Ganz gleich, ob Plattformen die Produkttreue steigern oder eine neue Umsatzquelle erschließen wollen – Charge Cards anzubieten, kann ein verlockender Geschäftszweig sein. Mit einem Charge Card-Programm können Kontoinhaber/innen Geld ausgeben, das noch nicht verfügbar ist, und es der Plattform später zurückzahlen.
Charge Cards mögen erst mal gut klingen, doch die Erarbeitung eines Programms kann anspruchsvoll sein. Plattformen müssen sich darüber Gedanken machen, wie sie die Karten finanzieren, Rückzahlungen einziehen, die Compliance bei der Kreditvergabe handhaben wollen und vieles mehr. Glücklicherweise können Banking-as-a-Service(BaaS)-Anbieter wie Stripe dabei behilflich sein.
Vereinfacht ausgedrückt stellen BaaS-Anbieter Plattformen wie FinTechs und Softwareunternehmen die Infrastruktur und Logistik eines Charge Card-Programms zur Verfügung. Die Plattformen nutzen dann die zugrunde liegende BaaS-Infrastruktur, um ihren Kunden Charge Cards anzubieten. Stripe Issuing hat beispielsweise ein Charge Card-Programm, mit dem Ramp seinen Geschäftskunden Charge Cards anbietet. Oftmals möchten Plattformen Charge Cards auch im Rahmen von Spesenmanagementlösungen anbieten, da sie den Kunden einen Kreditrahmen einräumen.
In diesem Leitfaden erfahren Sie, was Charge Cards sind, warum sie nützlich sind und was Sie bei der Wahl eines Charge Card-Programms beachten sollten. Er ist für Plattformen in den USA mit US-Kundschaft gedacht, da die behandelten Finanzdienstleistungen und -produkte in Europa und im Asien-Pazifik-Raum anders funktionieren.
Die folgenden Ausführungen dienen der allgemeinen Information und beruhen auf den Erfahrungen und Marktbeobachtungen von Stripe. Dieser Leitfaden stellt keine rechtliche Beratung dar. Bevor Sie Ihren Kunden Charge Cards anbieten, sollten Sie Rücksprache mit Ihren Berater/innen über Ihre individuelle Situation halten.
Was ist eine Charge Card?
Zahlungskarten ähneln vom Konzept her Kreditkarten – sie ermöglichen Kontoinhaber/innen, Geld auszugeben, bevor das Guthaben verfügbar ist, und es einer Plattform später zurückzuzahlen. Mit anderen Worten: Beide Karten räumen Kontoinhaber/innen einen Kreditrahmen ein.
Es gibt jedoch zwei wesentliche Unterschiede zwischen einer Charge Card und einer Kreditkarte. Bei einer Charge Card können Karteninhaber/innen Rückzahlungen nicht in den nächsten Zahlungszyklus verschieben. Außerdem können sie keine Zinsen auf ungetilgte Beträge ansammeln. Charge Cards müssen am Ende einer Zahlungsfrist vollständig abbezahlt werden. Wenn Karteninhaber/innen bei Fälligkeit nicht den gesamten Restbetrag begleichen, können ihnen Verzugs- oder ähnliche Strafgebühren berechnet werden.
Charge Cards unterscheiden sich auch von Prepaid- oder Debitkarten. Diese sind immer mit einem Konto verbunden, auf dem Gelder gehalten werden. Mit einer Prepaid- oder Debitkarte können Kontoinhaber/innen nur so viel ausgeben, wie auf dem mit der Karte verbundenen Konto vorhanden ist. Sie können folglich keine Auslagen anhäufen und diese später zurückzahlen. Für eine erfolgreiche Transaktion muss genügend Geld auf der Karte verfügbar sein.
Die meisten Plattformen nutzen eine BaaS-Infrastruktur, um Charge Cards oder Prepaid-/Debitkarten anzubieten.
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Kreditkarte
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Charge Card
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Prepaid- oder Debitkarte
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Funktionsweise
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Karteninhaber/innen können innerhalb eines bestimmten im Vorfeld festgelegten Kreditrahmens Ausgaben tätigen. | Karteninhaber/innen können innerhalb eines bestimmten im Vorfeld festgelegten Kreditrahmens Ausgaben tätigen. | Karteninhaber/innen können nur gespeicherte, sofort verfügbare Gelder ausgeben. |
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Rückzahlung
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Gelder werden nach einer erfolgten Transaktion zurückgezahlt; Rückzahlungen können in den nächsten Zahlungszyklus verschoben werden und mit Verzugszinsen verbunden sein. | Gelder werden nach einer erfolgten Transaktion zurückgezahlt; Rückzahlungen können nicht in den nächsten Zahlungszyklus verschoben werden. | Nicht zutreffend – es gibt keine Rückzahlung, weil Karteninhaber/innen keine Ausgaben tätigen können, die über die verfügbaren Gelder hinausgehen. |
Funktionsweise eines Charge Card-Programms
Bevor wir im Detail erläutern, was es bedeutet, Charge Cards anzubieten, erklären wir Ihnen, wie Charge Card-Programme von BaaS-Anbietern funktionieren und wer alles daran beteiligt ist.
- Karteninhaber/in: Die Person im Unternehmen, die die Karte für Einkäufe im Namen des Unternehmens verwendet. Ein Unternehmen kann einen oder mehrere Karteninhaber/innen haben. Wenn Sie beispielsweise mit Einzelunternehmern arbeiten, gibt es wahrscheinlich nur eine/n Karteninhaber/in – nämlich den oder die Geschäftsinhaber/in. Wenn Sie mit kleinen Unternehmen mit mehreren Angestellten zusammenarbeiten, gibt es möglicherweise mehrere Karteninhaber/innen, die eine Karte für geschäftliche Einkäufe benötigen.
- Unternehmen: Der Kunde der Plattform und Inhaber des Kartenkontos. Das Unternehmen nutzt die Software der Plattform und die Plattform stellt dem Unternehmen im Rahmen ihres Produkts Karten zur Verfügung. Unternehmen können bis zu einem bestimmten Kreditrahmen, der durch die Risikoevaluation festgelegt wird, Geld ausgeben.1
- Plattform: Das Unternehmen, das seinen Geschäftskunden Karten bereitstellen möchte. Bei der Plattform kann es sich um ein FinTech-Unternehmen, eine Software-Plattform (z. B. ein vertikales SaaS-Unternehmen) oder ein anderes Unternehmen handeln. Die Plattform arbeitet mit dem BaaS-Anbieter zusammen, um ihren Kunden Karten anzubieten.
- BaaS-Anbieter: Eine Nicht-Bank (wie z. B. Stripe), die mit einer oder mehreren Partnerbanken zusammenarbeitet, um Kartenprogramme zu erstellen, die von den Plattformen genutzt werden. Der BaaS-Anbieter autorisiert oder lehnt Transaktionen im Namen der Partnerbank ab, verwaltet das Datensystem für Karteninhaber/innen und kommuniziert die Zahlungsabwicklung mit den Netzwerken. Die Compliance-Teams des BaaS-Anbieters arbeiten mit den Plattformen zusammen, um die Compliance-Anforderungen der Partnerbank umzusetzen und die Plattformen regelmäßig auf ihre Compliance zu überprüfen.
- Partnerbank: Eine Bank mit Bundes- oder Landeszulassung. Ein BaaS-Anbieter kann für seine Programme mit mehreren Partnerbanken zusammenarbeiten. Je nachdem, wie das Charge Card-Programm strukturiert ist, bietet die Partnerbank einen oder beide der folgenden Dienste an:
- Ausstellen von Zahlungskarten (wie Kredit-, Debit- oder Prepaid-Karten) als Mitglied der Kartennetzwerke
- Kreditvergabe für Inhaber/innen eines Unternehmenskontos und Festlegung der Compliance-Anforderungen, die von BaaS-Anbietern umgesetzt und überwacht werden
- Ausstellen von Zahlungskarten (wie Kredit-, Debit- oder Prepaid-Karten) als Mitglied der Kartennetzwerke
Beachten Sie, dass einige Plattformen direkt mit einer Partnerbank zusammenarbeiten und den BaaS-Anbieter umgehen. Weitere Informationen finden Sie unter Best Practices für Kreditprogramme.
Vorteile eines Charge Card-Angebots
Im Allgemeinen bietet es mehrere Vorteile, wenn Sie Ihren Kunden Karten anbieten, egal ob es sich um Prepaid- oder Kreditkarten handelt:
- Einnahmen aus Abwicklungsgebühren: Jedes Mal, wenn ein/e Karteninhaber/in einen Kauf mit einer über Ihr Angebot ausgestellten Karte tätigt, können Sie Einnahmen erzielen, indem Sie einen Teil der Abwicklungsgebühren einbehalten, die bei jeder Transaktion mit der Karte anfallen. Plattformen können einen Teil dieser Einnahmen in Form von Punkten, „Cashback“ oder anderen Prämien an ihre Kunden weitergeben.
- Zugriff auf Transaktionsdaten: Plattformen haben Zugriff auf Ausgabendaten, die ihnen geschützte Informationen, etwa zu Fristen für wiederkehrende Ausgaben und Wachstumstrends, liefern. Spesenmanagement-Plattformen, wie z. B. Ramp, nutzen Kartentransaktionsdaten, um Kunden Einblicke in ihre eigenen Ausgabentrends zu geben und ihnen Möglichkeiten zur Kostensenkung aufzuzeigen.
- Neues Produktangebot: Wenn Karten nicht Teil Ihres Kernprodukts sind, können Sie damit Ihre Produktpalette erweitern. Ein Beispiel: Eine Softwareplattform zur Terminvereinbarung und Zahlungsabwicklung für Kosmetik- und Friseursalons könnte Charge Cards anbieten, um Unternehmen die Möglichkeit zu geben, ihre Ausgaben zu verwalten. Hier finden Sie weitere Informationen.
Charge Cards im Besonderen bieten zudem folgende Vorteile:
- Erweiterter Zugang zu Betriebskapital: Eine Charge Card oder Kreditkarte zu erhalten, kann mühsam sein und Kapital, Mitunterzeichner/innen oder solide Finanzberichte erfordern. Tatsächlich müssen viele Inhaber/innen von Start-ups oder kleinen Unternehmen persönlich für die ersten Ausgaben des Unternehmens bürgen. In einer Stripe-Umfrage unter Start-up-Inhaber/innen gaben 22 % an, dass sie „lieber eine Firmenkreditkarte“ als eine persönliche Karte verwenden würden.2 Plattformen können diese Lücke schließen, indem sie Unternehmen direkt Betriebskapital zur Verfügung stellen.
- Maßgeschneiderte Kreditangebote: Durch die Zahlungsabwicklung kennen Plattformen die gesamte Finanzgeschichte eines Unternehmens. Auch mit den Geschäftstrends und dem typischen Kapitalbedarf ihrer Branche sind sie vertraut – ganz gleich, ob es sich um Start-ups oder lokale Kosmetiksalons handelt. Wenn Plattformen dieses Wissen mit der Infrastruktur eines BaaS-Anbieters und dessen Partnerbank kombinieren, können sie ihren Nutzern ein maßgeschneidertes Finanzangebot vorlegen.
Erstellen Ihres Charge Card-Angebots
Bevor Sie Charge Cards anbieten, müssen Sie zwei wichtige Entscheidungen treffen, die sich auf Ihr Markteinführungstempo und die Nutzererfahrung auswirken: Wie soll die Kreditvergabe erfolgen und wie wollen Sie Rückzahlungen einziehen?
Best Practices für Kreditprogramme
Es kann schwierig sein, die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen zu erfüllen. Das gilt insbesondere für Charge Cards, die eine Kreditkomponente enthalten.
Es ist wichtig, dass Sie jedes Charge Card-Angebot, bei dem ein Kredit gewährt wird, in Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzen und Vorschriften gestalten. Compliance ist beim Aufbau einer FinTech-Plattform von entscheidender Bedeutung: Wenn Ihnen Fehler unterlaufen, müssen Sie im besten Fall mit hohen Geldstrafen rechnen. Im schlimmsten Fall könnte Ihr Unternehmen geschlossen werden.
In der Regel richten Plattformen die Kreditvergabe auf eine der folgenden Arten ein. Ihren individuellen Use Case sollten Sie aber mit Ihrem Anwalt oder Ihrer Anwältin besprechen.
- Erwerb von Kreditlizenzen: Finanzdienstleistungslizenzen, wie z. B. Kreditlizenzen, sind Genehmigungen zur Ausübung bestimmter eingeschränkter Tätigkeiten, die normalerweise Instituten mit einer Banklizenz vorbehalten sind. Eine Plattform könnte Kredite direkt anbieten, indem sie in Staaten, in denen dies erforderlich ist, eine Kreditlizenz erwirbt.3 Der Erwerb dieser Lizenzen ist in der Regel zeit- und kostenintensiv. Die Plattform unterliegt den bundesstaatlichen Vorschriften für die Kreditvergabe sowie der Kontrolle durch die staatlichen Aufsichtsbehörden.
- Direkte Zusammenarbeit mit einer Bank: Bei dieser Option arbeitet die Plattform direkt mit einer Bank zusammen, um Kredite zu finanzieren. So kann die Bank als Kreditgeber fungieren und die APIs der Bank können direkt integriert werden. Die Plattform vertreibt die Karten dann über die Bank oder einen separaten Partner, wie z. B. einen BaaS-Anbieter. (Banken verfügen genau genommen nicht über Kreditlizenzen, da diese für Nicht-Banken vorgesehen sind. Stattdessen sind sie aufgrund ihrer Banklizenz befugt, Kredite zu vergeben.)
- Zusammenarbeit mit einem BaaS-Anbieter: Die Plattform arbeitet mit einem BaaS-Anbieter zusammen, der benutzerfreundliche APIs für die Integration bereitstellt und die rechtliche und Compliance-Überwachung im Namen seiner Partnerbank(en) übernimmt. Die Partnerbank ist der Kreditgeber und die Plattform kann zum „Gläubiger“ werden, indem sie sogenannte „Forderungen“ erwirbt. Stellen Sie sich diese Forderungen wie Schulden vor. Die Plattform kauft über den BaaS-Anbieter Schulden von der Bank, sodass diese in ihre Bilanz eingehen. Die Plattform „hält“ diese Schulden für ihre Kunden (die Inhaber von Unternehmenskonten), bis die Rückzahlung fällig ist. Die Kontoinhaber zahlen dann an die Plattform und gleichen damit die Schulden aus.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Plattform bei allen Optionen eine gewisse Aufsicht durch die Partnerbank hat, wobei der Umfang der Aufsicht je nach Modell variieren kann.
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Beantragung von Lizenzen zur Kreditvergabe
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Direkte Zusammenarbeit mit einer Bank
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Zusammenarbeit mit einem BaaS-Anbieter
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Verantwortlichkeiten von Plattformen
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Für die Kreditvergabe müssen Plattformen in allen US-Bundesstaaten die entsprechenden Lizenzen einholen. Wenn sie einen Kredit gewähren, übertragen sie die betreffenden Gelder auf eine Prepaid- oder Debitkarte. Zum Ausstellen der Karten müssen sie außerdem mit einer Bank oder einem BaaS-Anbieter zusammenarbeiten.
Auch wenn Plattformen auf diese Weise Kredite gewähren können, handelt es sich im Prinzip nicht um eine Kreditkarte („Charge Card“), weil kein Kreditrahmen damit verbunden ist.
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Plattformen arbeiten mit einer Bank zusammen, um rechtliche Vereinbarungen und Vertragspunkte wie Schadloshaltung und kommerzielle Aspekte sowie Dateneigentum und Datenschutz auszuhandeln. Es besteht außerdem eine direkte Integration in die APIs der Bank.
Darüber hinaus müssen Plattformen mindestens zwei Einzelpersonen (eine/n Compliance-Manager/in und eine/n Programm-Manager/in) einstellen, um die Beziehung zur Bank zu managen und die Anforderungen der Bank zu erfüllen. Zu diesen Anforderungen gehören die Implementierung von Compliance-Richtlinien und -Verfahren, die Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und die Einrichtung von fortlaufenden Kontrollen, Risikobewertungen, Tests und Berichten für die von der Plattform angebotenen Finanzdienstleistungen.
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Die Verantwortlichkeiten variieren je nach BaaS-Anbieter.
Beim Stripe Charge Card-Programm ist beispielsweise die Plattform dafür verantwortlich, die Kriterien für die Risikoevaluation und den Kreditrahmen für die einzelnen Unternehmen zu implementieren. Es muss jedoch keine Partnerbank gefunden werden, weil Stripe die betreffende Infrastruktur bereits entwickelt hat. Die Plattform muss zudem gemeinsam mit Stripe für die Erfüllung der Compliance-Anforderungen der Partnerbank sorgen – durch fortlaufende Tests, Schulungen und Berichte.
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Vorteile
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Plattformen haben die vollständige Kontrolle über ihr Gesamtangebot, da nicht die Bank den Kredit vergibt.
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Aufgrund der direkten Zusammenarbeit mit der Bank müssen Plattformen keine eigenen Kreditvergabelizenzen beantragen. Zudem haben sie in der Regel mehr Kontrolle über ihr Gesamtangebot und können die Risikoevaluation gemeinsam mit der Bank konzipieren.
Einige große Plattformen erzielen durch die direkte Zusammenarbeit mit einer Bank auch eine höhere Umsatzbeteiligung am Interbankenentgelt.
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Aufgrund der direkten Zusammenarbeit mit der Partnerbank des BaaS-Anbieters müssen Plattformen weder eigene Kreditvergabelizenzen beantragen noch eine eigene Partnerbank finden. Über einen BaaS-Anbieter können sie schnell eine Firmenkreditkarte mit Kreditoptionen entwickeln und anbieten.
Der BaaS-Anbieter stellt der Plattform außerdem Richtlinien, Testressourcen und Compliance-Unterstützung zur Verfügung sowie nutzerfreundliche APIs und Produktlösungen zur Handhabung von Krediten und Umbuchungen, Compliance, Know your customer (KYC) und fortlaufenden Rückzahlungen durch Unternehmen.
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Überlegungen
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Das Beantragen von Lizenzen zur Kreditvergabe ist aufwendig und die Kreditanforderungen variieren je nach US-Bundesstaat. Es dauert in der Regel mehrere Jahre, Lizenzen für alle US-Bundesstaaten zu erhalten, in denen eine solche Lizenz erforderlich ist.
Anschließend unterliegen Plattformen der fortlaufenden Kontrolle von Aufsichtsbehörden, wobei die Anforderungen von US-Bundesstaat zu US-Bundesstaat variieren. Zusätzlich unterstehen die Plattformen der Compliance-Kontrolle der Partnerbank oder des BaaS-Anbieters, die/der die Karten ausstellt.
Prepaid- oder Debitkarten können für die Plattform mit einem geringeren Umsatz aus Interbankenentgelten verbunden sein.
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Die direkte Zusammenarbeit mit einer Bank erfordert einen hohen Integrations- und Verwaltungsaufwand. Die Einrichtung kann je nach Größe der Plattform bis zu 12 Monate lang dauern.
Plattformen müssen zudem den zusätzlichen Mitarbeiterbedarf berücksichtigen, der zum Managen der Beziehung zur Bank und der fortlaufenden Compliance-Anforderungen nötig ist.
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Die Kreditvergaberichtlinien und die Risikoevaluation für die von einer Plattform angebotenen Charge Card unterliegen der Genehmigung und Kontrolle durch den BaaS-Anbieter und die Partnerbank. Die Plattform kontrolliert die Umsetzung und Anwendung der Kreditvergaberichtlinien, während die Partnerbank die Verantwortung und Kontrolle für die Kreditvergaberichtlinie trägt (oftmals über den BaaS-Anbieter).
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Ideal für
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Plattformen, die bereits erfolgreich Lizenzen zur Kreditvergabe beantragt haben. | Plattformen, deren Kernprodukt die Kreditvergabe ist und die Investitionen in ein umfangreiches Compliance-Team und eine BaaS-Infrastruktur planen. | Plattformen, die eine schnelle Markteinführung wünschen und ihre Angebote mit minimalem Aufwand vorantreiben möchten, oder Plattformen, die im Rahmen ihres Gesamtproduktpakets Unternehmen Zugang zu Krediten bieten möchten. |
Was ist mit Händlervorschüssen? Im Allgemeinen handelt es sich bei Händlervorschüssen (Merchant Cash Advances, MCAs) nicht um Kredite. Stattdessen sind sie eine Alternative zu herkömmlichen Krediten, bei der eine Plattform (oder ein „Factoring-Unternehmen“) einem Unternehmen Zugriff auf seine zukünftigen Umsätze gewährt, indem sie Forderungen aus seinen potenziellen zukünftigen Umsätzen im Tausch gegen einen Rabatt ankauft. Das Ergebnis ist, dass das Unternehmen jetzt Zugang zu Barmitteln (mit Rabatt) hat und diese an die Plattform zurückzahlen muss, wenn es im Laufe der Zeit Umsätze erzielt. MCAs sind für die Plattform in der Regel mit einem größeren finanziellen Risiko verbunden als Kredite. Die Rückzahlung an die Plattform erfolgt über einen direkt vom Umsatz des Unternehmens abgezogenen Prozentsatz. Wenn das Unternehmen jedoch keine Umsätze erzielt, verliert die Plattform den gesamten Gewinn. Aus diesem Grund unterliegen MCAs auch anderen Vorschriften als die traditionelle Kreditvergabe, die sich von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheiden. MCAs können sich auch hinsichtlich der Compliance als riskant erweisen, da die Aufsichtsbehörden erkannt haben, dass einige Unternehmen MCAs nutzen, um Kreditgesetze zu umgehen. Wenden Sie sich an Ihren Anwalt oder Ihre Anwältin, um mehr zu erfahren.
Einrichtung von Rückzahlungen
Nachdem über eine Charge Card Geld „geliehen“ wurde, müssen Unternehmen es in regelmäßigen Abständen zurückzahlen – in der Regel alle 15 oder 30 Tage. Bei Charge Cards beinhalten die Rückzahlungen in der Regel sowohl die gewährte Kreditsumme als auch die Transaktionsgebühren. Die Gesamtsumme beider Beträge ist am Ende eines jeden Zahlungszyklus fällig. In den Rückzahlungsmodalitäten sollte auch festgelegt werden, was geschieht, wenn der Kreditnehmer nicht in der Lage ist, rechtzeitig zu zahlen, und welche Härtefallregelungen es gibt.
Rückzahlungen von Karteninhaber/innen können für Charge Cards auf verschiedene Weise eingerichtet werden. Dabei müssen Sie entscheiden, wie oft und mit welcher Methode Rückzahlungen eingezogen werden sollen.
Wie oft Sie Rückzahlungen einziehen möchten, hängt von Ihrem Betriebskapital, den durchschnittlichen Ausgaben Ihrer Nutzer und deren Betriebskapital ab. Diese Parameter sollten über die APIs Ihres BaaS-Anbieters verfügbar sein. Bei den APIs von Stripe können Sie beispielsweise festlegen, dass die Rückzahlung wöchentlich, monatlich, an einem bestimmten Tag im Monat (z. B. jeweils am 15.) oder sogar alle 60 Tage erfolgen soll.
Achten Sie bei der Wahl der Rückzahlungsmethode darauf, dass sie für die Karteninhaber/innen möglichst unkompliziert ist. Ihr BaaS-Anbieter sollte Ihnen Anleitungen und Mechanismen für eine einfache Rückzahlung bereitstellen können, die mit Best Practices und geltenden Gesetzen in Einklang stehen. Stripe verfügt beispielsweise über eine Reihe von Zahlungsprodukten, wie Invoicing und Checkout, die das Einziehen von Rückzahlungen erleichtern und gleichzeitig den Integrationsaufwand für Plattformen minimieren.
So kann Stripe Sie unterstützen
Ein Charge Card-Angebot auf eigene Faust zu erarbeiten, ist kompliziert, zeitaufwendig und ressourcenintensiv. Sie müssen ggf. einen Bankpartner finden, mehrere Finanzdienstleistungslizenzen erwerben, Rechtsfachleute einstellen, Karten ausstellen und erhebliche technische Ressourcen einsetzen. Darüber hinaus können die Kosten für die Risikoevaluation und die wirtschaftlichen Risiken durch Unternehmen, die ihre Schulden nicht rechtzeitig zurückzahlen können, hoch sein.
Glücklicherweise kann Stripe Sie unterstützten. Stripe Issuing übernimmt nicht nur viele Aspekte der Kartenausstellung (Bankpartnerschaften, Geldflüsse, Umgang mit Vorschriften und Compliance, Netzwerkverbindung, Kartendruck und -vertrieb sowie Integrations-APIs), sondern verfügt auch über Funktionen speziell für Plattformen, die Charge Cards anbieten möchten:
- Ein auf Compliance ausgerichtetes Charge Card-Programm
- Kapitaleffiziente Finanzierungsmöglichkeiten
- Integrierte Rückzahlungsoptionen
Das Charge Card-Programm von Stripe Issuing
Unser Charge Card-Programm besteht aus zwei wesentlichen Komponenten: unserem Receivables Purchase Program zum Kauf von Forderungen und unseren APIs.
Receivables Purchase Program
Unser Receivables Purchase Program (RPP) ist unsere Rechts-, Compliance- und Kreditvergabelösung, mit der Plattformen Unternehmen über unsere Bankpartner Kredite anbieten können. Unsere Partnerbanken sind die eingetragenen Kreditgeber und die Plattformen können über Stripe Forderungen von der Bank erwerben. So ermöglicht das RPP Plattformen, Unternehmen Zugang zu Krediten zu gewähren, ohne dass sie selbst Kreditlizenzen erwerben oder sich mit bundesstaatlichen Lizenzanforderungen auseinandersetzen müssen.
Plattformen können sich bei der Einrichtung und Verwaltung ihres Charge Card-Angebots auch auf die Compliance-Ressourcen von Stripe verlassen, wie z. B. unsere Compliance-Richtlinien. Unser Team arbeitet Hand in Hand mit den Plattformen, um ein Charge Card-Angebot zu entwickeln, das sowohl den Anforderungen der Behörden als auch denen der Partnerbanken entspricht. Das Compliance-Team von Stripe führt mit jeder Plattform ein Vorgespräch, gefolgt von diversen Checklisten und Gesprächen, um zu bestätigen, dass das Angebot der Plattform alle nötigen Prozesse, Angaben, Berichte und Kontrollen für die abschließende Prüfung und Genehmigung durch die Bank beinhaltet. Darüber hinaus nehmen wir im Auftrag der Partnerbank eine regelmäßige Prüfung und Berichterstattung vor, um das Risiko der Plattform laufend zu überwachen und die entsprechenden Erwartungen unserer Partnerbanken zu erfüllen.
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Keine zusätzliche Kreditlizenz oder Bankpartnerschaft erforderlich
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Angebot eines Kreditprogramms in allen 50 US-Bundesstaaten
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Zugang zu soliden Compliance-Ressourcen
Unsere APIs
Unsere Kredit-APIs können Kreditlimits und Abrechnungskonditionen für alle Nutzer festlegen und sie unterstützen flexible Rückzahlungsoptionen wie wöchentlich, monatlich usw. Plattformen können mit einem einzigen API-Aufruf den Betrag abrufen, den ein Unternehmen zu einem beliebigen Zeitpunkt schuldet, anstatt manuell zu berechnen, wie viel Kredit gewährt wurde. Dabei werden auch Rückerstattungen und Anfechtungen berücksichtigt. Außerdem wird die Verwaltung der Kreditverpflichtungen der jeweiligen Konten erleichtert. Diese werden automatisch aktualisiert, wenn Nutzer Geld ausgeben, eine Rückerstattung erhalten oder wenn eine Anfechtung zu ihren Gunsten entschieden wird. Plattformen können die API nutzen, um ein Hauptbuch zu erstellen und zu verwalten, in dem erfasst wird, wie viel Kredit Unternehmen gewährt wird, wie viel sie ausgeben und wie viel sie zurückzahlen.
Kapitaleffiziente Finanzierungsmöglichkeiten
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie eine Plattform ihr Charge Card-Angebot mit Stripe finanzieren kann: Vorfinanzierung und Nachfinanzierung.
Bei der Vorfinanzierung sind immer Gelder auf dem Konto der Plattform verfügbar, um zukünftige Transaktionen der Karteninhaber/innen abzudecken. Bei der Nachfinanzierung hingegen wird das Konto der Plattform erst nach der Erfassung einer Transaktion von Karteninhaber/innen mit Geldern ausgestattet.
Im Allgemeinen ist ein Nachfinanzierungsmodell kapitaleffizienter als ein Vorfinanzierungsmodell, da die Plattform keine Gelder auf einem Konto bei Stripe halten muss. Somit verfügt sie über mehr Betriebskapital. Die meisten Plattformen verzeichnen durch die Nachfinanzierung von Karten eine Steigerung des Betriebskapitals um mehr als 20 %.
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Vorfinanzierung
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Nachfinanzierung
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Vorteile
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Diese Finanzierungsmethode lässt sich in der Regel am einfachsten und schnellsten einrichten und Stripe verlangt keine Mindestreserve für die Vorfinanzierung. Es handelt sich um die beliebteste Finanzierungsmethode bei Stripe und die Option, die wir den meisten Programmen als Ausgangspunkt empfehlen. |
Plattformen müssen keine Gelder auf ein Konto vorschießen, d. h. es sind keine Ausgabenprognosen erforderlich und Transaktionen werden nicht aufgrund unzureichender Deckung abgelehnt.
Diese Methode ist außerdem kapitaleffizienter für die Plattform, da die Gelder für Nachfinanzierungsreserven häufig deutlich unter dem Puffer liegen, der bei der Vorfinanzierung benötigt wird.
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Überlegungen
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Bei der Vorfinanzierung sind eventuell umfangreiche Prognosen erforderlich, um sicherzustellen, dass das Plattformkonto ausreichende Gelder zur Deckung der Ausgaben von Karteninhaberinnen und Karteninhabern enthält. Faktoren wie unvorhergesehenes schnelles Wachstum oder variable Ausgabegewohnheiten müssen also einkalkuliert werden. Die Best Practice besteht darin sicherzustellen, dass die verfügbaren Gelder ausreichen, um abgelehnte Transaktionen zu vermeiden. | Die Einrichtung der Nachfinanzierung dauert länger und geht mit zusätzlichen Programmkosten einher. Ähnlich wie bei anderen Forward-Flow-Vereinbarungen müssen Plattformen auch hier normalerweise Barreserven halten. |
Integrierte Rückzahlungsoptionen
Plattformen können unsere Zahlungsprodukte nutzen, um ihren gesamten Integrationsaufwand zu minimieren und gleichzeitig den Einzug von Rückzahlungen zu vereinfachen.
Derzeit bietet Stripe zwei vorkonfigurierte No-Code-Zahlungsprodukte an – Checkout und Invoicing:
- Stripe Checkout ist eine vorkonfigurierte, gehostete Bezahlseite, die einmalige oder wiederkehrende Zahlungen über verschiedenste Zahlungsmethoden, einschließlich Bankkonten, unterstützt. Checkout ist auf Konversion ausgelegt und erleichtert Unternehmen die Wiederverwendung von Zahlungsinformationen. Um eine Zahlung zu tätigen, nutzen sie die Bezahlseite der Plattform.
- Stripe Invoicing ermöglicht das minutenschnelle Versenden von Rechnungen an Unternehmen ganz ohne Code. Außerdem bietet es fortschrittliche Funktionen zur Automatisierung der Debitorenbuchhaltung, zum Einzug von Zahlungen und zum Abgleich von Transaktionen. Invoicing ist ebenfalls auf Konversion ausgelegt: 87 % der Rechnungen werden innerhalb von 24 Stunden bezahlt.
Ebenso können sich Plattformen dafür entscheiden, Rückzahlungen ganz ohne Stripe-Produkte einzuziehen.
Zugang zur gesamten Stripe-Plattform
Neben Stripe Issuing und unserem Charge Card-Programm verfügt Stripe über ein ganzes Ökosystem an Finanzinfrastrukturprodukten, die sich auf unterschiedliche Weise kombinieren lassen:
- Stripe Treasury bietet eine flexible BaaS-API, mit der Sie Finanzprodukte mit vollem Funktionsumfang für Ihre Kunden erstellen können – egal ob es sich um ein Konto zum Verwahren und Ausgeben oder um ein Angebot zur Ausgabenverwaltung handelt. Mit Treasury verfügen Sie über die Grundbausteine, um Finanzkonten zu erstellen, Gelder zu verwahren, Geld zwischen Parteien zu bewegen und Karten auszugeben.
- Stripe Capital bietet Ihrer Plattform eine End-to-End-Kredit-API auf Stripe Connect, mit der Sie Ihren Kunden schnelle, flexible Finanzierungen bereitstellen können, um sie bei ihrem Unternehmenswachstum zu unterstützen. Mit Capital müssen Ihre Kunden keine langwierigen Antragsprozesse durchlaufen und Rückzahlungen erfolgen automatisch.
- Stripe Connect ermöglicht es Ihnen, Mehrparteienzahlungen einzubinden und eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen anzubieten, wie z. B. den Einzug von Zahlungen von Ihren Kunden und die Auszahlung an Dritte. Plattformen erzielen Einnahmen durch den Einzug von Transaktionsgebühren für die angebotenen Dienstleistungen.
- Stripe Financial Connections ermöglicht Ihren Nutzern die sichere Verbindung ihrer bestehenden Finanzkonten und die Freigabe von Finanzdaten für Ihre Plattform.
- Stripe Identity ermöglicht Ihnen die programmgesteuerte Bestätigung der Identität internationaler Nutzer/innen zur Einhaltung der KYC-Vorschriften.
Setzen Sie sich mit unserem Team in Verbindung, um mehr darüber zu erfahren, wie Ihre Plattform Stripe zur Einrichtung eines Charge Card-Angebots für Ihre Kunden nutzen kann.
Hinweise
- Die Kreditrichtlinien und Risikoevaluation für das Charge Card-Angebot einer Plattform unterliegen der Genehmigung und Aufsicht des BaaS-Anbieters und der Partnerbank. Die Plattform arbeitet mit ihrem BaaS-Anbieter und ihrer Partnerbank zusammen, um Kreditrichtlinien aufzustellen, die ihrer eigenen Risikobereitschaft entspricht.
- Umfrage von Stripe Card unter mehr als 770 kleinen bis mittleren Unternehmen in den USA über Erfahrungen mit Geschäftsbanken.
- In vielen US-Bundesstaaten kann die Kreditvergabe unter bestimmten Bedingungen (z. B. keine oder geringe Finanzierungsgebühren oder Kreditvergabe nur an gewerbliche Unternehmen) ohne Lizenz erfolgen. Dies gilt jedoch wahrscheinlich nicht für einige große Bundesstaaten wie Kalifornien und Nevada, da sie strengere Anforderungen an die Kreditvergabe stellen. Wenden Sie sich an Ihren Anwalt oder Ihre Anwältin, um mehr zu erfahren.