test, p < 0,001. Diese Ergebnisse
sprechen daher dafür,
daß das
MSRV-1 eine etiopathogene Rolle bei MS spielt.
-
d) Nachweis von IgM-Antikörpern gegen
MSRV-1 mittels ELISA:
-
Für die Untersuchung
auf das Vorhandensein von spezifischen IgM-Antikörpern gegen MSRV-1 im Serum
von 36 Patienten, für
die gemäß den Kriterien
von Poser (23) eine MS-Diagnose von "sicher" oder "wahrscheinlich" erstellt wurde sowie von 42 gesunden
Kontrollen (Blutspendern) wurde die ELISA-Technik mit dem Peptid
POL2B eingesetzt.
-
In 30 sind die Ergebnisse von jedem Serum, das mit
einem Anti-IgM-Antikörper
geprüft
wurde, dargestellt. Jeder senkrechte Balken bedeutet die optische
Netto-Dichte (OD bei 492 nm) eines geprüften Serums. Die Ordinatenachse
gibt die Netto-OD am oberen Ende der vertikalen Balken an. Die 36
ersten vertikalen Balken, die links von der gestrichelten vertikalen
Linie liegen, stellen die Seren von 36 geprüften MS-Fällen dar, und die vertikalen
Balken, die rechts von der vertikalen gestrichelten Linie liegen,
stellen die Seren von 42 gesunden Kontrollen (Blutspendern) dar.
Die horizontale Linie in der Mitte der Graphik stellt einen theoretischen
Schwellenwert dar, der die positiven Ergebnisse (bei denen das obere
Ende des Balkens oberhalb liegt) von den negativen Ergebnissen (bei
denen das obere Ende des Balkens unterhalb liegt) abgrenzt.
-
Der
mittlere Netto-OD-Wert der geprüften
MS-Fälle
beträgt
0,19.
-
Der
mittlere Netto-OD-Wert der geprüften
Kontrollen be trägt
0,09.
-
Die
Standardabweichung der Negativkontrollen beträgt 0,05.
-
Angesichts
des geringen Unterschieds zwischen dem Mittelwert und der Standardabweichung
der Kontrollen kann der Schwellenwert für das theoretische Positivsein
folgendermaßen
berechnet werden: Schwellenwert (Mittelwert der Netto-OD-Werte der
seronegativen Kontrollen) + (3 × Standardabweichung
der Netto-OD-Werte der seronegativen Kontrollen).
-
Der
Schwellenwert beträgt
daher 0,09+ (3 × 0,05)
= 0,26; bzw. in der Praxis 0,25.
-
Die
negativen Ergebnisse stellen einen unspezifischen "Hintergrund" des Vorhandenseins
von spezifisch gegen ein Epitop des Peptids gerichteten Antikörpern dar.
-
Gemäß dieser
Analyse, und wie in 30 und der dazugehörigen Tabelle
2 dargestellt, ist der IgM-Test spezifisch für MS, da keine Kontrolle einen
Netto-OD-Wert oberhalb
des Schwellenwerts aufweist. 7 von 36 MS-Seren führen zu einem positiven IgM-Ergebnis;
die Untersuchung von klinischen Daten zeigt, daß diese positiven Seren während eines
ersten MS-Schubs oder einem akuten Schub bei nichtbehandelten Kranken
entnommen wurden. Es ist bekannt, daß die gegen pathogene Agentien
gerichteten IgMs bei Primärinfektionen
oder bei Reaktivierungen nach einer Latenzperiode dieses pathogenen
Agens produziert werden. Der Unterschied der Seroprävalenz zwischen
MS-Fällen
und der Kontrollpopulation ist höchst
signifikant: "Chi-2"-Test, p < 0,001.
-
Diese
Ergebnisse sprechen daher dafür,
daß das
MSRV-1 eine etiopathogene Rolle bei MS spielt.
-
Mittels
des Nachweises der IgM- und IgG-Antikörper gegen das Peptid POL2B
kann man das Entstehen einer Infektion durch MSRV-1 und/oder einer
Reaktivierung des MSRV-1-Virus auswerten. TABELLE NR. 2
| | MS | KONTROLLEN |
| | 0,064 | 0,243 |
| | 0,087 | 0,11 |
| | 0,044 | 0,098 |
| | 0,115 | 0028 |
| | 0,089 | 0,094 |
| | 0,025 | 0,038 |
| | 0,097 | 0,176 |
| | 0,108 | 0,146 |
| | 0,018 | 0,049 |
| | 0,234 | 0,161 |
| | 0,274 | 0,113 |
| | 0,225 | 0,079 |
| | 0,314 | 0,093 |
| | 0,522 | 0,127 |
| | 0,306 | 0,02 |
| | 0,143 | 0,052 |
| | 0,375 | 0,062 |
| | 0,142 | 0,074 |
| | 0,157 | 0,043 |
| | 0,168 | 0,046 |
| | 1,051 | 0,041 |
| | 0,104 | 0,13 |
| | 0,187 | 0,153 |
| | 0,044 | 0,107 |
| | 0,053 | 0,178 |
| | 0,153 | 0,114 |
| | 0,07 | 0,078 |
| | 0,033 | 0,118 |
| | 0,104 | 0,177 |
| | 0,187 | 0,026 |
| | 0,044 | 0,024 |
| | 0,053 | 0,046 |
| | 0,153 | 0,116 |
| | 0,07 | 0,04 |
| | 0,033 | 0,028 |
| | 0,973 | 0,073 |
| | | 0,008 |
| | | 0,074 |
| | | 0,141 |
| | | 0,219 |
| | | 0,047 |
| | | 0,017 |
| | | |
| MITTELWERT | 0,19 | 0,09 |
| STANDARDABWEICHUNG | 0,23 | 0,05 |
| SCHWELLENWERT | | 0,26 |
-
e) Suche nach immundominaten Epitopen
auf dem Peptid POL2B:
-
Um
den unspezifischen Hintergrund zu verringern und den Nachweis von
Antikörperreaktionen
gegen MSRV-1 zu optimieren, wurden Octapeptide, die sich der Reihe
nach um eine Aminosäure
verschoben und die Gesamtheit der durch POL2B bestimmten Sequenz
abdecken, nach dem unten beschriebenen Protokoll synthetisiert.
-
Die
chemische Synthese von überlappenden
Octapeptiden, die die Sequenz der Aminosäuren 61–110, die in der Bezeichnung
SEQ ID Nr. 39 dargestellt ist, abdecken, erfolgte auf einer aktivierten
Cellulosemembran gemäß der Technik
von BERG und Mitarbeitern (1989. J. Ann. Chem. Soc., 111, 8024–8026),
die von Cambridge Research Biochemicals unter der Handelsbezeichnung
Spotscan im Handel erhältlich
ist. Mit dieser Technik kann man eine Vielzahl von Peptiden gleichzeitig
synthetisieren und analysieren.
-
Die
Synthese wird mit veresterten Aminosäuren durchgeführt, deren α-Aminogruppe
durch eine FMOC-Gruppe (Nova Biochem) und die Seitengruppen durch
Schutzgruppen wie Trityl, t-Butylester oder t-Butylether geschützt sind.
Die veresterten Aminosäuren
werden in N-Methylpyrrolidon
(NMP) in einer Konzentration von 300 nM vorgelöst, und 0,9 μl werden
als Bromphenolblau-Aufgabeflecken
aufgegeben. Nach 15minütiger
Inkubation werden nochmals Aminosäuren aufgegeben, wonach sich
eine weitere 15minütige
Inkubation anschließt.
Wenn die Kopplung zwischen zwei Aminosäuren korrekt erfolgt, so beobachtet
man eine Farbänderung
(Umschlag von blau nach grünlich-gelb).
Nach dreimaligem Waschen mit DMF folgt ein Acetylierungsschritt
mit Essigsäureanhydrid.
Anschließend
werden die im Verlauf der Synthese aminierten endständigen Gruppen
der Peptide mit 20% Piperidin in DMF entschützt. Die Aufgabeflecken werden
mit einer 1%igen Bromphenolblaulösung
in DMF erneut ge färbt,
dreimal mit Methanol gewaschen und getrocknet. Die Gesamtheit dieser
Arbeitsschritte stellt einen Additionszyklus von einer Aminosäure dar,
und dieser Zyklus wird solange wiederholt, bis die Synthese beendet
ist. Wenn alle Aminosäuren
angefügt
sind, wird die NH2-terminale Gruppe der letzten Aminosäure mit
20% Piperidin in DMF entschützt
und mit Essigsäureanhydrid
acetyliert. Die Schutzgruppen der Seitenkette werden mit einer Mischung
von Dichlormethan/Trifluoressigsäure/Triisobutylsilan
(5 ml/5 ml/250 μl)
entfernt. Die Immunreaktivität
der Peptide wird anschließend
mittels ELISA geprüft.
-
Nach
der doppelten Synthese von unterschiedlichen Octapeptiden an zwei
unterschiedlichen Membranen werden diese mit Methanol gespült und mit
TBS (Tris 0,1 M pH 7,2) gewaschen und anschließend eine Nacht lang bei Raumtemperatur
in Sättigungspuffer
inkubiert. Nach mehrmaligem Waschen mit TBS-T (Tris 0,1 M pH 7,2 – 0,05%
Tween 20) wird eine Membran mit einer 1/50fachen Verdünnung eines
Referenzserums, das von einem MS-Patienten
stammt, und die andere Membran mit einer 1/50fachen Verdünnung eines
Pools von Seren von gesunden Kontrollen inkubiert. Die Membranen
werden 4 Stunden lang bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Waschen
mit TBS-T wird mit einem mit β-Galactosidase
markierten Konjugat gegen Human-Immunglobuline (Vertrieb durch Cambridge
Research Biomedicals) in 1/200facher Verdünnung versetzt und das Ganze
wird zwei Stunden lang bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Waschen
der Membrane mit 0,05%igem TBS-T und mit PBS wird die Immunreaktivität bei verschiedenen
Flecken durch Versetzen mit 5-Brom-4-chlor-3-indoyl-β-D-galactopyranosid in Kalium
entwickelt. Die Färbungsintensität der Flecken
wird qualitativ mit einem Wert von 0 bis 5 wie in den beigelegten 31 bis 33 geschätzt.
-
Auf
diese Weise kann man zwei immundominate Regionen an jedem Ende des
Peptids POL2B bestimmen, die den Amino säuresequenzen 65–75 (SEQ
ID Nr. 41) bzw. 92–109
(SEQ ID Nr. 42) gemäß 34 entsprechen und die zwischen den Octapeptiden
Phe-Cys-Ile-Pro-Val-Arg-Pro-Asp (FCIPVRPD) und Arg-Pro-Asp-Ser-Gln-Phe-Leu-Phe
(RPDSQFLF) bzw. Thr-Val-Leu-Pro-Gln-Gly-Phe-Arg (TVLPQGFR) und Leu-Phe-Gly-Gln-Ala-Leu-Ala-Gln
(LFGQALAQ) umfaßt
sind, sowie eine weniger reaktionsfähige, jedoch aufgrund der Tatsache,
daß sie
mit dem Kontrollserum keinerlei Hintergrund produziert, offenbar
spezifischere Region, die durch die Octapeptide Leu-Phe-Ala-Phe-Glu-Asp-Pro-Leu
(LFAFEDPL) (SEQ ID Nr. 43) und Phe-Ala-Phe-Glu-Asp-Pro-Leu-Asn (FAFEDPLN)
(SEQ ID Nr. 44) dargestellt wird, bestimmen.
-
Mit
diesen Regionen lassen sich neue Peptide bestimmen, die gemäß den üblichen
Techniken stärker spezifisch
und immunreaktionsfähig
sind.
-
Auf
diese Weise kann man aufgrund der von den Erfindern gemachten Entdeckungen
und eingesetzten Methoden ein Diagnostikum der Infektion und/oder
Reaktivierung von MSRV-1 herstellen und eine Therapie bei MS aufgrund
der Wirksamkeit, den Nachweis dieser Agentien in biologischen Flüssigkeiten
von Patienten zu "negativieren" auswerten. Weiterhin
könnte
der frühzeitige
Nachweis bei Patienten, die noch keine neurologischen MS-Symptome aufweisen,
ermöglichen,
mit einer Behandlung zu beginnen, die umso wirksamer auf die darauffolgende
klinische Entwicklung ist als sie dem Läsionsstadium, das dem Auftreten
von neurologischen Problemen entspricht, vorangeht. Bis heute kann
keine MS-Diagnose vor dem Beginn einer neurologischen Läsionssymptomatologie
erfolgen, und es wird daher mit keiner Behandlung begonnen, bevor
ein klinisches Bild, das bereits beträchtliche Läsionen des Zentralnervensystems
beinhaltet, auftritt. Die Diagnose einer Infektion und/oder Reaktivierung
von MSRV-1 und/oder MSRV-2 beim Menschen ist daher ausschlaggebend,
und die vorliegende Erfindung stellt die Mittel hierzu bereit.
-
Zusätzlich zur
Diagnose der Infektion und/oder Reaktivierung von MSRV-1 ist es
daher möglich,
eine MS-Therapie
aufgrund ihrer Wirksamkeit den Nachweis dieser Agentien in biologischen
Flüssigkeiten
von Patienten zu "negativisieren", auszuwerten.
-
BEISPIEL 12: GEWINNUNG EINES KLONS LB19,
DER EINEN TEIL DES GAG-GENS DES RETROVIRUS MSRV-1 ENTHÄLT
-
Es
wurde eine PCR-Technik, die sich von der von Gonzalez-Quintial R
et al. (19) und PLAZA et al (25) veröffentlichten Technik ableitet,
eingesetzt. Ausgehend von Gesamt-RNAs, die von einer wie oben beschrieben
aufgereinigten Virionenfraktion extrahiert wurden, wurde cDNA mit
Hilfe eines 3'-spezifischen
Primers (SEQ ID Nr. 64) des zu amplifizierenden Genoms synthetisiert,
und zwar mit der EXPANDTM REVERSE TRANSCRIPTASE
(BOEHRINGER MANNHEIM).
-
-
Nach
der Reinigung wird mit Hilfe des "Terminal transferase kit", das von der Firma
Boehringer Mannheim vertrieben wird, nach den Anweisungen des Herstellers
ein Poly-G-Schwanz an das 5'-Ende
der cDNA angefügt.
-
Mit
Hilfe der folgenden 5'-
und 3'-Primer
wird eine "anchored" PCR durchgeführt. Anschließend wird
mit den folgenden 5'-
und 3'-Primern:
eine "semi-nested anchored" PCR durchgeführt.
-
Die
PCR-Produkte wurden nach Aufreinigung an Agarosegel nach traditionellen
Verfahren (17) aufgereinigt und anschließend in 10 Mikrolitern destilliertem
Wasser suspendiert. Eine der Eigenschaften der Taq-Polymerase besteht
darin, ein Adenin an das 3'-Ende
von jedem der beiden DNA-Stränge
anzufügen,
wobei die erhaltene DNA direkt mit dem TA CloningTM Kit
(British Biotechnology) in ein Plasmid insertiert wurde. Die 2 μl DNA-Lösung wurden
mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl
10fach konzentriertem "10X
LIGATION BUFFER" Ligationspuffer,
2 μl "pCRTM VECTOR" (25 ng/ml) und 1 μl "T4 DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde über
Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden gemäß den Anweisungen des TA Cloning°-Kits (British
Biotechnology) durchgeführt.
Am Ende dieses Vorgangs wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschließend kultiviert und damit eine
Extraktion der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "miniprep"-Verfahren durchgeführt (17).
Das Plasmidpräparat von
jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter UV-Licht
nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem komplementären Primer
des auf dem Klonierungsplasmid des TA Cloning®-Kits
vorhandenen Sp6-Promoters
für die
Sequenzierung des Inserts selektiert. Die Reaktion vor der Sequenzierung
wurde dann nach dem empfohlenen Verfahren für die Verwendung des Sequenzierkits "Prism ready reaction
kit dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Nr. 401384) durchgeführt, und
die automatische Sequenzierung wurde mit dem Gerät "Automatic Sequencer, Modell 373 A" von Applied Biosystems
nach den Anweisungen des Herstellers durchgeführt.
-
Die
PCR-Amplifikation gemäß der oben
beschriebenen Technik wurde auf eine cDNA angewandt, die ausgehend
von Nukleinsäuren
von Fraktionen von auf Saccharosegra dient nach dem von H. Perron
(13) beschriebenen Verfahren aufgereinigten infektiösen Partikeln
synthetisiert wurde, und zwar ausgehend von Kulturüberständen von
B-Lymphozyten eines
MS-Patienten, die mit dem Stamm B95 des Epstein-Barr-Virus (EBV)
immortalisiert wurden, und Retroviruspartikel, die mit einer reversen
Transkriptaseaktivität
wie von Perron und Mitarbeitern (3) und in den französischen
Patentanmeldungen MS 10, 11 und 12 beschrieben wurde, assoziiert
sind, exprimieren. Klon LB19, dessen Sequenz mit SEQ ID Nr. 59 bezeichnet
wird, ist in 35 dargestellt.
-
Mit
diesem Klon kann man mit dem zuvor sequenzierten Klon GM3 und dem
Klon G + E + A (vgl. Beispiel 15) eine 690 Basenpaare lange Region
definieren, die einen wesentlichen Teil des gag-Gens des Retrovirus
MSRV-1 wie in 36 dargestellt, bildet. Diese
Sequenz mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 88 wird ausgehend von unterschiedlichen
Klonen, die sich an ihren Enden überlappen,
zusammengestellt. Diese Sequenz trägt die Bezeichnung MSRV-1-"gag*"-Region. In 36 ist ein mögliches
Leseraster mit der Translation in Aminosäuren unterhalb der Nukleinsäuresequenz
dargestellt.
-
BEISPIEL 13: GEWINNUNG EINES KLONS FBD13,
DER EINE MIT DEM RETROVIRUS MSRV-1 VERWANDTE REGION DES pol-GENS
UND EINE SCHEINBAR UNVOLLSTÄNDIGE
ENV-REGION ENTHALTEND EIN MÖGLICHES
LESERASTER (ORF) FÜR
EIN GLYKOPROTEIN ENTHÄLT.
-
Extraktion
von Virus-RNAs: die RNAs wurden nach der im folgenden kurz beschriebenen
Methode extrahiert.
-
Ein "Pool" von Kulturüberständen von
B-Lymphozyten von MS-Patienten (650 ml) wird 30 Minuten lang bei
10000 g zentrifugiert. Das erhaltene Virus-Pellet wird in 300 Mikrolitern
PBS/10 mM MgCl2 suspendiert. Das Material
wird 30 Minuten lang bei 37°C
mit einer Mischung von DNase (100 mg/ml)/RNase (50/mg/ml) und anschließend 30 Minuten
bei 46°C
mit Proteinase K (50/mg/ml) behandelt.
-
Die
Nukleinsäuren
werden mit einem Volumen einer auf 60°C erhitzten Mischung von Phenol/0,l%(V/V)SDS
extrahiert und anschließend
nochmals mit einem Volumen Phenol/Chloroform (1/1; V/V) extrahiert.
-
Die
Fällung
des Materials erfolgt mit 2,5 V Ethanol in Gegenwart von 0,1 V Natriumacetat,
pH 5,2. Das nach Zentrifugation erhaltene Pellet wird in 50 Mikrolitern
sterilem DEPC-Wasser suspendiert.
-
Die
Probe wird nochmals 30 Minuten lang bei Raumtemperatur mit 50 mg/ml "RNase free" DNase behandelt,
mit einem Volumen Phenol/Chloroform extrahiert und in Gegenwart
von Natriumacetat und Ethanol gefällt.
-
Die
erhaltene RNA wird durch Bestimmung der OD bei 260 nm quantitativ
bestimmt. Das Vorliegen von MSRV-1 und das Fehlen von kontaminierender
DNA wird mit einer PCR und einer RT-PCR, die für MSRV-1 spezifisch ist, kontrolliert,
und zwar in Kombination mit einem für das MSRV-1-Genom spezifischen
ELOSA-Tests.
-
cDNA-Synthese:
-
5
mg RNA werden für
die Synthese einer cDNA eingesetzt, und zwar unter Verwendung eines
polyDT-Oligonukleotid-Primers
gemäß den Anweisungen
des Kits "cDNA Synthesis
Module" (Nr. RPN
1256, Amersham), wobei gewisse Modifikationen durchgeführt wurden:
Die reverse Transkription wird statt wie empfohlen bei 42°C bei 45°C durchgeführt.
-
Das
Syntheseprodukt wird durch doppelte Extraktion und doppelte Aufreinigung
nach den Anweisungen des Herstellers aufgereinigt.
-
Das
Vorliegen von MSRV-1 wird mit einer MSRV-1-PCR in Assoziation mit
einem für
das MSRV-1-Genom spezifischen ELOSA-Test verifiziert.
-
"Long
Distance PCR": (LD-PCR)
-
Für den LD-PCR-Schritt
(Expand Long Template System; Boehringer (Nr. 1681 842)) werden
500 mg cDNA eingesetzt.
-
Es
werden mehrere Oligonukleotidpaare eingesetzt. Darunter befindet
sich das Paar, das von den folgenden Primern definiert wird:
-
Die
Amplifikationsbedingungen lagen folgendermaßen:
10 Sekunden bei 94°C
30
Sekunden bei 56°C
5
Minuten bei 68°C;
-
10
Zyklen sowie anschließend
20 Zyklen mit jeweils 20 weiteren Sekunden pro Zyklus auf die Elongationszeit.
Nach dieser ersten Amplifikation wird mit 2 Mikrolitern des Amplifikationsprodukts
eine zweite Amplifikation unter denselben Bedingungen wie oben durchgeführt.
-
Die
LD-PCRs werden in einem PCR-Gerät
von Perkin, Modell 9600, in dünnwandigen
Mikroröhrchen durchgeführt (Boehringer).
-
Die
Amplifikationsprodukte werden mittels Elektrophorese von 1/5 des
Amplifikationsvolumens (10 Mikroliter) in 1%igem Agarosegel kontrolliert.
Für das
oben beschriebene Primerpaar erhält
man eine Bande von ungefähr
1,7 kB.
-
Klonierung des amplifizierten Fragments:
-
Das
PCR-Produkt wurde dadurch gereinigt, daß es auf ein präparatives
Agarosegel und anschließend auf
eine Costar-Säule
(Spin; D. Dutcher) aufgegeben wurde; dies erfolgte nach den Anweisungen
des Zulieferers.
-
2
Mikroliter der gereinigten Lösung
werden gemäß den Anweisungen
des Zulieferers (TA Cloning Kit; British Biotechnology)) mit 50
ng PCRII-Vektor vereinigt.
-
Der
erhaltene rekombinate Vektor wird durch Transformation von kompetenten
DH5aF'-Bakterien
isoliert. Die Bakterien werden aufgrund ihrer Resistenz gegen Ampicillin
und Verlust des Xgal-Metabolismus (=weiße Kolonien) selektiert. Die
molekulare Struktur des rekombinanten Vektors wird durch Plasmid-Miniprep und
Hydrolyse durch das Enzym EcoR1 bestätigt.
-
Es
wird FBd13, ein für
alle diese Kriterien positiver Klon, ausgewählt. Eine Präparation
im größeren Maßstab des
rekombinanten Plasmids wurde mit Hilfe des Kits Midiprep Quiagen
(Nr. 12243) gemäß den Anweisungen
des Zulieferers durchgeführt.
-
Die
Sequenzierung des Klons FBd13 erfolgt mit dem Kit Prism Ready Amplitaq
ES dye terminator Perkin (Nr. 402119) gemäß den Anweisungen des Herstellers.
Die Sequenzreaktionen werden auf einen Sequenzierautomaten von Perkin,
Typ 377 oder 373A, aufgegeben. Die Sequenzierungsstrategie besteht
in einem "Gene Walking", das an den beiden
Strängen
des Klons FBd13 durchgeführt
wird.
-
Die
Sequenz des Klons FBd13 wird mittels SEQ ID Nr. 58 identifiziert.
-
In 37 ist die Sequenzhomologie zwischen dem Klon
FBd13 und dem Retrovirus HSERV-9 in der Graphik durch einen durchgezogenen
Strich für
jegliche partielle Homologie von gleich oder größer 70% dargestellt. Man findet,
daß Homologien
zwischen den flankierenden Regionen des Klons (mit dem pol-Gen in 5'-Richtung und dem
env-Gen und anschließend
dem LTR in 3'-Richtung)
existieren, daß die
innenliegende Region jedoch völlig
unterschiedlich ist und keinerlei Homologie, nicht einmal eine schwache
Homologie, mit dem env-Gen von HSERV-9 aufweist. Außerdem scheint es, daß der Klon
FBd13 eine längere "env"-Region enthält als für das defiziente
HSERV-9-Endogen beschrieben wurde; so findet man, daß die abweichende
innenliegende Region ein "Insert" zwischen den Regionen
mit partieller Homologie zu den definzienten HSERV-9-Genen darstellt.
-
Diese
zusätzliche
Sequenz beschreibt ein potentielles ORF mit der Bezeichnung ORF
B13, das durch seine Aminosäuresequenz
SEQ ID Nr. 87 dargestellt ist.
-
Die
molekulare Struktur des Klons FBd13 wurde mit Hilfe der Software
GeneWork und der Dateien Genebank und SwissProt analysiert.
-
Es
wurden 5 Glykosylierungsstellen gefunden.
-
Das
Protein weist keine signifikante Homologie mit bereits bekannten
Sequenzen auf.
-
Vermutlich
stammt dieser Klon von einer Rekombination mit einem endogenen Retroviruselement (ERV),
die mit der Replikation von MSRV-1 gekoppelt ist.
-
Solch
ein Phänomen
bedingt die Expression von Polypeptiden, nämlich endogenen Retrovirus-Proteinen,
die nicht unbedingt vom Immunsystem toleriert werden. Ein solches
Schema der aberranten Expression von endogenen Elementen, die mit
MSRV-1 verwandt sind und/oder von diesem induziert werden, ist imstande,
aberrante Antigene zu vermehren und daher zur Induktion von Orthoimmunvorgängen, wie
man sie bei MS beobachtet, beizutragen. Es handelt sich offenbar
um ein neuartiges Phänomen,
das bis dato noch nicht beschrieben wurde. Die Abfrage von Nukleinsäuredateien,
die in der Version Nr. 19 (1996) der Software "Entrez" (NCBI, NIH, Bethesda, USA) verfügbar sind,
hat es nämlich
nicht ermöglicht,
eine bekannte homologe Sequenz, die die Gesamtheit der env-Region
dieses Klons umfaßt,
zu identifizieren.
-
BEISPIEL 14: GEWINNUNG EINES KLONS FP6
ENTHALTEND EINEN TEIL DES pol-GENS, MIT EINER CODIERREGION FÜR DAS ENZYM
REVERSE TRANSKRIPTASE MIT HOMOLOGIE ZUM KLON POL* MSRV-1, UND EINER 3'pol-REGION, DIE VON
DEN FÜR
DIE KLONE POL*, tpol, FBd3, JLBc1 UND JLBc2 BESCHRIEBENEN ÄQUIVALENTEN
SEQUENZEN ABWEICHT.
-
An
der vom Plasma eines MS-Patienten extrahierten Gesamt-RNA wurde
eine 3'RACE durchgeführt. Ein
Plasma einer gesunden Kontrolle, das unter denselben Bedingungen
behandelt wurde, wurde als Negativkontrolle eingesetzt. Die cDNA-Synthese
erfolgte mit dem folgenden modifizierten Oligo-dT-Primer:
und der reversen Transkriptase "Expand RT" von Boehringer unter
den von dieser Firma empfohlenen Bedingungen. Mit dem Enzym Klentaq
(Clontech) wurde eine PCR unter den folgenden Bedingungen durchgeführt: 5 Minuten
bei 94°C,
danach 1 Minute bei 93°C,
1 Minute bei 58°C,
3 Minuten bei 68°C über 40 Zyklen
und 8 Minuten bei 68°C
mit einem Reaktionsendvolumen von 50 μl.
-
Für die PCR
verwendete Primer:
- – 5'-Primer, mit der Bezeichnung SEQ ID
Nr. 69 5' GCC ATC
AAG CCA CCC AAG AAC TCT TAA CTT 3';
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 68 (der gleiche wie für die cDNA)
-
Eine
zweite, sogenannte "semi-nested" PCR, wurde mit einem
5'-Primer, der innerhalb
der bereits amplifizierten Region lag, durchgeführt. Diese zweite PCR wurde
unter den gleichen Versuchsbedingungen wie denjenigen, die bei der
ersten PCR verwendet wurden, angewandt, und zwar unter Verwendung
von 10 μl
Amplifikationsprodukt aus der ersten PCR.
-
Primer,
die für
die "half-nested" PCR verwendet wurden:
- – 5'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 70 5' CCA
ATA GCC AGA CCA TTA TAT ACA CTA ATT 3';
- – 3'-Primer, mit der
Bezeichnung SEQ ID Nr. 68 (der gleiche wie für die cDNA)
-
Die
Primer SEQ ID NR. 69 und SEQ ID Nr. 70 sind für die pol*-Region
spezifisch: Positionen 403 bis 422 bzw. 641 bis 670.
-
Ausgehend
von extrazellulärer
RNA, die vom Plasma eines MS-Patienten extrahiert wurde, wurde so ein
Amplifikationsprodukt erhalten. Beim Plasma einer gesunden Kontrolle
wurde das entsprechende Fragment nicht beobachtet. Dieses Amplifikationsprodukt
wurde folgendermaßen
kloniert.
-
Die
amplifizierte DNA wurde mit Hilfe des "TA CloningTM"-Kits in ein Plasmid
insertiert. Die 2 μl DNA-Lösung wurden mit 5 μl sterilem
destilliertem Wasser, 1 μl
eines 10fach konzentrierten Ligationspuffers mit der Bezeichnung "10X LIGATION BUFFER", 2 μl "pCRTM VEC-TOR" (25 ng/ml) sowie
1 μl "T4 DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde 1 Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden entsprechend den Anweisungen
des "TA Cloning®"-Kits (British Biotechnology)
durchgeführt.
Am Ende des Vorgangs wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschließend kultiviert und damit eine Extraktion
der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "Miniprep"-Verfahren
(17) durchgeführt.
Das Plasmidpräparat
von jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter UV-Licht
nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem komplementären Primer
des auf dem Klonierungsplas mid des "TA Cloning®"-Kit vorhandenen
Sp6-Promoters auf die Sequenzierung des Inserts selektiert. Die
Reaktion vor der Sequenzierung wurde dann nach dem empfohlenen Verfahren
für die
Verwendung des Sequenzierkits "Prism
Ready Reaktion Kit Dye Deoxyterminator Cycle Sequencing Kit" (Applied Biosystems,
ref. 401384) durchgeführt,
und die automatische Sequenzierung wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
an dem Gerät "Automatic Sequencer,
Modell 373 A" Applied
Biosystems durchgeführt.
-
Mit
dem erhaltenen Klon mit der Bezeichnung FP6 kann man eine 467 Bp
große
Region, die zu 89% zu der pol*-Region
des Retrovirus MSRV-1 homolog ist, und eine 1167 Bp große Region,
die zu 64% zu der pol-Region von ERV-9 homolog ist, definieren (Nr.
1634 bis 2856).
-
Klon
FP6 ist in 38 mit seiner Nukleotidsequenz
mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 61 dargestellt. Die drei möglichen
Leseraster diese Klons sind durch ihre Aminosäuresequenz unterhalb der Nukleotidsequenz
dargestellt.
-
BEISPIEL 15: GEWINNUNG EINER REGION MIT
DER BEZEICHNUNG G + E + A, DIE EIN ORF FÜR EINE RETROVIRUS-PROTEASE
ENTHÄLT,
DURCH PCR-AMPLIFIKATION DER NUKLEOTIDSEQUENZ ZWISCHEN DER 5'-REGION, DIE DURCH
DEN KLON "GM3" DEFINIERT IST, UND
DER 3'-REGION, DIE DURCH
DEN KLON POL* DEFINIERT IST, AUSGEHEND VON RNA, DIE VON EINEM POOL
VON PLASMEN VON MS-PATIENTEN EXTRAHIERT WURDE.
-
Für die Amplifikation
von Retrovirus-RNA, die von Virionen stammt, welche im Plasma von
MS-Patienten vorliegen, wurden spezifische Oligonukleotide eingesetzt,
die für
bereits von der Anmelderin identifizierte MSRV-1-Sequenzen spezifisch sind. Kontrollreaktionen
wurden durchgeführt,
um das Vorhandensein von Kontaminanten zu überprüfen (Reaktion mit Wasser).
Die Amplifikation besteht aus einem RT-PCR-Schritt, gefolgt von
einer "nested" PCR. Für die Amplifikation
von drei überlap penden
Regionen (mit der Bezeichnung G, E und A) an den von den Sequenzen
der Klone GM3 und pol*, die oben beschrieben wurden, definierten
Regionen, wurden Primerpaare definiert.
-
"Semi-nested" RT-PCR für die Amplifikation
der Region G:
- – im ersten RT-PCR-Zyklus werden
die folgenden Primer eingesetzt:
Primer 1: SEQ ID Nr. 71 (sense)
Primer
2: SEQ ID Nr. 72 (antisense)
- – im
zweiten PCT-Zyklus werden die folgenden Primer eingesetzt:
Primer
1: SEQ ID Nr. 73 (sense)
Primer 4: SEQ ID Nr. 74 (antisense)
-
"Semi-nested" RT-PCR für die Amplifikation
der Region E:
- – im ersten RT-PCR-Zyklus werden
die folgenden Primer eingesetzt:
Primer 5: SEQ ID Nr. 75 (sense)
Primer
6: SEQ ID Nr. 76 (antisense)
- – im
zweiten PCT-Zyklus werden die folgenden Primer eingesetzt:
Primer
7: SEQ ID Nr. 77 (sense)
Primer 8: SEQ ID Nr. 78 (antisense)
-
"Semi-nested" RT-PCR für die Amplifikation
der Region A:
- – im ersten RT-PCR-Zyklus werden
die folgenden Primer eingesetzt:
Primer 9: SEQ ID Nr. 79 (sense)
Primer
10: SEQ ID Nr. 80 (antisense)
- – im
zweiten PCT-Zyklus werden die folgenden Primer eingesetzt:
Primer
9: SEQ ID Nr. 81 (sense)
Primer 11: SEQ ID Nr. 82 (antisense)
-
Die
Lage der Primer und der Regionen G, E und A, die sie definieren,
lautet:
-
Die
Sequenz der von den unterschiedlichen Klonen G, E und A definierten
Region wurde nach Klonierung und Sequenzierung der Produkte der "nested" Amplifikation bestimmt.
-
Die
Klone G, E und A wurden mittels PCR mit dem 5'-Primer
1 des Fragments G und dem 3'-Primer 11
des Fragments A, die oben beschrieben sind, zusammengefügt. Ein
G + E + A-Fragment mit einer Größe von ungefähr 1580
Bp wurde amplifiziert und in ein Plasmid mit Hilfe des Kits "TA Cloning" (Warenzeichen) eingefügt. Die
Sequenz des Amplifikationsprodukts, das G + E + A entspricht, wurde
bestimmt und die überlappenden
Bereiche G + E und E + A wurden analysiert. Die Sequenz ist in 39 dargestellt und entspricht der Sequenz
SEQ ID Nr. 89.
-
In
Region E wurde ein für
eine Protease des Retrovirus MSRV-1 codierendes Leseraster gefunden. Die
Aminosäuresequenz
der Protease mit der Bezeichnung Sequenz SEQ ID Nr. 90 ist in 40 dargestellt.
-
BEISPIEL 16: GEWINNUNG EINES KLONS LTRGAG12,
DER MIT EINEM ENDOGENEN RETROVIRUS-ELEMENT (ERV), DAS MSRV-1 ÄHNLICH IST,
VERWANDT IST, IN DER DNA EINER MSLYMPHOBLASTOID-LINIE, DIE VIRIONEN
PRODUZIERT UND DAS RETROVIRUS MSRV-1 EXPRIMIERT
-
An
DNA, die von einer Lymphoblastoidlinie (mit dem Virus EBV, Stamm
B95, wie oben beschrieben und fachbekannt immortalisierte B-Lymphozyten),
die das Retrovirus MSRV-1 produziert und von peripheren Blutlymphozyten
eines MS-Patienten stammt, extrahiert wurde, wurde eine "nested" PCR durchgeführt.
-
Im
ersten PCR-Schritt werden die folgenden Primer eingesetzt:
-
Dieser
Schritt umfaßt
35 Amplifikationszyklen unter den folgenden Bedingungen: 1 Minute
bei 94°C, 1
Minute bei 54°C
und 4 Minuten bei 72°C.
-
Im
zweiten PCR-Schritt werden die folgenden Primer eingesetzt:
-
Dieser
Schritt umfaßt
35 Amplifikationszyklen unter den folgenden Bedingungen: 1 Minute
bei 94°C, 1
Minute bei 54°C
und 4 Minuten bei 72°C.
-
Die
PCR-Produkte wurden nach Aufreinigung an Agarosegel nach traditionellen
Verfahren (17) aufgereinigt und anschließend in 10 Mikrolitern destilliertem
Wasser suspendiert. Eine der Eigenschaften der Taq-Polymerase besteht
darin, ein Adenin an das 3'-Ende
von jedem der beiden DNA-Stränge
anzufügen,
wobei die erhaltene DNA direkt mit dem TA CloningTM Kit
(British Biotechnology) in ein Plasmid insertiert wurde. Die 2 μl DNA-Lösung wurden
mit 5 μl
sterilem destilliertem Wasser, 1 μl
eines 10fach konzentrierten Ligationspuffers mit der Bezeichnung "10X LIGATION BUFFER", 2 μl "pCRTM VECTOR" (25 ng/ml) sowie
1 μl "T4 DNA LIGASE" vermischt. Diese
Mischung wurde 1 Nacht bei 12°C
inkubiert. Die folgenden Schritte wurden entsprechend den Anweisungen
des "TA Cloning®"-Kits (British Biotechnology)
durchgeführt.
Am Ende dieses Vorgangs wurden die weißen Kolonien der rekombinanten
Bakterien (white) vereinzelt und anschlie ßend kultiviert und damit eine
Extraktion der aufgenommenen Plasmide nach dem sogenannten "miniprep"-Verfahren durchgeführt (17). Das Plasmidpräparat von
jeder rekombinanten Kolonie wurde mit einem entsprechenden Restriktionsenzym
geschnitten und auf Agarosegel analysiert. Die Plasmide mit einem
Insert, das nach Markierung des Gels mit Ethidiumbromid unter UV-Licht
nachgewiesen wurde, wurden nach Hybridisierung mit einem komplementären Primer
des auf dem Klonierungsplasmid des TA Cloning-Kits® vorhandenen
Sp6-Promoters für
die Sequenzierung des Inserts selektiert. Die Reaktion vor der Sequenzierung
wurde dann nach dem empfohlenen Verfahren für die Verwendung des Sequenzierkits "Prism ready reaction
kit dye deoxyterminator cycle sequencing kit" (Applied Biosystems, Nr. 401384) durchgeführt, und
die automatische Sequenzierung wurde mit dem Gerät "Automatic Sequencer, Modell 373 A" von Applied Biosystems
nach den Anweisungen des Herstellers durchgeführt.
-
Auf
diese Weise konnte ein mit LTRGAG12 bezeichneter Klon erhalten werden,
der mit SEQ ID Nr. 60 bezeichnet wird.
-
Dieser
Klon scheint für
endogene Elemente ähnlich
ERV-9, das in menschlicher
DNA, insbesondere in DNA von MS-Patienten,
vorliegt, und die die Expression des Retrovirus MSRV-1 stören können und
daher eine Rolle in der mit dem Retrovirus MSRV-1 assoziierten Pathologie
spielen könnten
und als spezifischer Expressionsmarker bei der betreffenden Pathologie
dienen könnten,
repräsentativ
zu sein.
-
BEISPIEL 17: NACHWEIS VON SPEZIFISCHEN
ANTIKÖRPERN
GEGEN MSRV-1 IN HUMAN-SERUM
-
Durch
Identifikation der Sequenz des pol-Gens des Retrovirus MSRV-1 und
eines offenen Leserasters dieses Gens konnte man die Sequenz SEQ
ID Nr. 63 in Aminosäuren
einer Region dieses Gens mit der Bezeichnung SEQ ID Nr. 62 bestimmen.
-
Unterschiedliche
synthetische Peptide, die Fragmenten der Proteinsequenz der von
dem pol-Gen codierten reversen Transkriptase von MSRV-1 entsprechen,
wurden auf ihre spezifische Antigenität gegenüber Seren von MS-Patienten und gesunden
Kontrollen getestet.
-
Die
Peptide wurden chemisch durch Festphasen-Synthese nach der Merrifield-Technik
(22) synthetisiert. Die praktischen Vorgehensweisen sind wie unten
beschrieben.
-
a) Peptidsynthese:
-
Die
Peptide wurden mit einem Syntheseautomaten "Applied Biosystems 430A" an Phenylacetamidomethylharz
(PAM)/Polystyrol/Divinylbenzol (Applied Biosystems, Inc. Foster
City, CA) synthetisiert. Die Aminosäuren werden in Form von Hydroxybenzotriazol
(HOBT)-Estern gekoppelt. Die verwendeten Aminosäuren stammen von Novabiochem
(Laüflerfingen,
Schweiz) oder Bachem (Bubendorf, Schweiz).
-
Die
chemische Synthese erfolgte nach einem Doppelkopplungsprotokoll
mit N-Methylpyrrolidon (NMP) als Lösungsmittel. Die Peptide wurden
vom Harz und von dem seitlichen Schutz gleichzeitig mit Hilfe von
Fluorwasserstoffsäure
(HF) in einem geeigneten Gerät
(Typ I-Spaltapparat,
Peptide Institute, Osaka, Japan) abgespalten.
-
Pro
1 g Peptidylharz werden 10 ml HF, 1 ml Anisol und 1 ml Dimethylsulfid
5 DMS eingesetzt. Die Mischung wird 45 Minuten lang bei –2°C gerührt. Anschließend wird
der HF im Vakuum abgedampft. Nach intensivem Waschen mit Ether wird
das Peptid vom Harz mit l0%iger Essigsäure eluiert und anschließend lyophilisiert.
-
Die
Peptide werden mittels präparativer
Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie
an einer VYDAC-Säule
des Typs C18 (250 × 21
mm) (The Separation Group, Hesperia, CA, USA) aufgereinigt. Die
Elution erfolgt mittels eines Acetonitrilgradienten mit einer Durchflußrate von
22 ml/min. Die aufgefangenen Fraktionen werden durch Elution unter
isokratischen Bedingungen an einer analytischen VYDAC®-C18-Säule (250 × 4,6 mm)
mit einer Durchflußrate
von 1 ml/min überprüft. Die
Fraktionen, die dieselbe Retentionszeit aufweisen, werden vereinigt
und lyophilisiert. Die Hauptfraktion wird anschließend durch
analytische Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie
mit dem oben beschriebenen System analysiert. Das Peptid, dessen
Reinheit als akzeptabel gilt, äußert sich
in einem einzelnen Peak, der mindestens 95% des Chromatogramms darstellt.
-
Die
gereinigten Peptide werden anschließend mit einem automatischen
Aminosäureanalysator "Applied Biosystems
420H" analysiert,
um ihre Aminosäurezusammensetzung
zu überprüfen. Die
Messung des (mittleren) chemischen Molekulargewichts der Peptide
erfolgt mittels LSIMS-Massenspektrometrie
im positiven Ionenmodus, und zwar mit einem Gerät mit doppelter Fokussierung
VG. ZAB. ZSRQ in Verbindung mit einem "DEC-VAX 2000" Datenerfassungssystem (VG analytical
Ltd. Manchester, Großbritannien).
-
Die
Reaktivität
der unterschiedlichen Peptide wurde mit Seren von MS-Patienten und
Seren von gesunden Kontrollen geprüft. Auf diese Art und Weise
konnte ein Peptid mit der Bezeichnung S24Q selektiert werden, dessen
Sequenz in SEQ ID Nr. 63 angegeben ist und das von einer Nukleotidsequenz
des pol-Gens von MSRV-1 (SEQ ID Nr. 62) codiert wird.
-
b) Antigene Eigenschaften:
-
Die
antigenen Eigenschaften des Peptids S24Q wurden mit dem unten beschriebenen
ELISA-Protokoll nachgewiesen.
-
Das
lyophilisierte Peptid S24Q wurde in 10%iger Essigsäure in einer
Konzentration von 1 mg/ml gelöst.
Diese Stammlösung
wurde in aliquote Portionen geteilt und bei +4°C für die Verwendung innerhalb
von 14 Tagen aufbewahrt oder bei –20°C für die Verwendung innerhalb
von 2 Monaten tiefgefroren. Ein aliquoter Teil wird in einer PBS
(phosphate buffer saline) verdünnt,
um zu einer Peptidendkonzentration von 5 Mikrogramm/ml zu gelangen.
100 Mikroliter dieser Verdünnung
wurden in jedes Näpfchen
von Nunc-Maxisorb-Mikrotiterplatten (Warenzeichen) gegeben. Die
Platten werden mit einem "plate-sealer"-Klebeband verschlossen und für die Absorptionsphase
des Peptids auf das Plastik zwei Stunden bei +37°C aufbewahrt. Das Klebeband wird
entfernt und die Platten werden dreimal mit einem Volumen von 300
Mikrolitern einer Lösung
A (1× PBS, 0,05%
Tween 20®)
gewachsen, und anschließend
auf Saugmaterial umgekehrt. Nach Abtropfen werden die Platten mit
250 Mikrolitern einer Lösung
B (Lösung
A + 10% Ziegenserum) pro Näpfchen
gefüllt,
dann mit einem Klebeband verschlossen und 1 Stunde bei 37°C inkubiert.
Anschließend
werden die Platten wie oben beschrieben dreimal mit Lösung A gewaschen.
-
Die
zu prüfenden
Serumproben werden zuvor mit Lösung
B auf 1/100 verdünnt,
und 100 Mikroliter von jedem verdünnten zu prüfenden Serum werden in die
Näpfchen
jeder Mikrotiterplatte gegeben. In ein Näpfchen von jeder Platte wird
eine Negativkontrolle gegeben, und zwar in Form von 100 Mikrolitern
Puffer B. Die mit Klebeband bedeckten Platten werden nun l½ Stunden
bei 37°C
inkubiert. Anschließend
werden die Platten dreimal wie oben beschrieben mit Lösung A gewaschen.
Für die
IgG-Reaktion wird
ein mit Peroxydase markierter Ziegen-Antikörper gegen Human-IgG (vertrieben
von Jackson Immuno Research Inc.) mit Lösung B verdünnt (Verdünnung 1/10000). 100 Mikroliter
der jeweiligen Verdünnung
des markierten Antikörpers
werden nun in jedes Näpfchen
von Mikrotiterplatten gegeben, und die mit Klebeband verschlossenen
Platten werden 1 Stunde bei 37°C
inkubiert. Anschließend
werden die Platten wieder wie zuvor beschrieben gewaschen. Parallel
dazu wird das Substrat der Peroxydase gemäß den Anweisungen der bioMérieux-Kits hergestellt.
100 Mikroliter Substratlösung
werden in jedes Näpfchen
gegeben, und die Platten werden lichtgeschützt 20 bis 30 Minuten bei Raumtemperatur
aufbewahrt.
-
Sobald
sich die Farbreaktion stabilisiert hat, werden 50 Mikroliter Color
2 (Handelsname, bioMérieux) in
jedes Näpfchen
gegeben, um die Reaktion zu stoppen. Die Platten werden sofort in
ein spektrophotometrisches ELISA-Plattenlesegerät eingesetzt und die optische
Dichte (OD) von jedem Näpfchen
wird bei einer Wellenlänge
von 492 nm abgelesen.
-
Die
serologischen Proben werden in zweifacher oder dreifacher Wiederholung
aufgegeben, und die optische Dichte (OD), die dem geprüften Serum
entspricht, wird dadurch berechnet, daß man den Mittelwert der für ein- und dieselbe Probe
bei ein- und derselben Verdünnung
erhaltenen OD-Werte berechnet.
-
Der
Netto-OD-Wert von jedem Serum entspricht dem mittleren OD-Wert des
Serums, von dem der mittlere OD-Wert der Negativkontrolle (Lösung B:
PBS, 0,05% Tween 20®, 10% Ziegenserum) abgezogen
wird.
-
c) Nachweis von IgG-Antikörpern gegen
MSRV-1 (S24Q) mittels ELISA:
-
Für die Untersuchung
auf das Vorhandensein von spezifischen IgG-Antikörpern gegen MSRV-1 im Serum
von 15 Patienten, für
die gemäß den Kriterien
von Poser (23) eine MS-Diagnose von "sicher" oder "wahrscheinlich" erstellt wurde sowie von 15 gesunden
Kontrollen (Blutspendern) wurde die oben beschriebene Technik mit
dem Peptid S24Q eingesetzt.
-
In 41 sind die Ergebnisse von jedem Serum, das mit
einem Anti-IgG-Antikörper
geprüft
wurde, dargestellt. Jeder senkrechte Balken bedeutet die optische Netto-Dichte
(OD bei 492 nm) eines geprüften
Serums. Die Ordinatenachse gibt die Netto-OD am oberen Ende der
vertikalen Balken an. Die 15 ersten vertikalen Balken, die links
von der gestrichelten vertikalen Linie liegen, stellen die Seren
von 15 gesunden Kontrollen (Blutspendern) dar, und die 15 vertikalen
Balken, die rechts von der vertikalen gestrichelten Linie liegen,
stellen die Seren von 15 geprüften
MS-Fällen
dar. Die Grafik ermöglicht
das Identifizieren von 2 Kontrollen, deren OD-Wert über den
gruppierten Werten der Kontrollpopulation liegt. Diese Werte können das
Vorliegen von spezifischen IgGs bei nichtkranken seropositiven Patienten
darstellen. Es wurden daher zwei Methoden ausgewertet, um den statistischen
Schwellenwert für
das Positivsein des Tests zu bestimmen.
-
Der
Mittelwert der Netto-OD-Werte der Kontrollen, darunter auch der
Kontrollen mit erhöhten
Netto-OD-Werten, beträgt
0,129 und die Standardabweichung beträgt 0,06. Ohne die 2 Kontrollen,
deren OD-Werte größer 0,2
sind, beträgt
der Mittelwert der "Negativkontrollen" 0,107 und die Standardabweichung
0,03. Eine theoretische Positivitätsschwelle kann gemäß der folgenden
Formel errechnet werden: Schwellenwert (Mittelwert der Netto-OD-Werte
der seronegativen Kontrollen) + (2 oder 3 × Standardabweichung der Netto-OD-Werte
der seronegativen Kontrollen).
-
Im
ersten Fall wird angenommen, daß nichtkranke
Seropositive vorliegen und daß der
Schwellenwert gleich 0,11 + (3 × 0,03)
= 0,20 beträgt.
Die negativen Ergebnisse stellen einen unspezifischen "Hintergrund" des Vorhandenseins
von Antikörpern,
die spezifisch gegen ein Epitop des Peptids gerichtet sind, dar.
-
Im
zweiten Fall beträgt,
wenn die Gesamtheit der Kontrollen, die aus Blutspendern in offenbar
guter Gesundheit besteht, als Bezugsbasis angenommen wird und ohne daß die Seren
von a-priori Seropositiven ausgeschlossen werden, die Standardabweichung
der "Nicht-MS-Kontrollen" 0,116 beträgt. Der
Schwellenwert beträgt
nun 0,13 + (3 × 0,06)
= 0,31.
-
Gemäß dieser
Analyse ist der Test für
MS spezifisch. Diesbezüglich
stellt man fest, daß der
Test für MS
spezifisch ist, da wie in Tabelle 1 dargestellt keine Kontrolle
einen Netto-OD-Wert oberhalb dieses Schwellenwerts aufweist. Dieses
Ergebnis spiegelt also die Tatsache wider, daß die Antikörpertiter bei MS-Patienten hauptsächliche
stärker
erhöht
sind als diejenigen von gesunden Kontrollen, die mit MSRV-1 in Kontakt
gekommen sind.
-
In
Abhängigkeit
der ersten Berechnungsweise und wie 41 und
in der zugehörigen
Tabelle 3 dargestellt, führen
6 von 15 MS-Seren zu einem positiven Ergebnis (OD gleich oder größer 0,2),
daß das
Vorliegen von IgGs, die spezifisch gegen das Peptid S24Q, also gegen
einen Teil des Enzyms reverser Transkriptase des Retrovirus MSRV-1,
das von dessen pol-Gen codiert wird, und daher gegen das Retrovirus
MSRV-1 gerichtet sind, angibt.
-
So
haben ungefähr
40% der geprüften
MS-Patienten gegen einen Epitop, der auf dem Peptid S24Q liegt,
reagiert und weisen zirkulierende IgGs, die gegen dieses Peptid
gerichtet sind, auf.
-
Zwei
offenbar gesunde Blutspender von 15 ergeben ein positives Resultat.
So scheint es, daß ungefähr 13% der
nichtkranken Bevölkerung
in Kontakt mit einem Epitop auf dem Peptid S24Q gekommen sein können, und
zwar unter Bedingungen, die zu einer aktiven Immunisierung geführt haben
und die sich durch das Verbleiben von spezifischen Seren-IgGs ausdrücken. Diese
Bedingungen sind mit einer Immunisierung gegen die reverse Transkriptase
des Retrovirus MSRV-1 bei Infektion mit (und/oder Reak tivierung
des) Retrovirus MSRV-1 kompatibel. Das Fehlen einer offensichtlichen
neurologischen Pathologie, die bei diesen seropositiven Kontrollen
MS auslöst,
kann anzeigen, daß es
sich um gesunde Träger
handelt, die nach Immunisierung ein infektiöses Virus eliminiert haben
oder daß sie
eine Population von risikobehafteten chronischen Trägern darstellen.
Die Tatsache, daß die
epidemiologischen Daten zeigen, daß ein in der Umwelt von Regionen mit
starkem MS-Vorkommen vorhandenes pathogenes Agens der Grund für diese
Krankheit sein kann, impliziert, daß ein Teil der MS-freien Population
zwingenderweise in Kontakt mit so einem pathogenen Agens gewesen
sein muß.
Es wurde gezeigt, daß das
Retrovirus MSRV-1 ganz oder teilweise dieses "pathogene Agens" darstellt, das MS bedingt, und daß es daher
normal ist, daß Kontrollen,
die einer gesunden Population entnommen wurden, Antikörper des
IgG-Typs gegen Komponenten des Retrovirus MSRV-1 aufweisen.
-
Schließlich kann
der Nachweis von Antikörpern
gegen S24Q bei nur einem von zwei geprüften MS-Fällen die Tatsache widerspiegeln,
daß dieses
Peptid kein immundominates Epitop von MSRV-1 darstellt, daß Variationen
zwischen einzelnen Stämmen
zu einer Immunisierung gegen ein Peptidmotiv, das innerhalb derselben
Region abweicht, induzieren können
oder auch daß die
Evolution der Krankheit und die durchgeführten Behandlungen im Verlauf
der Zeit die Antikörperreaktion
gegen das Peptid S24Q modulieren können. TABELLE NR. 3
| KONTROLLEN | MS-Fälle |
| 0,101 | 0,136 |
| 0,058 | 0,391 |
| 0,126 | 0,37 |
| 0,131 | 0,119 |
| 0,105 | 0,267 |
| 0,294 | 0,141 |
| 0,116 | 0,102 |
| 0,088 | 0,18 |
| 0,105 | 0,411 |
| 0,172 | 0,164 |
| 0,137 | 0,049 |
| 0,223 | 0,644 |
| 0,08 | 0,268 |
| 0,073 | 0,065 |
| 0,132 | 0,074 |
| | |
| MITTELWERT
0,129 | |
| STANDARDABWEICHUNG
0,06 | |
| SCHWELLENWERT
0,31 | |
-
d) Nachweis von IgM-Antikörpern gegen
MSRV-1 mittels ELISA:
-
Zur
Untersuchung des Vorhandenseins von spezifischen IgM-Antikörpern gegen
MSRV-1 in denselben Seren wie oben wurde die ELISA-Technik mit dem
Peptid S24Q eingesetzt.
-
In 42 sind die Ergebnisse von jedem Serum, das mit
einem Anti-IgM-Antikörper
geprüft
wurde, dargestellt. Jeder senkrechte Balken bedeutet die optische
Netto-Dichte (OD bei 492 nm) eines geprüften Serums.
-
Die
Ordinatenachse gibt die Netto-OD am oberen Ende der vertikalen Balken
an. Die 15 ersten vertikalen Balken, die links von der vertikalen
Linie, die die Abszissenachse schneidet, liegen, stellen die Seren
von 15 gesunden Kontrollen (Blutspender) dar, und die vertikalen
Balken, die rechts von der vertikalen gestrichelten Linie liegen,
stellen die Seren von 15 geprüften
MS-Fällen dar.
-
Der
mittlere OD-Wert der geprüften
MS-Fälle
beträgt
1,6.
-
Der
mittlere Netto-OD-Wert der Kontrollen beträgt 0,7.
-
Die
Standardabweichung der Negativkontrollen beträgt 0,6.
-
Die
theoretische Schwelle für
das Positivsein kann gemäß der folgenden
Formel errechnet werden: Schwellenwert = (Mittelwert der OD-Werte
der negativen Kontrollen) + (3 × Standardabweichung
der OD-Werte der negativen Kontrollen).
-
Der
Schwellenwert beträgt
daher 0,7 + (3 × 0,6)
= 2,5; Die negativen Ergebnisse stellen einen unspezifischen "Hintergrund" des Vorhandenseins
von spezifisch gegen ein Epitop des Peptids gerichteten Antikörpern dar.
-
Gemäß dieser
Analyse, und wie in 42 und der dazugehörigen Tabelle
4 dargestellt, ist der IgM-Test spezifisch für MS, da keine Kontrolle einen
Netto-OD-Wert oberhalb
des Schwellenwerts aufweist. 6 von 15 MS-Seren führen zu einem positiven IgM-Ergebnis.
-
Der
Unterschied der Seroprävalenz
zwischen MS-Fällen
und der Kontrollpopulation ist höchst
signifikant: "Chi-2"-Test,
p<0,002.
-
Diese
Ergebnisse sprechen daher dafür,
daß das
MSRV-1 eine etiopathogene Rolle bei MS spielt.
-
So
kann man mit dem Nachweis der Antikörper IgM und IgG gegen das
Peptid S24Q, allein oder in Kombination mit anderen MSRV-1-Peptiden,
den Verlauf einer Infektion mit MSRV-1 und/oder die Reaktivierung
des MSRV-1-Virus auswerten. TABELLE NR. 4
| KONTROLLEN | MS |
| 1,449 | 0,974 |
| 0,371 | 6,117 |
| 0,448 | 2,883 |
| 0,456 | 1,945 |
| 0,885 | 1,787 |
| 2,235 | 0,273 |
| 0,301 | 1,766 |
| 0,138 | 0,668 |
| 0,16 | 2,603 |
| 1,073 | 0,802 |
| 1,366 | 0,245 |
| 0,283 | 0,147 |
| 0,262 | 2,441 |
| 0,585 | 0,287 |
| 0,356 | 0,589 |
| | |
| MITTELWERT
0,7 | |
| STANDARDABWEICHUNG
0,6 | |
| SCHWELLENWERT
2,5 | |
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Die
neuen von den Erfindern gemachten Entdeckungen und die von ihnen
entwickelten neuen Methoden erlauben nun die optimierte Durchführung von
diagnostischen Tests für
die Infektion und/oder Reaktivierung von MSRV-1 und die Auswertung
einer MS- und/oder RP-Therapie aufgrund ihrer Wirksamkeit, den Nachweis
dieser Agentien in biologischen Flüssigkeiten von Patienten zu "negativisieren". Weiterhin könnte der frühzeitige
Nachweis bei Patienten, die noch keine neurologischen Symptome von
MS oder rheumatologische Symptome der RP aufweisen, ermöglichen,
mit einer Behandlung zu beginnen, die umso wirksamer auf die darauffolgende
klinische Entwicklung ist als sie dem Läsionsstadium, das dem Auftreten
von klinischen Problemen entspricht, vorangeht. Bis heute kann keine
MS oder RP-Diagnose vor dem Beginn einer Symptomatologie von Läsionen erfolgen,
und es wird daher mit keiner Behandlung begonnen, bevor ein klinisches
Bild, das bereits beträchtliche
Läsionen
beinhaltet, auftritt. Die Diagnose einer Infektion und/oder Reaktivierung
von MSRV-1, und/oder MSRV-2 beim Menschen ist daher ausschlaggebend,
und die vorliegende Erfindung stellt die Mittel hierzu bereit.
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Zusätzlich zur
Diagnose der Infektion und/oder Reaktivierung von MSRV-1, ist es
daher möglich,
eine MS-Therapie
aufgrund ihrer Wirksamkeit den Nachweis dieser Agentien in biologischen
Flüssigkeiten
von Patienten zu "negativisieren", auszuwerten.
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